USA vs. Iran
Kommt es doch wieder zu Gesprächen? Oder zum tollen "Deal"? Ich bin da eher zurückhaltend, aber gut...
Zitat:Iran bewegt sich auf die USA zu - unter einer Bedingung

Im Atomkonflikt zwischen Washington und Teheran erhöht Präsident Trump zuletzt den Druck und kündigt eine kompromisslose Strategie an. Das geistige Oberhaupt des Irans fordert daraufhin, jegliche Verhandlungen mit den USA abzulehnen. Der iranische Außenminister sieht das anders. [...]

"Die Aufhebung von Sanktionen macht Verhandlungen erforderlich, aber nicht im Rahmen einer Politik des 'maximalen Drucks', denn das wären keine Verhandlungen, sondern eher eine Form der Kapitulation", erklärte der iranische Außenminister Abbas Araghtschi auf Telegram. "Der Iran will nicht mit einem Land verhandeln, das gleichzeitig neue Sanktionen verhängt."

Die Erklärung des Außenministers erfolgte, nachdem das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, seine Regierung am Vortag aufgefordert hatte, nicht mit den USA zu verhandeln. Ein derartiger Schritt sei nicht intelligent", sagte Chamenei. Das geistliche Oberhaupt des Landes, das bei strategischen Entscheidungen das letzte Wort hat, sagte, durch Verhandlungen mit Washington werde "kein Problem gelöst", und verwies auf frühere "Erfahrungen".
https://www.n-tv.de/politik/Iran-bewegt-...48816.html

Wobei der Iran aktuell in gar keiner so schlechten Lage ist. Er hat zwar in Syrien durch den Sturz von Assad und zugleich die faktische Neutralisierung der Hisbollah strategische Rückschläge hinnehmen müssen, aber dies wirkt nur auf den ersten Moment fatal. Denn Teheran hatte seine Kräfte in den letzten Jahren sehr stark overstretched, um alle Verbündeten, die eben massiv von Iran abhängig waren, vom Irak über Syrien bis nach dem Libanon und dem Jemen zu (unter-)stützen.

Die Notwendigkeit für diesen stark zehrenden Kräfteaufwand besteht nun aktuell nicht mehr, zumindest nicht mehr in diesem Umfang. Quasi dadurch, dass man die vorderen Linien (Syrien, Libanon) verloren hat, man könnte es auch eine "Frontrücknahme" und "Linienverkürzung" nennen, kann man die eigenen Kräfte mehr bündeln und hat dadurch mehr Spielraum. In gewisser Weise dürften die Perser handlungsfähiger sein als noch vor zwei Jahren...

Schneemann
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Zitat:Kommt es doch wieder zu Gesprächen? Oder zum tollen "Deal"? Ich bin da eher zurückhaltend, aber gut...

Khamenei hat ja vollkommen Recht mit seinen Aussagen und der Außenminister ebenfalls. Verhandlungen machen überhaupt gar keinen Sinn und exakt deshalb tut es ja auch nicht weh diese zu führen. Ob man sich auf dem Verhandlungsweg mit Person X oder Staat Y einigen will oder nicht, ist ja noch mal etwas anderes. Die Chance, die genialen Deal-Angebote des Herrschers der westlichen Welt anzuhören und diese öffentlich zu machen, sollte man sich nicht entgehen lassen. Dafür hat das Volk die amtierende Reformer-Regierung gewählt. Das klingt vielleicht absurd, aber so ist es.

Zitat:Wobei der Iran aktuell in gar keiner so schlechten Lage ist.

Die faktische "Verhandlungsposition" in der Atomfrage und beim möglichen Sanktionsdruck ist für Trump 2.0 gegenüber Trump 1.0 nicht besser geworden. Die Sanktionen gehen bereits heute deutlich über das hinaus, was Trump bereits als Maximum Pressure bezeichnete. Biden hatte das nicht reduziert sondern verschärft. Solange die BRICS und NAM Staaten nicht dem Iran wirtschaftlich den Saft abdrehen, können die EU und USA mit ihren wirtschaftlichen und politischen Maßnahmen nicht mehr so viel bewirken. Die Atomkapazitäten wiederum sind als Reaktion darauf heute viel höher als zum Zeitpunkt wo der Westen die Eskalation suchte. Daher müsste der Atomvertrag von damals, nach erneuter Verhandlung heute noch viel besser für den Iran aussehen und der Westen müsste wesentlich mehr Zugeständnisse machen. Alles andere wäre unlogisch. Es wird aber unlogisch verhandelt werden und genau deshalb haben die auch alle Recht.

Zitat:Er hat zwar in Syrien durch den Sturz von Assad und zugleich die faktische Neutralisierung der Hisbollah strategische Rückschläge hinnehmen müssen, aber dies wirkt nur auf den ersten Moment fatal. Denn Teheran hatte seine Kräfte in den letzten Jahren sehr stark overstretched, um alle Verbündeten, die eben massiv von Iran abhängig waren, vom Irak über Syrien bis nach dem Libanon und dem Jemen zu (unter-)stützen.

"Overstretched" ist nicht ganz der richtige Begriff, wenn man seine Verbündeten mit wenigen hundert eigenen Beratern unterstützt. Die gesamte Klientelpolitik wird auf der Grundlage von vielleicht 2 Mrd. jährlich betrieben. Es gibt viele Iraner denen das zu viel ist. Anderen ist es zu wenig. "Overstrechted" bedeutet, dass mehr nicht möglich wäre bzw. das schon zu viel gewesen ist für die eigenen Kapazitäten. Zu dem Schluss könnte man ja durchaus kommen, aber dann ist der Iran konsequenterweise für niemanden eine Bedrohung oder jemals in der Lage ein Land wie Syrien zu kontrollieren, Israel zu gefährden, Saudi Arabien in Schach zu halten oder den mittleren Osten zu destabilisieren. Wenn man berücksichtigt, dass die iranischen Streitkräfte gar nicht auf längere Auslandsmissionen o.Ä. hin ausgelegt sind und der Iran nicht Saudi Arabien ist oder die USA sind, die mal eben 20 Mrd. in einem Jahr in einen Krieg um ein MAGA Golfplatz Areal investieren können oder das Zehnfache im Jemen versenken, dann pokert der Iran in diesem geopolitischen Kartenspiel mit vergleichsweise niedrigen Einsätzen. Auszusteigen bedeutet nicht, dass man nicht pokern kann.

Zitat:Die Notwendigkeit für diesen stark zehrenden Kräfteaufwand besteht nun aktuell nicht mehr, zumindest nicht mehr in diesem Umfang. Quasi dadurch, dass man die vorderen Linien (Syrien, Libanon) verloren hat, man könnte es auch eine "Frontrücknahme" und "Linienverkürzung" nennen, kann man die eigenen Kräfte mehr bündeln und hat dadurch mehr Spielraum. In gewisser Weise dürften die Perser handlungsfähiger sein als noch vor zwei Jahren...

Tatsächlich sieht dieses Spielfeld für den Iran heute noch viel interessanter aus als vorher: 32% der libanesischen Gesellschaft wurden von der politischen Mitsprache im Libanon ausgeschlossen. Saudi Arabien und die EU wollen große Milliardenbeträge in den Libanon investieren und das Geld wird sicher nicht dort ankommen wo es benötigt wird. Der libanesischen Armee wird es weder gelingen die israelischen Streitkräfte aus den besetzten Gebieten zu vertreiben, noch die Grenze zu Syrien zu sichern, geschweige dass ihnen irgendwer ihrer Freunde dazu die Mittel bereitstellen wird. Niemand wird Israel daran hindern syrisches und libanesisches oder palästinensisches Land nach Beliegen zu nehmen und zu kontrollieren und wirtschaftlichen Nutzen daraus zu ziehen. Die Menschen aus der Westbank und Gaza sollen und werden sukzessive in Nachbarländer vertrieben werden. In Syrien regiert die Al-Kaida. Auch hier ist nicht davon auszugehen, dass hier Lösung für alle Syrer entstehen kann. Den Osten kontrolliert weiterhin eine 15% Minderheit und dort liegen etwa ca. 90% der Bodenschätze des Landes. Die PKK & YPG weigern sich auch ihre Waffen abzugeben. Die Türken werden nicht aus Nordsyrien abziehen und die Israelis nicht aus dem Süden. Für den Iran ist das ist viel mehr als vorher. Das begreift in dem Siegestaumel nur keiner. Wenn das der Sieg von USA/Israel/Türkei gegen Iran sein soll, dann soll es so in die Geschichtsbücher eingehen. Absolut. Umgekehrt könnte man natürlich die Frage stellen, was die anderen durch die Situation denn gewonnen haben? Eine mittelfristige "Re-Migration" syrischer Staatsbürger aus der EU und Türkei? Frieden? Kontrolle über Bodenschätze? Vielleicht war das auch nur am Ende eine Verkettung von ideologisch getriebenen Pyrrhussiegen außer Kontrolle geratener Rgionalstaaten, deren Investitionsbetrag die paar hundert Berater und 2 Mrd. jährlich bei Weitem übersteigt.
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Für's Logbuch: Die USA drohen dem Iran mit "totaler Vernichtung":

Zitat:US-Präsident baut Druck auf
„Ich habe Anweisungen hinterlassen“ – Trump droht Iran mit „totaler Vernichtung“
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Zugleich drohte er dem Iran mit einer „totalen Vernichtung“, falls das Land einen Racheakt planen und ein Attentat auf ihn verüben sollte. Auf eine entsprechende Nachfrage von Reportern sagte Trump: „Es wäre schrecklich, wenn sie das tun würden, nicht wegen mir. Wenn sie das täten, würden sie ausgelöscht werden. Das wäre das Ende.“ Trump schob nach: „Ich habe Anweisungen hinterlassen. Wenn sie es tun, werden sie ausgelöscht. Es wird nichts mehr übrig sein.“
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https://www.welt.de/politik/ausland/arti...assen.html

..erkenne ich da einen Staatsführer der Angst um sein Leben hat? Kooperiert er deshalb mit Netanjahu?
Und dann so "hey, man kann aber über alles verhandeln". Rolleyes
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(16.02.2025, 14:33)KheibarShekan schrieb: Für's Logbuch: Die USA drohen dem Iran mit "totaler Vernichtung":

Macht das der Iran mit Israel nicht ständig? Bei Trump sollte der Iran besser vorsichtig sein wenn man bedenkt wie viele seiner Versprechen er aktuell zeitnah umsetzt.
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Ebenso wie die großen Transatlantiker, bin auch ich kein Freund von Donald. Ebenso kann ich auf der anderen Seite die Trump Anhänger verstehen, weil Trump die teilweise seit Jahrzehnten etablierten nationalen und internationalen Strukturen mit ein paar präsidialen Dekreten zerschlägt. So wie ein Immobilieninvestor ein Areal platt macht um auf den Ruinen etwas Neues zu errichten. Er demonstriert damit nicht zuletzt seine Macht sondern auch seinen Anspruch. Normen, Regeln und Vereinbarungen auf die sich befreundete Staaten berufen haben, auf deren Unterstützung sich Amerika lange berufen hat, gelten morgen schon nicht mehr. Daher gelten sie eigentlich schon jetzt nicht mehr.

Mit Trumps Aussagen zu Irans "vollständiger Vernichtung, bei nichts mehr übrig bleibt", kann ja nur ein massiver Angriff mit Nuklearwaffen gemeint sein. Da brauchen wir auch keinen Experten bemühen, ob bei dieser Aussage eventuell nur ein Regimechange gemeint gewesen sein könnte. Das von physischer Vernichtung von Land und Volk sprechen wird mit dem Nebensatz seiner Drohung hinreichend deutlich.

Gerade da die Welt mit so Figuren, wie Trump, Putin, Netanjahu zum Selbstbedienungslagen räuberischer Erpresser mutiert, bei der auch die Organe der UN oder existierende Verträge scheinbar wertlos geworden sind, hat der Iran (haben alle Entwicklungsländer) aus meiner Sicht gar keine andere Option, als entweder freiwillig die Taschen zu leeren oder sich selbst hinreichend zu bewaffnen.
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Zitat:Rubio im Nahen Osten: US-Außenminister lobt Trumps Gaza-Plan – und richtet Warnung an Iran
Stand: 19.02.2025, 06:17 Uhr

US-Außenminister Marco Rubio besucht Israel, Saudi-Arabien und die Arabischen Emirate. Dabei soll über die Zukunft des Gazastreifens und ihrer Einwohner gehen.

Marco Rubio startete am Sonntag seine erste Nahost-Reise als Außenminister mit einer starken Unterstützung für Israel und strengen Warnungen an den Iran, während die Region sich gegen den Vorschlag von Präsident Donald Trump sträubt, Gaza zu „übernehmen“ und die palästinensische Bevölkerung zu vertreiben.

Rubio, der sich während des Krieges in Gaza lautstark für Israel eingesetzt hat, wurde in Jerusalem von Premierminister Benjamin Netanjahu und anderen Amtsträgern herzlich empfangen. Der Iran, so Rubio, sei „die größte einzelne Quelle der Instabilität in der Region und stehe hinter jeder terroristischen Gruppe, hinter jeder Gewalttat“. Der Spitzendiplomat der Trump-Regierung sagte, Teheran sei das „gemeinsame Thema“ der regionalen Instabilität und „müsse angegangen werden“.
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https://www.fr.de/politik/gaza-plan-rubi...76522.html

Ich würde sagen die US Regierung ist die größte einzelne Quelle zügelloser Dreistigkeit auf der Welt und Israel ist der Junior-Partner in der Region. Wobei manchmal nicht ganz klar ist, wer von beiden tatsächlich der Junior oder Senior auf Führungsebene ist. Ob Rubio sich bewusst ist, dass es die USA sind, welche sich der Al-Kaida, der PKK und der Israelis gleichzeitig bedienen, den Irak und Afghanistan überfallen, in Ostsyrien Ölquellen besetzt und Libyen zerschlagen haben? Wahrscheinlich schon. Vielleicht weiß er es aber auch einfach nicht.
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Bruchstückhafte Vereinfachungen und tendenziöse Verallgemeinerungen sind immer herausragend dazu geeignet, wenn es darum geht, dass man die Komplexität des Nahen Ostens zu erklären versucht. Rolleyes

Schneemann
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