USA vs. Iran
Aegrotare und Schneemann:

Der Artikel unten ist exakt 4 Jahre alt. Smile

Zitat:Medienbericht: Israel attackierte zwölf iranische Schiffe

NEW YORK (inn) – Israel hat seit Ende 2019 mindestens ein Dutzend iranische Schiffe oder Schiffe mit iranischer Fracht angegriffen. Das berichtete das „Wall Street Journal“ am Donnerstag. Das amerikanische Blatt spricht dabei von einer „neuen Front“ zwischen Israel und dem Iran. Es beruft sich auf ungenannte Quellen in den USA und im Nahen Osten.
https://www.israelnetz.com/medienbericht...e-schiffe/

Demnach eröffnete Israel Ende 2019 einen Seekrieg gegen iranische Handelsschiffe mit wohl mehr als einem Dutzend Angriffen, wie ich bereits erwähnte.
Als Reaktion haben dann die Iraner angefangen israelische Handelsschiffe zu attackieren, darunter die "Sabiti", "Mercer Street", „Pacific Zircon“ und die „CMA CGM Symi“. Eine Reihe weiterer Schiffe wurden damals als Warnung mit unscharfen Haftminen sichtbar oberhalb der Wasseroberfläche "geschmückt". Dann war erstmals eine Weile Ruhe.
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Das ganze Thema ist sehr verschwommen. Ich habe auf deinen Hinweis hin etwas gesucht, aber es gibt viel Spekulationen darum herum und keine konkreten Daten. Erschwert wird das ganze Suchen, dass die Iraner sich auch bedeckt halten.

Und das überrascht mich etwas. Denn wenn hier offizielle iranische Schiffe von den Israelis angegriffen worden wären, dann hätte sich die Presse/Politik in Teheran über die "zionistischen Piraten" entsprechend ausgelassen. Aber hier herrscht Schweigen. (Ebenso hört man auch anderweitig nichts aus Ecken, die so etwas durchaus gerne aufgreifen würden, etwa Russland.)

Das lässt den Rückschluss zu, dass - gesetzt den Fall, die Attacken haben tatsächlich stattgefunden - man hier bewusst schweigt und dass es sich um illegale Aktivitäten handelte bzw. um einen Aspekt des iranisch-israelischen Schattenkrieges. So weit man es herausfiltern kann, waren es wahrscheinlich iranische Öl- und Waffenlieferungen, die nach Syrien hätten gehen sollen, entweder direkt an Assad oder an iranische oder schiitische Milizen. Da die UN aber Sanktionen gegen das Assad-Regime verhängt hatte, logischerweise gerade auch was Waffen angeht, schätze ich, dass die Iraner deswegen diese mutmaßlichen Angriffe verschwiegen haben, da sie ansonsten hätten indirekt einräumen müssen, dass sie die Sanktionen unterlaufen.

Wie auch immer: Wenn diese Angriffe stattgefunden haben, so sind es solche, die im Kontext des iranisch-israelischen Schattenkrieges anzusiedeln sind. Und sie sind somit weder vergleichbar mit den Ereignissen im Roten Meer, noch können sie gar als Rechtfertigung für diese willkürlichen Angriffe der Houthi auf den internationalen Seehandel genutzt werden.

Schneemann
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Du musst für Deine "Recherche" nur Google benutzen, dann findest Du:

Zitat:US officials say Israel has hit many ships taking Iran oil, arms to Syria: WSJ
Report says Israel targeted at least 12 vessels linked to Iran since 2019, marking a new front in conflict
...
https://www.timesofisrael.com/us-officia...ia-report/

sowie auch:
https://en.wikipedia.org/wiki/Iran%E2%80...y_conflict
https://www.timesofisrael.com/iranian-in...terranean/
https://www.reuters.com/world/middle-eas...021-07-30/
https://www.timesofisrael.com/iran-state...to-israel/
https://www.nytimes.com/2024/04/13/world...ormuz.html
https://www.t-online.de/nachrichten/ausl...rael-.html
https://www.timesofisrael.com/syria-blam...l-tankers/
https://www.aljazeera.com/news/2021/4/24...one-attack
https://www.timesofisrael.com/syrian-war...-by-drone/
https://www.timesofisrael.com/iran-says-...terranean/
...

Und nein. Ich persönlich habe keine Herleitung zwischen dem kleinen israelisch-iranischen Seescharmützel und den Houthi Angriffen auf israelische Schiffe und Häfen gezogen. Das könnte man, aber das habe nicht. Die Angriffe der Houthi stehen im Kontext des Gaza Krieges und es waren auch die Houthi die erklärten, unter welchen Bedingungen sie die Angriffe beenden. Ich wüsste nicht, wann und wo insbesondere ich hierzu eine eigene Interpretation und Zusammenhänge präsentiert hätte. Also ist auch dieser Teil Deiner Ausführung am Ziel vorbei. Dies war eine technische Diskussion über den Einsatz von Waffen gegen Schiffe. Dein schönes Israel hat hier in diesem Kontext gerade keiner schlecht gemacht, oder gar Angriffe auf dieses gerechtfertigt, um Himmelswillen. Daher gibt es hier für Dich aber auch nichts zu relativieren, unter Sofas oder Teppiche zu kehren.
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@KheibarShekan
Zitat:Die Angriffe der Houthi stehen im Kontext des Gaza Krieges und es waren auch die Houthi die erklärten, unter welchen Bedingungen sie die Angriffe beenden. Ich wüsste nicht, wann und wo insbesondere ich hierzu eine eigene Interpretation und Zusammenhänge präsentiert hätte.
Das war ein Missverständnis meinerseits. Das warst nicht du, richtig, ich hatte es mit dem Inhalt von voyageurs Beitrag durcheinander gebracht.
Zitat:Dein schönes Israel hat hier in diesem Kontext gerade keiner schlecht gemacht, oder gar Angriffe auf dieses gerechtfertigt, um Himmelswillen. Daher gibt es hier für Dich aber auch nichts zu relativieren, unter Sofas oder Teppiche zu kehren.
Was heißt hier Relativierung? Huh Die Israelis haben sich anscheinend nur Schiffe herausgepickt, die offensichtlich Öl und Waffen nach Syrien liefern sollten. Und sehr wahrscheinlich waren dies Nachschublieferungen, die an Gruppen hätten gehen sollen, die Israel extrem feindlich gesinnt sind. Diese Schiffe anzugreifen ist nach geltendem Kriegsrecht also durchaus erlaubt, da man Nachschublieferungen an den Gegner unterbinden darf - zudem kann der Iran hier keinesfalls als ein neutraler Akteur angesehen werden.

Schneemann
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Offenbar war es ausgerechnet Trump, dem man ja bislang eine relativ unkritische Unterstützung Israels nachsagt, der sich gegen israelische Pläne bzgl. eines Angriffes auf iranische Atomeinrichtungen im Mai d. J. (?) ausgesprochen hat. Vermutlich auch mit dem Hintergedanken, Verhandlungen wieder anzustoßen...
Zitat:US-Präsident stellte sich offenbar gegen israelischen Angriffsplan auf iranische Atomanlagen

Israel sieht sich seit Langem durch Teherans Nuklearprogramm bedroht. Laut »New York Times« wollte das Land nun mithilfe der USA iranische Atomanlagen attackieren – und scheiterte an Donald Trump. [...]

Laut dem Bericht der »New York Times« hat die israelische Regierung von Premier Benjamin Netanyahu für ihre Pläne auch die Hilfe Washingtons angefragt. Zum einen, um Israel vor iranischen Vergeltungsschlägen zu schützen. Zum anderen, um sicherzustellen, dass der Angriff auf Iran auch erfolgreich ist. US-Präsident Donald Trump habe sich nach längeren Überlegungen gegen einen geplanten Angriff und für Verhandlungen mit Iran entschieden, berichtet die »New York Times« weiter. [...]

Aber die Trump-Regierung stellte sich jetzt gegen Israels Vorhaben. Laut der US-Zeitung äußerten sich gleich mehrere hochrangige Vertreter der US-Regierung kritisch, darunter US-Vize J.D. Vance, Verteidigungsminister Pete Hegseth, Susie Wiles, Stabschefin des Weißen Hauses, und Tulsi Gabbard, Koordinatorin der US-Geheimdienste. [...]

Washington und Teheran haben am vergangenen Samstag zum ersten Mal in Oman indirekte Gespräche geführt. Beide Länder bezeichneten sie als »positiv« und »konstruktiv«. Am Samstag soll eine zweite Gesprächsrunde stattfinden. Als Ort ist Rom vorgesehen, wie das iranische Staatsfernsehen am Mittwoch berichtete und ein Sprecher des italienischen Außenministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bestätigte. [...]

Die Islamische Republik sei bereit, Vertrauen hinsichtlich möglicher Bedenken bezüglich der iranischen Uran-Anreicherung aufzubauen, sagte Außenminister Abbas Araghchi am Mittwoch. Das Recht auf Uran-Anreicherung sei jedoch nicht verhandelbar. Er reagierte damit auf Äußerungen des US-Sondergesandten Steve Witkoff. Dieser hatte am Dienstag erklärt, Iran müsse »seine Uran-Anreicherung stoppen und beenden«, um eine Einigung mit den USA zu erzielen.
https://www.spiegel.de/ausland/donald-tr...6c680ad4d1

Schneemann
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Wäre der Iran ein militärisch so günstiges Ziel, wäre er in den letzten 45 Jahren schon mehrfach und sogar vorrangig gegenüber anderen aus US-Israelische Sicht fällig gewesen. Die Fähigkeit Israels den geografisch großen und bevölkerungsreichen Iran zu zerstören existiert nach meiner Einschätzung nicht. Jedenfalls nicht ohne massiven Einsatz von Massenvernichtungswaffen. Konventionell kriegen sie nicht einmal den Bau einer Bombe mit eigenen Mitteln verhindert, falls der Iran das mal wirklich umsetzen will. Ebenso ist eine militärische Schwächung des Iran durch die politischen Veränderungen in Syrien und Libanon so nicht richtig. Für die Landesverteidigung haben diese Schauplätze nur begrenzte Relevanz. Das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun. Ich lese aber auch häufiger, dass man in israelischen Medien ein Opportunitätsfenster darin sieht, welche ich jedoch aus der militärischen Sachlage heraus so nicht unmittelbar nachvollziehen kann. Tatsächlich ist es Israel, welches die materiellen und ökonomischen Kosten seiner Kriege nur sehr begrenzt selbst tragen kann, sonst wäre der Ofen ja schon lange aus. Israel ist massivst ein Zuschussgeschäft, da sie seit Jahrzehnten militärisch für ihre Besatzungsoperationen schon weit über ihre natürlich aus sich selbst heraus zu leistenden Verhältnisse leben. Daher ist der Ansatz gegen ein Gewicht wie den Iran auch schon immer der selbe gewesen. Für eine ernsthafte militärische Auseinandersetzung brauchen sie die USA als aktive Kriegspartei im Boot gegen den Iran. Die Opportunität liegt für Israel daher vorrangig und in erster Linie in der Zusammensetzung der aktuellen US Administration, die sich nebst Trump und Verwandtschaft nicht zu knapp aus Iran-Hawks, Evangelikalen und zionistischen Lobbyisten zusammensetzt. Israel hat hier weitestgehend freie Hand und teilweise eine durchaus tonangebende Stellung im amerikanischen Nahostgeschäft.

Die israelische Idee ist nun, dass die USA den Iran nach dem Libyen Modell über den Verhandlungsweg abrüsten und die militärische Aktion soll dann später durch Israel mit Verzögerung erfolgen und die USA sollen dann im weiteren Verlauf sicherstellen, dass die Operation erfolgreich ist, was mit israelischen Mitteln nicht möglich sein wird. Also das Libyen/Irak/Syrien Modell. Ist ja nicht so, als wären die Iraner komplett verblödet glaube ich, daher darf man gespannt sein wie und an welchen Punkten es scheitert. Ziel beider Seiten muss ja eigentlich sein, diese Verhandlungen eigentlich an einem gewissen Punkt scheitern zu lassen und parallel dazu konkrete militärische Vorbereitungen für den großen Knall zu treffen. Wie bei so vielem ist man sich über den Punkt des Scheiterns wohl möglich uneins. Die Iraner müssten aber völlig mit dem Arsch auf Grundeis sitzen, wenn sie irgendeinen greifbaren Wert für sich in diesen nutzlosen Gesprächen sehen.
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Die Nuklearindustrie des Iran zu zerstören sollte Israel durchaus in der Lage sein. Nur ließe sich die Sache bei einem derart massiven Angriff halt auch nicht eingrenzen und die Folge wäre ein vollumfänglicher Krieg für welchen Israel wiederum dann die Unterstützung der USA benötigt.

Was aber wenn Israel trotzdem zuschlägt ?! Gerade eben um die Konsequenzen daraus die USA zum Kriegseintritt zu zwingen ?!
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Die wichtigsten Bereiche (bspw. Teile von Natanz und Fordow sowieso) sind so gebaut, dass sie sogar direkte Nukleartreffer bis xyz kt überstehen können. Ergo nicht so einfach.
Was man auch erheblich unterschätzt bzw. herunterspielt ist die Feuerkraft der Iraner. Die steht den Israelis keinesfalls nach, nur ist der Iran wesentlich größer. Israel hat eine kleine handvoll, wie reden wirklich von einzelnen Anlagen, Ziele, deren Zerstörung dafür sorgen würde, dass es in weiten Teilen des Landes weder Strom noch Trinkwasser gibt. Die 30> Impacts auf Nevatim Airbase alleine hätten auch woanders auf einer solchen Infrastruktur einschlagen können. Das war eine wohl temperierte Salve. Das ist alles fragiler als es aussieht. Die USA müssen also sehr schnell helfen, oder die Israelis müssten sehr schnell zur ultima ratio greifen in einem echten, umfangreichen Krieg. Darüber hinaus verhindert eine Beschädigung oder gar Zerstörung von Anlagen nicht zwangsläufig den Bau von einem halben Dutzend Atombomben mit bereits vorhandenem Nuklearmaterial. Da müssen sie rein, das Material sichern.

Zitat:Was aber wenn Israel trotzdem zuschlägt ?! Gerade eben um die Konsequenzen daraus die USA zum Kriegseintritt zu zwingen ?!


So wird es sein. Ich sagte ja genau dass das der für mich offensichtliche Plan ist, nach dem Good Cop / Bad Cop Schema. Erst will man den Iranern das Nuklearwaffentaugliche Material abschwatzen gegen politische oder wirtschaftliche Glasperlen die man ohnehin nicht einlösen wird und dann wird Israel trotzdem eine Gelegenheit nutzen um zu eskalieren. Das Libyen Schema.
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Meiner rein persönlichen Einschätzung nach ist die reale Feuerkraft des Iran geringer als die von Israel. Wir brauchen jetzt gar nicht darüber diskutieren ob dem wirklich so ist, darum geht es mir im folgenden gar nicht. Sondern darum: du sprichst hier den wesentlichen strategischen Punkt an: Israel hat ein sehr kleines Staatsgebiet, der Iran hat ein sehr große Staatsgebiet (im Vergleich). Entsprechend kann der Iran seine Feuerkraft auf dieses kleinere Gebiet konzentrieren. Umgekehrt muss Israel seine Feuerkraft dislozieren, denn der Iran wird seine strategisch relevanten Einrichtungen so weit wie möglich verteilt und verborgen haben.

Ich glaube daher auch gar nicht, dass die bekannten Ziele tatsächlich ausreichend wären, dass dort dann alles steht und gelagert ist was der Iran hat. Es wird jede Menge zusätzlicher geheimer Einrichtungen und Verstecke geben in welchen entsprechend Material etc. gelagert wird.

Relevant ist damit die Feuerkraft pro Flächeneinheit und da sieht es für Israel eben gar nicht so gut aus. Zudem müsste Israel im Iran schon eine immens herausragende Aufklärung haben, um tatsächlich alle stark dislozierten Verstecke und sonstigen verbunkerten Anlagen irgendwo unter irgendwelchen Gebirgen zu finden und diese dann auch noch alle zugleich ausreichend hart treffen zu können. Die Verteilung der israelischen Feuerkraft führt daher immer zu einem Nachteil für Israel bei einem solchen Schlagabtausch.

Aus diesem Grund wäre ein reiner israelischer Angriff meiner Meinung nach unzureichend, da er für sich allein nicht ausreichend Schaden anrichten würde (Atomwaffen im Erstschlag mal außen vor gelassen). Meine rein persönliche Schlußfolgerung daraus ist, dass Israel zur höheren Wahrscheinlichkeit nicht alleine angreifen wird, auch nicht um dadurch indirekt die USA in den Krieg zu zwingen und zwar aus folgendem Mechanismus:

Aufgrund der beschriebenen Umstände, insbesondere der Frage der Feuerkraft pro Flächeneinheit, kann Israel im Erstschlag nicht genug Schaden anrichten. Umgekehrt kann es nur darauf hoffen, mit zugleich erfolgenden Drohungen des Einsatzes von Atomwaffen den Iran vom vollständigen Einsatz all seiner Mittel abzuschrecken. Es entsteht dann aber im Gegensatz zu einer Beteiligung der USA gleich von Beginn an eine Verzögerung, bis die USA in den Krieg eingreifen (können). Diese Verzögerung verhindert schlussendlich den israelischen Erstschlag für sich allein, weil er unzureichend wäre, aber extreme Risiken zur Folge hätte und schlussendlich den nuklearen Erstschlag gegen den Iran herbei zwingen würde - was wiederum extrem nachteilig für Israel wäre.

Die Gesamtumstände sprechen daher meiner Meinung nach gegen einen israelischen Solo-Erstschlag, selbst wenn dieser die USA dann mit in den Krieg hineinzieht. Dafür ist die Sache zu zeitkritisch.

Was aber wenn Israel tatsächlich alle Schranken fallen lassen würde und einen nuklearen Erstschlag ausführt? In der Annahme ansonsten vom Iran in Kürze oder in einiger Zeit selbst ausgelöscht zu werden. Als präventiven Atomangriff also. Das scheint jetzt völlig unrealistisch und fernab des real möglichen, aber man sollte es zumindest als Möglichkeit mit bedenken. Und was wenn Israel glaubhaft mit dieser Option den USA droht, und diese damit dazu zwingt, den konventionellen Erstangriff auf den Iran gleich von Beginn an mitzumachen?

Als Grund könnte man vorschieben, dass die Iraner soeben eine Atombombe fertig stellen, oder einen Vorfall mit chemischen Waffen inszenieren. Es gab ja schon mehrfach Äußerungen von Israelis dass der Iran beispielsweise chemische Waffen an die Hisbollah liefern würde, wobei hier C-Waffen selbst in Mörser-Granaten verbaut worden wären.
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Zitat:Die Gesamtumstände sprechen daher meiner Meinung nach gegen einen israelischen Solo-Erstschlag, selbst wenn dieser die USA dann mit in den Krieg hineinzieht. Dafür ist die Sache zu zeitkritisch.

Auch wenn Israel nicht die Mittel besitzt um hinreichend nachhaltig gegen die Nuklearanlagen zu wirken, so könnten sie durchaus einen Angriff starten, der sich eben nicht vorrangig bzw. nur am Rande gegen die Nukleareinrichtungen selbst richtet, dafür vorrangig gegen Drohnen-/Raketenindustrie, Industrieanlagen i.A. und die Energieinfrastruktur, Symbole und Personen richtet. Die Kosten wären enorm und würden Reaktionen hervorrufen, die wiederum die USA auf den Plan rufen würden. Und schon sind sie damit im Geschäft. Ob der Iran Atomwaffen in geringer Zahl sich beschafft, ist vermutlich auch nicht das tatsächliche Thema, sondern der Wunsch nach einem Regimechange und Bürgerkrieg im Iran. Ergo gewichtet man die betreffenden Atomeinrichtung als militärische Ziele und die Relevanz ihres Schutzes auch im Gesamtkontext vielleicht etwas zu hoch.
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Das ist gerade für den Iran ein praktisch nicht auflösbares Dilemma, aber meiner rein privaten Meinung nach ist der tatsächliche Treiber für die aktuellen Kriegspläne und Drohungen tatsächlich das Atomprogramm. Nun kann der Iran aber natürlich immer auf Libyen et al verweisen, und dass der Verzicht auf selbiges auch keine Sicherheit bringt, sondern etwaig ganz im Gegenteil erst recht den Untergang des aktuellen Regimes.

Dessen ungeachtet halte ich das Atomprogramm nicht für vorgeschoben. Das ist meiner Wahrnehmung nach schon der primäre Treiber, welcher schlussendlich die Gegner des Iran zum Krieg zwingt.

Schlussendlich steckt der Iran gleich in mehreren Zwickmühlen zugleich.
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Das Atomprogramm ist nur vorgeschoben, denn man hatte es mit dem Atomabkommen technisch bereits bereitwillig unschädlich gemacht und unter das umfangreichste Kontrollregime gestellt, welches die Atomkraft je gesehen hat. Trotzdem gab es noch härtere Sanktionen und Kriegsdrohungen. Das ist der Beweis. Also gibt es andere Gründe. Fundamentale Gründe, grundlegende Missverständnisse und eine unnatürliche Gewaltdisparität, die durch äußere Kräfte hervorgerufen und weiter befördert wird. Es geht hier im Kontext des Iran seit je her um ein "Abarbeiten", um einen Bürgerkriegszustand herzustellen. Egal mit welchen Argumenten oder Mitteln. Mit Atom, ohne Atom. Das macht gar keinen Unterschied.
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@KheibarShekan
Zitat:Egal mit welchen Argumenten oder Mitteln. Mit Atom, ohne Atom. Das macht gar keinen Unterschied.
Ja und Nein. In gewisser Weise gebe ich dir aber durchaus recht.

Zunächst: Das Atomprogramm ist ein höchst besorgniserregender Umstand (meine Eigenmeinung), und es ist einer, der den Nahen Osten unabsehbar durcheinander bringen könnte. Und ja, er spielt eine gewichtige Rolle, für die USA, für Israel (im besonderen), ggf. auch für die Russen und Europäer.

Aber I: Es ist auch richtig, dass die USA in gewisser Weise überreagieren und dem oftmals manichäischen Geiste ihrer Außenpolitik folgen, was ihren Blick vernebelt. Bzgl. Iran und der Ajatollahs war es so, dass man 1979 und nach dem Sturz des Shah tatsächlich nach einer Lösung suchte, wie man mit den Mullahs zusammenarbeiten könnte, ja dass man im State Department und in Langley händeringend nach einer Art von Ansatz oder Idee auf eine Zusammenarbeit suchte - hinter den Kulissen, wohlgemerkt. Scholl-Latour hat dies einmal gut umschrieben. Nach der Botschaftsbesetzung und v. a. nach den Terrorakten der Hisbollah im Libanon in den 1980ern sah man den Iran aber als erzkonservatives Böses an (und der Iran gab allen Anlass, dass man es so sehen kann), und man schrieb es sich auf die Fahnen, diesem terroristischen Monster die Zähne zu ziehen. Dass man Saddam im 1. Golfkrieg dann unterstützte, hat auch damit zu tun. Der Blick auf manche Facette der iranischen Politik ging aber verloren.

Aber II: Die fanatischen Blutsäufer der Säuberungen in Iran nach 1979, die Schwarzweißdenker auf iranischer Seite, ihr Fanatismus und ihr Wille, zwischen der US-Unterstützung Israels und dem Mossadegh-Sturz eine unabwendbare Schicksalsergebenheit des Kampfes hin zum "großen Satan" im Rahmen eines islamisch-schiitisch verklärten Antikolonialkampfes zu konstruieren - und nebenbei noch die Palästinenserfrage mit einzuspannen -, vernebelte es ihnen umgekehrt genauso, einen Ausgleich mit Washington zu suchen. Dass sie sich damit höchstselbst in einen Konflikt hineintrieben (den sie eigentlich gar nicht brauchen und auch nicht wirklich gewinnen konnten) und dass sie damit auch umgekehrt die Falken in den USA befeuerten, die ihnen in einem überdimensionierten Indianerkrieg nachzustellen trachteten und bereit waren, sahen sie natürlich nicht. Und sie wollen es heute immer noch nicht.

Insofern: Ja, das Atomprogramm ist ein Aspekt, der Kern des Dilemmas ist aber älter und vielschichtiger. Und der Iran hat seinen großen Anteil.

Schneemann
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(19.04.2025, 20:42)Schneemann schrieb: Bzgl. Iran und der Ajatollahs war es so, dass man 1979 und nach dem Sturz des Shah tatsächlich nach einer Lösung suchte, wie man mit den Mullahs zusammenarbeiten könnte, ja dass man im State Department und in Langley händeringend nach einer Art von Ansatz oder Idee auf eine Zusammenarbeit suchte - hinter den Kulissen, wohlgemerkt. Scholl-Latour hat dies einmal gut umschrieben. Nach der Botschaftsbesetzung und v. a. nach den Terrorakten der Hisbollah im Libanon in den 1980ern sah man den Iran aber als erzkonservatives Böses an (und der Iran gab allen Anlass, dass man es so sehen kann), und man schrieb es sich auf die Fahnen, diesem terroristischen Monster die Zähne zu ziehen. Dass man Saddam im 1. Golfkrieg dann unterstützte, hat auch damit zu tun. Der Blick auf manche Facette der iranischen Politik ging aber verloren.

Scholl-Latour finde ich auch sehr gut, aber diese Aussagen von ihm über eine geplante Zusammenarbeit der USA mit dem Iran kurz nach dem Sturz von Pahlawi ist mir entgangen. Zumal die von Dir zitierte Botschaftsbesetzung unmittelbar auf den Sturz erfolgte, existierte dieses vermeintliche Zeitfenster auch so nicht. Danach folgte die Unterstützung des mit Chemiewaffen geführten Krieges von Saddam Hussein und verschiedenen Terroranschlägen durch u.a. direkt von USA finanzierte "Oppositionskräfte". Nach 1991, 2001 und 2003 haben die USA das Machtgefüge im Mittleren Osten durcheinander gewühlt, es folgte IS und Al-Kaida und gleichzeitig ein völlig schamlos und unkontrolliert agierendes Israel (inkl. Blutdurst und Atomwaffen).

Gerade Peter Scholl-Latour hat immer wieder darauf hingewiesen, dass die einseitige Brandmarkung des Irans ein Fehler ist und man ebenfalls die Perspektive und das historische Gedächtnis der Iraner missversteht. im Umgang mit dem Iran betonte stets, dass der US-gestützte Sturz des iranischen Premierministers Mossadegh im Jahr 1953 durch die CIA einen nachhaltig wirkenden, tiefen Bruch im Vertrauen zwischen den beiden Ländern verursachte. Dieser Eingriff präge das iranische Selbstverständnis bis heute als (Zitat) "Demütigung und Schmach" und dies wäre der Ursprung einer (Zitat) "endlosen und tragischen Gegnerschaft" zwischen den USA und dem Iran. ​Ergo kenne ich hier andere Aussagen von ihm, die sich auch von mir persönlich besser in das Zeitgeschehen einordnen lassen.

Zitat:Aber II: Die fanatischen Blutsäufer der Säuberungen in Iran nach 1979, die Schwarzweißdenker auf iranischer Seite, ihr Fanatismus und ihr Wille, zwischen der US-Unterstützung Israels und dem Mossadegh-Sturz eine unabwendbare Schicksalsergebenheit des Kampfes hin zum "großen Satan" im Rahmen eines islamisch-schiitisch verklärten Antikolonialkampfes zu konstruieren - und nebenbei noch die Palästinenserfrage mit einzuspannen -, vernebelte es ihnen umgekehrt genauso, einen Ausgleich mit Washington zu suchen. Dass sie sich damit höchstselbst in einen Konflikt hineintrieben (den sie eigentlich gar nicht brauchen und auch nicht wirklich gewinnen konnten) und dass sie damit auch umgekehrt die Falken in den USA befeuerten, die ihnen in einem überdimensionierten Indianerkrieg nachzustellen trachteten und bereit waren, sahen sie natürlich nicht. Und sie wollen es heute immer noch nicht.

Naja, dann aber auch konsequent, denn auch zur politischen Agitation und dem Potential einer konstruktiven Zusammenarbeit hatte sich Peter Scholl-Latour wiederholt geäußert. So erkannte er, dass der Iran in einer zunehmend instabilen Region als stabiler Akteur fungiert. Er nannte den Iran sogar den (Zitat) "einzigen stabilen Faktor im Nahen Osten", insbesondere nach dem Rückzug der USA aus dem Irak und der Destabilisierung Syriens. Er sagte, dass diese geopolitische Rolle des Iran für den Westen großes Potential besitze, um mit dem Iran als zentraler Verhandlungspartner wieder Stabilität in der Region zu etablieren. Es ist tatsächlich auch weniger das iranische Modell dass man Verhandlungen und Interessensaustausch durch Gewalt ersetzt. PSL betonte gern, dass die Mullahs zwar eine theokratische Herrschaft ausüben, aber in vielen Punkten pragmatisch handeln. Er verwies auf die (Zitat) „politische Klugheit“ der iranischen Führung, insbesondere in außenpolitischen Fragen.

Tatsächlich lese ich die Iraner durch eigene Beobachtung und Einschätzung ebenso und das entspricht genau nicht dieser von Dir hier zitierten "blutrünstigen" Vorgehensweise. Blutvergießen ist aus iranischer Sicht eher zu vermeiden und wenn es stattfindet, dient es dem Ziel noch größeres Blutvergießen zu vermeiden. Ich würde sogar sagen, dass die Gegenseite diese Vorgehensweise mittlerweile als Schwäche ausgemacht hat. Denn die US-Zionisten handeln nicht so. Die vergießen Blut nach rein mathematischen Modellen, ökonomischen Zielen und auf der Basis von technischer Machbarkeit. Deine Einschätzung, diese Form des Machtmissbrauchs sei rationaler oder konstruktiver als jene der Mullahs, teile ich insofern so nicht. Und PSL würde das sicherlich bestätigen, wenn er noch könnte.

Zitat:Insofern: Ja, das Atomprogramm ist ein Aspekt, der Kern des Dilemmas ist aber älter und vielschichtiger. Und der Iran hat seinen großen Anteil.

Der Kern des Dilemmas ist die systematische Ausbeutung und Zerstörung der gesamten Region.
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Wer sich über die moralisch-ethische Außenpolitik der USA im Kontext des Iran ein Bild machen möchte, und über die Möglichkeiten einer verdeckten Zusammenarbeit hinter den Kulissen Big Grin dem sei empfohlen die Iran-Contra-Affäre zu studieren.
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