Afghanistan
In Australien laufen derzeit Untersuchungen bzw. Verfahren über mögliche Kriegsverbrechen australischer Soldaten während des Afghanistan-Einsatzes, eingeleitet wurde das ganze Thema durch eine interne Untersuchung der australischen Streitkräfte...
Zitat:SCHWERE VORWÜRFE

Schoss ein australischer Elitesoldat einem Afghanen in den Rücken?

Australische Soldaten sollen im Blutrausch in Afghanistan Kriegsverbrechen begangen haben. Nun schildert ein Zeuge erstmals vor Gericht einen solchen Fall. Dabei ist der Beschuldigte selbst Kläger.

Der ehemalige Elitesoldat Ben Roberts-Smith trägt mit dem Victoria Cross die höchste Auszeichnung, die Australien zu vergeben hat. [...] In dem Verfahren berichtete ein Mitglied einer australischen Eliteeinheit, der im Gericht nur als „Person 41“ identifiziert wurde, von dem Vorfall in einem Gebäudekomplex in der Provinz Urusgan in Afghanistan am Ostersonntag des Jahres 2009. Nur wenige Minuten zuvor soll Roberts-Smith außerdem einem anderen Soldaten den Befehl erteilt haben, einen älteren Afghanen zu erschießen. Die Elitesoldaten hatten den Ort während einer Operation unter dem Namen „Whiskey 108“ gestürmt. [...]

Der ehemalige Soldat beteuert seine Unschuld. Die Vorwürfe gegen ihn waren im Zusammenhang mit einer groß angelegten Untersuchung des Militärs aufgekommen, die zahlreiche Kriegsverbrechen australischer Eliteeinheiten in Afghanistan zutage gebracht hatte. In dem Bericht, den das Militär im November 2020 vorstellte, war von „rechtswidrigen“ Tötungen von 39 Afghanen durch australische Soldaten in den Jahren 2005 bis 2016 die Rede. Roberts-Smiths’ Eliteeinheit Special Air Service Regiment (SASR) soll für die meisten Taten verantwortlich sein. [...]

Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte sprach damals von einem „systemischen Versagen“. Die Rede war von einer „Kriegerkultur“, in der einige Soldaten in einen Blutrausch verfallen seien. In den Jahren 2001 bis Ende 2014 waren zusammengenommen 26.000 australische Soldaten im Afghanistan-Einsatz.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausl...73553.html

Schneemann
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Hatten wir ja schon. Gibt auch Filme davon, wie sie mehr oder weniger wahllos irgendwelche Zivilisten töten. Auch wenn es natürlich nicht sein soll, ist das halt die Realität im Krieg. Wer glaubt das jemals ein Krieg ohne solche Vorkommnisse möglich sei, der hat den Kontakt zur Realität verloren.

Es gibt auch einige Hinweise darauf das US Soldaten ebenso Kriegsgefangene ermordeten etc, aber die kehren das halt besser unter den Teppich.
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Zitat:Auch wenn es natürlich nicht sein soll, ist das halt die Realität im Krieg. Wer glaubt das jemals ein Krieg ohne solche Vorkommnisse möglich sei, der hat den Kontakt zur Realität verloren.
Das wollte ich auch nicht suggerieren. Vielmehr sollte es eine reine Information sein. Darüber, dass es in Kriegen, zumal in sogenannten asymmetrischen und im Kontext einer Guerillatätigkeit, solche Verbrechen gab und geben wird, besteht Einigkeit. Das ist leider eine der grausamen Begleiterscheinungen eines jeden Konfliktes.
Zitat:Es gibt auch einige Hinweise darauf das US Soldaten ebenso Kriegsgefangene ermordeten etc, aber die kehren das halt besser unter den Teppich.
Nicht mal unbedingt. Auch in den US-Streitkräften gab es Untersuchungen und Verurteilungen, zu Irak wie zu Afghanistan. Was aber ziemlich skandalös war, ist, dass Präsident Trump dann z. B. Täter begnadigte - entgegen den Empfehlungen aus dem Pentagon...

Schneemann
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Am heutigen Tag haben die Taliban den Mohnanbau in ganz Afghanistan verboten. Die Felder sollen alle erneut völlig zerstört werden, wer Mohn anbau wird auf der Stelle geköpft.

Ich bin mal sehr gespannt ob sie ihren Erfolg kurz vor der westlichen Invasion wiederholen können. Damals haben die Taliban die erfolgreichste Anti-Drogen-Kampagne der Menschheitsgeschichte durchgeführt, in der kürzest denkbaren Zeit:

https://www.aljazeera.com/news/2022/4/3/...tive-opium

Zitat:Taliban chief orders ‘strict’ ban on opium poppy cultivation

The Taliban has issued a decree banning the cultivation of opium poppy, as the group tries to assuage international concerns regarding drug control in the impoverished South Asian country.

“As per the decree of the supreme leader of the Islamic Emirate of Afghanistan, all Afghans are informed that from now on, cultivation of poppy has been strictly prohibited across the country,” the group’s supreme leader Haibatullah Akhunzada said on Sunday.

“If anyone violates the decree, the crop will be destroyed immediately and the violator will be treated according to the Sharia law,” he added at a news conference in the capital, Kabul. The order said the production, use or transport of other narcotics was also banned.

Das wird ebenfalls noch weltweite erhebliche Fernwirkungen haben, von einer Destabilisierung von Teilen Indochinas über Verschiebungen bei den Drogenkartellen in Mittel- und Südamerika bis hin zum weiteren Aufschwung synthetischer Drogen in Europa und dem weiteren Absturz Hollands zu einem echten Narko-Staat usw usw usf
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Könnte aber auch der Anfang vom Ende der Taliban werden. Da dürften viele lokale Milizen die sich bisher noch nicht genötigt sahen sich der NRF anzuschließen dies nun aus rein finanziellen Gründen tun.
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Das wird auf jeden Fall eine Menge Gewalt auslösen, Aufstände, Guerillakrieg usw, aber beim ersten Mal haben die Taliban dies auch niederkämpfen können und das unter de facto den gleichen Grundvoraussetzungen.

Das Drogenverbot war damals wesentlich für den rasanten Sieg der westlichen Streitkräfte als diese kurz darauf in Afghanistan einmarschierten, dass wird von vielen hier im Westen nicht verstanden. Die Gefahr eines solchen Einmarsches besteht jetzt aber nicht mehr und die Taliban werden zur höheren Wahrscheinlichkeit wie schon beim ersten Male siegen.

Und Drogenhandel wird es durch sie selbst auch weiterhin geben. Zunächst mal zielt diese Maßnahme in Wahrheit auf die Konkurrenz ab und soll gerade eben den potentiellen Feinden im Land die Finanzierung, die Geldmittel und die Macht nehmen.

Das richtet sich also nicht gegen die Drogen, sondern gegen die lokalen War- und Drogenlords, die aufgrund der Einnahmen aus dem Drogengeschäft für die Taliban gefährlich werden könnten. Es soll diesen wie beim ersten Mal auch die Geldmittel nehmen.
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Über das Ausmaß der us-amerikanischen Aufrüstung der Taliban (inklusive Ausbildung) und warum dies einer der entscheidenden Faktoren ist warum die Taliban das Land jetzt so dermaßen im Griff haben.

Die Taliban herrschen deshalb und können alle Aufständischen und Partisanen schlagen, weil sie de facto von den USA indirekt über die ANA auf einen früher nie dagewesenen Stand aufgerüstet und ausgebildet wurden:

https://www.youtube.com/watch?v=W-y5JZb_E4A

Und über den Waffenschmuggel ehemaliger US Waffen aus Afghanistan in alle anderen Länder in die Hände von islamistischen Terroristen.

Mit der Ukraine wird das dann noch mal eine komplett andere Hausnummer.
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(19.08.2022, 18:14)Quintus Fabius schrieb: Über das Ausmaß der us-amerikanischen Aufrüstung der Taliban (inklusive Ausbildung) und warum dies einer der entscheidenden Faktoren ist warum die Taliban das Land jetzt so dermaßen im Griff haben.

Die Taliban herrschen deshalb und können alle Aufständischen und Partisanen schlagen, weil sie de facto von den USA indirekt über die ANA auf einen früher nie dagewesenen Stand aufgerüstet und ausgebildet wurden:

https://www.youtube.com/watch?v=W-y5JZb_E4A

Und über den Waffenschmuggel ehemaliger US Waffen aus Afghanistan in alle anderen Länder in die Hände von islamistischen Terroristen.

Mit der Ukraine wird das dann noch mal eine komplett andere Hausnummer.

Hätten die USA damals nicht eingegriffen hätten die Taliban auch damals schon ganz Afghanistan besetzt. Und auch heute würde die NRF den Taliban wieder widerstehen können wenn man sie aus dem Ausland nur ausreichend unterstützen würde. Dies könnte allerdings aktuell nur über Tadschikistan und Usbekistan passieren mit Hilfe Rußlands. Aber Rußland hat kein Interesse daran gegen die Taliban vorzugehen sondern fährt diplomatisch eher einen Kuschelkurs. In Richtung China sind die Taliban auch völlig abgesichert da sie den Chinesen gute Geschäfte im Land ermöglichen und sie sind an einem weiteren Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen interessiert. Bliebe noch Indien, welches zwar als klarer Gegner der Taliban gilt aber auf Grund der geographischen Lage keine Möglichkeiten hat die NRF effektiv zu unterstützen. Würde also nur die USA übrig bleiben, die sich natürlich auf den Vertrag von Doha berufen könnten, der sicher von den Taliban schon x Mal nachweislich gebrochen wurde, was die US Regierung aber bisher toleriert hat, vermutlich auch weil man aktuell kaum passende Optionen hat. Das aus dieser Richtung zeitnah etwas kommt würde ich eigentlich fast komplett ausschließen außer Trump gewinnt die nächste Präsidentschaftswahl. Der wäre vielleicht verrückt genug dort nochmal offensiv tätig zu werden. Allerdings dürfte dies auf Grund der geostrategischen Gesamtlage sehr schwierig werden.
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Du vergisst den Iran, der ein Todfeind der Taliban ist und enge Beziehungen zu den Hazara unterhält - zumal es im Iran Unmengen afghanischer Flüchtlinge gibt. Tatsächlich könnte der Westen über die gemeinsame Feindschaft zu den Taliban hier eine Tür aufkriegen, die man auch noch für andere Problemstellungen mit dem Iran nutzen könnte, was insgesamt die Lage im Nahen Osten deutlich verbessern würde, bevor diese auch noch zu einem offenen Krieg der Ölaraber gegen den Iran eskaliert.
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(19.08.2022, 21:58)Quintus Fabius schrieb: Du vergisst den Iran, der ein Todfeind der Taliban ist und enge Beziehungen zu den Hazara unterhält - zumal es im Iran Unmengen afghanischer Flüchtlinge gibt. Tatsächlich könnte der Westen über die gemeinsame Feindschaft zu den Taliban hier eine Tür aufkriegen, die man auch noch für andere Problemstellungen mit dem Iran nutzen könnte, was insgesamt die Lage im Nahen Osten deutlich verbessern würde, bevor diese auch noch zu einem offenen Krieg der Ölaraber gegen den Iran eskaliert.

Dieses Gedankenspiel dürfte in der US-Entscheidung zum Verlassen Afghanistans eine Rolle gespielt haben, aber andersherum. Man hoffte vermutlich dass der Iran so beschäftigt wird. Diese Hoffnung hat sich bisher aber nicht erfüllt. Die Taliban betreiben inzwischen weitreichenden Handel mit dem Iran. Die Hazara werden relativ in Ruhe gelassen, deshalb haben sich auch kaum Milizenführer der Hazara der NRF angeschlossen. Kurz gesagt, ich gehe davon aus dass die USA den Iran als größere Gefahr einschätzt und deshalb würde es nicht zu einer Zusammenarbeit gegen die Taliban kommen.
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Zu dem von dir postulierten Handel zwischen Taliban und Iran würden mich Quellen aufrichtig sehr interessieren. Das höre ich zum ersten Mal überhaupt.

Aktuell wird meiner Kenntnis nach selbst der ausufernde Drogenhandel nur indirekt abgewickelt, beispielsweise über die Belutschen etc

Beide Mächte sind auch ideologisch-religiösen Gründen absolut inkompatibel. Erst vor gar nicht so langer Zeit erklärten die Talibanführer noch, dass die Schiiten schlimmer seien als die "Kreuzfahrer" und Juden zusammen.

Und es gibt jede Menge Gewalt in Afghanistan gegen die Hazara, wenn auch nicht so viel wie von mir noch vor einigen Monaten erwartet. Der Grund warum es in den Hazara Gebieten ruhiger als erwartet ist liegt meiner Meinung nach darin begründet, dass die Taliban diese Gebiete jetzt durch die US Waffen wesentlich besser im Griff haben.
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(20.08.2022, 20:52)Quintus Fabius schrieb: Zu dem von dir postulierten Handel zwischen Taliban und Iran würden mich Quellen aufrichtig sehr interessieren. Das höre ich zum ersten Mal überhaupt.

Aktuell wird meiner Kenntnis nach selbst der ausufernde Drogenhandel nur indirekt abgewickelt, beispielsweise über die Belutschen etc

Beide Mächte sind auch ideologisch-religiösen Gründen absolut inkompatibel. Erst vor gar nicht so langer Zeit erklärten die Talibanführer noch, dass die Schiiten schlimmer seien als die "Kreuzfahrer" und Juden zusammen.

Und es gibt jede Menge Gewalt in Afghanistan gegen die Hazara, wenn auch nicht so viel wie von mir noch vor einigen Monaten erwartet. Der Grund warum es in den Hazara Gebieten ruhiger als erwartet ist liegt meiner Meinung nach darin begründet, dass die Taliban diese Gebiete jetzt durch die US Waffen wesentlich besser im Griff haben.

Meldungen dazu scheinen tatsächlich eher rar zu sein. Hier ein relativ aktuelles Beispiel: https://www.voanews.com/a/taliban-to-buy...71125.html
Gute Bekannte von mir die in Indien und Tadschikistan oft geschäftlich unterwegs sind berichteten mir aber schon vor einigen Monaten davon dass beide Staaten(Iran u. Afghanistan) ihre Handelsbeziehungen stark ausbauen.

Und in Sachen Schiiten scheinen die Taliban einfach pragmatischer geworden zu sein. Den Iran als Erzfeind können sie sich einfach politisch nicht leisten, versuchen sie doch ihre Abhängigkeit gegenüber Pakistan langsam abzubauen.

Ja es gibt leider Gewalt gegenüber den Hazara, aber den Taliban wäre wesentlich mehr zuzutrauen gewesen. Und die Gewalt gegenüber den Schiiten scheint aktuell auch verstärkt von IS Ablegern ausgeübt zu werden und nicht von den Taliban selbst. Vermutlich ist das eher diplomatische Verhalten der Taliban in Richtung der Hazara sogar ein Hauptgrund dafür warum der IS in Afghanistan an Zulauf zu gewinnen scheint.
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Vielen Dank für die Vernetzung. Selbst dieser eine Öl-Kauf ist verblüffend! Es scheint, dass die aktuelle Taliban-Führung wesentlich fähiger ist als man es gemeinhin annimmt.

Mit der US Militärausrüstung können sie sich gegenüber dem IS zur höheren Wahrscheinlichkeit komplett durchsetzen. Und wenn sie es jetzt noch tatsächlich schaffen aus pragmatischen Gründen ihre ideologischen Scheuklappen zumindest teilweise zu überwinden, dann werden sie sich meiner Einschätzung nach tatsächlich langfristig etablieren können, dann wird auch sonst jeder Widerstand gegen sie keine Chance haben.
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Nachdem der NRF Widerstand gegen die Taliban in den letzten Monaten eher eingeschlafen war bzw. auf niedrigem Niveau stattfand mehren sich in den letzten Wochen wieder die Aktivitäten der NRF. Zu den zwei Zentren des NRF Widerstandes in den Bergen von Panshir und Andarab scheint sich jetzt auch die Provinz Badakhshan zu gesellen. Vermutlich hat dies auch mit dem inzwischen wieder härteren Vorgehen der Taliban gegen Drogenanbau bzw. Schmuggel zu tun. Mehrere regionale Talibankommandeure sollen mit ihren Kämpfern in den letzten Wochen die Seiten gewechselt und sich der NRF angeschlossen haben. Die Taliban mussten sich daraufhin wohl aus mehreren Bezirken der Provinz zurückziehen. Bleibt abzuwarten ob sie dort wieder Boden gut machen können oder ob es zu weiteren Absatzbewegungen Richtung NRF kommt. Erstes wichtiges Ziel der NRF dürfte sein die Kontrolle über die Grenzregion Richtung China zu übernehmen.
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Hat nach allem was ich darüber gelesen habe tatsächlich vor allem damit zu tun, dass die Taliban gegen lokale Drogenlords vorgehen. Aktuell sind die Taliban dabei eine zentralistische Kontrolle über den Drogenanbau und Handel zu errichten, dass führt natürlich zwingend zu Widerstand. Und ganz offiziell begründen sie das mit der Bekämpfung der Drogenproduktion, tatsächlich aber wollen sie damit den Machthabern in den Provinzen ihre Machtbasis und ihren Reichtum nehmen und diesen selbst unter Kontrolle kriegen um ihre Machtposition im Zentrum damit zu stärken.

Da der "Widerstand" sich ebenso nicht zuletzt aus dem Drogenhandel finanziert, und die Taliban immer noch endlos US Ausrüstung haben, wird die Strategie der Taliban hier meiner Meinung nach aufgehen und zu einer weiteren Stabilisierung der Taliban-Herrschaft beitragen.
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