Piraterie
#91
Zitat:Oho. Eine Menge Holz für zwei Sätze.
Ich "disse" im Übrigen nicht das Völkerrecht (das Aktionen gegen Piraten nun mal asudrücklich erlaubt!) oder die Zivilisation der Welt an sich.
Ich kritisiere auch und insbesondere unsere Regierung die Steuermittel für einen Einsatz verpulvert bei dem den Truppen vor Ort die Hände gebunden sind.
Unsere Fregatten und Schnellboote sollten im Rahmen on OEF am Horn von Afrika jeden ertappten Piraten schlicht und ergreifend versenken.
Ob sich dann der Rechtsstaat noch den gefangenen Piraten animmt oder nicht ist eine sekundäre Frage die mit der Eindämmung der Piraterie wenig zu tun hat. Darum gehts es mir dann auch garnicht mehr.

1.) Das Mandat der OEF ist limitiert auf die Überwachung der Seewege um Terrorismus präventiv zu begegnen, zum Beispiel Waffenschmuggel zu verhindern.
2.) Ob das Völkerrecht Aktionen gegen Piraten ausdrücklich erlaubt, sei mal dahingestellt. Hängt auch stark davon ab, wo man sich befindet, egal ob die Franzosen im UNSC einen entsprechenden Antrag bezüglich Somalia eingebracht haben
und nun das wichtigste 3.)
Formuliere einfach deine Kritik präzise, sachlich und schwadroniere nicht so unpräzise und ungenau daher!


Zitat:Thema verfehlt.
Die Piraterie war vor Jahrhunderten etwas mehr in Mode als heute. Toll. Was sagt uns das? Rein garnichts über den Umgang mit dem Problem.
Unser Umgang beschränkt sich momentan fast ausschließlich auf passive Abwehrmaßnahmen.
Das Gegenteil sollte angestrebt werden:
Priaten müssten aktiv bekämpft werden.
Ein rigeroses Vorgehen der involvierten Mächte und diese Hobbypirtaerie degeneriert binnen weniger Monate zu einer absoluten Randerscheinung.
Das hat alles nur Überhand genommen weil diese Piraten praktisch nichts zu befrüchten haben. Die Reedereien zahlen und die Sache ist erledigt.
Die Marinen vor Ort können aufgrund sinnfreier RoEs kaum eingreifen.
So gewinnt man dne Kampf nicht, man sorgt allerhöchstens für eine Verschlimmerung der Lage.
Die Piraterie ist ein ertragreiches Geschäft ohne größeres Risiko. Das ist das Problem.
Ein rigeroses vorgehen und das hat sich erledigt.
Wir haben es eben heutzutage (noch) nicht mit einer praktisch durchorganisierten Piraterie wie vor Jahrhunderten zu tun

Problembeschreibung: Verfehlt!
(Präziser formuliert: Problembeschreibung unpräzise, undetailiert).
Wenn ich solch einen historischen Exkurs beginne, dann kannst du ruhig davon ausgehen, dass ich die genaueren Abläufe und Details schon mitbedacht habe...
Überleg dir jetzt mal genau, wo und wie stark bzw. in welchen Formen Piraterie aufgetreten ist und welche Uraschen sie hatte und wie das ganze heute so aussieht.
Ganz richtig, heute überfallen keine englischen Piraten mit offiziellem Kaperbrief spanische Goldschiffe oder machen taiwanesische Piratenfürsten die Zentralregierung in Peking zu schaffen.
Piraterie wurde dadurch zurückgedrängt, dass europäische/"westliche" Mächte allmählich die Kontrolle über die Küsten weltweit und über die Schifffahrtswege übernahm, aber das war auch erst weit nach 1800 vollendet ( man denke an so lustige Expeditionen wie den amerikanischen Angriff auf ähm.. ich glaub, es war Tunis (also die Barbareskenstaaten) nach 1800 usw...). Damit wurde die Piraterie zurückgedrängt, aber nie vollständig eliminiert.
Wo ist die Piraterie heute zu finden? Somalia, Jemen, verschiedene Küstenabschnitte Afrikas, Straße von Malakka (Indonesien...), Philippinen...
Primär also in politisch instabilen Staaten bzw. genauer an den Küsten von failed states oder auch in politisch fragilen Gebieten, in denen eben keine Macht bzw. kein Gewaltmonopol mehr besteht bzw. nicht mehr ausreichend. Das ist doch das zentrale Problem! Dort wird eben kein bzw. kaum mehr Recht durchgesetzt, die armen müssen selbst schauen, wo sie bleiben und so bilden sich eben "alternative" Erwerbszweige aus, oft auch mit Rückbezug auf lokale/regionale Machthaber und Warlords.
Wie Quintus schon schrieb: Armut und eben schwache Staaten und kaputte Wirtschaften produzieren eine Oppurtunitätsstrtuktur, einen starken Anreiz entsprechend kriminell tätig zu werden. Und an Küsten manifestiert sich das ganze eben als Piraterie.
Du kannst ja gerne nach den enstprechenden Mächten rufen, die da für Ordnung an den Küsten und auf den Schifffahrtswegen sorgen sollen, nur dummerweise gibt es eben dort vor Ort diese Mächte nicht bzw. sind sie nicht ausreichend stark. Bleibt also nur der neoimperialistische Versuch, NATO-Marinen an den Küsten der failed states dieser Welt schippern zu lassen. Welch Vorstellung: Deutsche oder sonstwas Fregatten jagen die Schnellboote irgendwelcher Habenichtse... Da hätte die NATO aber wirklich viel, viel zu tun auf dieser Welt.... :roll:
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#92
ThomasWach schrieb:1.) Das Mandat der OEF ist limitiert auf die Überwachung der Seewege um Terrorismus präventiv zu begegnen, zum Beispiel Waffenschmuggel zu verhindern.
Das ist keine Entschuldigung sondern das Problem.

ThomasWach schrieb:2.) Ob das Völkerrecht Aktionen gegen Piraten ausdrücklich erlaubt, sei mal dahingestellt. Hängt auch stark davon ab, wo man sich befindet, egal ob die Franzosen im UNSC einen entsprechenden Antrag bezüglich Somalia eingebracht haben
Ja, Hoheitsgewässer.
Als ob man die Somalis nicht überzeugen könnte ihre Zustimmung zu geben.

ThomasWach schrieb:und nun das wichtigste 3.)
Formuliere einfach deine Kritik präzise, sachlich und schwadroniere nicht so unpräzise und ungenau daher!
Wenn dir mein Diskussionsverhalten nicht passt steht es dir frei aus der Diskussion auszusteigen.


Zitat:Überleg dir jetzt mal genau, wo und wie stark bzw. in welchen Formen Piraterie aufgetreten ist und welche Uraschen sie hatte und wie das ganze heute so aussieht.
Ach Gott, ja die Armut, die Failed States oder sonstwas.
Wunderbar. Vollkommen richtig. Aber ohne Konsequenz. Wir können Somaliland nicht mal ebenso wieder herrichten.
Das hat beim ersten Mal ja schon wunderbar funktioniert.
Ursachenbekämpfung ist schön und gut. Aber das erreicht man nicht über Nacht. Das dauert Jahre, Jahrzehnte. Wenn es überhaupt zu schaffen ist.
Das Problem existiert aber im Hier und Jetzt. Wir brauchen heute Lösungen um die Piraterie einzudämmen. Nicht in zehn, zwanzig oder dreisig Jahren. Oder garnicht.
Die Situation muss sich hier und heute ändern.
Und das geht nur indem man diese Elemente aktiv bekämpft.

Zitat: ( man denke an so lustige Expeditionen wie den amerikanischen Angriff auf ähm.. ich glaub, es war Tunis (also die Barbareskenstaaten) nach 1800 usw...)
Shores of Tripoli, First Barbary War (1801-05), erster Krieg der USA in Übersee
History :roll:

Zitat: Damit wurde die Piraterie zurückgedrängt, aber nie vollständig eliminiert.
Ja, dummerweise argumentierst du gerade wunderbar gegen deine Position. Die westlichen Mächte haben Piraten in schöner Regelmäßigkeit rigeros bekämpft. Und auf lange Sicht stets mit Erfolg.
In den ach so reichen Staaten Nordafrikas gibt es keine Piraterie (mehr).
Würde wir heute vor Somalia ähnlich auftreten wie früher hätte sich dieses Problem auf ganz ähnliche Weise ziemlich schnell erledigt.

Zitat: Welch Vorstellung: Deutsche oder sonstwas Fregatten jagen die Schnellboote irgendwelcher Habenichtse... Da hätte die NATO aber wirklich viel, viel zu tun auf dieser Welt.... :roll:
Wir sichern die Schifffahrtsweege. Wie du gerade so wunderbar ausgeführt hat war das Jahrhundertelang Alltagsgeschäft der westlichen Streitkräfte.
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#93
Zitat:Shores of Tripoli, First Barbary War (1801-05), erster Krieg der USA in Übersee...
Der allerdings, wie man anmerken sollte, wenig erfolgreich war: Beim ersten Versuch den Hafen von Tripolis im Oktober 1803 zu beschießen, lief die US-Fregatte Philadelphia prompt auf Grund und musste sich ergeben. Das Schiff konnte später von einem eigens dafür in der Nacht abgesetzten Kommando in Brand gesteckt werden, damit man es nicht den Barbaresken überlassen muss. Erst im Oktober 1804 konnte eine US-Flottille (Cdr. Preble) Teile der Flotte des Beys zerstören. Damit war der Barbaresken-Spuk aber nicht beendet. Dieser endete erst 1830 mit der Eroberung von Tripolis durch die Franzosen.

Nightwatch schrieb:
Zitat:Die westlichen Mächte haben Piraten in schöner Regelmäßigkeit rigeros bekämpft. Und auf lange Sicht stets mit Erfolg. [...] Wir sichern die Schifffahrtsweege. Wie du gerade so wunderbar ausgeführt hat war das Jahrhundertelang Alltagsgeschäft der westlichen Streitkräfte.
Hier möchte ich widersprechen. Es kann erstens keine Rede davon sein, dass westliche Mächte schon immer und rigoros die Seeräuberei bekämpft hätten. Dies ist eine allmähliche Entwicklung des 19. Jahrhunderts. Zuvor haben die "westlichen Mächte" (im Übrigen ist es etwas mühsam, hierfür den Begriff des Westens anzubringen, der hat so lange in dem Sinne sicher nicht existiert und erst seit "Clash of Civilisations" und dem 11. September wieder mal so richtig Konjunktur) alles daran gesetzt sich gegenseitig bis aufs Messer zu bekämpfen. Eifrig waren da auch die Briten am Werk, die vielen Kapitänen Kaperbriefe ausgestellt haben, damit diese die feindliche Schifffahrt, besonders der Spanier und Holländer (was diese sicher nicht ganz zu Unrecht als Piraterie bezeichnet haben), angreifen können/sollen. Es war also zweitens eher so, dass die europäischen Mächte häufig die Piraterie als Mittel zum Zweck ansahen, ihren Gegenspieler/n zu schaden und das Seeräuberunwesen so sogar noch unterstützt haben. Nur dann, wenn eine Piratengruppierung einem Staat bei irgendeiner Machtambition in die Quere kam, dann wurde sie bekämpft.

Interessant übrigens auch, dass die USA während des zweiten sog. Unabhängigkeitskrieges gegen Großbritannien (1812 – 1815) an Freibeuter in der Karibik Kaperbriefe ausgegeben haben. Acht Jahre zuvor hatten sie die Barabaresken-Piraten noch bekämpft. Interessant auch, dass die US Navy dann in den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhunderts diese Kaperbriefe wieder "einsammeln" durfte und die selbst gezüchtete Piratenbrut bekämpften musste.

Insofern: Jahundertelang sichern die westlichen Marinen sicher nicht einfach so die Ozeane, erst seit sie ihre Kriege ausgefochten haben ist das Auftreten der westlichen Marinen etwas geeinter geworden.

Schneemann.
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#94
Schneemann schrieb:Der allerdings, wie man anmerken sollte, wenig erfolgreich war: Beim ersten Versuch den Hafen von Tripolis im Oktober 1803 zu beschießen, lief die US-Fregatte Philadelphia prompt auf Grund und musste sich ergeben. Das Schiff konnte später von einem eigens dafür in der Nacht abgesetzten Kommando in Brand gesteckt werden, damit man es nicht den Barbaresken überlassen muss. Erst im Oktober 1804 konnte eine US-Flottille (Cdr. Preble) Teile der Flotte des Beys zerstören. Damit war der Barbaresken-Spuk aber nicht beendet. Dieser endete erst 1830 mit der Eroberung von Tripolis durch die Franzosen.
Nette historische Details die aber so für heute keine wirkliche Relevanz haben.

Schneemann schrieb:Hier möchte ich widersprechen. Es kann erstens keine Rede davon sein, dass westliche Mächte schon immer und rigoros die Seeräuberei bekämpft hätten. Dies ist eine allmähliche Entwicklung des 19. Jahrhunderts.
Wennw wir vom Westen sprechen reduzieren wir uns faktisch auf die Geschichte ab Beginn des 19. Jahrhunderts.
Alles davor war bestenfalls Euorpa.
Und auch hier ist man gegen Piraten vorgegangen - natürlich gegen die der Gegenseite, nicht gegen die eigenen.

Schneemann schrieb:Insofern: Jahundertelang sichern die westlichen Marinen sicher nicht einfach so die Ozeane, erst seit sie ihre Kriege ausgefochten haben ist das Auftreten der westlichen Marinen etwas geeinter geworden.
Ja und? Und zuvor sicherte man die eigenen Meere und Handelswege vor den Attacken der Gegenseite. Alltagsgeschäft der Marine.
Das man sich heutzutage nicht gegenseitig die Birne einschlägt ist ja schön und gut aber im Sinne des Arguments nicht wirklich wichtig.
Festhalten kann man aber auf jedem Fall das sich Piraten wunderbar bekämpfen lassen - auch ohne nebenbei gleich die Welt retten zu wollen.
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#95
Um es kurz zu machen: Es ist schön, wenn man Probleme erkennt und sie gerne einer schnellen Lösung zuführen will, allein bleibt die Frage, wie sinnvoll und nachhaltig solch ein Schnellschuß sein wird. Ab und an gibt es eben Probleme, die man gar nicht lösen kann und die bestenfalls bewältigt, vermindert und ertragen werden müssen.

Die Piraterie ist solch ein Fall. Weder limitiert sich das Problem auf die Küsten vor Somalia (und das Problem trifft in Teilen auch auf die Küsten des Jemen zu), noch kann man überall zur Stelle sein oder gar jeden Überfall verhindern.
Eine einzelne deutsche Fregatte mag hier oder da einen Überfall verhindern, aber damit wird man nicht die Überfälle an sich verhindern. Vielleicht gehen mal für ne gewisse Zeit die Überfälle an nem bestimmten Küstenabschnitt zurück, aber dafür gehen sie woanders hoch bzw. die Piraten ändern Ausrüstung und Taktik.
Selbst in der Straße von Malakka, wo diverse Marinen operieren, konnte man allenfalls einen zwischenzeitlichen Rückgang mit mehr Kontrollen hervorrufen. Irgendwie vor Somalia, vor Jemen, Nigeria oder sonstwo im Arabischen Meer oder vor Sri Lanka oder den Philippinen wird das ganze dann schon schwieriger.
Mehr als ein paar symbolische Fänge würde dein übereiltes Eingreifen nicht bringen. Wobei das nicht unbedingt schlecht ist. Ein Überfall auf ein bestimmtes Schiff weniger ist ein Überfall weniger. Aber man sollte einfach mal so realistisch sein, das Problem in toto zu erkennen. Und da kommt man dann ganz sicher nicht zu Äußerungen a la Nightwatch, denn hie rund heute und sofort läßt sich das Problem sicher nicht lösen (wie so viele Probleme) und ganz ehrlich, angesichts der riesigen Mengen der transportierten Güter und der relativ dazu gesehen geringen Verluste fehlt mir bei dem ganzen auch die alarmierende Problemtiefe.
Wie so oft, ist schließlich das ganze wie dargestellt von mir weiter oben nur ein Symptom sehr viel weitergehender Probleme.
Leider fehlt es vielen (auch hier :rollSmile an dem entsprechenden Verständnis der Probleme!
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#96
ThomasWach schrieb:Um es kurz zu machen: Es ist schön, wenn man Probleme erkennt und sie gerne einer schnellen Lösung zuführen will, allein bleibt die Frage, wie sinnvoll und nachhaltig solch ein Schnellschuß sein wird. Ab und an gibt es eben Probleme, die man gar nicht lösen kann und die bestenfalls bewältigt, vermindert und ertragen werden müssen.
Was dir ganz offensichtlich nicht in den Kopf geht:
Es gibt hier kein entweder oder.
Ja, Ursachenbekämpfung ist sinnvoll wenn sie möglich ist. Langfristig betrachtet hat das immer zu erfolgen.
Aber das ändert nichts daran das auch Maßnahmen getroffen werden müssen die das Problem im Hier und Jetzt erträglicher machen.
Eine Schnelle Lösung ist nötig genauso wie eine langfristige - wobei da erst mal irgendwemk eine Machbare einfallen muss.
Es kann dabei absolut nicht sein das man auf schnelle Lösungen die unmittelbare Erleichterungen versprechen verzichtet weil sie nicht nachhaltig sind.
So löst man das Problem nicht. Im Gegenteil, man macht es nur noch schlimmer.

Ansonsten - die eine Deutsche Fregatte löst das Problem sicherlich nicht.
Aber fünf westliche Fregatten mit allen Handlungsvollmachten sorgen an Somalias Küsten für Ruhe.
Alleine durch den Abschreckungseffekt.
Das könnten wir ohne weiteres erreichen. Mittelfristig genügt dann wieder ein Schiff.
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#97
Zitat:Was dir ganz offensichtlich nicht in den Kopf geht:
Es gibt hier kein entweder oder

In meinen Kopf paßt mehr als du dir vorstellen kannst - und das hab ich in einigen Debatten schon mitbekommen.

Zitat:Ja, Ursachenbekämpfung ist sinnvoll wenn sie möglich ist. Langfristig betrachtet hat das immer zu erfolgen.
Aber das ändert nichts daran das auch Maßnahmen getroffen werden müssen die das Problem im Hier und Jetzt erträglicher machen.
Eine Schnelle Lösung ist nötig genauso wie eine langfristige - wobei da erst mal irgendwemk eine Machbare einfallen muss.
Es kann dabei absolut nicht sein das man auf schnelle Lösungen die unmittelbare Erleichterungen versprechen verzichtet weil sie nicht nachhaltig sind.
So löst man das Problem nicht. Im Gegenteil, man macht es nur noch schlimmer.

Sicherlich muss Ursachen- und Symptombekämpfung zusammen erfolgen, allerdings sollte man sich nie der Illusion hingeben, dass Symptomkurierei eine Lösung darstellt. Sie ist letztlich meistens nur eine Improvisation, ein Versuch.
Letztlich hängt die Gewichtung zwischen langfristigen und kurzfirstigen Ansätzen immer vom Kontext ab, von den Kalkulationen der beteiligten Akteure und den zu erwartenden langfristigen, strukturellen Effekten.
Überdies: Mit Kurz- und Schnellschüssen kann man lindern, man kann aber das ganze genauso gut auch schlimmer machen.
Wie gesagt, es hängt vom Kontext ab.


Zitat:Ansonsten - die eine Deutsche Fregatte löst das Problem sicherlich nicht.
Aber fünf westliche Fregatten mit allen Handlungsvollmachten sorgen an Somalias Küsten für Ruhe.
Alleine durch den Abschreckungseffekt.
Das könnten wir ohne weiteres erreichen. Mittelfristig genügt dann wieder ein Schiff.

Ob fünf westliche Fregatten mit vollen Handlungsvollmachten das Problem lösen, das wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Vor allem bleibt mir schleierhaft, was du mit allen Handlungsvollmachten meinst. Sollen die auch die Küstendörfer beschiesen oder den für die Piraterie letztlich verantwortlichen lokalen Warlord verhaften? Was stellst du dir da ganz konkret vor? Oder sollen sie jedes Schiff, das von der Küste kommt, zerschiessen oder einfach nur Patrouille fahren?
Es hängt wesentlich davon ab, wie diese Schiffe eingesetzt werden, ob sie überhaupt einen wesentlichen Effekt hervorrufen können. Ich verweise da mal auf die Straße von Malakka: Selbst die verstärkte Kooperation von Indonesien, Singapur (mit wahrlich modernen Schiffen) und auch Malaysia hat nur zu einem Rückgang, aber nicht zur Bewältigung der Piraterie geführt. Und die zu kontrollierenden Wasserflächen sind da um einiges kleiner als den Küstenbereich von Somaliland und Somalia bzw. auch Jemen und den dazwischenliegenden Wasserflächen. Das ist ein riesiges Gebiet, wo selbst 5 Fregatten letztlich wenig ausrichten könnten. Deine Vorstellung von Ruhe halte ich daher für ne Illusion, der Abschreckungseffekt (je nach Vorgehensweise) für einen Wunschtraum bis maximal einen kurzzeitigen, lokal limitierten Effekt.
Und die Vorstellung, dass es dann auch mit einem Schiff geht, halte ich da für völlig verfehlt. Nach kürzester Zeit wäre die Piraterie bei solch einem Einsatz völlig "nachgewachsen". Wie gesagt, Piraterie ist ein Symptom anderer Probleme. Sofern du da wirklich nur einen kurzen, starken Einsatz fährst, geht die Anzahl der Angriffe kurz runter und sobald der zu Ende ist, werden die Angriffe wieder hoch gehen.
Die eine verbleibende Fregatte wäre lachhaft. Armut, Perspektivlosigkeit, die Gier lokaler Warlords etc. sorgt schon dafür, dass die Angriffe wieder zunehmen würden.
Wenn du es ernst meinen würdest, müßtest du schon dauerhaft (wirklich dauerhaft) eine ganze NATO-Flotille dort stationieren, am besten noch mit entsprechenden Luftüberwachungskapazitäten und diese Flotitte sollte auch mehr als aus nur 5 Fregatten bestehen. So könnte man vielleicht auch etwas langfristiger die Piraterie einschränken bzw. zumindest die Hochseeschifahrt auf diesen Schifffahrtswegen schützen.
Im Prinzip müßtest du das dann aber vor Nigeria, mit Blick auf Jemen, und in Südostasien auch so machen.
So würdest du weltweit "etwas" gegen die Piraterie tun. Aber nur mal ein paar Einsätze mit ein paar Fregatten zu fahren, das würde wirklich nichts, wirklich nichts bewegen.
Daneben hilft nur der Versuch, vor Ort die lokalen und regionalen Machthaber von Einsätzen "zur See" abzuhalten durch Drohung, Geldzahlung, Entwicklungshilfe etc.
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#98
Sagen wir mal so: Was könnten den diese fünf ominösen Fregatten? Gebiete absichern! Gut. Aber: Sie haben zehn, zwölf, zwanzig Radarkontakte. Und davon sehen alle gleich aus. Alles kleinere Boote, teils Fischer, teils Transporter, einige wenige tatsächlich vielleicht Piraten. Das Problem ist aber, dass man – solange bis die Piraten nicht gezielt ihre AK-47 oder RPG ziehen und sich ihrem Opfer nähern – nicht genau erkennen kann, was man denn nun vor sich hat. D. h. ein unmittelbares Eingreifen, beim Erkennen eines Angriffs, ist zwar möglich (aber illusorisch, da die Piraten bei einem Sichten des Kriegsschiffes sofort in heimische Gewässer abdrehen würden), aber eben auch nur dann wenn man die Piraten unmittelbar identifizieren kann (was aber einem enormen Zufall unterliegen müsste) und man sie noch vor den eigenen Gewässern fassen könnte (was nur bei ca. 20-30% der Vorfälle wirklich gelingen würde).

Ansonsten könnte/müsste man jedes einzelne dieser kleinen Boote filzen, eine heillose Sysyphos-Arbeit, die wenig bringen, aber ziemlich viel kosten würde (sprich: einen eigenen Verband in ständiger Bereitschaft halten, um kleine Kutter von verarmten Küstenbewohnern zu jagen).

Natürlich könnten sie auch ihre Bordhelikopter einsetzen, aber die hätten auch nur Radarbilder und müssten eben große Flächen absuchen – und wären mit der Frage konfrontiert, was man den machen soll, wenn man einen Piratenkutter sieht. Angreifen? Wenn ja, mit was? MG? Raketen? Ergebnis: Hoher Spritverbrauch, wenig Eingreifchancen (infolge auch eigener Verwundbarkeit) und – wenn ein Angriff erfolgt – recht hohe Kosten bei einem eigenen Waffeneinsatz.

Hierzu ein Bsp.:
Zitat: Am 18. März 2006 führten die USS Cape St. George, ein Kreuzer der Ticonderoga-Klasse und die USS Gonzalez, ein Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse, ein Gefecht mit Piraten, nachdem sie von diesen beschossen worden waren. Im Verlauf des Gefechtes wurde ein Pirat getötet und fünf verletzt. Insgesamt zwölf Piraten wurden gefangen.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Piraterie_in_Somalia#Chronologie_der_Piraten.C3.BCberf.C3.A4lle">http://de.wikipedia.org/wiki/Piraterie_ ... f.C3.A4lle</a><!-- m -->

Hört sich martialischer an als es ist. Es wurden also ein Pirat getötet (Zahl: 1) und fünf verletzt, sowie zwölf gefangen. Also wurde 18 kriminelle, aber arme Schlucker gestellt. Und das mit zwei Schiffen, die zusammen rund zwei Milliarden Dollar gekostet haben. Das ist für mich ein krasser Widerspruch.

Ich will die Piratengefahr nicht kleinreden, aber es ist schwierig, ihr mit einer allumfassenden Flottenpräsenz entgegentreten zu wollen.

Wenn, dann müssten es keine waffenstarrenden Fregatten sein, sondern eine große Zahl kleiner Schnellboote, bewaffnet mit z. B. 76-mm- oder 30-mm-Geschützen und kleinen Raketenwerfern. Da bräuchte man dann aber wieder sicher mehr als nur fünf, sondern einige Dutzend – und da will ich sehen, wer das wieder bereit ist zu zahlen.

Schneemann.
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#99
Wieder ein Piratenüberfall, dieses Mal traf es offenbar ein iranisches und ein japanisches Schiff...
Zitat:Pirates hijack 2 ships off Somalia

(CNN) -- Pirates hijacked two ships off the coast of Somalia on Thursday, the latest of several attacks that have generated international concern.

Pirates fired at a ship sailing under an Iranian flag and boarded it around 2:20 a.m. local time Thursday (10:20 p.m. ET Wednesday), said Noel Chong, head of the International Chamber of Commerce's Piracy Reporting Centre. They hijacked a ship operating under a Japanese flag a few minutes later, he said.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.cnn.com/2008/WORLD/africa/08/21/somalia.pirates/index.html">http://www.cnn.com/2008/WORLD/africa/08 ... index.html</a><!-- m -->

Schneemann.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/somalia120.html">http://www.tagesschau.de/ausland/somalia120.html</a><!-- m -->
Zitat:Frachter "BBC Trinidad" vor Somalia vermisst
Piraten entführen Schiff aus Bremen

Das Auswärtige Amt hat bestätigt, dass ein deutsches Frachtschiff vor der Küste Somalias vermisst wird. Das offenbar am Donnerstag von Piraten entführte Schiff fährt den Angaben zufolge unter der Flagge von Antigua und Barbuda.
...

Stand: 22.08.2008 15:33 Uhr
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Drei Schiffe innerhalb weniger Tage.
Nett.

Und das Kaschpertheater geht wieter.
Wir zahlen und die Kräfte vor Ort verpulvern Steuergelder.
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Zitat:Neuer Job für Bundeswehr

Piratenjagd am Horn

Die Bundeswehr könnte noch in diesem Jahr zur Bekämpfung von Piraten am Horn von Afrika eingesetzt werden. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) erwarte für Mitte September eine Entscheidung der Europäischen Union über eine Mission unter ihrer Führung zur Abwehr der Piraterie, sagte ein Ministeriumssprecher in Berlin. An einer solchen Truppe würde Jung die deutsche Marine beteiligen wollen. Die Entscheidung liegt beim Bundestag. Bei Zustimmung wäre mit einem Einsatz deutscher Soldaten im Dezember zu rechnen, sagte der Sprecher.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.n-tv.de/1014346.html?260820081738">http://www.n-tv.de/1014346.html?260820081738</a><!-- m -->

Zitat:Piraten jetzt vor Korsika

Deutsche Millionäre überfallen

Schwer bewaffnete Piraten haben vor Korsika eine Luxusjacht mit deutschen Urlaubern überfallen und 138.000 Euro erbeutet. Die vier Angreifer seien mit Gewehren und Schnellfeuerwaffen bewaffnet gewesen, sagte der Oberstaatsanwalt von Ajaccio, José Thorel, in Paris. Sie hätten in der Nacht zum Montag die 55 Meter lange Segeljacht geentert.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.n-tv.de/Piraten_jetzt_vor_Korsika_Deutsche_Millionaere_ueberfallen/250820085017/1013852.html">http://www.n-tv.de/Piraten_jetzt_vor_Ko ... 13852.html</a><!-- m -->

Schneemann.
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Zitat:Es dauerte keine 15 Minuten

Details einer Kaperung

Die Piraten, die am Donnerstag vergangener Woche den Frachter "BBC Trinidad" vor der somalischen Küste in ihre Gewalt brachten, haben für die Kaperung keine15 Minuten gebraucht. Die Gangster begnügten sich jedoch nicht allein mit der Kontrolle des Schiffs, um Lösegeld zu erpressen.

Sie plünderten auch die Kabinen der Besatzung. Zur Beute gehörten nicht nur Geld und Wertsachen. Auch Kleidung, Schuhe und die Bettwäsche nahmen sie mit. Das geht aus einem Bericht hervor, den der Zweite Offizier in einem unbeobachteten Moment von Bord schmuggeln konnte.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.n-tv.de/Es_dauerte_keine_15_Minuten_Details_einer_Kaperung/280820080512/1015435.html">http://www.n-tv.de/Es_dauerte_keine_15_ ... 15435.html</a><!-- m -->

Schneemann.
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Zitat:Somalische Piraten fordern 8,2 Mio Dollar für gekaperte Schiffe

Nairobi (Reuters) - Somalische Piraten fordern für die Herausgabe von zwei gekaperten malaysischen Tank- und eines japanischen Frachtschiffes 8,2 Millionen Dollar Lösegeld.

Alle drei Schiffe würden höchstwahrscheinlich im aufgegebenen Fischereihafen Eyl festgehalten, sagte ein Vertreter des East African Seafarers Assistance Programmes am Dienstag in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. In Eyl genössen die Piraten große Unterstützung unter der Bevölkerung und seien sicher vor Verfolgung.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEMIG24097120080902">http://de.reuters.com/article/worldNews ... 7120080902</a><!-- m -->

Schneemann.
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Zitat:PARIS - A French couple held hostage by Somali pirates for two weeks have been freed by the French army in an operation in which one pirate was killed, the Elysee presidential palace announced Tuesday.

"One pirate was killed and six others were captured" during the special forces operation late Monday ordered by President Nicolas Sarkozy, a statement said.

"The president is happy with the success of this operation" and sent "warm congratulations" to the troops who took part, it said.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.abs-cbnnews.com/world/09/16/08/french-hostages-held-somali-pirates-freed-french-army">http://www.abs-cbnnews.com/world/09/16/ ... rench-army</a><!-- m -->

Warum können wir das nicht?
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