Aufstands- und Partisanenbekämpfung (COIN)
#61
Zitat:es wäre - wie heute auch - weiterhin zu ethnischen Konflikten zwischen den verschiedenen Ethnien wie Paschtunen, Usbeken oder Tadjiken gekommen

Was allerdings der Normalzustand dort war und ist und uns in diesem Fall in die Hände gespielt hätte. Diese ethnischen Konflikte hätten bei einer Stärkung der ursprünglich insbesondere von den Tadschiken dominierten Nordallianz zu einer Gewaltherrschaft der Minderheit über die Mehrheit geführt. Das es dann natürlich nicht ruhig gewesen wäre, impliziert das Wort Gewaltherrschaft ja schon. Aber es wäre über einen ausreichend langen Zeitraum ausreichend stabil gewesen und die Taliban wären weg gewesen.

Gerade die ethnischen Konflikte und die daraus folgende Unterdrückung der Paschtunen hätte die Taliban in Afghanistan marginalisiert.

So aber werden schon bald die Taliban erneut über Afghanistan herrschen.

Zitat:kann man nach dem Libyen-Krieg und dem Sturz Gaddafis durchaus zunächst als erfolgversprechend sehen

Gerade der Libyen-Krieg ist ein Musterbeispiel für den Umstand, dass man keinen Krieg führen sollte wenn man nicht sicherstellen kann, was dabei raus kommt. Libyen ist eine Stammesgesellschaft, beherrscht von Clans. Die Folge des Libyenkrieges wird der nachhaltige Verfall und Zerfall dieses Staates sein.

Man hätte besser Gaddafi an der Macht belassen, es wäre für Nordafrika und für unsere Interessen insgesamt viel besser gewesen. Libyen ist ein Musterbeispiel dafür, wo man besser nie eingegriffen hätte oder den status quo besser heimlich still und leise unterstützt hätte.
Zitieren
#62
Zitat:Statt dass wir die Feuerkraft unserer Infanterie vervierfachen, statt dass wir die schiere Anzahl unserer Infanteristen vervierfachen, kommen inzwischen auf jeden Infanteristen vier Fahrzeuge !!!!!

Das ist ein Punkt, der mir beim Betrachten von Einsatzvideos schon einige Male durch den Kopf gegangen ist. Ich habe schon häufiger gesehen, dass Kanadier/Briten/Amis/... in einem Gefecht in einem afghanischen Dorf mit Aufständischen verwickelt sind und mangels Feuerkraft überhaupt nicht in der Lage waren, den Feind unter Druck zu setzen. Stattdessen saß man in der Deckung unter direktem und indirektem Feuer praktisch fest, während der Feind munter die Angriffspositionen wechselte.

Ohne die iranischen Streitkräfte über den Klee loben, die haben andere Probleme, aber das wäre ihnen so nicht passiert. Eine hinreichende Auswahl aus 107mm MRLS, 106mm, TOW/Dragon, 23mm ZU, 60-120mm Mörser, etc.. sind in bei einem vergleichbar großen Trupp in 4-5 geländegängigen Technicals mit dabei, bei einem Materialwert von wahrscheinlich keinen 250.000 Euro. Bereits eine schlechtgelaunte ZU kann in so einer Situation ein game changer sein und den habe ich jetzt und hier. Das gesamte Dorf hätte sich auch ohne Luftunterstützung nach vergleichbar kurzer Gefechtsdauer bereits in einen Haufen Staub zersetzt. Neben einer Hand voll Iraner, wären höchstwahrscheinlich der Großteil der Angreifer getötet worden.
Zitieren
#63
@Quintus:
Es wurde ja ne Menge geschrieben, seit ich das letzte mal on war. Smile
Also von vorne.

Der "kleine" Krieg und der "große" Krieg waren schon immer getrennte Kategorien, die mit verschiedenen Mitteln durchgekämpft werden mussten. Zeitweise war man der Meinung, dass man mit Truppen, die für den "großen" gerüstet sind, automatisch auch den "kleinen" Krieg gewinnen kann. Und das war bis vor kurzem auch bei uns (wieder) der Fall. Faktisch zeigt uns die Geschichte aber ein komplett anderes Bild. Die Truppen, die für den "kleinen" und die für den "großen" aufgestellt wurden waren immer unterschiedlich und zu bestimmten Teilen in den Armeen vorhanden und beeinflussten sich gegenseitig.
Ein Beispiel ist die Entwicklung der Feuerwaffen und der "modernen" Kavallerie Ende des Mittelalters. Weder die leichte Kavallerie noch die Feuerwaffen waren anfangs sinnvoll in Feldschlachten einsetzbar. Aber für den "kleinen" Krieg waren sie besser geeignet als alle anderen Truppen. Da der Maneuverkrieg vorherrschte und man Schlachten meist vermied, hat man also diese Truppen vermehrt. Wenn es zur Schlacht kam, konnte man aber nicht die Truppen einfach austauschen - man hatte ja keinen anderen. Also entwickelte man diese weiter, was zur "klassischen" Dreiteilung der Kabinettskriege von Infanterie, Kavallerie und Artillerie führte.
Obwohl die Mittel, die man zur Führung der unterschiedlichen Formen des Krieges benötigt unterschiedlich sind, kann man sie dennoch nicht trennen, da man die Truppen ja doch letztendlich für beide Aufgaben einsetzen wird.
Die Kriegführung ist im Fall Afghanistan also keineswegs ritualisiert, wie du sagst, sondern einfach unangepasst.
Um dein schönes Bild zu verwenden: Man steht mit der Sense vorm Wald und versucht die Bäume umzusensen.

Das zielt auch wieder auf den Bereich den du ansprichst, dass sich Truppen immermehr unter die Zivilisten mischen. Faktisch gabs das schon immer und es kommt und geht periodisch. Wir (im Sinne der katen Krieger) hatten es nur nichtmehr auf dem Schirm, weil es lange Zeit, im kalten Krieg, bestenfalls eine Randerscheinung war. Und je länger die letzten Erfahrungen mit dem "kleinen" Krieg waren desdo mehr wurde die Expertise, Ausbildung und Bewaffnung dafür runtergeschraubt.
Uniformen hatten ursprünglich eh eher eine soziale als eine funktional-militärische Bedeutung. Man hat die Uniforman zwar über die Zeiten beibehalten, aber die Begründung für die Uniformen hat sich verändert. Ursprünglich wurden sie wohl eher beschafft, damit die Soldaten was ordentliches anzuziehen hatten und nicht in Lumpen gehen mussten. Später wurden sie genutzt um sich von anderen zu unterscheiden (nicht in der Schlacht) und um einen Korpsgeist aufzubauen. Dann wurden sie getragen damit der Feldherr seinen Armeen besser führen konnte. Zudem wurden sie eine Art Statussymbol. Dann wollte man aus völkerrechtlichen Grund Soldaten und Zivilisten unterscheiden können. Und die letzte Entwicklung war die Tarnung.

Die Frage der Technologiekiller, die du aufbringst hat es schon ewig gegeben, bis hin zu den skurrilsten Vorschlägen. Dazu ist zu sagen, dass weder der Panzerschreck noch die Fliegerfaust den 2.Wk gewonnen haben. Denn die Panzer und Schlachtflugzeuge wurden nicht umsonst eingeführt.
Und der Vorschlag Deutschlands Armee ausschließlich auf Infantrie aufzubauen, die die sovietischen Panzermassen einfach passieren lässt und dann von überall her den "kleinen" Krieg führt war wohl auch eher einen Randnotiz des kalten Krieges.
Generell gilt, was du selbst geschrieben hast. Man muss für eine bestimmte Aufgabe die richtigen Mittel bereitstellen und nutzen.
Und diese "Technologiekiller" können genauso gekontert werden, wie alles andere. Übrigens ist ein anderer Begriff dafür "Gamechanger", sofern man postuliert, dass sie die Taktik grundlegend ändern.

Zu dem Thema der Verluste stimme ich voll mit dir überein. Selbst die Verluste der USA sind praktisch nichts. Vermutlich gibt es in den USA ein vielfaches Mehr an Toten durch Morde, als im Einsatz Soldaten sterben. Eine Gesellschaft muss damit leben können - auch unsere.
Und wenn man nicht bereit ist den Preis zu zahlen, dann soll man die Finger von solchen Einsätzen lassen.

Dass die westlichen Armeen stark konservativ sind ist unbenommen. Das liegt an den "alten Kameraden" in höheren Positionen, die noch im kalten Krieg sozialisiert wurden und von denen viele die alten Denkweisen nicht ablegen können oder wollen.
Deine Aussage dass die Armeen die Konservativsten sind, ist allerdings so nicht korrekt. Auch wenn wir aus der Innensicht oft das Gefühl haben es wäre so, sind andere Organisationen nicht weniger konservativ. Guck dir einfach die letzte Wirtschaftskrise an und du weisst, dass das alles nicht möglich gewesen wäre, wenn die ganzen Banken und andere Konzerne (GM, die ganze US-Stahlindustrie etc.) nicht extremst strukturkonservativ wären.
Wir mögen uns über den Konservativismus in den Streitkräften ärgern - vor allem da die Streitkräfte zeitweise mal an der Spitze des Fortschritts geschritten sind - aber das Trostpflaster ist, dass es den meisten anderen nicht besser geht.

Und auch ich bin ein Befürworter der Wehrpflichtarmee, wenn auch nicht aus exakt den gleichen Gründen wie du. Aber es gibt extrem viele gute Gründe dafür und kaum einen guten Grund gegen die Wehrpflicht. Wie man so einen Schwachsinn, wie die Abschaffung der Wehrpflicht überhaupt durchsetzen konnte, ist mir schleierhaft. Offenbar werden wir zumindest in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik von komplett Ahnungslosen regiert.
Ich hätte im Gegenteil die Wehr-/Dienstpflicht sogar ausgeweitet, um der Gleichberechtigung Willen. Aber was da wieder gemacht wurde, darüber kann man nur den Kopf schütteln.

Tote eigenen Soldaten sind natürlich nicht irrelevant. Aber wenn man einen Auftrag hat, muss man auch Verluste verkraften. Und wenn der Auftrag nicht ausgeführt werden konnte, sei es wegen falscher Taktik oder Bewaffnung oder was auch immer, dann ist jeder Tote umsonst gewesen.

Und es gibt keinen "Normalzustand" in irgendeinem politisch-gesellschaftlichen System, auch nicht in Afghanisten. "Normalzustand" ist das was man draus macht. Letztlich sind auch die Taliban eine Minderheit und ihre Herrschaft ist die Herrschaft einer Minderheit, selbst wenn sie alle Paschtunen vertreten würden; was sie aber nicht tun.
Ich fände als beste Lösung Afghanisten - und nebenbei erwähnt auch andere failed states - einfach entlang von Ethnien aufzuteilen um mehrere zumindest halbwegs stabile Staaten zu schaffen, die auch zentral regierbar sind.
Entsprechende Entwicklungen sieht man ja in einigen failed states. Dass sich nämlich einige Regionen autonem erklären und als stabiler Quasistaat etablieren; siehe Somalia. Man sollte so etwas unterstützen anstatt auf die faktisch nicht vorhandenen Souveränität dieser Staaten zu pochen, die selbst nur willkürliche Gebilde sind.
Zitieren
#64
Erich schrieb:Heute ist lediglich fest zu stellen, dass die ethnischen Differenzen aufgrund des massiven Fehlverhaltens von US-Soldaten in Afghanistan durch so entstandenen und zunehemenden gemeinsamen Hass gegen die westlichen Truppen übertüncht werden.
Das Problem ist doch, dass diese Übergriffe generell geschehen. Es ist kein Problem der US-Armee, die Übergriffe gabs zu allen Zeiten und in allen Kriegen. Und es ist ja auch irgendwo verständlich, wenn dein Kamerad neben dir stirbt. Du brauchst einen Schuldigen der dafür büssen muss. Gab mal eine interessante Doku über Kriegsverbrechen, die die autarke Gruppe beleuchtet, nach dem Infanterietruppen (kleiner Trupp) funktionieren. Die rechtfertigen alles wie in einer Familie, das ist das einzige auf was man sich in einem Krieg auf fremdem Territorium verlassen kann. Die paar Kameraden die man um sich hat, das ist das Gesetz. Da werden abstruseste Rechtfertigungen für Vergeltungsaktionen/Gräueltaten gefunden. Der Gruppenzwang ist so enorm, Humanität zum Teil völlig ausgeschaltet und können von Einzelnen gar nicht eingeklagt werden. Man ist froh wenn man in der Gruppe nicht ausgeschlossen wird ... und macht deshalb auch alles mit.

Zitat:Sobald diese Feinde vom afghanischen Gebiet verschwunden sind, wird sich das Feindbild wieder an die näher stehenden Gegner im eigenen Land richten.
Das stimmt. Ein anderer Ansatz wäre, dass man 2 Drittel des investierten Geldes direkt in jeden Haushalt der einzelnen Leute pumpt. Sprich die Leute mit humanitärer Hilfe überschüttet. Dann bin ich mir sicher dass die Grundstimmung der Bevölkerung positiv ist. Das ist das Wichtigste was man erreichen muss. Dann würde ich mich auf wenige Ballungszentren konzentrieren und dort den Menschen Aufbauhilfe zukommen lassen. Die wären einfach zu verteidigen (Infanterie nur in den grösseren Städten) und das was man verteilt und neu erstellt, kann auch erhalten werden. Den Rest würde ich mehrheitlich über die Luft, Drohnen und Helikopter erledigen. Dann auf Zeit spielen und schauen ob die Freiheitskämpfer mit der Zeit nicht von der Zivilbevölkerung geächtet werden.

Ich würde nicht zu offensiv vorgehen, dass ist nur möglich, wenn man die Unterstützung der Zivilbevölkerung hat. Und das ist hier nicht gegeben, also ist es klar dass man sich passiv verhalten und um die Gunst des Volkes werben muss (das kostet, aber wahrscheinlich unter dem Strich nicht mehr als wenn man ständig rein haut).

Ein anderer Fall ist, wenn das Land überfallen wurde und von einer Fremden Macht befreit werden muss. Dann werden die Befreier auch als solche gesehen. Sprich, wenn Nazis im 2.ten Weltkrieg aus Frankreich vertrieben wurden, hat sich doch niemand gegen die Amerikaner gewehrt. Da geht die offensive Strategie selbstverständlich auf, weil man jeder Ecke Verbündete hat, die einem die Position der Gegner/Kollaborateure verraten. Im Irak ist der Fall aber ganz anders, der Irak war ja nicht durch eine fremde Armee besetzt. Man hatte einfach einen Diktator an der Spitze, mehr aber auch nicht ... und das Volk hat vermutlich im Schnitt nicht viel von gemerkt.

@Samun
Zitat:Das zielt auch wieder auf den Bereich den du ansprichst, dass sich Truppen immermehr unter die Zivilisten mischen. Faktisch gabs das schon immer und es kommt und geht periodisch. Wir (im Sinne der katen Krieger) hatten es nur nichtmehr auf dem Schirm, weil es lange Zeit, im kalten Krieg, bestenfalls eine Randerscheinung war.
Die Frage ist aber die, werden diese Terroranschläge durch die Zivilbevölkerung legitimiert oder nicht. Wenn die Anschläge auf Verständnis stossen, kannst du als Besatzer nach Hause gehen, du wirst nie einen dauerhaften Frieden erzielen können. Du musst den Meinungsumschwung in den Köpfen der Bevölkerung erreichen, dann erledigt sich die Sache von selbst. Sobald die Terrorsiten geächtet werden, werden diese Personen/Aufenthaltsorte auch verraten. Wenn das nicht der Fall ist, musst du alles erzwingen, mit all dem Kollateralschaden den du dadurch verursachst.

@Quintus
Zitat:Das führt zu der Frage, wie du dann kämpfen willst und darauf geben deine Ausführungen keinerlei Antwort, da du ja die Realität verweigerst, und zwischen Quasikrieg und Krieg trennst und glaubst, dass du dich aus Quasikriegen grundsätzlich heraus halten könntest. Dies ist aber aufgrund der derzeit laufenden Entwicklung gar nicht möglich.
Wieso nicht? Es zwingt uns niemand im Irak oder in Afghanistan, ausser eigene dümmliche Versprechungen so sie denn getroffen wurden. Und wie ich mir das vorstelle hab ich oben mal aufgeschrieben.

Zitat:Diese Trennung ist bereits jetzt Makulatur. Terrorismus und Partisanenkampf werden in jedem ernsthaften Krieg der nächsten Jahrzehnte eine wesentliche und wachsende Rolle einnehmen.
Nein das ist falsch. Die Kuwaitis bekämpfen doch nicht die Amerikaner (Befreier). Da wollte niemand unter der Herrschaft von Saddam Hussein leben, also war die Befreiung auch kein Problem. Man sollte sich auf die Befreiung von fremden Mächten konzentrieren. Dann steht die Bevölkerung auch geschlossen hinter den Befreiern.

Zitat:Dies soll deinen Ausführungen nach durch das dort lebende Volk selbst geschehen. Diese Strategie wäre absolut fatal, würde man sie immer anwenden, denn die zwingende Folge daraus wäre ein immer weiter um sich greifender Zerfall der Nationen. Das Ergebnis deiner Strategie wenn man sie als Methode anwenden würde wäre, dass die Zahl der gescheiterten Staaten insgesamt im Schnitt ununterbrochen zunehmen würde.
Du kannst doch nicht ein Volk was sich teilen möchte, zum Zusammenhalt zwingen. Mit welchem Recht, frag ich dich? Da hast du immer die Hälfte gegen dich, da wird eine Befriedung am Boden IMMER scheitern.

Zitat:Du zerschlägst das Porzellan, und der Angestellte des Porzellanladenbesitzers soll es dann selbst kleben.
Nö. Mit Passivität kann man kein Porzellan zerschlagen. Man kann den Gegner aufbauen, das kannst du mir vorwerfen, ja. Aber der Vorwurf von dir ist absurd. Das ist das was du machst, du ballerst in 10 Läden rein, damit du einen Dieb erwischst, der Porzellan gestohlen hat. Und dann erwartest du, dass dich die Leute lieben / das grosse Ganze sehen, was möglicherweise im Endresultat entsteht. Nein, die sehen nur dass du Ihnen die Häuser kaputt schiesst und bei Hausdurchsuchungen Angst und Terror verbreitest. Dass es in 5 Jahren vielleicht besser werden könnte (will ich nicht abstreiten), das sieht doch niemand von denen. Die wollen jetzt Resultate sehen und wenns ihnen schlechter denn je geht, ja bitte was erwartest du.

Zitat:Allgemein fällt mir bei dir auf, dass du einem sehr starken Methodismus in deinen Ausführungen unterliegst.
Ja, ich achte auf die kleinste Einheit/Detail. Die ist das Wichtigste, wenn du die gewinnen kannst, hast du die Bevölkerung auf deiner Seite, dann kannst du Toleranz und Zuspruch auch für Ausrutscher erwarten.

Zitat:Dein (für den ganzen Westen inzwischen typischer) Panzerungswahn bietet für diese Entwicklung keinerlei Lösung.
Es reduziert die eigenen Verluste. Es besteht ja keine militärische Überlegenheit. Nein der Gegner ist wahrscheinlich 100-fach unterlegen. Das Problem ist, er ist nicht oder nur sehr schwer aufspürbar. Und da ist es eine simple Güterabwägung was eher zum Ziel führen kann.

Zitat:Umkehrschluss: Wenn nicht sichergestellt ist, dass auf den Luftkrieg oder irgendeine andere Form des Krieges wieder ein neuer Staat sich organisiert oder organisiert werden kann, dann sollte man gerade eben keinen Krieg führen.
Richtig.

Zitat:Du produzierst mit deiner Methode im Schnitt und im Laufe der Zeit immer mehr gescheiterte Staaten, eine katastrophale Strategie.
Du musst eine zerrüttete Ehe auch nicht zwingend retten. Versteh gar nicht wie du auf diese Idee kommst, dass alles immer gleich bleiben muss. Ja, wenns funktioniert, wunderbar.

Zitat:In den aktuellen Einsätzen ist die Zielsuche keineswegs so schwierig wie du es darstellst. Mit gewaltsamer Aufklärung könnte man die besagten Ziele durchaus auftreiben. Für eine gewaltsame Aufklärung aber fehlt in den aktuellen Einsätzen tatsächlich die Feuerkraft.
Was meinst du mit gewaltsamer Aufklärung? Bei jedem Zivilisten die Haustüre eintreten? Das wäre aus meiner Sicht die Strategie die ganz bestimmt ins Fiasko führt.

Zitat:Der Quasikrieg kann nur durch Infanterie entschieden werden. Und unsere Infanterie ist genau so anfällig wie die des Feindes auch. Darüber hinaus könnte man genau so eigene Kräfte Zivil kleiden usw usf, allgemein fällt mir bei dir eine erstaunliche Beschränktheit in der Vorstellungskraft auf, die allerdings typisch für das derzeitige westliche Militär ist.
Im Quasikrieg kann man den Partisanen nur besiegen, indem man ihn jagt. Indem man ihm auflauert, ihn überfällt, selber der Agierende ist. Jede Form von Reaktion ist im Quasikrieg sinnlos.
Du mit null Ortskenntnis willst dich gegen die Einheimischen im Infanteriekampf durchsetzen, na viel Spass beim Üben. Also ehrlich, die Infanteriewaffen sind das Günstigste was man auf dem Waffenmarkt kaufen kann, also auch für die Leute erschwinglich die du bekämpfen möchtest. Im Infanteriekampf levelt sich die Sache, das ist doch keine Frage (auf diesem Terrain hast du die geringsten Vorteil, wenn überhaupt). Wenn schon muss mit möglichst viel Aufklärung (UAV) den Truppen ein Vorteil verschafft werden. Dann kann so was aufgehen, aber auch da seh ich jetzt nicht die Waffen als das Problem, man hat ja alles, SSGs mit enormer Reichweite, da braucht ja nicht jeder eins. An neuen Granatwerfern wird ja in den USA intensiv geforscht und man ist glaub dran, da was einzuführen. Da gibts sicher Nachholbedarf, möcht ich gar nicht bestreiten. Aber das löst das grunsätzlichen Problem dieser Konflikte nicht.
Zitieren
#65
Zitat:Ein anderer Ansatz wäre, dass man 2 Drittel des investierten Geldes direkt in jeden Haushalt der einzelnen Leute pumpt. Sprich die Leute mit humanitärer Hilfe überschüttet. Dann bin ich mir sicher dass die Grundstimmung der Bevölkerung positiv ist. Das ist das Wichtigste was man erreichen muss. Dann würde ich mich auf wenige Ballungszentren konzentrieren und dort den Menschen Aufbauhilfe zukommen lassen. Die wären einfach zu verteidigen (Infanterie nur in den grösseren Städten) und das was man verteilt und neu erstellt, kann auch erhalten werden. Den Rest würde ich mehrheitlich über die Luft, Drohnen und Helikopter erledigen. Dann auf Zeit spielen und schauen ob die Freiheitskämpfer mit der Zeit nicht von der Zivilbevölkerung geächtet werden.

Nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg, Wohlstand, sichert im Prinzip jede Herrschaft(sform) relativ gut ab. Das ist soweit korrekt. Aber für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg braucht man Frieden, Sicherheit, einen funktionierenden Staat, funktionierende Infrastruktur, etc.. damit also für das Besatzszenario ein absolut unpassender Gedanke. Kurzfristige Ansätze/Geschenke, gerade im instablien Umfeld, verpuffen meist umgehend. Die ideologische Überlegenheit des Freiheitskampfes lässt sich in einer Besatzungssituation mit "Entwicklungshilfen" der Besatzer auch gar nicht aufwiegen. Auch die Annahme von Geldern und das Profitieren davon muss dem Gedanken garnicht widersprechen, die Besatzer zu verteufeln. Das ist letztlich eine biologische Fragestellung und naturgegeben im Sinne der Erhaltung der eigenen Art. Dagegen Geld zu setzen erscheint mir sehr naiv. Im Kolonialismus hat man das vielfach vergeblich versucht. Auch im Irak, auch in Afghanistan.
Das in einem solchen Entwicklungshilfeprozess nicht veruntreute Geld (i.d.R. kommt ja nur ein kleiner Bruchteil der tatsächlich investierten Summen an) wird auf jeden Fall mancherorts beim einfachen Bürger ankommen. Man wird dem fremden Menschen auch defintiv danken und ihm anschließend eiskalt in den Rücken schießen. Das ist völlig normales Verhalten. Da funktioniert kurz- bis mittelfristig schon eher Quintus Strategie der Gewaltherrschaft einzelner lokaler militärischer Gruppierungen. Die sind in ein Abhängigkeitsverhältnis zu bringen. Dieses Konzept hat sich (mit häufig katastrophalen Folgen) zumindest mittelfristig für Kolonialstaaten bewährt. Ich weiß auch garnicht, was man sonst noch realistisch als Ziel verfolgen kann.
Zitieren
#66
Samun:

Meiner Ansicht nach unterliegst du wie die meisten eben dem gerade beim Militär besonders typischen Fehler der Strukturextrapolierung. Dabei nimmt man was war und was man kennt und geht dann zwingend davon aus, dass es so auch in Zukunft sein wird. Dein Zitat: Kleiner und Großer Krieg waren schon immer getrennte Kategorien und die von dir daraus gezogenen Schlußfolgerungen sind eindeutige Strukturextrapolierung. Nur weil es bisher immer kleinen und großen Krieg gab, muß das nicht so weiter gehen. Meiner Meinung nach werden beide jetzt bzw bereits kurzfristig völlig ineinander übergehen, in eine einzige neue Form in der es eben keine Trennung mehr zwischen beiden gibt. Unsere ganze Militärstruktur, unsere ganze Idee von Militär und Krieg wird zunehmend überholt, ist zunehmend veraltet. Um es mit einem Begriff aufzuhängen: Der SOLDAT als Idee ist veraltet. Die Zukunft gehört nicht den Soldaten, dieser Typus von Kämpfer an sich kann im modernen Krieg der Zukunft meiner Überzeugung nach nicht mehr bestehen.

Zitat:Und diese "Technologiekiller" können genauso gekontert werden, wie alles andere.

Dem kann ich natürlich nur zustimmen. Meiner Meinung nach aber besteht das Problem darin, dass wir die "Gamechanger", die Technologiekiller wiederum durch Technologie kontern wollen (bspw durch Panzerung). Darin sehe ich einen Fehler. Meiner Ansicht nach wäre es viel einfacher, besser, sinnvoller und nachhaltiger, durch Änderung in Taktik, Doktrin und Kultur diese Systeme zu kontern. Nicht Technik durch Technik zu kontern, sondern Technik durch Taktik, Doktrin und Militärkultur zu kontern.

Zitat:Ich fände als beste Lösung Afghanisten - und nebenbei erwähnt auch andere failed states - einfach entlang von Ethnien aufzuteilen um mehrere zumindest halbwegs stabile Staaten zu schaffen, die auch zentral regierbar sind.

Dies würde dann statt einem Bürgerkrieg einfach nur zu Kriegen zwischen diesen neuen Staaten führen. Afghanistan ist nicht einfach entlang der Ethnien aufteilbar, da sich die Ethnien dort noch bunter und in ihrer Grenzziehung noch mittelalterlich vermischen als auf dem Balkan.

Wenn du Afghanistan aufteilst, produziert dass zwingend Kriege zwischen den dann neu entstandenen Staaten. Die Islamisten mit ihrem universalistischen, den Staat an sich überwindenden Konzept hält das darüber hinaus nun auch nicht ab, wieder die Sammlung der "islamischen" Erde zu betreiben.

Eine Teilung würde überall Probleme ähnlich wie im Nordkosovo entstehen lassen, diese aber um ein vielfaches gesteigert. Sobald unser Druck dann dort wegfallen würde, gäbe es eben statt Bürgerkrieg innerhalb eines Landes eine Reihe von Kriegen zwischen diesen neuen Ländern.

Deshalb ist die Teilung Afganistans in mehrere Staaten meiner Überzeugung nach keine Lösung.

phantom:

Die Infanteriewaffen die technisch möglich wären, und uns im Infanteriekampf immense Vorteile geben würden, sind keineswegs das Günstigste was man auf dem Waffenmarkt kaufen kann und würden unseren Feinden in keinster Weise zur Verfügung stehen. Im Endeffekt kämpfen wir heute mit völlig veralteten Waffen, deren ganzes Konzept jetzt dann schon über 100 Jahre alt ist. Wir haben nicht mal im Ansatz alles, geschweige denn Schützenwaffen wie sie möglich wären.

Das Infanteriewaffen (insbesondere auch unsere derzeitigen Systeme) tatsächlich auf dem Waffenmarkt das günstigste sind liegt gerade eben daran, dass die Infanterie derart extrem vernachlässigt wurde und kein Geld für Schützenwaffen ausgegeben wird. Würde man nur einen Teil der in Großsystemen verschwendeten Gelder für die Schützenwaffen verwenden, würde sich die Kampfkraft unserer Infanterie immens steigern.

Du mit null Ortskenntnis willst dich gegen die Einheimischen im Infanteriekampf durchsetzen,

Die eigene Ortskenntnis ist nicht gleich null und die der Feinde ist auch nicht überall gleich der der Einheimschen vor Ort. Und würden wir unsere Infanterie kampfstärker machen, ihr neue Waffen geben, sie besser trainieren, das handwerkliche Können unserer Infanterie steigern, dann könnten wir uns jederzeit im Infanteriekampf durchsetzen. Und das hätte immense Vorteile gebgenüber allen anderen Angriffsformen die wir gegen den Feind richten könnten.

Das Primärproblem ist nämlich gar nicht folgendes:

Zitat:Das Problem ist, er ist nicht oder nur sehr schwer aufspürbar.

Sondern das wahre Problem ist, dass das Zeitfenster in dem der Gegner bekämpft werden kann immer sehr gering ist. Und in diesem geringen Zeitfenster haben die überwiegend quantitativ schwächeren Kräfte die wir dann vor Ort haben nicht genug Feuerkraft. Im Schnitt, in der Mehrzahl der Fälle treiben wir wieder und wieder den Gegner auf oder stoßen per Zufall auf ihn oder werden von ihm angegriffen, und haben dann, innerhalb des kurzen zeitfensters das wir haben nicht genug Feuerkraft um ihn zu binden und dann zu vernichten.

Das ist sehr vergleichbar der Situation eines Scharfschützen. Dieser hat lange Zeiträume kein Ziel, dann taucht dieses für einen kurzen Moment auf. Wenn der Scharfschütze dann nicht schießt ist die Chance vorbei und das Ziel ist weg. Vergleichbar dazu brauchen unsere Truppen vor Ort die notwendige Feuerkraft den Feind dann zu vernichten, wenn er auftaucht. Und davon sind wir weit entfernt.

Deshalb müssen wir dann jedes Mal zäh und langsam reagieren und unsere Kräfte entwickeln. Und wenn der Feind dann dies kommen sieht, löst er sich in der Zivilbevölkerung in Luft auf (wenn er mal nicht gerade die Entsatzkräfte überfällt weil diese eigentlich das primärziel waren).

Wir müssen raus aus der Defensive. Und dazu brauchen wir Feuerkraft um mit quantitativ schwächeren Einheiten genug Feuerkraft zu haben um den Feind zu binden und zu vernichten.


Zitat:Du musst eine zerrüttete Ehe auch nicht zwingend retten. Versteh gar nicht wie du auf diese Idee kommst, dass alles immer gleich bleiben muss.

Es muss bei weitem nicht immer alles gleich bleiben. Das ist auch gar nicht machbar. Aber es wäre besser, wenn vieles gleich bliebe. Die Fern- und Nebenwirkungen von Veränderungen sind oft gar nicht kalkulierbar. Deshalb ist der Status Quo in der Mehrzahl der Fälle viel besser als eine Veränderung deren Folgen wir nicht sicher vorher sagen können. Die Erhaltung des Status Quo ermöglicht es, insgesamt mehr Stabilität zu erwirken.

Ich will also zerrüttete Ehen nicht retten, ich will die Scheidung verhindern. Die Ehe kann ruhig zerüttet bleiben, aber sie besteht weiter, darauf kommt es an. Ob die Ehepartner dabei im Moment glücklich sind spielt gar keine Rolle. Viel wichtiger ist der weitere Bestand der Ehe.

Zitat:Nein, die sehen nur dass du Ihnen die Häuser kaputt schiesst und bei Hausdurchsuchungen Angst und Terror verbreitest. Dass es in 5 Jahren vielleicht besser werden könnte (will ich nicht abstreiten), das sieht doch niemand von denen. Die wollen jetzt Resultate sehen und wenns ihnen schlechter denn je geht, ja bitte was erwartest du.

Ich erwarte gar nichts von denen, weil DIE gar keine Rolle spielen. Die meisten Dritte Welt Völker sind in der großen Mehrheit der Bevölkerung extreme Opportunisten. Ein Musterbeispiel dafür ist übrigens Afghanistan. Ich muß dir den Vorwurf machen, dass du die Mentalität dieser Menschen nicht mal im Ansatz verstehst.

Die stellen sich instinktiv auf die Seite desjenigen, der aus ihren Augen wahrscheinlich der Sieger sein wird. Steht in ihren Augen kein Sieger eindeutig fest, sind sie neutral bis eine Seite das übergewicht kriegt. So verhält sich das. Wenn du ihre Häuser durchsuchst, dann stört die das nur, wenn du ansonsten schwach erscheinst und der Feind sobald du wieder weg bist erneut im Dorf ist. Und das kann der Feind, der numerisch wirklich schwach ist, numerisch viel schwächer als wir nur, wenn wir ihn nicht physisch vernichten.

Nur wenn der Feind stark ist, erhält er weiteren Zulauf. Ist aber der Übertritt zum Feind ein sicheres Ticket in einen schnellen und nicht lukrativen Tod, dann erhält dieser keinen Zulauf mehr, denn dann obsiegt der Opportunismus der Einheimschen über alle sonstigen Meinungen die sich über dich haben.

Um ein praktisches Beispiel zu geben: Die Neo-Taliban erhalten in den letzten Jahren vor allem deshalb so viel Zulauf, weil man bei ihnen viel Geld verdienen kann und die Verluste gering sind ! Die Taliban versuchen wie wir ihre Verluste gering zu halten, und während wir dafür auf Panzerung setzen, setzen sie beispielsweise auf Bombenanschläge und Sprengfallen, weil mit dieser Kampfweise die eigenen Verluste geringer sind und sie dadurch gestärkt werden, mehr Zuspruch erhalten und ihre Reihen auffüllen können.

Zitat:Du kannst doch nicht ein Volk was sich teilen möchte, zum Zusammenhalt zwingen. Mit welchem Recht, frag ich dich? Da hast du immer die Hälfte gegen dich, da wird eine Befriedung am Boden IMMER scheitern.

Frieden ist immer nur temporär. In jedem Land, in jedem Volk der Welt. Daher scheitert jede Befriedung, egal wo auf der Welt, es muß nur genug Zeit vergehen. Du fragst nach dem Recht: und ich antworte dir aus Überzeugung: mit dem Recht des im Moment Stärkeren, dem einzigen Recht das es gibt. Und dann muß man es so einrichten, dass nicht die eine Hälfte der Bevölkerung gegen einen selbst ist, sondern gegen die andere Hälfte der Bevölkerung und dass diese dadurch sogar abhängig von uns wird. Der Feind kämpft dann nicht gegen uns, sondern gegen andere Einheimische und diese sind dann durch den Druck des Feindes auf uns angewiese und damit von uns abhängig, ergo können wir sie dadurch beherrschen.

Das ist moralisch und ethisch unfein, aber es praktikabel.

Zitat:Du musst den Meinungsumschwung in den Köpfen der Bevölkerung erreichen, dann erledigt sich die Sache von selbst. Sobald die Terrorsiten geächtet werden, werden diese Personen/Aufenthaltsorte auch verraten.

Die werden noch viel eher verraten, wenn die Bevölkerung davon ausgeht, dass wir siegen werden. Deshalb wurde ganz am Anfang in Afghanistan beispielsweise uns viel mehr verraten als jetzt. Du kannst bei Ultra-Opportunisten keinen anderen Meinungsumschwung erreichen als diesen. Du kannst sie kaufen, bestechen, oder mit Stärke von dir überzeugen. Aber du kannst sie nicht für deine verschwiemelten moralischen und ethischen Vorstellungen einnehmen, denn die interessieren sich nicht dafür, egal was du veranstaltest.

Zitat:Ein anderer Ansatz wäre, dass man 2 Drittel des investierten Geldes direkt in jeden Haushalt der einzelnen Leute pumpt.


Damit würdest du die lokalen militärischen Eliten verärgern und diese würden schlußendlich in der Mehrzahl der Fälle das Geld von den Leuten wieder eintreiben. Aus praktischer erfahrung kann ich dir berrichten, das bei einem Projekt bei dem ich beteiligt war es bereits ein Riesenproblem darstellte, dass wir am Dorfältesten und dessen Familie vorbei Gelder fließen ließen. Dies brachte das Projekt beinahe schon zum scheitern.

Wenn du so viel Geld tatsächlich direkt unters einfache Volk streuen wolltest, (was übrigens sehr schwierig praktisch zu bewerkstelligen wäre), dann würde dass nur Verteilungskämpfe um die Frage, wer dieses Geld in welchen Anteilen vom Volk wieder eintreibt auslösen bzw es würde die militärischen Eliten gegen dich aufbringen.

Zitat:Der Gruppenzwang ist so enorm, Humanität zum Teil völlig ausgeschaltet und können von Einzelnen gar nicht eingeklagt werden. Man ist froh wenn man in der Gruppe nicht ausgeschlossen wird ... und macht deshalb auch alles mit

Und das ist ja auch gut so, und zwingend notwendig.

Shahab3:

Die ideologische Überlegenheit des Freiheitskampfes lässt sich in einer Besatzungssituation mit "Entwicklungshilfen" der Besatzer auch gar nicht aufwiegen.

Vollste Zustimmung.

Ergänzend möchte ich noch ausführen, dass die Wirkung von Entwicklungshilfe ganz allgemein stark überschätzt wird. Sehr oft ist Entwicklungshilfe sogar immens schädlich und kontraproduktiv. Meiner Meinung nach sollte man sogar gar keine Entwicklungsfhilfe leisten, dass ist aber ein Punkt über den ich immer gerne diskutiere und zu dem ich noch keine wirklich abschließende eigene Ansicht habe. Viele Entwicklungshilfeexperten und Fachleute aus der Dritten Welt fordern seit einiger zeit schon ein völliges Ende der Entwicklungshilfe weil diese langfristig mehr schadet als nützt.

Im Krieg nun, kurz- und mittelfristig sind diese Schäden der Entwicklungshilfe natürlich viel geringer oder gar nicht feststellbar. Entwicklungsfhilfe kann daher ein Propagandawerkzeug sein. Man sollte sie aber eben in ihrer Wirkung nicht überschätzen oder gar nach derzeitigem deutschen Vorbild zum Kern des ganzen machen wollen.

Zitat:Man wird dem fremden Menschen auch dafür danken und ihm anschließend eiskalt in den Rücken schießen.

Aus praktischer Erfahrung kann ich dazu nur sagen: so ist es.
Zitieren
#67
Shahab3 schrieb:Aber für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg braucht man Frieden, Sicherheit, einen funktionierenden Staat, funktionierende Infrastruktur, etc.. damit also für das Besatzszenario ein absolut unpassender Gedanke.
Unsinn, der Mensch ist simpel gestrickt. Von wem erhalte ich mehr, das ist die entscheidende Frage.

Zitat:Kurzfristige Ansätze/Geschenke, gerade im instablien Umfeld, verpuffen meist umgehend.
Humanitäre Hilfe ist nun mal viel günstiger als der Waffeneinsatz. Deshalb kann das auch langfristig geschehen. Steckt man halt weniger Geld in die eigenen Waffen und Munition.

Zitat:Die ideologische Überlegenheit des Freiheitskampfes lässt sich in einer Besatzungssituation mit "Entwicklungshilfen" der Besatzer auch gar nicht aufwiegen.
Muss es auch nicht. Das was du erreichen musst, ist die Veränderung in den Köpfen der Zivilisten, die musst du zwingend hinter dich bringen. Ist das nicht gegeben, wirst du dich ewig in einem solchen Konflikt verzetteln.

Zitat:Auch die Annahme von Geldern und das Profitieren davon muss dem Gedanken garnicht widersprechen, die Besatzer zu verteufeln.
Das Argument ist doch geradezu grotesk. Wenn du verteufelt wirst, kannst du nach Hause gehen. Du wirst dort nichts mehr erreichen.

Zitat:Das ist letztlich eine biologische Fragestellung und naturgegeben im Sinne der Erhaltung der eigenen Art. Dagegen Geld zu setzen erscheint mir sehr naiv. Im Kolonialismus hat man das vielfach vergeblich versucht. Auch im Irak, auch in Afghanistan.
Lachhaft, das Budget für diese Kriege fliesst zu 95% in Waffen, Munition und in den Unterhalt der eigenen Truppen. Mit dieser lächerlicher Aufbauhilfe versucht man das Feigenblatt zu wahren, mehr aber nicht. Es ist absurd wie man das anpackt.

Zitat:Das in einem solchen Entwicklungshilfeprozess nicht veruntreute Geld (i.d.R. kommt ja nur ein kleiner Bruchteil der tatsächlich investierten Summen an) wird auf jeden Fall mancherorts beim einfachen Bürger ankommen.
Das ist immer das Argument nachdem man 100.te Milliarden durch einen Miltäreinsatz verlocht hat. Wenn du nur ein Bruchteil der Bevölkerung zukommen lassen würdest und den Leerlauf beim Militär stoppen würdest, dann wären wir schon viel weiter. Die Bundeswehr sitzt doch eh nur rum, das könntest du alles in den Aufbau stecken.

Zitat:Da funktioniert kurz- bis mittelfristig schon eher Quintus Strategie der Gewaltherrschaft einzelner lokaler militärischer Gruppierungen.
Das hat noch nie funktioniert, obwohl man die Militärs mit Milliarden überhäuft hat. Unglaublich uneffektiv was du relativ zum investierten Geld erreichen kannst.

Zitat:Die sind in ein Abhängigkeitsverhältnis zu bringen. Dieses Konzept hat sich (mit häufig katastrophalen Folgen) zumindest mittelfristig für Kolonialstaaten bewährt. Ich weiß auch garnicht, was man sonst noch realistisch als Ziel verfolgen kann.
Wie bitte? Kannst du mir mal die Analogie zu einem Kolonialstaat erklären?
Zitieren
#68
Quintus Fabius schrieb:Würde man nur einen Teil der in Großsystemen verschwendeten Gelder für die Schützenwaffen verwenden, würde sich die Kampfkraft unserer Infanterie immens steigern.
Und die eigenen Verluste exponentiell steigen. Dann bist du maximal 2 Jahre dort unten, dann folgt das was in Vietnam geschehen ist. Raus weils einfach keinen Sinn mehr macht.

Zitat:das handwerkliche Können unserer Infanterie steigern, dann könnten wir uns jederzeit im Infanteriekampf durchsetzen.
Reines Wunschdenken, die werden ihr Geld dann halt nicht in Sprengfallen und RPGs versenken, sondern in solche Waffen. Die sind ja nicht blöd, die treffen dich dort wo du am verwundbarsten bist. Die würden sich drauf freuen, möglichst viel Infanteristen aus dem Hinterhalt abzuknallen. Dann sind sie die Invasoren am schnellsten los, noch viel schneller als mit dem jetzigen System.

Zitat:Sondern das wahre Problem ist, dass das Zeitfenster in dem der Gegner bekämpft werden kann immer sehr gering ist. Und in diesem geringen Zeitfenster haben die überwiegend quantitativ schwächeren Kräfte die wir dann vor Ort haben nicht genug Feuerkraft.
Das kannst du vergessen, du würdest ein richtiges Fiasko erleben. Du bist angeschrieben mit deinen Uniformen und westlichem Aussehen. Du präsentierst dich mit deiner verwundbarsten Seite, dem Infanteristen.

Zitat:Ich will also zerrüttete Ehen nicht retten, ich will die Scheidung verhindern. Die Ehe kann ruhig zerüttet bleiben, aber sie besteht weiter, darauf kommt es an. Ob die Ehepartner dabei im Moment glücklich sind spielt gar keine Rolle. Viel wichtiger ist der weitere Bestand der Ehe.
Also manchmal hast du wirklich eigenartige Ansichten. Wieso intervenierst du in Afghanistan?

Zitat:Ich erwarte gar nichts von denen, weil DIE gar keine Rolle spielen. Die meisten Dritte Welt Völker sind in der großen Mehrheit der Bevölkerung extreme Opportunisten.
Du auch! Du verdienst dein Geld damit, dass Instabilität auf der Welt bestehen bleibt. Du hast doch gar kein Interesse dass es besser wird.

Zitat:Ein Musterbeispiel dafür ist übrigens Afghanistan. Ich muß dir den Vorwurf machen, dass du die Mentalität dieser Menschen nicht mal im Ansatz verstehst.
Die wollen einfach überleben. Die haben schon ein Problem sich täglich über Wasser zu halten. Das prägt die "Mentalität".

Zitat:Die stellen sich instinktiv auf die Seite desjenigen, der aus ihren Augen wahrscheinlich der Sieger sein wird. Steht in ihren Augen kein Sieger eindeutig fest, sind sie neutral bis eine Seite das übergewicht kriegt.
Was erwartest du? Dass sie dich bejubeln, die bekommen ja von dir nix. Du sprichst nicht mal deren Sprache.

Zitat:Wenn du ihre Häuser durchsuchst, dann stört die das nur, wenn du ansonsten schwach erscheinst und der Feind sobald du wieder weg bist erneut im Dorf ist. Und das kann der Feind, der numerisch wirklich schwach ist, numerisch viel schwächer als wir nur, wenn wir ihn nicht physisch vernichten.
Dann geh doch raus, du hast doch gute Waffen. Sicher nicht Schlechtere als die der Taliban. Versuch dich mal in deiner Taktik und erwarte nicht immer einen technischen Vorteil. Infanteriekampf ist brutal und man muss mit Verlusten rechnen, das ist doch deine Rede.

Zitat:Um ein praktisches Beispiel zu geben: Die Neo-Taliban erhalten in den letzten Jahren vor allem deshalb so viel Zulauf, weil man bei ihnen viel Geld verdienen kann und die Verluste gering sind !
Wieso besticht man diese Neo-Taliban nicht. Schleust man ein paar ein, kann man die Taliban vielleicht im Herz treffen. Ökonomisch hat man viel die längeren Hebel als die Taliban, also muss man die auch ausspielen.

Zitat:Frieden ist immer nur temporär. In jedem Land, in jedem Volk der Welt. Daher scheitert jede Befriedung, egal wo auf der Welt, es muß nur genug Zeit vergehen.
Klar, bei dir ist das Glas auch immer halb leer. Big Grin

Zitat:Du fragst nach dem Recht: und ich antworte dir aus Überzeugung: mit dem Recht des im Moment Stärkeren, dem einzigen Recht das es gibt.
Du bist nicht stärker wenn du den Gegner nicht siehst. Du musst deinen Kopf benutzen, nicht das zwingend durchsetzen, was du aus deinem Job kennst. Der Jetpilot würde Bomben schmeissen, der Panzerfahrer alles mit dem Tank lösen, u.s.w.. Es ist menschlich, dass jeder mit seinem Rucksack die Sache lösen möchte.
Zitieren
#69
Autsch! Langen Beitrag geschrieben. Dann hat das system mich ausgeloogt. Jetzt habe ich keine Lust mehr. Vielleicht morgen nochmal... <nerv>
Zitieren
#70
@Shahab3:
Ich kopiere längere Texte immer bevor ich sie abschicke und füge sie dann halt einfach wieder ein, wenns schief gegangen ist. Beim schreiben meines obigen Textes wurde ich wärend des schreibens auch ausgeloggt und habe mich halt wieder angemeldet Text eingefügt und fertig. :wink:

@Quintus:
Wie du selbst anmerkst, liegt der Fehler darin, dass die Militärs über ihren Erfahrungszeitraum - also das was sie selbst und die Leute mit denen sie Umgang hatten/haben selbst erlebt haben - extrapolieren. Und das sind 100 bis maximal vieleicht 200 Jahre. Und das ist offensichtlich zu wenig. Aber du machst den gleichen Fehler. Du nimmst die letzten Jahrzehnte und glaubst daraus die Zukunft extrapolieren zu können.
Wenn ich die Geschichte der letzten 2500 Jahre betrachte, hat es meiner Meinung grad mal 2 Zyklen in der europäischen Kriegsgeschicht in Punkto kleiner/großer Krieg gegeben, von denen der 2. noch nicht zu Ende ist. In Hinblick darauf ist eine Extrapolation anhand von 200 Jahren Geschichte ziemlich fragwürdig.
Deine Ansicht, dass jetzt (wieder) eine große Zeit des kleinen Krieges anbricht ist in sofern nicht wirklich stichhaltig.
Wie bereits erwähnt, wird es immer beides geben mit unterschiedlicher Gewichtung und unterschiedlichen Bedürfnissen. Und es wird uns nicht zum Vorteil gereichen den einen oder anderen zur alleinigen Grundlage für unsere Planungen zu nehmen. Und letztendlich läuft das genau darauf hinaus, wenn du behauptest, dass es nur (noch) eine Art des Krieges gibt. Dem ist nämlich nicht so.

Deine Ansicht dass man Gamechanger mit neuen Taktiken kontern muss ist grundsätzlich richtig. Aber auch nicht vollständig. Die alte Taktik ist ja schon optimiert gewesen. Wenn man bei neuen Technologien auf Seiten des Gegners mit neuen Taktiken reagiert - was man unzweifelhaft muss - wird das immer besser sein als die alten Taktiken gegen die neuen Bedrohungen zu nutzen. Aber man wird immer schlechter dastehen, als vor der Einführung der neuen Technologie auf Seiten des Gegners. Folglich ist man gezwungen selbst neue Technologien - verbunden mit neuen Taktiken - einzuführen um Schritt zu halten, wenn man nicht schlechter dastehen will als vorher.

Und die Teilung der Staaten ist sehr wohl eine deutliche Verbesserung der Lage, wenn auch keine "Endlösung". Mag sein, dass es dann Kriege zwischen den Staaten gibt, obwohl das recht unwahrscheinlich ist, wenn man die nähere Geschichte betrachtet.
Aber diese Kriege zwischen den Staaten sind zum einen klarer abgegrenzt auf bestimmte Gebiete und Bevölkerungsgruppen und es sind Kriege die gewonnen werden können; im Gegensatz zu den jetzt herrschenden Verhältnissen. Und die "Vermischung" der Ethnien wird sich im Zweifelsfall ziemlich schnell relativieren.
Außerdem wird das (nationale/stammes/clan) Eigeninteresse die religiösen Befindlichkeiten überwiegen; im Gegensatz zur jetzigen Situation, wo der Afghanische Staat niemanden repräsentiert.
Wie du selbst bereits geschrieben hat, überwiegt das opportunistische Element in der Bevölkerung. Und das liegt bei ethnisch getrennten Staaten weit näher am Staat als in einem Vielvölkerstaat, der alle und damit niemanden vertritt.
Die Geschichte des letzten Jahrhunderts zeigt eindeutig, dass ethnisch heterogene Vielvölker-Staaten zum Untergang verdammt sind. Beispiele gibt es genug - das Zarenreich, die k.u.k. Monarchie, Jugoslawien, die Tschechoslowakei, Pakisten (alt) etc.
Zitieren
#71
@Samun
Kann dir in allem nur zustimmen.

Exemplarisch kann man auch noch Israel als wirklich miserables Beispiel nennen, wo man eine Zwangsehe am Leben erhält. Die 2 Staaten-Lösung wäre für den Frieden im nahen Osten wirklich wichtig. Man hat doch fast ausschliesslich positive Erfahrungen mit dem Trennen von Staaten gesammelt. Wie es in Afghanistan aussehen müsste, hab ich aber keine Ahnung (hab mich aber auch nie damit befasst).
Zitieren
#72
phantom:

Zitat:Reines Wunschdenken, die werden ihr Geld dann halt nicht in Sprengfallen und RPGs versenken, sondern in solche Waffen.

Besagte Waffen sind nicht auf dem Waffenmarkt verfügbar und sie sind schlicht und einfach zu teuer für unsere derzeitigen Feinde. Wir sprechen hier von Systemkosten die weit über dem liegen, was der Feind für seine Schützenwaffen aufbringen kann. Vermutlich hast du keine Vorstellung von dem was möglich wäre und vor allem was dies kostet.

Zitat:Die würden sich drauf freuen, möglichst viel Infanteristen aus dem Hinterhalt abzuknallen

Da du eindeutig erkennbar schon die ganze Kampfweise nicht verstehst die notwendig wäre, aufgrund deiner tradierten, festgefahrenen Vorstellungen vom Krieg an sich, ist es natürlich schwer möglich dir zu vermitteln, dass nicht wir dann in Hinterhalten abgeknallt werden, sonderen dass unsere Feinde es sein würden, deren Infanterie im Hinterhalt durch Uns abgeknallt wird. Und dies ist kein Wunschdenken, sondern absolut machbar und wurde von Sondereinheiten auch schon erfolgreich praktiziert. Diese Kampfweise müsste daher stark ausgeweitet werden, dies scheitert jedoch an der Schwäche unserer Infanterie womit sich der Kreis zu meinen Ausführungen schließt.

Zitat:Du bist angeschrieben mit deinen Uniformen und westlichem Aussehen..

Wie ich es schon vermutet habe verstehst du schon den ganzen Ansatz nicht. Wir könnten im Kampf genau so unsichtbar sein wie der Gegner.

Zitat:Also manchmal hast du wirklich eigenartige Ansichten. Wieso intervenierst du in Afghanistan?

Ich würde gar nicht in Afghanistan intervenieren! Wenn du meine Ausführungen wirklich gelesen und verstanden hättest, hättest du lesen können, dass ich für den Fall Afghanistan hier und heute der Ansicht bin, dass dort eine Strategie richtig wäre. Dort hätte man es beim Krieg 2001 aus der Luft belassen sollen und hätte dann nicht mit Bodentruppen intervenieren sollen.

Ich beziehe mich bei meinen Ausführungen aber gerade eben nicht auf Afghanistan allein, sondern auf allgemeine Tendenzen und Prinzipien.

Zitat:Wieso besticht man diese Neo-Taliban nicht. Schleust man ein paar ein, kann man die Taliban vielleicht im Herz treffen.

Bestechung findet bereits statt, mit wenig praktischem Erfolg. Die nehmen das Geld um ihren Kampf weiter zu finanzieren. Der harte Kern der Taliban sind gerade eben keine Opportunisten. Vielversprechender ist hier der Ansatz den bereits die Russen am Schluß noch mit ihren Kaskade Einheiten versuchten. Also der Aufbau eigener Partisaneneinheiten die sich als unsere Feinde tarnen und mit anderen solchen Gruppen vernetzen.

Allgemein habe ich den Eindruck, dass du die Zersplitterung und Unübersichtlichkeit unserer Feinde unterschätzt.

Zitat:Exemplarisch kann man auch noch Israel als wirklich miserables Beispiel nennen, wo man eine Zwangsehe am Leben erhält

Genau das Gegenteil ist der Fall. Niemand dort ist an einer Zweistaatenlösung interessiert, weil diese das schlechteste für alle wäre. Das will dort in Wahrheit von den Eliten niemand, auch kein Nachbarstaat von Israel.

Zitat:Man hat doch fast ausschliesslich positive Erfahrungen mit dem Trennen von Staaten gesammelt.

Im Gegenteil, im Schnitt, in der mehrzahl der Fälle war die Trennung eine deutliche Verschlechterung der Situation. Ein musterbeispiel ist der kosovo oder die vielen Abtrennungen im Kaukasus.

Samun:

Zitat:Deine Ansicht, dass jetzt (wieder) eine große Zeit des kleinen Krieges anbricht ist in sofern nicht wirklich stichhaltig.

Die bricht nicht an, die ist jetzt Fakt.

Ich gehe aber noch darüber hinaus, und du hast mich glaube ich da nicht verstanden. Meiner Meinung nach wird sich die Trennung von großem und kleinem Krieg aufheben. Die Trennung wird nicht mehr sein. Es wird nicht mehr zwei Kriegsformen geben, die trennbar wären, sondern beides wird eins sein, eine neue Kriegsform,

weder kleiner noch großer Krieg.

Zitat:Und es wird uns nicht zum Vorteil gereichen den einen oder anderen zur alleinigen Grundlage für unsere Planungen zu nehmen. Und letztendlich läuft das genau darauf hinaus, wenn du behauptest, dass es nur (noch) eine Art des Krieges gibt.

Man sollte sich natürlich nie festlegen. Aber meiner Überzeugung nach könnte man durch mehr geistige Flexibilität, einen offenen Geist und agressives, dynamisches und vor allem Freies Agieren mit dem was wir haben sehr viel mehr erreichen. Selbst mit einer bloß auf den großen Krieg hin ausgerichteten Bewaffnung wäre im Kleinen Krieg viel möglich, wenn man diese kreativ, agressiv und frei einsetzen würde.

Stattdessen zermarten sich Wehrbeamte den Kopf ob irgendwelche Hundezwinger deutschen DIN Normen entsprechen und wer den Munitionsnachschub freigeben darf ...

Meiner Überzeugung nach sollten wir unsere Armee so aufstellen, dass damit alle Kriegsformen führbar sind. Dazu ist aber weder die frühere Form (ausgerichtet auf den großen Krieg) noch die heutige Konzentration auf den kleinen Krieg und die Stabilisierung richtig. Wir brauchen neue Strukturen, eine neue Form um mit ein und derselben Struktur und Bewaffnung alles führen zu können.

Zitat:Die Geschichte des letzten Jahrhunderts zeigt eindeutig, dass ethnisch heterogene Vielvölker-Staaten zum Untergang verdammt sind.

Die von dir aufgeführten Beispiele lassen meiner Ansicht nach keine zwingende Schlußfolgerung zu. Es sind auch Vielvölkerstaaten sehr erfolgreich und weit vom Untergang entfernt. Zu den von dir genannten Beispielen: Sowohl die Sowjetunion als auch Russland sind übrigens auch heute noch Vielvölkerstaaten mit einer Vielzahl von Ethnien.

Zitat:Aber diese Kriege zwischen den Staaten sind zum einen klarer abgegrenzt auf bestimmte Gebiete und Bevölkerungsgruppen und es sind Kriege die gewonnen werden können; im Gegensatz zu den jetzt herrschenden Verhältnissen. Und die "Vermischung" der Ethnien wird sich im Zweifelsfall ziemlich schnell relativieren.

Die zwingende Schlußfolgerung sind ethnische Säuberungen, mit allem was dazu gehört. In Afghanistan würde deine Aufteilung entlang der "Ethnien" dort zwangsläufig Völkermord zur Folge haben. Was mir persönlich in Bezug auf die Menschenleben egal wäre, aber meiner Ansicht nach dort zwingend wieder zur Taliban Herrschaft führt.

Auch so, ohne Aufteilung ist Völkermord in Afghanistan eine wahrscheinliche Zukunft, an dieser Stelle möchte ich auf die bereits angelaufene Vernichtung der Hazara durch die Taliban hinweisen,die durch unseren Eingriff abgebrochen wurde.

Auch ansonsten ist eine Teilung von der Erfahrung der vielen Abspaltungen der letzten Jahre her überwiegend eher schlecht gewesen. Im Gegensatz zum bekannten Status Quo, dessen Fern- und Nebenwirkungen bekannt sind, führt dies zu überwiegend unbekannten Fern- und Nebenwirkungen. Ein solches Risiko auf sich zu nehmen ist auch eher schlecht. Die meisten Teilungen und Spaltungen haben mehr Probleme verursacht als wirklich nachhaltig gelöst, oder ganz andere Probleme hervor gerufen. Musterbeispiele für katastrophale Teilugen haben wir ja mit dem Kosovo und im Kaukasus Raum genug.


Anbei: Leider werde ich jetzt mal eine geraume Zeit abwesend sein und kann deshalb diese interessante Diskussion leider vorläufig nicht weiterführen.
Zitieren
#73
Quintus Fabius schrieb:Besagte Waffen sind nicht auf dem Waffenmarkt verfügbar und sie sind schlicht und einfach zu teuer für unsere derzeitigen Feinde. Wir sprechen hier von Systemkosten die weit über dem liegen, was der Feind für seine Schützenwaffen aufbringen kann. Vermutlich hast du keine Vorstellung von dem was möglich wäre und vor allem was dies kostet.
Erklär dich doch mal welche Waffen das sein sollen. Dann können wir abschätzen ob sich da ein signifikanter Vorteil ergeben kann und ob sich der Gegner nicht Ähnliches leisten, repsektive einfach kontern kann.

Zitat:Da du eindeutig erkennbar schon die ganze Kampfweise nicht verstehst die notwendig wäre, aufgrund deiner tradierten, festgefahrenen Vorstellungen vom Krieg an sich, ist es natürlich schwer möglich dir zu vermitteln, dass nicht wir dann in Hinterhalten abgeknallt werden, sonderen dass unsere Feinde es sein würden, deren Infanterie im Hinterhalt durch Uns abgeknallt wird.
Deine Überheblichkeit ist einfach grenzenlos. Von woher weisst du das? Du behauptest hier laufend Dinge die man jetzt über 10 Jahre nicht im Griff hatte.

Zitat:Und dies ist kein Wunschdenken, sondern absolut machbar und wurde von Sondereinheiten auch schon erfolgreich praktiziert.
Klar, wenn ich mit einem kleinen Grüppchen Schaden anrichten kann, kann ich das 1:1 hochrechnen? Die US-Truppen sind echt saublöd, wieso machen sie es eigentlich nicht, wenns schon mal aufgegangen ist? Vermutlich sind die anderen nicht so blöd und haben sich auf deren erfolgreiche Taktik eingestellt.

Zitat:Diese Kampfweise müsste daher stark ausgeweitet werden, dies scheitert jedoch an der Schwäche unserer Infanterie womit sich der Kreis zu meinen Ausführungen schließt.
Im Vergleich zu den Amerikanern habt ihr null Kampferfahrung und du verteilst hier Noten als wenn du ständig an der Front gestanden hättest.

Zitat:Wie ich es schon vermutet habe verstehst du schon den ganzen Ansatz nicht. Wir könnten im Kampf genau so unsichtbar sein wie der Gegner.
Indem du dich wie ein Taliban kleidest? Meiner Meinung nach einer der wenigen logischen Ansätze die du verbreitest. Wobei das bei grossflächigem Einsatz den Eindruck von völliger Anarchie vermittelt (Zivilbevölkerung).

Zitat:Bestechung findet bereits statt, mit wenig praktischem Erfolg. Die nehmen das Geld um ihren Kampf weiter zu finanzieren.
Du musst ihm den gesamten Betrag selbstverständlich nicht von Anfang an geben. Das soll ja wie ein Lohn sein und nicht ein Jackpot den man 1x einlösen kann.

Zitat:Allgemein habe ich den Eindruck, dass du die Zersplitterung und Unübersichtlichkeit unserer Feinde unterschätzt.
Nö, im Gegenteil. Ich schätze die mindestens so gut wie dich, ein. Von daher seh ich nicht ein wie du ohne technische Überlegenheit was bewirken könntest.

Zitat:Genau das Gegenteil ist der Fall. Niemand dort ist an einer Zweistaatenlösung interessiert, weil diese das schlechteste für alle wäre. Das will dort in Wahrheit von den Eliten niemand, auch kein Nachbarstaat von Israel.
Dass es die Israelis die an der Macht sind, nicht wollen, ist ja wohl klar. Ist der gleiche Fall wie bei den Serben in Yugoslawien. Der der an der Macht ist, ist nie für eine Aufspaltung, denn es läuft ja alles nach seiner Ideologie.
Zitieren
#74
@Quintus:
Unsere Chance. :wink:

Wie ich bereits geschrieben habe, ist es ein weit verbreiteter und oft wiederholter Fehler zu glauben, dass es nur eine Art von Krieg gibt. Zu deiner Ehrenrettung kann man immerhin sagen, dass du nicht der Erste bist, der diesen Fehler macht. Es gab schon weitaus bedeutendere Persönlichkeiten (nicht böse gemeint Tongue ), die bittere Erfahrungen damit machen mussten. Das reicht mindestens bis in die Zeit der Römer zurück, wenn nicht noch weiter.
Ich kann es nur wiederholen. Es gab immer beide Arten von Kriegen mit ihren spezifischen Anforderungen und Truppen die in verschiedenen Verhältnissen zueinander dafür aufgestellt wurden.
Auch heute ist der kleinen Krieg nicht der entscheidende. Das ist nur eine subjektive Sicht. Eben weil wir technologisch und an Großgerät dermaßen überlegen sind, ist jeder Krieg für uns ein asymetrischer Krieg und der Gegner ist gezwungen, wenn er nicht in Rekordzeit vernichtet werden werden will, den kleinen Krieg zu führen.
Auch die US-Amerikaner hatten mal den gleichen Ansatz, den du hier zur Sprache bringst, nur mit einer etwas anderen Ausformung. Es hat schlicht nicht funktioniert. Weil einfach die Informationshoheit, so wie sie dafür nötig ist, nicht erreichbar war. Und den US-Amerikanern kann man kaum vorwerfen, dass sie zimperlich wären bei der Informationsbeschaffung. Wobei man die Gesetze nicht nur dehnt.

Speziell zur Infanterie geb ich dir ja recht, dass sie lange vernachlässigt wurde - also so 50 Jahre lang etwa. Sie muss auf jeden Fall besser ausgerüstet werden und ggf muss man auch neue Tatiken entwickeln bzw. die alten anzupassen. Aber trotzdem ist die Infanterie nur ein Baustein in der Kriegführung und keine Waffengattung allein kann effektiv Krieg führen; egal welchen.

Und ein Vielvölkerstaat ist nicht einfach ein Staat in dem mehr als 1 Ethnie lebt. Das trifft auf jeden Staat zu. Sondern ein Vielvölkerstaat ist ein Staat in dem kein Volk die absolute Mehrheit hat. Und solche Staaten gibt es in Europa heute kaum noch. In den Post-Kolonialstaaten ist es aber die Regel. Und diese Staaten sind praktisch nie stabil.
Und zu deinem Beispiel. Das heutige Russland ist kein Vielvölkerstaat. Die Russen machen ca. 75% der Bevölkerung aus. Und der Rest besteht aus vielen winzigen Splittergruppen.
Und dein Beispiel Kosovo hatte ich im Sinn als ich letzten Post geschrieben habe. Die Streitigkeiten im Kosovo beschränken sich alle auf Grenzgebiete. Als der Kosovo noch zu Serbien gehörte war das gesamte Gebiet Kriegsgebiet.
Wenn ich durch die Teilung die von Konflikten betroffene Bevölkerung halbiere, hab ich schon mehr gewonnen, als in den letzten Jahren seit dem Einmarsch erreicht wurde.
Wie ich auch schon geschrieben habe, sind die Taliban nur so stark, weil sich die Bevölkerung mit nichts identifizieren kann. In Staaten, wo die Bevölkerungsgruppe auf die sie sich abgestützt haben aber bestenfalls eine winzige Minderheit ist, werden sie keinen Einfluss haben. Der einzige Weg wäre ein zwischenstaatlicher Krieg. Den werden sie aber nicht gegen Truppen führen können die ohnehin komplett von ihnen unterwandert sind, wie die ANA sondern gegen Armeen, die praktisch komplett aus fremden Ethien bestehen, bei denen sie keine Unterstützung haben.

PS:
Es wäre mir lieb, wenn du ein paar Beispiele gescheiterter Staaten anführst, die aus Vielvölkerstaaten entstanden sind. Also bei denen die Situation hinterher schlechter war als vorher.
Zitieren
#75
Ah, einer geht noch.

phantom:

Zitat:Erklär dich doch mal welche Waffen das sein sollen. Dann können wir abschätzen ob sich da ein signifikanter Vorteil ergeben kann und ob sich der Gegner nicht Ähnliches leisten kann.

Allein das von dir ja bereits genannte XM 25 dass sich im praktischen Einsatz ab Mitte 2011 in Afghanistan ohnegleichen bewährt hat (wobei nur 4 Stück zum Einsatz kamen zum Test - bisher dort die Waffe mit dem größten Kosten/Nutzen/getötete Feinde Effekt von ALLEN bisher dort eingesetzten Systemen) kostet bereits 40 000 Dollar für eine Einheit. In der Massenproduktion hofft die US Armee zusammen mit den Herstellern, den Preis auf Dauer auf 25 000 Dollar je 1 Granatgewehr drücken zu können. Selbst das ist ein Preis, den sich keiner unserer derzeitigen Feinde im Gegensatz zu uns leisten könnte.
Abgesehen davon werden solche Waffen wie das XM 25 nicht frei käuflich sein, weil sie schlicht und einfach Gamechanger sind. Und sie können auch nicht einfach durch die Chinesen nachgebaut werden. Aber das ist gerade erst mal der Anfang.

Ich spreche nun von Waffen mit Hülsenloser Munition, von Waffen mit Flüssigtreibladungen, wobei Geschosse (sowohl Massiv wie Granatgeschosse) getrennt von der Treibladung sind. Aus nur einem Lauf werden hierbei mit extremst hohen Geschwindigkeiten sowohl Granaten wie auch Massivgeschosse abgefeuert, die noch auf 1000 m eine höhere Durchschlagskraft haben als ein 12,7mm SMG obwohl der Rückstoß geringer ist. Einfache Infanteristen können damit jede feindliche Deckung durchschlage, Feinde auf Entfernungen bekämpfen die bisher allenfalls von guten Scharfschützen erreicht werden können und Feinde in Deckung bekämpfen, indem Luftzündende Granaten in diese hinein wirken. Desweiteren sind Raketenwerfer theoretisch verfügbar, die eine Vielzahl unterschiedlicher Raketen abfeuern können, und sowohl zur Panzerabwehr wie auch zur Vernichtung ganzer Gebäude mit ein und derselben von einem Infanteristen tragbaren Waffe, mit intelligenten Raketen die man einfach abfeuert und die das Ziel dann selbstständig verfolgen. Erste einfacherere Versionen solcher Systeme sind beispielsweise mit der Javelin bereits im Gebrauch, die in Afghanistan und im Irak ständig zweckentfremdet wurde und wird um feindliche Stellungen zu zerstören.

usw usf

Zitat: Die US-Truppen sind echt saublöd, wieso machen sie es eigentlich nicht, wenns schon mal aufgegangen ist? Vermutlich sind die anderen nicht so blöd und haben sich auf deren erfolgreiche Taktik eingestellt.

Tatsächlich verhält es sich so herum, dass sich die US Taktiken änderten. Im ersten Kriegsjahr in Afghanistan haben US Einheiten sehr kreativ, sehr unkonventionell und mit großem Erfolg gekämpft. Dann hat nicht der Feind seine Taktik geändert, sondern die US Truppen wurden Stück für Stück konventioneller und ideenloser. Das ist in mehreren Denkschriften von US Militärs schon kritisiert worden, es gibt sogar frei verfügbare Bücher darüber.

Die Frage nach dem Warum stellt sich aber durchaus. Die stellt sich aber auch bei allen anderen. Warum hat die Bundeswehr beispielsweise allerlei absoluten Blödsinn im Einsatz gemacht? Von dem jeder Laie erkennt, dass es einfach nur Unsinn ist? Extremste Bürokratie und Vorschriftenreiterei ohne Ende, in einem Kriegseinsatz ! Warum? Weil die Militärkultur nun mal so ist. Weil das System Militär im allgemeinen, im ganzen in den westlichen Armeen durch den Kalten Krieg so geworden ist. Die Anfangs wirklich sehr gute Kriegsführung einiger US Einheiten ging dann auf die gleiche Weise im allgemeinen Trott und in den althergebrachten Prozedere unter.

Zitat:Du musst ihm den gesamten Betrag selbstverständlich nicht von Anfang an geben. Das soll ja wie ein Lohn sein und nicht ein Jackpot den man 1x einlösen kann.

Allgemein hast du dahin gehend recht, dass die afghanischen Sicherheitskräfte, Militär wie Polizei von Anfang an anständig hätten bezahlt werden müssen. Die Bezahlung der afghanischen Soldaten und Polizisten ist absurd schlecht, was nicht zuletzt ein Grund dafür ist, warum diese Organisationen so leicht durch die Taliban unterwandert werden konnten.

Auf eine Art Lohn für die Gegenleistung den Kampf einzustellen, Geld Stück für Stück also -wird sich der harte Kern der Feinde aber nicht einlassen. Den das würde für ihn keinen Sinn ergeben. Die haben eine ideologische Überzeugung und lassen sich im Kern im Gegensatz zu allen anderen nicht kaufen. Abgesehen davon könnten dann andere Mächte wiederum ebenso Geld für die Weiterführung des Kampfes bezahlen, beispielsweise Pakistan, Saudi Arabien usw

Samun:

Leider hast du meine Vision bezüglich der neuen Form des Krieges nicht verstanden. Im weiteren schreiben wir aneinander vorbei. Du hast ja anfänglich ausgeführt, dass verschiedene Formen des Krieges, der große Krieg und der kleine Krieg in der Zeit der Kabinettkriege verschiedene Formen von Ausrüstung notwendig machten. So gab es beispielsweise leichte Kavallerie, oder Schützen die Büchsen verwendeten, während die Linieninfanterie Flinten verwendete usw dann führst du im weiteren aus, dass
Zitat:

Zitat:Es gab immer beide Arten von Kriegen mit ihren spezifischen Anforderungen und Truppen die in verschiedenen Verhältnissen zueinander dafür aufgestellt wurden.

Ich versuche mich kürzer zu fassen: meiner Ansicht nach ergeben sich aus jedem einzelnen Krieg, gleich welcher Art er ist bestimmte spezifische Anforderungen. Über die Art des Krieges also hinaus hat jeder Kriegsschauplatz aufgrund von Gelände, Wetter, politischem Umfeld, Innen- wie Außenpolitischen Faktoren und kriegswirtschaftlichen Faktoren spezifische Anforderungen.

Eine Armee aber so weit zu spezialisieren dass sie auf die ganz spezifischen Anforderungen eines ganz spezifischen Krieges hin ausgerüstet wird halte ich eben für einen großen Fehler. Und genau das geschieht gerade in Afghanistan bzw mit der Bundeswehr bzw mit fast allen westlichen Armeen. Sie werden auf die spezifischen Anforderungen des Afghanistan Krieges hin angepasst.

Diese Umstellung der Truppen, der ganze Panzerungswahn sind eben nicht die Folge der Art des Krieges, nicht die logische Antwort auf die Art des Krieges, sondern sie sind die Folge der sehr speziellen und aus vielen Faktoren sich ergebenden Anforderungen dieses einen Krieges.

Verluste vermeiden, den Kampf vermeiden und sich so stark wie möglich Panzern, ist eben nicht die logische Konsequenz auf die Form des kleinen Krieges, es ist eben nicht die beste Lösung um den Kleinen Krieg zu führen. Es ergibt sich aus viel mehr Faktoren, aus diesem einen, ganz speziellen Kriegseinsatz.

Nun WEG von diesem einen, ganz speziellen Einsatz:

heute haben wir nicht mehr die gleiche Technologie wie früher. Heute haben wir andere Waffen und andere Möglichkeiten als zur Zeit der Kabinettskriege, als zur Zeit der Römer, als im Ersten oder Zweiten Weltkrieg. Allein schon die Feuerkraft und die Aufklärungs- wie auch Informationstechnologie sind Welten von dem Weg was früher war. Deshalb halte ich die Erfahrungen früherer Jahrhunderte zum größten Teil für unbrauchbar. Sie stehen einer neuen, unkonventionellen und modernen Kriegsführung frei von alten Zöpfen (Kabinettkriege sic) im Weg.

Zitat:Auch heute ist der kleinen Krieg nicht der entscheidende. Eben weil wir technologisch und an Großgerät dermaßen überlegen sind, ist jeder Krieg für uns ein asymetrischer Krieg und der Gegner ist gezwungen, wenn er nicht in Rekordzeit vernichtet werden werden will, den kleinen Krieg zu führen.

Vernichtungskriege in denen beide Seiten gleich stark sind und sich keine innerhalb einer kurzen Zeit durchsetzen kann, wird es aber im konventionellen Bereich zu höheren Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr geben, weil die Feuerkraft insgesamt viel zu groß ist und es eben andere indirekte Formen des Krieges gibt die anstelle dieses Schlagabtausches eingesetzt werden können. Jede insgesamt auch nur ein wenig logisch agierende Organisation wird einen solchen "fairen" Krieg vermeiden, weil die Feuerkraft zu groß, die eigenen Verluste daher zwingend zu hoch sein werden.

Ich stimme dir aber zu, dass der klassische kleine Krieg eben nicht der entscheidende ist, bzw sein wird. Meiner Ansicht nach wird eine neue Mischform zwischen großem und kleinen Krieg dominierend werden, in dem beide Formen des Krieges eben nicht mehr getrennt sein werden. Und genau hier verstehst du mich nicht oder verstehen wir uns nicht.

Ich sage nicht, dass es nur eine Form von Krieg geben wird, sondern dass es bereits in naher Zukunft zumindest drei Formen von Krieg geben wird. (Informationskriege usw rechne ich mal nicht zum Krieg sondern nur als eine mögliche Konfliktform).

Diese dritte Form die ich propagiere steht dabei als eigene Form neben dem großen krieg und dem kleinen Krieg und ergibt sich organisch aus der konventionellen Kriegsführung wenn Mittel- bzw Regionalmächte mit unserer, insgesamt zu großen Feuerkraft konfrontiert werden.

Im weiteren gehe ich davon aus, dass man heute den kleinen Krieg wie den großen krieg mit den exakt gleichen Waffen, der exakt gleichen Ausrüstung und Technologie führen kann, wenn man seinen Schwerpunkt bei der Feuerkraft legt und bereit ist ernsthafte eigene Verluste hinzunehmen, dann ist ein Sieg mit der gleichen Ausrüstung in beiden Kriegsformen möglich. Ansonsten aber ist ein Sieg im kleinen Krieg schlicht und einfach gar nicht möglich und dieser durch uns gar nicht führbar.

Was anders sein muß im kleinen Krieg und im großen krieg ist die Taktik, die Strategie und der Schwerpunkt der Waffengattungen. Nicht aber die Ausrüstung. Man kann mit der gleichen Ausrüstung in beiden Kriegsformen kämpfen, wenn man sie nur unterschiedich anwendet und je einen anderen Schwerpunkt bezüglich der Waffengattungen setzt (aufgrund der Größe unserer Armeen sollte dies möglich sein ohne sich zu einer oder der anderen Seite hin einzuschränken).

Zitat:Aber trotzdem ist die Infanterie nur ein Baustein in der Kriegführung und keine Waffengattung allein kann effektiv Krieg führen; egal welchen.

Es gibt alllerdings in jedem Krieg bzw in jeder Kriegsform bestimmte Schwerpunkte. Und im klassischen kleinen krieg liegt der Schwerpunkt wenn man siegen will nun bei der Infanterie, die anderen Waffengattungen unterstützen diese dabei lediglich.

Was ist Fakt:

Städte wachsen immer mehr an, es gibt immer mehr Millionenstädte. Immer größere Teile der Menschheit leben in Städten. Der Krieg findet heute nun immer mehr in unwegsamen, abgelegenen Gelände (Berge, abgelegene Dritte Welt Länder mit schlechter Infrastruktur usw) oder eben in Städten statt.

Die Vernachlässigung der Infanterie und der mangelnde Schwerpunkt bei dieser führen dann zu immensen Verlusten, wenn man einem ernsthaften Feind in solchem Terrain gegenübersteht. Als Musterbeispiel will ich dafür z.B. den ersten Tschetschenienkrieg anführen, in dem die Russen in Grozny und anderen tschetschenischen Städten mit ihren Panzermassen horrende Verluste erlitten, gegen leichte gegnerische Infanterie.

Im großen konventionellen Krieg spielt die Infanterie natürlich nur eine untergeordnete Rolle. Aber aus JEDEM großen konventionellen krieg entwickelt sich zur Zeit zwingend ein kleiner Krieg als Nachfolgekrieg und als Evolution auf die insgesamt immense Feuerkraft unserer Armeen wird sich eben meiner Ansicht nach eine neue kriegsform entwickeln, die von Anfang an bestrebt ist die Trennung zwischen konventionell und unkonventionell aufzuheben.

Egal wie man es dreht und wendet, für den Krieg in den Städten, in den Gebirgen oder Dschungelsümpfen, für den kleinen krieg wie auch für das was auf den großen konventionellen Krieg folgt brauchen wir eine deutlich kampfstärkere, zahlenmäßig stärkere Infanterie.

Zitat:Und zu deinem Beispiel. Das heutige Russland ist kein Vielvölkerstaat. Die Russen machen ca. 75% der Bevölkerung aus.

Zitat:Beispiele gibt es genug - das Zarenreich

Im Zarenreich war der Anteil der Russen prozentual noch größer. Der Anteil der Serben in Serbien war auch größer, die Kosovaren stellten einen kleineren Anteil als die Nichtrussen in Russland, und trotzdem wurde der Kosovo heraus getrennt.

Ab welcher Prozentualen Verteilung ist ein Staat für dich ein Vielvölkerstaat ? Meiner Ansicht nach greift die bloße prozentuale Betrachtung zu kurz und muß um eine regionale Betrachtung ergänzt werden.

Speziell zu Afghanistan:

Hier haben wir die Paschtunen - je nachdem wen man dazu rechnet 35% bis 40%

die Taschiken mit je nach 30% bis 33%

Usbeken mit etwa 15%

Hazara mit etwa 8 %

und noch eine Reihe anderer, kleinerer Splittergruppen.

Wie willst du Afghanistan nun aufteilen? Die Bodenschätze, die Agrarflächen sind ungleich verteilt. Sie liegen zudem oft in Zonen in denen sich die Ethnien sehr mittelalterlich überschneiden und vermengen. Eine rein Ethnische Grenze zum Beispiel zwischen Paschtunen und Tadschiken allein wäre dadurch bereits eineinhalbmal so lang wie die Gesamtgrenze Afghanistans !

Nehmen wir mal an, du schaffst jetzt 4 neue Staaten entlang der Hauptethnien. Alle hätten dann schier unmögliche Grenzen. Die Bodenschätze und Agrarflächen wären so ungleich verteilt, dass zumindest 2 dieser Staaten wirtschaftlich absolut lebensunfähig wären.

Im größten teilstaat, dem der Paschtunen würden sich die Taliban durchsetzen, und dort die Herrschaft übernehmen. Diesem neuen Emirat ständen die Tadschiken dann primär entgegen.

Zitat:Der einzige Weg wäre ein zwischenstaatlicher Krieg. Den werden sie aber nicht gegen Truppen führen können die ohnehin komplett von ihnen unterwandert sind, wie die ANA sondern gegen Armeen, die praktisch komplett aus fremden Ethien bestehen, bei denen sie keine Unterstützung haben.

Das war doch vor 2001 auch schon der Fall. Taliban gegen Nordallianz. Die Taliban haben sich durchgesetzt und waren gerade dabei die Nordallianz aus den letzten Winkeln Afghanistans zu verdrängen.

Deine Teilung würde also zu einem reinen Paschtunenstaat führen, in dem die Taliban herrschen. Dann würde dieser Paschtunenstaat als ökonomisch stärkster wirtschaftlich das Übergewicht über die anderen haben. Darüber hinaus würde er über kurz oder lang Krieg gegen die anderen führen. Und diese dann erobern.

Mir erschließt sich die Sinnhaftigkeit einer ethnischen Aufteilung daher nicht. Sie steigert nur das Konfliktpotential, steigert die zahl der lokalen und regionalen Konflikte noch weiter, erleichert den Taliban die Arbeit weil sie sich dann besser auf die paschtunische Ethnie stützen können und führt am Ende genau dahin wo man im Jahr 2000 auch schon war.

Die einzige Möglichkeit dies zu verhindern wäre dann, die anderen Ethnien wirtschaftlich und militärisch zu unterstützen, Waffen zu liefern usw. Dabei gibt es nun zwei Möglichkeiten: wir liefern so viel, dass diese Siegen, dann führt das zum Völkermord an den Paschtunen. Oder wir liefern nicht genug, dann folgt daraus ein lange andauernden Zermürbungskrieg.

Statt einem langandauernden Bürgerkrieg hätte man also einen langandauernden zwischenstaatlichen Krieg. Mir erschließt sich der Vorteil nicht. Nach Völkermord und Gemetzel in einem Bürgerkrieg würde zumindest eine Gruppe dann wieder über einen Staat herrschen. Die Aufteilung aber würde entweder das gleiche herbei führen (nämlich die Wiedervereinigung) oder ein weiteres Somalia, ein weiteres Gebiet ohne jeden Staat herbei führen.

Jetzt will ich beschließend mal noch sagen, was meiner Überzeugung nach das wahre, das primäre Problem Afghanistans ist:

Überbevölkerung

Es gibt einfach dort zu viel Menschen im Verhältnis zu den Möglichkeiten des Landes selbst. Beispielsweise leben heute in vielen Gebieten wo früher nur die Nomadenstämme durchzogen überall Menschen als Bauern und zerstören dauerhaft die empfindlichen Böden, holzen die wenigen verbliebenen Wälder ab und versalzen mit Bewässerung die wenigen Felder.

Afghanistan hat deshalb allein schon meiner Ansicht nach so oder so gar keine Zukunft, solange dort die Geburtenraten nicht unter Kontrolle gebracht werden.

(Beispiele für Staaten folgt noch)
Zitieren


Gehe zu: