Afghanistan
(09.09.2024, 18:17)Quintus Fabius schrieb: Wenn das denen komplett egal ist, warum haben sie dann zunächst alle verhaftet und in das aktuell schlimmste Gefängnis dort verbracht ?

Um sicher zu gehen dass sie in ihrer Heimat nicht auch straffällig werden? Was anderes ergibt sich nun mal aus dem Gesamtkontext nicht. Ihre Familien als Bürgen und schon mal ein kleiner Vorgeschmack was kommt wenn sie trotzdem was anstellen...
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Die Taliban haben Frauen nun sogar die Hebammenausbildung verboten. (Quelle)

Komplett gestört und grausam. Und wieder einmal lässt sich der Grad der Hasserfülltheit einer Ideologie daran ermessen, wie sie ihren eigenen Zielen schadet. Denn ohne Hebammen werden sehr viele Kinder und Mütter sterben. Gepaart mit dem Bevölkerungsverlust durch Flucht und den immer unzureichenderer werdenden hygienischen Bedingungen, werden die Taliban die Herren über ein schwindendes Volk sein.

So hart es sich anhören mag, man sollte Afghanistan keinerlei Entwicklungshilfe leisten. Da gibt es nichts zu entwickeln. Lieber ein Ende mit Schrecken als sein Schrecken ohne Ende.

Und wieder einmal hört man vom Feminismus keinen Pieps.
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Anbei: seit mehreren Offensiven der pakistanischen Armee in den Talibangebieten entlang der Grenze, insbesondere in den Stammesgebieten entlang der Durand Linie, haben sich pakistanische Taliban nach Afghanistan zurück gezogen (nichts neues, das machen die regelmäßig um neue Kräfte zu schöpfen).

Dem folgend hat Pakistan seit ein paar Tagen erstaunlich heftige Luftangriffe auf Afghanistan geflogen. Hintergrund ist ein erfolgreicher Anschlag der pakistanischen Taliban auf die pakistanische Armee im Nordwesten, bei dem mindestens 16 pakistanische Soldaten getötet wurden.

Dem folgend haben nun die afghanischen Taliban wiederum Angriffe auf Grenzposten und pakistanisches Gebiet durchgeführt, als Rache für die Luftangriffe.

Im März diesen Jahres gab es das gleiche Schauspiel schon einmal. Dies schlief aber wieder ein und die Taliban verhökerten unmittelbar danach Waffen aus ihren Beständen an Rebellen im Kaschmir zu Vorzugspreisen.

Aktuell aber kocht die Sache erneut hoch und diesmal deutlich heftiger. Die Taliban selbst sprechen von der Möglichkeit eines Krieges mit Pakistan, itzo lasst mich lachen.
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(04.12.2024, 00:18)muck schrieb: Die Taliban haben Frauen nun sogar die Hebammenausbildung verboten. (Quelle)

Komplett gestört und grausam. Und wieder einmal lässt sich der Grad der Hasserfülltheit einer Ideologie daran ermessen, wie sie ihren eigenen Zielen schadet. Denn ohne Hebammen werden sehr viele Kinder und Mütter sterben. Gepaart mit dem Bevölkerungsverlust durch Flucht und den immer unzureichenderer werdenden hygienischen Bedingungen, werden die Taliban die Herren über ein schwindendes Volk sein.

So hart es sich anhören mag, man sollte Afghanistan keinerlei Entwicklungshilfe leisten. Da gibt es nichts zu entwickeln. Lieber ein Ende mit Schrecken als sein Schrecken ohne Ende.

Und wieder einmal hört man vom Feminismus keinen Pieps.

Ich glaube da wirst Du dich irren. Die afghanische Bevölkerung wird trotzdem weiter wachsen, wenn sich auch die Kindersterblichkeit erhöhen wird, denn die Geburtenrate wird außerordentlich hoch bleiben.
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(29.12.2024, 00:15)lime schrieb: Ich glaube da wirst Du dich irren. Die afghanische Bevölkerung wird trotzdem weiter wachsen, wenn sich auch die Kindersterblichkeit erhöhen wird, denn die Geburtenrate wird außerordentlich hoch bleiben.

Ja und warum daher nicht gleich den zivilen Support vollständig einstellen (da kommt eh nicht mehr viel) oder am beten gleich die Krankenhäuser bombardieren? Präventiv quasi als Akt der Selbstverteidigung? Was ein absolut logischer Gedankengang im Westen ist.

Am Ende stehen diese Afghanen nur unnötig auf irgendwelchen Ressourcen, Straßen und inzwischen sogar in München am Bahnhof. Bis tief in 1990er kannte man dieses Volk lediglich aus James Bond Filmen. Ist es spannend, dass man für ein paar strategische Armeebasen in Zentralasien so einen riesigen Wirbel macht? Medial, militärisch, finanziell. Ich glaube von "Mrd." reden wir hier gar nicht mehr. Davon ein kleinster Bruchteil in zivile Projekte. Aber Afghanistan hier, Afghanistan da, Al-Kaida hier, Al-Kaida da. Man ist zwischenzeitlich längst zu der Erkenntnis gelangt, dass man dieses und anderere Gebiete nur unter ungerechtfertigt hohem Aufwand halten kann und Al-Kaida sowieo die Taliban vielleicht sogar viel natürlichere Partner sind, im Rahmen einer Divide & Conquer Strategie.

Kommen wir noch mal sachlich zur Kindersterblichkeit in Afghanistan. Diese ist hoch, aber auf sehr ähnlichem Level wie in Pakistan und in Afrika ist sie noch sehr viel höher.

Mal ein recht eindrückliche Zeitreise. GW Bush 2004 vor den Vereinten Nationen:
https://www.americanrhetoric.com/speeche...ns2004.htm

Zitat:Deutschland am Hindukusch
10.10.2008 / 20 Minuten zu lesen

Die kritische Sicherheitslage in Afghanistan behindert den Wiederaufbau. Der Einsatz der Bundeswehr bedarf einer grundlegenden öffentlichen Debatte über realistische Ziele, Möglichkeiten, Beschränkungen und Zeithorizonte.

Auf der Grundlage der Resolution 1386 des UN-Sicherheitsrates vom 20. Dezember 2001 bekräftigte die internationale Staatengemeinschaft nach der Vertreibung der Taliban, dass Afghanistan nicht erneut Rückzugs- und Regenerationsraum des internationalen Terrorismus werden dürfe. Gefordert sind internationale Unterstützung beim Wiederaufbau staatlicher Strukturen und bei der sozioökonomischen Entwicklung.

Die Bundesrepublik Deutschland verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz in enger Verknüpfung von sicherheits- und entwicklungspolitischen Elementen, von militärischen und zivilen Komponenten unter Einbeziehung und Mitsprache der lokalen afghanischen Zielgruppen. Seine Umsetzung erfolgt im Rahmen der Provincial Reconstruction Teams (PRT) unter einer militärisch-entwicklungspolitischen Doppelspitze, welche die Beteiligten und Betroffenen zusammenführt. Zur Auflösung der Fußnote[2] Im Bereich von Wiederaufbau und Stabilisierung sind Teilerfolge zu verzeichnen. Auf der Grundlage von Wahlen sind Verfassungsorgane entstanden, die partiell an Funktionsfähigkeit gewinnen. Dies geschieht angesichts erbitterter bewaffneter Konfrontationen über Jahrzehnte nicht in einem machtfreien Raum, sondern in häufig wechselnden Koalitionen. Warlords, Clanchefs und lokale Machthaber mit ihrer Klientel und ihren immer noch bewaffneten Milizen unterlaufen die personalpolitischen Ansätze zur Schaffung neuer staatlicher Institutionen, und nutzen letztere für den Zugriff auf Ressourcen - von der Opiumökonomie bis zur Abschöpfung internationaler Finanzhilfe. Zur Auflösung der Fußnote[3] Ungeachtet der nach amerikanischem Vorbild konzipierten Präsidialverfassung reicht die Macht des Präsidenten Hamid Karsai kaum über die Hauptstadt Kabul hinaus. Die verschiedenen Ethnien (Paschtunen, Turkmenen, Usbeken, Tadschiken, Hazaras, Beludschen) Zur Auflösung der Fußnote[4] verfolgen jeweils eigene Interessen.

An eine durchgreifende Entwaffnung ist nicht zu denken, zumal manche Warlords wie der Usbekengeneral Raschid Dostum mit den Bodentruppen der Nordallianz in Koalition mit den US-Streitkräften die Taliban niederkämpften, so dass sich die USA auf den Einsatz ihrer Luftwaffe ohne amerikanische Infanterie beschränken konnten. Solche Kooperationen schaffen ein Netz gegenseitiger Rücksichtnahmen. Naive westliche Vorstellungen vom Aufbau eines demokratischen, pluralistischen Rechtsstaats mit einem Gewaltmonopol, welches seinerseits verfassungsrechtlicher Kontrolle unterliegt, werden daher vor Ort mit der Realität fortwirkender traditioneller gesellschaftlicher Ordnungsvorstellungen konfrontiert.
...
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/ap...indukusch/
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muck:

Zitat: werden die Taliban die Herren über ein schwindendes Volk sein

Die rasend wachsende Bevölkerung, der zunehmende Mangel an Platz und Agrarflächen und die Überforderung der natürlichen Lebensgrundlagen durch zu viele Menschen sind das primäre Problem der Taliban.

Aber selbst bei einer drastisch steigenden Kindersterblichkeit würde das afghanische Volk noch immens weiter wachsen - es besteht aktuell ohnehin zu einem Gros aus Kindern und Jugendlichen.

Die Bevölkerung würde selbst dann noch drastisch weiter wachsen, wenn ab jetzt sofort jedes afghanische Paar nur noch zwei (überlebende) Kinder hätte. Aber davon ist man weit weg.

Zwar ging die Zahl der Kinder pro Frau bis zum Beginn der Herrschaft der Taliban runter und nahm ab von 7,9 Kindern pro Frau im Jahr 2001 auf 4,4 Kinder pro Frau, aber nach der Machtübernahme hat dieser Rückgang sich abgeflacht und aktuell steigt die Zahl der Kinder pro Frau sogar von 4,4 bei der Machtübernahme auf 4,8 dieses Jahr.

Die günstigsten Prognosen gehen zwar davon aus, dass die Zahl der Kinder pro Frau ganz langfristig gesehen auf einen Wert von 3 bis 4 Kinder pro Frau absinken wird (so ungefähr im Jahr 2050) aber wie schon geschrieben: selbst mit nur 2 Kindern pro Frau würde die Bevölkerung nicht schwinden, sondern explodieren !

Tatsächlich aber liegt die Geburtenrate aktuell bei 4 bis 5 Kindern pro Frau. Und aktuell sind 45 % der Bevölkerung des Landes Kinder unter 14 Jahre. Die entsprechenden demographischen Folgen sollten auch dir sofort offensichtlich sein.
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(30.12.2024, 07:27)Quintus Fabius schrieb: Tatsächlich aber liegt die Geburtenrate aktuell bei 4 bis 5 Kindern pro Frau. Und aktuell sind 45 % der Bevölkerung des Landes Kinder unter 14 Jahre. Die entsprechenden demographischen Folgen sollten auch dir sofort offensichtlich sein.

Hinzu kommt dass die Frauen sehr jung sind wenn sie Kinder bekommen, was die Wachstumsrate zusätzlich enorm vergrößert, da die nächste Generation viel eher als im globalen Durchschnitt wieder Kinder bekommen kann. Dieser Effekt wird sich vermutlich sogar noch verstärken, da es keine Bildungsmöglichkeiten für Frauen mehr geben wird. Ein Teil des Bevölkerungswachstum (größtenteils männlich) wird zwar auswandern und die Ideen der Taliban in alle Welt tragen, aber auch das wird das Wachstum der Bevölkerung in Afghanistan kaum beeinträchtigen, da durch Mehrfachehen der Frauenüberschuss keine Rolle spielt.
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(30.12.2024, 07:27)Quintus Fabius schrieb: muck:


Die rasend wachsende Bevölkerung, der zunehmende Mangel an Platz und Agrarflächen und die Überforderung der natürlichen Lebensgrundlagen durch zu viele Menschen sind das primäre Problem der Taliban.

Aber selbst bei einer drastisch steigenden Kindersterblichkeit würde das afghanische Volk noch immens weiter wachsen - es besteht aktuell ohnehin zu einem Gros aus Kindern und Jugendlichen.

Die Bevölkerung würde selbst dann noch drastisch weiter wachsen, wenn ab jetzt sofort jedes afghanische Paar nur noch zwei (überlebende) Kinder hätte. Aber davon ist man weit weg.

Zwar ging die Zahl der Kinder pro Frau bis zum Beginn der Herrschaft der Taliban runter und nahm ab von 7,9 Kindern pro Frau im Jahr 2001 auf 4,4 Kinder pro Frau, aber nach der Machtübernahme hat dieser Rückgang sich abgeflacht und aktuell steigt die Zahl der Kinder pro Frau sogar von 4,4 bei der Machtübernahme auf 4,8 dieses Jahr.

Die günstigsten Prognosen gehen zwar davon aus, dass die Zahl der Kinder pro Frau ganz langfristig gesehen auf einen Wert von 3 bis 4 Kinder pro Frau absinken wird (so ungefähr im Jahr 2050) aber wie schon geschrieben: selbst mit nur 2 Kindern pro Frau würde die Bevölkerung nicht schwinden, sondern explodieren !

Tatsächlich aber liegt die Geburtenrate aktuell bei 4 bis 5 Kindern pro Frau. Und aktuell sind 45 % der Bevölkerung des Landes Kinder unter 14 Jahre. Die entsprechenden demographischen Folgen sollten auch dir sofort offensichtlich sein.


Ganz allgemein zum Thema Demographie. In den islamischen Kulturkreisen sind auch die Anforderungen an einem Mann sehr hoch, vor allem was die Frage der Versorgung der Familie angeht. Im Maghreb Raum können viele junge Männer aufgrund von Arbeitslosigkeit oder geringen Einkommen gar nicht mal heiraten. Ähnliche Problem dürfte wahrscheinlich auch Afghanistan haben, was in Zukunft wiederum zu einer Vergreisung der Gesellschaft führen kann. Es hängt auch davon ab wie sich Afghanistan wirtschaftlich entwickeln wird.


Die Taliban selbst haben genauso von der Perspektivlosigkeit junger Männer profitiert, dass hat ihnen u.a Zulauf von immer neuen Kämpfern beschert. Die Demographie und Armut haben den Taliban die Kämpfer regelrecht in die Arme getrieben !
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@Quintus & Lime

Ihr habt aber gesehen, dass ich auf Geburtenrate UND Flucht abgestellt habe? Man kann zwar argumentieren, dass die Abwanderung sich mit einer sinkenden Geburtenrate verlangsamen könnte, weil die Chancen der Übriggebliebenen auf wirtschaftliche Teilhabe besser werden. Aber das ist nicht ausgemacht.
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(31.12.2024, 08:25)muck schrieb: @Quintus & Lime

Ihr habt aber gesehen, dass ich auf Geburtenrate UND Flucht abgestellt habe? Man kann zwar argumentieren, dass die Abwanderung sich mit einer sinkenden Geburtenrate verlangsamen könnte, weil die Chancen der Übriggebliebenen auf wirtschaftliche Teilhabe besser werden. Aber das ist nicht ausgemacht.

Aktuell wandern aber mehr Afghanen ein als auswandern, auch weil sie Pakistan und Indien verlassen müssen. Und auch der Iran drängt inzwischen auf Ausreise.
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muck:

Das habe ich durchaus gelesen, dass du die Flucht mit genannt hast. Aber fehlende Hebammen etc. sind kein Grund zur Flucht aus Afghanistan, insbesondere fliehen so gut wie keine Frauen. Darüber hinaus fliehen weniger Menschen aus Afghanistan als nachgeboren werden.

Das heißt, selbst wenn man diejenigen welche aus dem Land fliehen dazu rechnet, steigt die Bevölkerung rasant und dies noch ohne die ganzen anderen, von lime angeführten Faktoren wie Remigration aus dem Iran und Pakistan etc.

Von schwinden kann da gar keine Rede sein.

Nun könnte man aber natürlich anführen, und ich vermute, dass du darauf hinaus willst, dass sich das in der Zukunft gerade eben wegen der immer extremeren Überbevölkerung und der völligen Perspektivlosigkeit drastisch ändern könnte. Man könnte die These aufstellen, dass es dann in der Zukunft zu Massenfluchten aus Afghanistan kommen wird, womit die Bevölkerung dort dann insgesamt abnehmen würde, zumal die Geburtenraten dann dort ebenfalls weiter sinken werden, auf dann vermutlich "nur" noch um die 3 Kinder pro Frau.

Ja, dann könnte ab ungefähr 2050 die Bevölkerung dort abnehmen. Aber: das stellt für die Taliban nicht nur kein Problem dar, es ist die einzige Lösung für sie.

Ein Grund warum die Taliban nach anfänglichem Zögern und der Verweigerung der Ausstellung von Reisepässen inzwischen jeden Afghanen erlauben auszureisen ist schlicht und einfach, dass die Überbevölkerung aktuell das größte Problem für die Taliban darstellt, mit weitem Abstand.

Das Land kann die Bevölkerung bereits jetzt nicht mehr tragen, es gibt dort mehr Menschen, als dort aus dem Land heraus ernährt werden können.

Eine schwindende Bevölkerung durch Flucht ist daher durchaus ein Ziel der Talibanregierung, zumal die direkten Geldtransfers der Flüchtlinge zurück nach Afghanistan ein weiterer positiver Faktor für sie sind.

Der aktuelle Zustand, nämlich dass Flüchtlinge nach Afghanistan zurück kehren, stellt hingegen für die Taliban ein erhebliches Problem dar. Deshalb wird das aktuell sogar von den Taliban so weit wie möglich behindert, aber die Grenzen sind zu lang und die Kontrolle zu gering.

Fazit: die Taliban wollen eine schwindende Bevölkerung, anders wird ihr Staat gar nicht überleben.

Und aktuell stehen sie vor dem Problem, dass die Bevölkerung nicht schwindet, sondern stattdessen rasend wächst.
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