US-Wirtschaftskrise
#91
Biden hatte zunächst die Auswirkungen der ersten DT-Regierung zu bewältigen. Es braucht halt länger, eine negative Entwicklung umzukehren und eine strauchelnde Wirtschaft aufzufangen - alleine Investitionen benötigen mehrere Jahre von der Entscheidung bis zur Umsetzung.

Hier lohnt sich eine nähere Analyse:
Bei Bidens Inflationsrate der ersten Jahre waren vor allem die Energiepreise der treibende Faktor, wobei DT in seiner ersten Amtszeit schlicht auf die falschen Pferde respektive Energieträger gesetzt hat - wie übrigens jetzt auch wieder:
[Bild: https://www.baaderbank.de/media/public/d...nenten.jpg]

Das ist logisch - wenn man bedenkt, wie abhängig z.B. gerade die industrialisierte Landwirtschaft in den USA und das Transportwesen von der Energieversorgung ist.
Biden hatte da umgesteuert und wieder die von DT boykottierten regenerativen Energieträger gepuscht. Damit wurde auch die Nachfrage nach fossilen Energien (Treibstoffe) reduziert.
Verzögert wurde das Gegensteuern allerdings auch durch hohe Wohnungskosten - auch das ein Erbe des Immobilienjongleurs DT.

[Bild: https://dzresearchblog.dzbank.de/content.../image.png]

Die Inflationsrate ist dann - Dein Link - unter Biden sogar von 9,1 % (im Juni 2022) innerhalb eines Jahres massiv gefallen und war zuletzt bei 2,3 % (April 2025). Seither steigt die Inflationsrate in den USA wieder.
Seit April ist das durch die Zollpolitik verursacht, weitere Störaktionen werden sich erst später auswirken.

Eine laufende Konjunktur abzuwürgen geht viel schneller als Neuinvestitionen um zu setzen.

Es wäre spannend, neben der Preisentwicklung auch die Zahl der Insolvenzen statistisch auszuwerten. Nach einem halben Jahr DT ist das aber noch zu früh.
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#92
Ein neues Lehrstück:
"Wie boykottiert man den internationalen Tourismus, der Geld in's Land bringt?"
Zitat:Urlaub in den USA wird künftig etwa 230 Euro teurer. Denn die Regierung unter Donald Trump bittet alle Besucher beim Visum nun doppelt zur Kasse.

Washington D.C. – Die USA verlangen ab dem Haushaltsjahr 2025 eine neue, zusätzliche Visa-Gebühr von mindestens 250 Dollar (etwa 230 Euro). Die sogenannte „Visa Integrity Fee“ (dt. Visa-Integritätsgebühr) betrifft alle Reisenden, die ein Nicht-Einwanderungsvisum beantragen – also auch Touristen.
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#93
(22.07.2025, 22:44)Kongo Erich schrieb: Ein neues Lehrstück:
"Wie boykottiert man den internationalen Tourismus, der Geld in's Land bringt?"

Ist doch offensichtlich dass sich die Regelung gegen den Missbrauch der Visavergabe richten soll. Als deutscher Staatsbürger zum Beispiel brauche ich gar kein Visum um in den USA Urlaub zu machen, ein gültiger Reisepass reicht da völlig aus, außer der Urlaub dauert länger als ein Vierteljahr.
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#94
(13.07.2025, 15:27)Schneemann schrieb: Die Zollkeulen scheinen sich für die USA zumindest auf den ersten Moment zu rechnen:
https://www.welt.de/wirtschaft/article25...dwert.html

Schneemann
(15.07.2025, 01:13)I_Need_A_Medic schrieb: Das heißt ja nichts, fürs Jahr wird ja erneut mit einem massiven Defizit gerechnet. Auch Zolleinnahmen von 113 Milliarden Dollar werden das nicht so schnell ändern.
(15.07.2025, 09:17)Kongo Erich schrieb: Die gestiegenen Zolleinnahmen reichen nicht aus, um das massive Defizit aufgrund der Steuererleichterungen für die Reichen auszugleichen.
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Das Manager-Magazin widmet den höheren Zoll-Einnahmen, die durch geringere Steuereinnahmen übertroffen werden, einen eigenen Artikel (Kopie hier *):
Zitat: US-Zölle von Donald Trump: Rekordeinnahmen, Risiken für die US-Wirtschaft steigen nach Japan-Deal

Zölle rauf, Steuern runter: Donald Trumps Politik zulasten der Handelspartner beschert den USA Rekordeinnahmen. Doch in der US-Wirtschaft zeigen sich erste Risse – Anzeichen, dass das Pendel bald zurückschlägt.


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Geht das simple Rezept „Weniger Steuern für reiche US-Bürger, mehr Einnahmen durch Zölle“ tatsächlich auf? Sorgt Trump dauerhaft für steigende US-Staatseinnahmen, ohne die US-Wirtschaft zu gefährden? Bleibt die US-Inflation trotz der Zölle im Zaum? Noch sind die Wirtschaftsdaten so robust, dass Trump und die US-Börsen triumphieren.
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*) Bei der Gelegenheit:
Das Manager-Magazin selbst ist nur im Abo lesbar. Wenn ein Artikel hinter einer Paywall versteckt ist, poste ich auch aus urheberrechtlichen Gründen weder den gesamten Artikel, noch verborgene Textauszüge noch eine inhaltliche Zusammenfassung.
Ich bemühe mich aber, eine Kopie ohne Paywall im Netz zu finden - und zitiere dann aus der freien Kopie.

Damit ich dann nicht mit ewig langen Kopien langweile, beschränke ich mich zudem auch bei "freien Artikeln" grundsätzlich auf die - nach meiner Ansicht - wesentliche Passagen. Wer mehr wissen will, kann den verlinkten Bericht selbst aufrufen. Wen das nicht interessiert, der kann sich das ersparen.
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#95
(19.07.2025, 21:54)Kongo Erich schrieb: Biden hatte zunächst die Auswirkungen der ersten DT-Regierung zu bewältigen. Es braucht halt länger, eine negative Entwicklung umzukehren und eine strauchelnde Wirtschaft aufzufangen - alleine Investitionen benötigen mehrere Jahre von der Entscheidung bis zur Umsetzung.

Hier lohnt sich eine nähere Analyse:
Bei Bidens Inflationsrate der ersten Jahre waren vor allem die Energiepreise der treibende Faktor, wobei DT in seiner ersten Amtszeit schlicht auf die falschen Pferde respektive Energieträger gesetzt hat - wie übrigens jetzt auch wieder:
[Bild: https://www.baaderbank.de/media/public/d...nenten.jpg]

Das ist logisch - wenn man bedenkt, wie abhängig z.B. gerade die industrialisierte Landwirtschaft in den USA und das Transportwesen von der Energieversorgung ist.
Biden hatte da umgesteuert und wieder die von DT boykottierten regenerativen Energieträger gepuscht. Damit wurde auch die Nachfrage nach fossilen Energien (Treibstoffe) reduziert. ....
Die Trump-Regierung macht den gleichen Fehler nochmal, wie der Merkur berichtet:
Zitat:China lacht: Trumps Hass auf Windräder in Schottland trifft US-Solarindustrie

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Mit dem „One Big Beautiful Bill Act“ hat Trump in den USA eine beispiellose Rückabwicklung der grünen Energiewende eingeleitet. Die zentrale Maßnahme: Der Stopp aller wesentlichen Förderungen für Solar- und Windenergie. Steuervergünstigungen für Privatleute, Produzenten und Hersteller laufen in rasantem Tempo aus, neue Projekte erhalten keine Unterstützung mehr.

Gleichzeitig fließen Milliarden an Subventionen in Öl, Gas, Kohle und sogar Fracking. Auch der geplante Ausbau von CO₂-intensiver Infrastruktur wie Pipelines und metallurgischer Kohlegewinnung wird massiv gefördert.

Das Resultat: Mehr als 373 Milliarden Dollar an geplanten Investitionen in erneuerbare Energien und grüne Industrien stehen auf der Kippe oder wurden bereits gestrichen. Hersteller wie Bila Solar, Heliene und NorSun stoppen oder überdenken neue Werke, berichtet Reuters. Offshore-Windprojekte an der US-Ostküste, die bereits genehmigt waren, drohen ersatzlos zu verfallen.

Währenddessen installiert China laut Internationaler Energieagentur bis 2035 voraussichtlich rund 15-mal mehr Solar- und Windkapazität als die USA. Schon jetzt wird in der Volksrepublik jede Sekunde ein Solarpanel verbaut, so The Guardian. „China rennt Kreise um uns“, warnte Gina McCarthy, frühere Klimaberaterin von Ex-Präsident Joe Biden, in der genannten britischen Tageszeitung. „Die USA haben den Anschluss an die Zukunftstechnologien endgültig verloren.“

Bereits jetzt steigen die Energiepreise: Die Umstellung auf fossile Quellen lässt Stromkosten für Privathaushalte laut Rhodium Group, notiert Reuters, bis 2035 um durchschnittlich 280 Dollar jährlich steigen. Gleichzeitig droht eine Versorgungslücke, da der Strombedarf durch KI-Infrastruktur und Cloud-Computing rapide wächst. Der Rückgang an neuen Kapazitäten beträgt laut Schätzungen rund 600 Gigawatt – das entspricht fast der Hälfte der derzeitigen US-Kapazität.
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Zitat:Akteur - Auswirkung der „One Big Beautiful Bill“
US-Solarindustrie - Förderstopp, Projektabbrüche, Milliardenverluste
US-Windkraft - Genehmigungsstau, Ende der Steuervergünstigungen bis 2027
Fossile Energien - Subventionen für Öl, Gas und Kohle massiv ausgeweitet
China - Marktführerschaft bei Solar & Wind ausgebaut, Investitionsboom
US-Verbraucher - Erwarteter Strompreisanstieg um bis zu 280 $ jährlich bis 2035
Republikanische Staaten - Jobverluste trotz bisheriger Profite durch grüne Fördermittel
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Trumps energiepolitischer Kurs scheint weniger auf Fakten als auf Geschmack zu beruhen. Windräder seien „hässlich wie die Hölle“, Solaranlagen „bedecken ganze Berge“ und „zerstören unsere Landschaft“, wiederholt der Präsident in der Vergangenheit, berichtet CNBC. Gleichzeitig schwärmt er von „clean, beautiful coal“, der sauberen Kohle. Unterstützung erhält er von Lobbygruppen wie der American Energy Alliance, die die Energiewende als „grünen Schwindel“ verunglimpfen.

Dabei sprechen die Fakten eine andere Sprache: Erneuerbare Energien sind längst die günstigsten Stromquellen. Die Stilllegung grüner Förderprogramme trifft insbesondere ländliche Gebiete in republikanisch regierten Staaten, bemerkt die Zeit – dort, wo Biden gezielt grüne Jobs angesiedelt hatte.

.... Der Rückzug der USA aus der grünen Energietechnologie ist nicht nur wirtschaftlich und klimapolitisch folgenschwer, sondern verschiebt auch geopolitische Kräfteverhältnisse. Während China zur industriellen Supermacht des 21. Jahrhunderts aufsteigt, verspielen die USA vielleicht ihre technologische Zukunft – ....
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#96
Während sich China und die Eurozone über stabile, sogar leicht steigende Daten freuen können, schauen die Ivestoren eher mit Sorge auf die USA mit dem Deal-(Trouble-)maker DT:
Zitat: US-Anleger sind nach Bilanzflut nervös
Eine Reihe enttäuschender Konzernbilanzen hat die US-Börsen nach unten gedrückt. Die Entwicklungen im Handelsstreit wirkten nur leicht auf das Marktgeschehen.
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#97
nur ein kleiner Nebenaspekt - die DT-Zollpolitik bedroht auch die Unternehmensinteressen von US-Konzernen, die bisher auch im Ausland produzieren - und damit die Renten von tausenden US-Bürgern, die über "Aktienfonds" gesichert sind:
Zitat: Ford streicht wegen Trumps Zöllen Prognose zusammen
Der amerikanische Autobauer erwartet Milliardenbelastungen wegen Trumps Zollpolitik. Allein im abgelaufenen Quartal seien die Kosten um 800 Millionen Dollar gestiegen, hieß es.
,,,
tja,
Volkswirtschaft verlangt ein mindestens dreidimensionales Denkvermögen, nicht nur eindimensional, wie das schlichte Gemüter wie DT vor sich her schieben
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#98
(31.07.2025, 10:16)Kongo Erich schrieb: nur ein kleiner Nebenaspekt - die DT-Zollpolitik bedroht auch die Unternehmensinteressen von US-Konzernen, die bisher auch im Ausland produzieren - und damit die Renten von tausenden US-Bürgern, die über "Aktienfonds" gesichert sind:
tja,
Volkswirtschaft verlangt ein mindestens dreidimensionales Denkvermögen, nicht nur eindimensional, wie das schlichte Gemüter wie DT vor sich her schieben

Jetzt wird Ford also 2025 nach Prognose nur noch 7 Milliarden USD Gewinn machen. Der Fall zeigt doch nur dass sich bei Ford Steuersenkungen und Zollerhöhungen in etwa ausgleichen. Nur mit dem Unterschied dass Ford in Zukunft mehr Bauteile in den USA produzieren könnte. Die Steuersenkungen und Zölle werden dadurch zu mehr Beschäftigung in den USA führen.
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#99
Die FAZ kommentiert:
Zitat:Trump wird durch die Zölle zum Verlierer

Die Kommentare über den amerikanischen Präsidenten Donald Trump ändern sich mittlerweile fast schneller als die von ihm angedrohten und erlassenen Einfuhrzölle. Zuerst galt Trump als ein Amok laufender Handelspolitiker, der mit seinen Beratern kruden Theorien folgt. Dann wurde Trump als Taco verspottet, als Präsident, der seine Drohungen nie wahr macht. Taco ist die Abkürzung von „Trump always chickens out“, frei übersetzt mit: Trump gibt immer nach. Jetzt greift die Erzählung um sich, dass Trump den von ihm angezettelten Handelskrieg gewinne.

Das scheint insoweit der Fall zu sein, als er die von ihm so geliebten Zölle durchsetzt. Seit April gilt ein genereller Mindestzoll von zehn Prozent, dazu kommen Spezialzölle auf Aluminium und Stahl von 50 Prozent oder auf Automobile von 25 Prozent. Einfuhrzölle auf Pharmaprodukte und Computerchips sind in der Mache.

Demnächst – die amerikaische Regierung nennt inzwischen den 7. August als Stichtag – greifen nun nach den jüngsten Zollbriefen für ausgewählte Länder Einfuhrzölle von bis zu 50 Prozent. Irgendwo um 20 Prozent plus scheint das generelle Zollniveau sich im Durchschnitt einzupendeln.

Trump feiert Zolleinnahmen als gewaltigen Sieg
Bislang hat kein Land Trump große und durchgreifende Zugeständnisse abhandeln können: Nicht China und Kanada mit ihrem harten Kurs von Gegenzöllen und der Eskalation. Nicht das Vereinigte Königreich, Vietnam, die Philippinen oder Indonesien mit ihrer Bereitschaft zu schnellen Verhandlungen und rudimentären Ergebnissen. Auch nicht das wirtschaftlich wichtige und eng mit Amerika verbündete Japan. Trump belegt sie alle mit Zöllen . Amerika belastet die Handelspartner mit spürbar höheren Zöllen als vor Trumps zweiter Präsidentschaft.

Auch die Europäische Union ist im frisch vereinbarten Rahmenabkommen vor Trump eingeknickt. Ein genereller Einfuhrzoll von 15 Prozent, Stahl und Aluminium weiter mit 50 Prozent belastet, nur wenige Spezialbereiche wie Flugzeuge und Maschinen für die Halbleiterproduktion von Zöllen ausgenommen – Trump hat bekommen, was er wollte und die EU spielt mit.

Als Symbol des Erfolgs Trumps gilt, dass die amerikanischen Zolleinnahmen stark gestiegen sind. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres vereinnahmten die USA 87 Milliarden Dollar an Zöllen, 2,4 Mal so viel wie ein Jahr zuvor. Das ist nur ein kleiner Beitrag zur Stopfung des Haushaltslochs, das der Präsident mit seinem Haushaltsgesetz aufreißt. Doch Trump hat schon weniger als gewaltigen Sieg gefeiert.

Für die Vereinigten Staaten ist es gleichwohl ein Verlust. Trumps Erfolgsmeldung ist ein typisches Beispiel für einen Fehlschluss, den der französische Ökonom Frédéric Bastiat 1850 mit der Formel „Was man sieht und was man nicht sieht“ bloßstellte. Was man sieht, sind die 87 Milliarden Dollar, die ausländische Unternehmen an der Grenze abführen. Das Ausland zahle für das Recht, im wunderschönen Amerika Waren verkaufen zu dürfen, jubelt Trump.

Trumps Zölle sind nur eine Steuer für den Verbraucher
Was man nicht sieht, ist, dass die Zölle vom amerikanischen Verbraucher gezahlt werden. Nur die allerwenigsten ausländischen Exporteure erwirtschaften eine so hohe Gewinnmarge, dass sie den Zollaufschlag mal eben wegstecken können. Also erhöhen sie die Preise der von Amerika eingeführten Waren, also bezahlen die amerikanischen Nachfrager Trumps Zölle. Die Zölle wirken wie eine Steuer auf den Verbrauch. Es wird noch einige Monate dauern, bis dieser Preisschub bei den amerikanischen Verbrauchern voll ankommt. Insoweit hat Trump im Zollkonflikt bislang nur eine Schlacht, nicht aber den Krieg gewonnen. Der Unmut der Verbraucher wird sich noch zeigen.

Was man nicht sieht, ist darüber hinaus, dass die Verbraucher 87 Milliarden Dollar weniger haben, die sie für andere – überwiegend amerikanische – Waren ausgeben können. Amerikanische Unternehmen verlieren Geschäft, weil Trump Zölle an der Grenze erhebt. Was man nicht sieht, ist nicht zuletzt, dass amerikanische Unternehmen sich neue Lieferanten von Vorprodukten suchen müssen, wenn ihnen die zollbelasteten Vorprodukte aus dem Ausland zu teuer werden. Solch eine Umstellung der Produktion gelingt nicht von heute auf morgen, sie ist mit Verzögerungen, Reibereien und Ärger, kurz: mit Kosten verbunden. Die Zölle kosten die Amerikaner so weit mehr als die 87 Milliarden Dollar, die der Präsident als angebliches Plus aus dem Ausland verbucht.

Den Schaden, den die Vereinigten Staaten sich mit den Einfuhrzöllen zufügen, kann man aus anderer Perspektive beschreiben. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren war unter Entwicklungsökonomen die Idee der Importsubstitution modern. Entwicklungsländer sollten Zollmauern und Handelsschranken errichten, um notwendige Waren nicht mehr aus dem Ausland zu kaufen, sondern um sie selbst herzustellen. Die Idee geht auf die Ökonomen Raúl Prebisch und Hans Singer zurück. Jahrzehnte später weiß man, dass diejenigen Entwicklungsländer, die auf Importsubstitution setzten, sich wirtschaftlich erheblich schlechter entwickelten als die Länder, die ihre Märkte öffneten und die versuchten, mit hochwertigen Produkten im Ausland Käufer zu finden. Der Grund ist simpel: Hinter der schützenden Zollmauer lebt es sich bequem. Schlendrian kann Einzug halten. Wettbewerb auf offenen Märkten stärkt dagegen Innovation und Produktivität.


„Was nicht tötet, härtet ab“
Trumps Idee, mit hohen Außenzöllen verloren gegangene Industrieproduktion nach Amerika zurückzuholen, entspricht in vielem der Idee der Importsubstitution. Darauf weisen die Ökonomen Agnieszka Gehringer und Thomas Mayer in einer Studie für das Flossbach von Storch Research Institute hin. So wie die Importsubstitution viele Entwicklungsländer ins Unglück stürzte, so werde auch Trumps Politik zu Wohlstandsverlust in den Vereinigten Staaten führen.

Die Trumpschen Zölle schaden so den ausländischen Exporteuren, die es schwerer haben, ihre Waren in Amerika an den Mann zu bringen. Sie schaden aber vor allem den Vereinigten Staaten selbst. Analog gilt das für Europa. Hätte die Europäische Kommission auf Trumps Zölle mit Gegenzöllen auf Motorräder von Harley-Davidson oder auf Whiskey geantwortet, hätte sie der europäischen Wirtschaft nach Trumps Zollschock einen zweiten Schlag versetzt. Denn EU-Zölle träfen amerikanische Unternehmen, aber auch die europäischen Verbraucher und Unternehmen.

Trotz der verbreiteten scharfen Kritik an der Verhandlungsstrategie der Europäischen Kommission spricht deshalb Einiges dafür, dass es richtig war, dass Ursula von der Leyen den Konflikt nicht eskaliert und die amerikanischen Zölle hingenommen hat. Trumps Zölle könnten Europa sogar zum strukturellen Vorteil gereichen, argumentieren Gehringer und Mayer.

Salopp formuliert, lautet ihr Argument: „Was nicht tötet, härtet ab.“ So wie einst Aufwertungen der D-Mark die deutsche Exportwirtschaft zu Produktivitätssteigerungen angetrieben haben, so könnten Einfuhrzölle der USA in Europa einen Produktivitätsschub der Unternehmen hervorrufen. Im Idealfall könnte der zollpolitische Sturm sogar die Reformbereitschaft der Politik hin zu mehr Flexibilität beschleunigen. In gewisser Weise würde Trump so zum tatkräftigen Gehilfen all derjenigen, die schon seit Langem von Europa mehr Produktivität und Deregulierung fordern.

Frédéric Bastiat (1850): Ce qu’on voit et ce qu’on ne voit pas.
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Geschenk an die US-Automobil-Konzerne, die europ. Konzerne die in den USA aktiv sind werden es sicher nicht nutzen und so weiter Marktanteile in den USA verlieren.

Zitat:Mit der Abschaffung der CO₂-Grenzwerte kehren die USA zurück ins 20. Jahrhundert des Automobilbaus. Für Verbraucher kann das kurzfristig günstigere Preise bei neuen, nicht mehr so streng regulierten Autos bedeuten. Dass besonders die drei großen US-Hersteller damit die Rückkehr großvolumiger V6- und V8-Motoren feiern werden, ist sehr wahrscheinlich.

https://www.auto-motor-und-sport.de/verk...-verbot-ab
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Da ich es manchmal mag, den advocatus diaboli zu spielen - mal ein (relativ) deutliches Gegenbeispiel zu der Berichterstattung mancher (möglicherweise manchmal tendenziöser) Meldungen: Die US-Wirtschaft scheint wider Erwarten und wider vieler Meldungen doch teils deutlich zu wachsen...
Zitat:Economy posts sturdy growth in 2nd quarter but tariffs again skew the numbers

President Donald Trump’s global trade war has again distorted the broadest snapshot of the U.S. economy – this time creating a brighter picture.

The economy grew solidly in the second quarter but forecasters traced the showing to the reversal of a tariff-related import surge that caused output to shrink early this year. [...] The nation’s gross domestic product, the value of all goods and services made in the U.S., grew at a seasonally adjusted annual rate of 3% in the April-June period, the Commerce Department said July 30. Economists surveyed by Bloomberg had forecast a 2.4% increase. Trump boasted about the performance in a post on Truth Social, saying the Federal Reserve, which meets at 2 p.m. Wednesday, should now cut interest rates.
https://eu.usatoday.com/story/money/2025...428251007/

Trump fährt einen riskanten Kurs, aber wenn es tatsächlich klappen sollte, was er andenkt, dann ziehe ich den Hut. Wenn es aber in die Hosen geht, dann reichen die fauligen Eier und Tomaten wohl kaum mehr...

Schneemann
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(Gestern, 20:53)lime schrieb: Geschenk an die US-Automobil-Konzerne, die europ. Konzerne die in den USA aktiv sind werden es sicher nicht nutzen und so weiter Marktanteile in den USA verlieren.
Diejenigen US-Autokäufer, die potentiell europäische Modelle kaufen, sind nicht jene, die sich über schwarze Wolken aus dem Auspuff und zweistellige Gallonen-Werte im Verbrauch freuen. Es gibt einfach keinen Markt für europäische Modelle mit rückständiger Motorentechnik.
Es wäre also geradezu hirnrissig, wenn europäische Hersteller extra für den US-Markt jetzt technisch veraltete Motoren anbieten würden.
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(Gestern, 21:33)Schneemann schrieb: ,,, Die US-Wirtschaft scheint wider Erwarten und wider vieler Meldungen doch teils deutlich zu wachsen...
https://eu.usatoday.com/story/money/2025...428251007/

Trump fährt einen riskanten Kurs, aber wenn es tatsächlich klappen sollte, was er andenkt, dann ziehe ich den Hut. Wenn es aber in die Hosen geht, dann reichen die fauligen Eier und Tomaten wohl kaum mehr...

Schneemann
hmmm
Zitat:Arbeitsmarkt
US-Stellenaufbau weit niedriger als erwartet

Der US-Arbeitsmarkt kühlt ab: Nur 73 000 neue Jobs wurden im Juli geschaffen. Manche Ökonomen sehen darin die Auswirkungen der US-Zölle auf die Beschäftigung.


Der US-Arbeitsmarkt hat sich zuletzt weit stärker als erwartet abgekühlt. Im vorigen Monat kamen nur noch 73 000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Bericht der Regierung hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen Zuwachs von 110 000 neuen Stellen auf dem Zettel. Zugleich wurde die Zahl der im Juni geschaffenen Stellen massiv abwärts revidiert, und zwar auf 14 000 von ursprünglich 147 000. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote stieg im Juli wie erwartet auf 4,2 Prozent, nach 4,1 Prozent im Juni.
...
ebenso
Zitat:01.08.2025
15:14 Uhr

US-Arbeitsmarkt zeigt Risse: Arbeitslosigkeit steigt trotz Trumps Versprechen
Die jüngsten Arbeitsmarktdaten aus den USA offenbaren eine unangenehme Wahrheit, die der Trump-Administration nicht schmecken dürfte: Die Arbeitslosenquote ist im Juli auf 4,2 Prozent gestiegen. Was auf den ersten Blick wie eine marginale Erhöhung aussehen mag, könnte der Vorbote einer größeren wirtschaftlichen Verwerfung sein – besonders pikant angesichts der vollmundigen Versprechen des 47. Präsidenten, Amerika wieder "großartig" zu machen.
...
dito
Zitat:US-Konjunktur seit Mai viel schwächer als angenommen
US-Arbeitsmarktdaten: Zwei Vormonate um 258.000 neue Stellen abwärts revidiert
Die aktuell gemeldeten US-Arbeitsmarktdaten für Juli zeigen: Seit Mai läuft die US-Konjunktur viel schlechter als gedacht!
Veröffentlicht am 1. August 2025 14:34
...
und ergänzend:
Zitat:Aktuelle Daten
ISM-Index und Uni Michigan: Schwächere US-Konjunktur

Veröffentlicht am 1. August 2025 16:10
...
Zitat:Nach schwachen Jobdaten – Trump feuert Behördenleitung
Anfang der Woche noch sah sich US-Präsident Trump im Aufwind – nun ändert sich die Stimmung drastisch. Das bringt auch die Fed in eine Zwickmühle.

Astrid Dörner, Laurin Meyer
01.08.2025
...

US-Präsident Donald Trump ordnete an, die Leiterin des Bureau of Labor Statistics, zu entlassen. „Ich habe mein Team aufgefordert, diese politische Beauftragte von Biden SOFORT zu feuern", schrieb Trump im sozialen Netzwerk „Truth Social“.

Der US-Präsident beschuldigte McEntarfer, den Arbeitsmarktbericht zu politisieren. Trump warf der Kommissarin in seinem Beitrag ebenfalls vor, die Jobdaten bereits vor den Präsidentschaftswahlen im vergangenen November „gefälscht“ zu haben, um angeblich die Siegchancen der Bewerberin der Demokraten, Kamala Harris, zu erhöhen.

Allerdings legte Trump keine Beweise vor. „Sie wird durch jemanden ersetzt, der viel kompetenter und qualifizierter ist....
auch wenn man bei Marken von 4 %, 5 % oder gar 6 % Arbeitslosenquote noch von Vollbeschäftigung ausgehen könnte (eigentlich liegt Vollbeschäftigung vor, wenn es mehr offene Stellen als Arbeitslose gibt): die Menetekel mehren sich.
Und dass DT dann die Schuld bei anderen sucht, lässt zumindest psychologisch tief blicken.
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