Iran vs. Israel
Angeblich haben sie ja ihr Nuklearmaterial im März verlegt. Ist aber zweifelhaft.

Ich glaube sie können einfach nichts entgegensetzen. Ähnlich wie damals Sadam. Was erwartest du von diesem Regime? Die leben im Mittelalter, nicht die Iraner, das Regime.

Ihr Geld haben sie in ihren nuklearen Träumen versenkt, allerdings ohne den Erfolg von Nordkorea zu haben.

Sie hätten eher in Luftwaffe und Luftabwehr investieren sollen.
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Wer weiß wie viel der vermeintliche Anfangserfolg überhaupt wert ist. Die Deutschen im Zweiten Weltkrieg waren nach ihren Anfangserfolgen ebenfalls von ihrer eigenen Genialität sehr angetan und irgendwann ging die Luft aus. Dass die erste Halbzeit an den bzw. die Angreifer geht ist ja nicht so ungewöhnlich. Das abgekartet Spiel, was die unterwanderte IAEA und die Aggressoren - und damit meine ich nicht einmal nur die Israelis hier betrieben haben ist allen Iranern und der Welt sehr transparent geworden. Dass die Israelis gern einen schnellen Sieg für sich reklamieren wollen, zu dem sie alleine gar nicht im Stand sind, sondern nur gemeinsam mit den USA und den sogenannten EU3- durchführen konnten glaube ich ihnen gerne.

Ich halt es jedoch für nicht sehr wahrscheinlich, dass der Iran hier klein beigibt. Kann er nicht. Klar wird man den shit aus dem Iran bombardieren. Aber das werden sie doch sowieso tun, sobald die erste Nachrüstung erfolgt. Es geht ja konkret darum zu unterbinden, dass der Iran sich verteidigen kann, also muss er weiter dagegen halten. Er muss die Kosten hoch treiben. Es gibt auch gar keine andere Wahl für egal welche iranische Führung zu dieser Option. Und das ist die strategische Fehlkalkulation hinter dieser taktischen Finesse. Man hätte über Verhandlungen alles lösen können. Hatte man bereits 2015. Und es gibt nicht nur den Iran, sondern dahinter auch einige andere Staaten und non-state actors, die eben diese Aggressoren genau jetzt bluten sehen wollen. Die USA und EU3 können sich nämlich gar keinen umfassenden Krieg für Israel leisten. Besetzen? Welcome to Iran my naive friends. Vor allem gab es ja nicht mal ein 9/11 oder sowas. Die eigenen Leute erkennen ja jetzt schon den Lug und Betrug. Das wird nichts.
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@Nightwatch

Schön, dass man mal wieder etwas von dir hören kann, ich hatte mich schon gelegentlich gefragt angesichts der sich gegenwärtig überschlagenden Ereignisse, weswegen du nichts mehr geschrieben hattest? Aber der Umstand, wonach externe Themen einen sehr in Anspruch nehmen, ist mir sehr wohlbekannt. Geht mir teils aktuell genauso.

Zu deinem Beitrag:
Zitat:Die letzte Woche empfand ich als fast surreal.
Dieses Gefühl überkam mich schon 2022 beim Ukrainekrieg, als ich augenreibend überlegt habe, ob das eigentlich alles so passiert, was wir hier sehen. Aber vermutlich ist dies der eigenen Vita geschuldet, wenn man relativ sorgenfrei im Westen der hiesigen Republik aufwuchs und sich keine großen Gedanken machen musste, was alles passieren könnte. Und vielleicht ist es so, dass man deswegen die Zeitenwenden nicht mehr so kommen sieht oder wahrhaben will. Aber ja, wir stehen vor eben solchen. Und der Krieg gegen Iran ist auch so ein Punkt. Der Westen hat sich jahrelang um sich selbst gedreht und sich es schöngeredet. Und im Windschatten dessen haben sich manche finstere Kräfte formiert, die einen jetzt dazu zwingen zu handeln (bzw.: wir sehen, dass andere wegen unseres Versagens dazu gezwungen werden, während wir nur langsam aus den Startlöchern kommen). Insofern hatte ich ja auch die These aufgestellt vom abendländischen Revival.
Zitat:Ich bin gewiss, dass die Geschichte einmal gerechter über ihn urteilen wird, als wir es heute tun. Er ist ein Churchill unserer Zeit.
Vielleicht nicht unbedingt der Churchill unserer Zeit - Churchill hatte nochmals ganz andere Probleme vor sich -, aber ja, man wird ihn irgendwann fairer beurteilen, denke ich auch. Ich erinnere mich, dass man schon vor fast 30 Jahren auf ihn einprügelte wegen allem möglichen. Scholl-Latour sprach mal vom "beliebtesten Sündenbock" (und das war damals, als alle blind über Oslo jubelten, obwohl jeder wissen konnte, dass dies nicht funktionieren wird). Und da ist bis heute vieles haften geblieben. Sicherlich macht auch er Fehler, aber ich könnte mir aktuell keinen anderen Regierungschef in Israel vorstellen, der die Lage meistert. Wer sollte es denn sein?
Zitat:Auch Friedrich Merz hat es in diesen Tagen, spät, aber endlich, erkannt: „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht – für uns alle.“ Ich hoffe das diese Erkenntnis bleibt.
Es war nicht die feine englische Ausdrucksweise, aber es war v. a. die gar nicht so feine, aber medial mit Getöse als fein verkaufte Zurückhaltung, die uns die gegenwärtigen Miseren mit eingebrockt haben. Dass die Israelis jetzt zuschlagen mussten, ist auch dem jahrelangen Versagen der Westmächte, auch der USA, mit zuzuschreiben. Man hat es sich schöngeredet, dass man irgendwelche tollen Abkommen hat, aber man wusste im stillen Kämmerlein, dass man eigentlich keine Sicherheit hatte, was die Mullahs tatsächlich treiben. Gesagt hat man aber nichts, es winkten ja dicke Aufträge und ein Ende der Sanktionen. Shakehands und Lächeln vor der Kamera. Und die schrillen Warnungen aus Jerusalem wurden belächelt, obgleich man ahnte, dass man sich selbst anlügt.

Schneemann
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(22.06.2025, 19:09)Nightwatch schrieb: Guten Tag die Herrschaften.

Aus externen Gründen bin ich zurzeit nicht aktiv, aber dieses Statement möchte ich mir nicht nehmen. Ich werde an dieser Stelle nicht weiter auf die militärischen Geschehnisse eingehen. Sie sprechen für sie selbst.

Die letzte Woche empfand ich als fast surreal. Ich habe buchstäblich 20 Jahre auf diesen Moment gewartet. Dabei zusehen zu können, wie sich lang gehegte Erwartungen, Hoffnungen, Einschätzungen und Überzeugungen in historisch anmutender Manier verwirklichen, ist ein besonderes Privileg, das mir wohl nicht oft vergönnt sein wird.
Es erfüllt mich nach all den Jahren mit größter Genugtuung, dass die gerne großen Anhänger dieses apokalyptischen Todeskultes in ihre Schranken gewiesen und auf das zurückgestutzt wurden, was sie in Wirklichkeit sind – traurige Gestalten, die in ihrem religiösen Wahn die Grenzenlosigkeit ihrer Inkompetenz nicht wahrnehmen und über die die Geschichte schlicht hinwegrollen wird.

Ich bin sicher, dass der Tag an dem das persische Volk sich erneut erheben wird nicht mehr fern ist. Dass es seinem unauslöschlichen Willen nach Freiheit mit aller Konsequenz Nachdruck verleiht, die persische Nation wieder aufersteht und ihren angestammten Platz in der Geschichte einnimmt.
Es wird kaum im Rahmen der aktuellen Kampagne geschehen, aber die Tage des Regimes sind gezählt. Das Licht am Ende des Tunnels ist sichtbar – und mit ihm der Ausweg aus vier Jahrzehnten Leid, Tod und Verderben, die diese Fanatiker über eine ganze Region gebracht haben.

Es ist kaum abzuschätzen, was man hätte verhindern können und was möglich gewesen wäre, wenn man es nie soweit hätte kommen lassen. Aber der beste Moment, einen Fehler zu korrigieren, ist immer genau jetzt – und genau damit hat man in der Nacht des 13. Juni begonnen.

Ich feiere, ja, ich verneige mich vor Benjamin Netanyahu, dass er vor dieser historischen Entscheidung nicht zurückgeschreckt und sie stattdessen mit aller Entschlossenheit im politisch-strategischen Kontext über Jahre und im militärisch-operativen Rahmen über Monate verfolgt und umgesetzt hat. Am absehbaren Ende seiner politischen Laufbahn triumphiert er über alle Feinde, die sich gegen ihn und seine Nation erhoben haben. Das ist Stärke. Das ist Führung. Das ist Größe. In weniger verworrenen Zeiten würde man ihn auf Händen tragen. Ich bin gewiss, dass die Geschichte einmal gerechter über ihn urteilen wird, als wir es heute tun. Er ist ein Churchill unserer Zeit. Er ist der größte jüdische Feldherr unseres Zeitalters.

Er steht aber natürlich nicht allein. Was wir sehen, was wir erleben, ist die Kulmination der Bemühungen einer Nation und eines Volkes, das sich geeint gegen die manifestierte Finsternis stemmt. Ein Volk, das sich weigert, die Unmöglichkeit seiner schieren Existenz anzuerkennen. Das sich weigert, endlich aufzugeben und in die Geschichte zurückzutreten. Das sich weigert, Recht über Leben zu stellen. Das stattdessen aufsteht und tut, was getan werden muss.

Nicht nur um sich selbst zu behaupten, sondern dabei auch einmal mehr das Joch zu tragen, das wir in unserer postheroischen Dekadenz weder schultern wollen noch schultern können und stattdessen ihnen aufgebürdet haben. Wir, die im schier entgrenzten Wohlstand aufgewachsenen, moralisch überladenen Gesellschaften haben verlernt das Notwendige zu tun. Stattdessen ergehen wir uns in abstrakter Empörung und scheinheiliger Zurückhaltung. Wir verachten Stärke und merken nicht mehr, wie sehr wir sie benötigen. Wir sind die Schnellsten zu urteilen, solange nur andere für uns handeln.
Ein brandgefährlicher Luxus den wir uns hier leisten. Bleibt zu hoffen, dass wir aus der Geschichte die hier vor unseren Augen geschrieben wird die richtigen Lehren ziehen.

„A gift by the Jewish State to humanity“ nannte der kanadische Ministerpräsidentenkandidat Polievre letztes Jahr die Hoffnung, dass Israel die Bombe in den Händen einer genozidalen, theokratischen und instabilen Diktatur doch noch verhindern möge - und hat damit ins Schwarze getroffen. Auch Friedrich Merz hat es in diesen Tagen, spät, aber endlich, erkannt: „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht – für uns alle.“ Ich hoffe das diese Erkenntnis bleibt.

Die Welt, in der wir leben, unsere freiheitliche westliche Zivilisation, ist keine Selbstverständlichkeit. Die Opfer, die gebracht, und die Gräueltaten, die verübt werden mussten, um sie zu erschaffen und zu erhalten, schreien buchstäblich zum Himmel. Zu viele haben das heute verdrängt oder grämen sich dafür. Aber die Geschichte wartet nicht auf unsere Befindlichkeiten.

Es braucht in jeder Generation – heute und erst recht morgen – diejenigen, die bereit sind, die Fackel der Freiheit und Zivilisation aufzunehmen und der aufgezogenen Finsternis entgegenzuhalten. Wir sind nicht perfekt – so was von gar nicht – und unsere die Zukunft mutet mitunter zappenduster an. Aber heute, wenigstens heute, können wir aufstehen und sagen: Noch nicht. Noch triumphiert das Licht über die Finsternis.
Nicht durch unser Zutun, nicht durch unsere Bemühungen, nicht durch unsere Stärke oder Entschlossenheit, nicht durch unsere Opfer. Andere haben auch für uns die Fackel ergriffen und die Schritte getan, die wir nicht mehr gehen können. Deshalb: Ehre, wem Ehre gebührt. Ich verneige mich.
Ebendies gilt für Donald Trump. Man mag sich über ihn empören, man mag ihn verachten und verdammen, ich verneige mich.

„You did not seek this moment, but this moment sought you“, schrieb der US-Botschafter in Israel, Mike Huckabee, vor wenigen Tagen in einem vielbeachteten Brief an Präsident Trump. Ich weiß nicht, ob er damit recht hat. Trumps Position in Sachen iranisches Atomprogramm war seit vielen Jahren sehr klar und unverrückbar: Iran can’t have a nuclear weapon. Darüber hinaus hat er als einer der wenigen westlichen Politiker in Verantwortung schon in seiner ersten Amtszeit mit der Tötung Soleimanis erkannt und der Welt vorgeführt: Am Ende des Tages ist dieses iranische Regime ein Papiertiger, dem man mit Entschlossenheit begegnen muss – und auch begegnen kann.

Mit Unconditional Surrender! hat er den Weg vorgezeichnet. Es ist ein langer und sehr steiniger Weg. Aber ich hoffe, dass er ihn weitergeht.

In diesem Sinne,
من رؤیایی دارم: سال آینده در تهران!
יש לי חלום: בשנה הבאה בטהראן!
Ich habe einen Traum: Nächstes Jahr in Teheran!

Starkes Statement, danke dafür. Hoffen wir für das iranische Volk und die Gesellschaft, das es klappt und die Perser in Zukunft fähige Politiker bekommen und das die dortige Gesellschaft ihre jeweiligen Chancen konstruktiv nutzt. Ich wünsche es ihnen von Herzen.

Auch hoffe ich, das sich die Europäer (in meinem Fall natürlich besonders die Deutschen) aufraffen und endlich sinnvolle Ziele formulieren und Umsetzen können. Vor allem aber auch das ein flächendeckendes Umdenken stattfindet und man sich mehr auf Pragmatismus besinnt als auf ideologischen Geschwurbel.
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Gehen wir es mal ganz neutral und so kalt und objektiv wie möglich an.

Man wird das iranische Atomprogramm ausschalten. Man wird die Fertigung von ballistischen Raketen etc. ausschalten. Damit ist die direkte unmittelbare konventionelle Bedrohung erst mal weg. Aber:

Von da ausgehend (ob selbst diese Kriegsziele wirklich vollauf erreichbar sein werden ist disktubal, aber nehmen wir mal an, man erreicht sie) verbleiben genau zwei Möglichkeiten.

Fall A: die aktuelle iranische Regierung kann sich an der Macht halten. Fall B: die aktuelle Regierung stürzt und der Iran versinkt im Chaos.

Meiner rein persönlichen Einschätzung nach ist Fall A wahrscheinlicher. Der Westen kann den Iran nicht mit Bodentruppen besetzen und dort auch keinen Umsturz herbei führen.

Die Folge wird eine massive Ausweitung iranischer unkonventioneller / assymetrischer Kriegsführung sein.

Das heißt, der de facto Krieg mit dem Iran wird auch nach einer erfolgreichen Luftkampagne keineswegs aufhören, sondern zur höheren Wahrscheinlichkeit wird man einen sehr langen Zeitraum jetzt mit Terroranschlägen, unkonventioneller Kriegsführung usw. weiter planen müssen.

Der aktuell erfolgreiche Luftkrieg wird daher den Krieg mit dem Iran nicht zeitnah beenden, sondern wir sprechen hier von einem längeren oder sehr langen Krieg der da jetzt auf uns zukommt.

Man müsste sich also bereits jetzt genau dafür aufstellen und entsprechende Maßnahmen einleiten.

Ich halte die aktuelle Euphorie für verfrüht und die Gesamtentwicklung wird weltweit eher negativ sein. Begründbar ist dies natürlich allein damit, dass ohne ein solches Handeln wie wir es im Moment sehen die Gesamtentwicklung noch negativer wäre.

Schlussendlich eine klassische Wahl zwischen Pest und Cholera. Es wird schlecht, gleich wie man es dreht und wendet, nur halt weniger schlecht für "uns" als es sonst geworden wäre.

Meiner Meinung nach ist der aktuelle Krieg eine Loose - Loose Stragie. Wenn alle verlieren - aber der Iran mehr verliert als wir, dann sind wir der Sieger des Konfliktes. Man sollte aber eben dies bedenken und sich auf einen langfristigen Konflitk einstellen.
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(Vor 9 Stunden)Quintus Fabius schrieb: Ich halte die aktuelle Euphorie für verfrüht und die Gesamtentwicklung wird weltweit eher negativ sein. Begründbar ist dies natürlich allein damit, dass ohne ein solches Handeln wie wir es im Moment sehen die Gesamtentwicklung noch negativer wäre.

Schlussendlich eine klassische Wahl zwischen Pest und Cholera. Es wird schlecht, gleich wie man es dreht und wendet, nur halt weniger schlecht für "uns" als es sonst geworden wäre.

Meiner Meinung nach ist der aktuelle Krieg eine Loose - Loose Stragie. Wenn alle verlieren - aber der Iran mehr verliert als wir, dann sind wir der Sieger des Konfliktes. Man sollte aber eben dies bedenken und sich auf einen langfristigen Konflitk einstellen.

Erinnert mich irgendwie an unsere Gazadiskussion. Bloss das diesmal die Flüchtlingswelle dazukommt, es fängt ja schon mit unseren Mitbürgern an die nach Israel ausgewandert sind weil es sicherer war, und die jetzt zurückwollen.

Dazu kommen die Iraner die hier schon viele Verwandte haben etc etc
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Die Kirya, das Nervenzentrum der israelischen Armee im Herzen von Tel Aviv
OLJ (franzôsisch)
Der „israelische Pentagon“, ein Militärstützpunkt, der sich über und unter der Erde erstreckt, wurde am 13. Juni vom Iran getroffen, offenbar im ersten Angriff auf diesen Standort in der Geschichte des Landes.
The Orient Today / Von Amelia Hankins, am 22. Juni 2025 um 09:57 Uhr
[Bild: https://s.lorientlejour.com/storage/atta...113351.jpg]
General Charles Q. Brown Jr. von der US-Luftwaffe, Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs, zusammen mit Herzi Halevi, israelischer Generalstabschef, auf dem Militärstützpunkt Kirya in Tel Aviv am 18. Dezember 2023. Benjamin Applebaum/Wikimedia Commons
„ Wie wir gezeigt haben, ist Israel in der Lage, sich selbst zu verteidigen“, prahlte ein Sprecher der israelischen Armee am Freitag, dem 16. Juni, bevor er plötzlich unterbrochen wurde. Über eine Lautsprecheranlage wurde wiederholt eine Stimme ausgestrahlt, die mitteilte, dass das Gebäude, in dem er sich befand, bekannt als Kirya, in „defensive Alarmbereitschaft“ versetzt worden sei. Draußen heulten in ganz Tel Aviv Alarmsignale. Wenige Augenblicke später, als Abfangjäger in den Himmel stiegen, umging eine iranische Rakete die verschiedenen Luftabwehrsysteme und traf das betreffende Gebäude, das Teil eines Komplexes ist, der als „israelisches Pentagon“ bezeichnet wird. Ein in der Geschichte des Landes beispielloser Angriff auf eine seiner sensibelsten Militärstandorte, der mehrere Kommandocentralen beherbergt und mitten im Herzen von Tel Aviv liegt.
[Bild: https://s.lorientlejour.com/storage/atta...f85c89.jpg]
Die Matcal- (links) und Marganit-Türme in Kirya, im Zentrum von Tel Aviv, im Mai 2010. (Quelle: Ori~/Wikimedia Commons)

Während Israel seinen Gegnern vorwirft, ihre militärischen Infrastrukturen in zivilen Gebieten zu verstecken, heißt es auf der Website eines israelischen Reiseführers, „Israel by Locals”, stolz: „Das Viertel Kirya zeugt von der Verflechtung der Geschichte der israelischen Armee und der Stadtlandschaft.” Nur wenige hundert Meter entfernt befinden sich ein medizinischer Komplex, drei Schulen, fünf Synagogen, die tschechische Botschaft, eine Oper, eine öffentliche Bibliothek, mehrere Theater, das Tel Aviv Orchestra, das Kunstmuseum, der Sarona-Markt, Dutzende von Geschäften und mehr oder weniger hohe Wohngebäude, von denen eines bei dem Angriff zahlreiche Fenster und Wände zerstört wurden, wie das Wall Street Journal berichtet.

Eine unterirdische Festung

Der Kirya-Komplex, „die Festung“, beherbergt das Verteidigungsministerium, den Generalstab der Armee, das Kommandozentrum der israelischen Luftwaffe und verschiedenen Berichten zufolge mehrere Aufklärungszentren.
Der Komplex, der auch unter dem Namen Camp Rabin bekannt ist, benannt nach dem 1995 ermordeten Premierminister, umfasst zwei Hauptgebäude, die Matcal- und Marganit-Türme, die beide 17 Stockwerke hoch sind. Unter der Fahrbahn bildet ein weitläufiges Netz von Bunkern das unterirdische Kommandozentrum von Kirya. Der Bau dieser atomwaffenfesten „Festung Zion” dauerte laut der New York Times (NYT) zehn Jahre und sollte die „düstere” und marode Vorgängereinrichtung verbessern, die seit mindestens 1967 in Betrieb war und den Spitznamen „Die Grube” trug.

„Die gesamte operative Tätigkeit findet hier statt”, erklärte der Leiter der israelischen Armeeoperationen 2017 gegenüber dem Medienunternehmen Ynet News aus einem Büro des Komplexes, das weder Fenster noch Mobilfunkempfang hat. „Wir planen alle Programme, synchronisieren alle Organe und am Ende wird alles in Form von Befehlen ausgegeben.” Die Chefs des nördlichen, zentralen und südlichen Kommandos Israels arbeiten alle im Oberkommando. In „normalen Zeiten“ verbringen etwa 400 Soldaten ihren Arbeitstag in den Kellern von Tel Aviv. In Kriegszeiten sind es laut der NYT Tausende, die in die Untergrundanlagen hinabsteigen. Die neue Grube ist somit „über Technologien” mit drei weiteren unterirdischen Kommandozentralen verbunden: der des Shin Bet in einem Wohnviertel im Nordosten von Tel Aviv, dem Hauptquartier der israelischen Luftwaffe, einen Block westlich davon, und einer weiteren in Jerusalem für die politischen Führer Israels, die als „moderne Arche Noah” bezeichnet wird.

Über die Operationsräume hinaus, die von Bildschirmen mit Live-Überwachungsbildern von den verschiedenen israelischen Fronten gesäumt sind, verfügen die Kellerräume der Kirya über einen Fitnessraum, eine Synagoge, eine Kantine, Speisesäle, einen Aufenthaltsraum und offenbar genügend Unterkünfte, um Soldaten zu beherbergen, die während der Kampfhandlungen das Gelände praktisch nie verlassen. Aus Kostengründen und aufgrund von Platzmangel in Tel Aviv hat die israelische Armee bereits 2011 einen Plan auf den Weg gebracht, ihre Aufklärungseinheiten in die Negev-Wüste in der Nähe der Stadt Beerscheba im Süden Israels zu verlegen. Doch die Truppe soll sich nur schwer für diesen Umzug begeistern können, da einige Geheimdienstmitarbeiter lieber kündigen würden, als Tel Aviv zu verlassen.

Pro-nazistische Templer im Hauptquartier der Haganah

Um die Wahl des Standorts für das israelische Militärhauptquartier zu verstehen, muss man bis zum Beginn des letzten Jahrhunderts zurückgehen, als der Bürgermeister von Sarona ermordet wurde, einer Kolonie, die von einer im 19. Jahrhundert gegründeten Gruppe namens „Templergesellschaft” gegründet worden war. Diese deutschen protestantischen Christen hatten sich im Heiligen Land niedergelassen, in der Überzeugung, dass sie so die Wiederkunft Christi beschleunigen könnten.
[Bild: https://s.lorientlejour.com/storage/atta...4daf7a.jpg]
Zwei Mädchen aus der Templerkolonie in Sarona, irgendwann zwischen 1920 und 1923. (Quelle: Leiden University Archives, Niederlande/Wikimedia Commons)

Als sich die jungen Templer schließlich dem Nationalsozialismus anschlossen, sammelten die Briten alle Deutschen in Palästina – unabhängig von ihrer politischen Zugehörigkeit – und internierten sie in Sarona, nachdem sie das Viertel mit Stacheldraht abgesperrt hatten. Die meisten Templer wurden schließlich deportiert, hauptsächlich nach Australien, aber das Schicksal von Sarona wurde vor allem durch die Ermordung seines Bürgermeisters durch die damals größte zionistische Miliz, die Haganah, besiegelt, die daraufhin das Viertel übernahm und dort ihren Militärstützpunkt errichtete.

Während ihres „Unabhängigkeitskrieges“ nutzte die Haganah die von den Winzer-Templern gebauten Tunnel für militärische Operationen, darunter in einem bekannten Fall für die Demontage, den Transport und die Instandsetzung von 15 britischen Kriegsflugzeugen.
[Bild: https://s.lorientlejour.com/storage/atta...eda62a.jpg]
Die „arabische Abteilung” der Eliteeinheit Palmach der Haganah während einer Ausbildung auf dem Militärstützpunkt in Sarona im Jahr 1947. (Quelle: Palmach Museum Archives/Wikimedia Commons)

1948 verwandelte der erste israelische Premierminister David Ben Gurion die Haganah in die israelische Armee und ihr Hauptquartier in Sarona, das er „Kirya” nannte, in das Militärhauptquartier Israels. Um die Bedeutung dieses kleinen Stückchens Land zu unterstreichen, verkündete der Staatschef auf den Stufen des Kunstmuseums, direkt gegenüber dem heutigen Hauptquartier der israelischen Luftwaffe, die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina. Im Bewusstsein dieser Symbolik starteten Dutzende Israelis Anfang März die Operation „Cordon de Kirya” und errichteten an jedem Eingang des Viertels ein offenes, permanentes Lager, um gegen den andauernden Krieg im Gazastreifen zu protestieren und Druck auf die Regierung von Benjamin Netanjahu auszuüben, einen Waffenstillstand zu vereinbaren.
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