Vor 7 Stunden
@Schneemann
Erdogan ist Derjenige der er immer war, er ist heute genau so religiös wie er es früher war. Das schreibe ich ganz nüchtern betrachtet. Mit der AKP ist er nur einen neuen pragmatischen Weg gegangen und hat hat das bürgerlich konservative Lager mit ins Boot geholt, hier hat er lediglich mit der Tradition der "Milli Görüs" gebrochen. In den mehr als 20 Jahren an der Regierung hat die AKP lediglich der Religion mehr Freiraum im öffentlichen bzw. gesellschaftlichen Leben gegeben. Auf dem Weg zu einem religiösen Staat sehe ich die Türkei noch lange nicht. Aufgrund der gesellschaftlichen Realitäten bzw. der starken Verankerung des Laiezismus in teilen der Gesellschaft, lässt sich ein religiös geprägter Staat auf absehbarer Zeit nicht realisieren.
Die Türkei die nicht als Teil des Westens gesehen wird und der eine vollwertige Mitgliedschaft innerhalb der EU verwehrt bleibt, muss selbst an strategischer Tiefe gewinnen. Zum Gewinnen dieser strategischen Tiefe muss man geschichtliche und kulturelle Karten ausspielen !
Zitat:Relativ viel. Genau genommen ist die Türkei gesellschaftlich aber durchaus stark gespalten, einerseits zwischen Modernismus und Kemalismus bzw. Anlehnung an den Westen und andererseits eben traditionalistischen, bodenständig-islamischen Bevölkerungselementen.
Erdogan hat diese Kräfte durchaus geschickt für sich genutzt und seine Macht so beständig ausgebaut, wobei er genau genommen einen fragilen Spagat versucht - einmal Übernahme des nationalistisch-kemalistischen Gedankens vom türkischen Nationalstaat, auf der anderen Seite aber eine Rückbesinnung auf die osmanische Größe und die islamische Tradition. Die letztgenannten beiden Punkte waren etwas, was der Agnostiker Atatürk immer beiseite schieben wollte, da er das muslimisch geprägte Vielvölkerreich der Osmanen als gescheitert ansah und auf dessen Trümmern in den 1920ern einen neuen, westlich-modernen und ethnisch geeinten türkischen Nationalstaat errichten wollte. (Das war auch zwingend nötig, denn nach dem Ersten Weltkrieg war nicht mehr viel übrig und das verarmte und ausgeblutete Land sah sich Bedrohungen von allen Seiten ausgesetzt, nicht zuletzt auch durch die Griechen, die in Westanatolien eingefallen waren.)
Erdogan ist Derjenige der er immer war, er ist heute genau so religiös wie er es früher war. Das schreibe ich ganz nüchtern betrachtet. Mit der AKP ist er nur einen neuen pragmatischen Weg gegangen und hat hat das bürgerlich konservative Lager mit ins Boot geholt, hier hat er lediglich mit der Tradition der "Milli Görüs" gebrochen. In den mehr als 20 Jahren an der Regierung hat die AKP lediglich der Religion mehr Freiraum im öffentlichen bzw. gesellschaftlichen Leben gegeben. Auf dem Weg zu einem religiösen Staat sehe ich die Türkei noch lange nicht. Aufgrund der gesellschaftlichen Realitäten bzw. der starken Verankerung des Laiezismus in teilen der Gesellschaft, lässt sich ein religiös geprägter Staat auf absehbarer Zeit nicht realisieren.
Die Türkei die nicht als Teil des Westens gesehen wird und der eine vollwertige Mitgliedschaft innerhalb der EU verwehrt bleibt, muss selbst an strategischer Tiefe gewinnen. Zum Gewinnen dieser strategischen Tiefe muss man geschichtliche und kulturelle Karten ausspielen !

