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Ähnlich wie jetzt in Georgien gingen die Beteiligten beim "Sturm aufs Kapitol" davon aus dass Wahlbetrug vorlag.
Wenn man über die Begnadigung der Leute mutmaßt sollte man auch ihre wahrscheinliche Intension dabei betrachten.
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Ernsthaft? In Georgien gibt es objektive Hinweise auf Wahlbetrug, in den USA 2020 gab es keine. Keine Videos von säckeweise vorausgefüllten Wahlzetteln, die in bereitstehende Urnen geleert werden, keine offiziellen Meldungen der Wahlbehörde über eine Wahlbeteiligung von 130%. Das ist ein plumper Whataboutism.
Und nein, es kommt hier eben nicht auf die Intention an. Auch der georgische Demonstrant, der in vermeintlich aufrichtiger Absicht zum Parlament zieht, gehört ins Gefängnis, wenn er mit Eisenstangen auf den Pförtner eindrischt. Ist Dir jedoch von solchen Gewaltausbrüchen der georgischen Demonstranten etwas bekannt?
Das mit der "rechtschaffenen" Gesinnung, die schon Hitler Urlaub in Landsberg statt das gesetzliche Strafmaß bescherte, ist ein archaisches Relikt. Und dasselbe kann man über das Begnadigungsrecht des US-Präsidenten sagen, jedenfalls so, wie es in der Verfassungswirklichkeit gehandhabt wird. Da geht es nämlich nicht darum, Justizirrtümer zu korrigieren, sondern einfach nur darum, Verwandte und Anhänger zu schützen. Was Biden macht, ist eines Rechtsstaats unwürdig und brandgefährlich. Dass die anderen Präsidenten ähnlich großzügig Begnadigungen verteilt haben, Trump ebenfalls, macht es nicht besser.
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@lime
Zitat:Wenn man über die Begnadigung der Leute mutmaßt sollte man auch ihre wahrscheinliche Intension dabei betrachten.
Auch wenn man eine Straftat unter falschen Annahmen begeht, so bleibt es eine Straftat. Und selbst wenn die Beteiligten am Kapitolssturm mehrheitlich tatsächlich davon ausgegangen sein sollten, dass die Wahlen gefälscht waren, so wussten sie sehr genau (und konnten es auch sehr gut wissen), dass ihre Gewaltaktion eine Straftat darstellt - hierbei ist aber selbst der Versuch strafbar, selbst wenn die Täter nur an der Verwirklichung des Tatbestands ansatzweise gearbeitet hätten oder die Annahme nur die zeitweise Teilnahme an der vorsätzlich herbeigeführten Verhaltensweise bedingte. Man könnte folglich allenfalls mit viel Wohlwollen mildernde Umstände geltend machen, mehr aber auch nicht.
Und sogar der Hauptanstifter der Krawalle, der sich nicht zu schade war, selbst republikanisch regierte Bundesstaaten mit unhaltbaren Behauptungen zu verunglimpfen, wusste es ja sehr wohl, dass die Wahlen nicht gefälscht waren - er wollte es nur nicht einsehen.
@Nightwatch
Dir ist aber schon klar, dass Hamilton sich auf die Erhebung der amerikanischen Kolonien gegen die britische Krone und den Unabhängigkeitskrieg bezog und er deswegen auch diesen Versuch einer Erklärung und teilweisen Relativierung bzgl. einer Rebellion unternahm?
Schneemann
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Zitat:@Nightwatch
Dir ist aber schon klar, dass Hamilton sich auf die Erhebung der amerikanischen Kolonien gegen die britische Krone und den Unabhängigkeitskrieg bezog und er deswegen auch diesen Versuch einer Erklärung und teilweisen Relativierung bzgl. einer Rebellion unternahm?
Das ist völlig nebensächlich. Die Gründungsväter haben seinerzeit Umfang und Ausgestaltung des Begnadigungsrechts diskutiert und sich bewusst dazu entschieden keinerlei verfassungsrechtlichen Beschränkungen zu setzen.
Es gab sogar eine Debatte über spezifisch die Frage ob Hochverrat ausgeschlossen werden sollte und ob sich der Präsident selbst begnadigen könne. Hochverrat wurde nicht ausgeschlossen und hinsichtlich der Möglichkeit der Selbstbegnadigung auf das Impeachment verwiesen.
Das war für die Herrschaften auch keine theoretische Übung, schon George Washington begnadigte 1795 die Anführer der Whiskey Rebellion. Ein Jahrhundert später gab es dann sehr weitgehende Begnadigungen durch Abraham Lincoln und Andrew Jacksons für Soldaten und Amtsträger der Südstaaten.
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Trump hat den Kommandanten der Polaris-Missionen und SpaceX Aficionado Jared Issacmann als NASA Direktor nominiert.
Donald Trump schrieb:I am delighted to nominate Jared Isaacman, an accomplished business leader, philanthropist, pilot, and astronaut, as Administrator of the National Aeronautics and Space Administration (NASA). Jared will drive NASA’s mission of discovery and inspiration, paving the way for groundbreaking achievements in Space science, technology, and exploration. [...] https://x.com/realDonaldTrump/status/186...7728516252
In meinen Augen eine fantastische Wahl, eine einmalige Chance die NASA zukunftsfähig aufzustellen und das Tor zum Sonnensystem aufzustoßen.
Everday Astronaut schrieb:et’s talk about what I think an Isaacman led NASA might look like.
1. I think Polaris 2 could fulfill its true plan of servicing Hubble with a Dragon Capsule.
2. I expect the Artemis program to get some extreme pressure to make significant changes, likely leaning heavier on commercial programs and fixed price contracts. This could mean things like Gateway, SLS and Orion could be under extreme scrutiny and might not all survive.
3. I expect a strong sense of exploration to become the core. This means missions like Dragonfly and other scientific missions that push boundaries and explore new worlds will become a focal point along with humans returning to the moon while also working towards Mars.
4. I foresee some sense of urgency on timelines given Jared’s personal experience with rapid iteration and execution. Jared also is acutely aware of the new space race against China and will want to focus on progress.
5. With all things considered, I think Starship will have little in its way to make progress for Artemis 3 (not that NASA has hindered it prior), but I think now all brakes will be off and the accelerator pinned on that program in particular. https://x.com/Erdayastronaut/status/1864353341737742782
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@Nightwatch
Zitat:Das ist völlig nebensächlich. Die Gründungsväter haben seinerzeit Umfang und Ausgestaltung des Begnadigungsrechts diskutiert und sich bewusst dazu entschieden keinerlei verfassungsrechtlichen Beschränkungen zu setzen.
Es gab sogar eine Debatte über spezifisch die Frage ob Hochverrat ausgeschlossen werden sollte und ob sich der Präsident selbst begnadigen könne. Hochverrat wurde nicht ausgeschlossen und hinsichtlich der Möglichkeit der Selbstbegnadigung auf das Impeachment verwiesen.
Das war für die Herrschaften auch keine theoretische Übung, schon George Washington begnadigte 1795 die Anführer der Whiskey Rebellion. Ein Jahrhundert später gab es dann sehr weitgehende Begnadigungen durch Abraham Lincoln und Andrew Jacksons für Soldaten und Amtsträger der Südstaaten.
In der Tat, es ist nicht (mehr) relevant.
Und zugleich muss ich dir vehement widersprechen. Die Whiskey Rebellion war nie staatsinfragestellend. Washington hat nie etwas riskiert oder eine Erschütterung es Staatsgefüges riskiert, als er die Begnadigungen aussprach. Und Andrew Jackson war am Ende des Sezessionskrieges 1865 schon 20 Jahre tot, weswegen ich vermute, dass du Andrew Johnson (1808 bis 1875) meinst, der einer der schlechtesten Präsidenten der USA aller Zeiten war. Er - ein sturer Rassist, der übrigens Verräter (wobei er die Südstaatler meinte), die den Staat, d. h. die Union, bedrohen, grundsätzlich aufhängen lassen wollte - galt als einer der heftigsten Befürworter des harten Vorgehens gegen die Rebellen des Südens und Behinderer der Reconstruction. Dass er dann dies nicht umsetzte, lag daran, dass er im Dauerclinch mit dem Senat und dem Kongress lag. Und er war der erste, der sich ein Impeachment einfing deswegen. Er war neben Nixon wohl eine der düstersten Präsidentengestalten.
Ich hatte es hier schon einmal geschrieben: Meiner Ansicht nach sehen wir einem neokapitalistisch-merkantilistischen Staatsstreich von oben entgegen. Unter dem medial sehr geschickt eingefädelten Vorwand, die Linken und die "Wokies" (bitte nicht verwechseln mit Wookies, denn die sind richtig cool, siehe Star Wars) zu bekämpfen, hat eine elitäre Clique einen Wandel eingeleitet, der maßgeblich die Wähler von eben diesem Wandel massiv treffen wird. Sie wissen es nur (leider) noch nicht, aber MAGA wird nicht sie "wieder groß machen", sondern nur die, denen sie ihre Stimme gegeben haben. Der Rest wird auf der Strecke bleiben.
Und nun einmal (in meinem Verständnis) eine Volte für die USA:
Die, die vorgeben, Amerika wieder groß machen zu wollen im Sinne eines Roosevelt oder Truman - unter deren Ägide die USA ja tatsächlich zur wohlwollenden, demokratischen und gottlob ordnenden Weltmacht aufstiegen (bzw. auf die Weltbühne zurückkehrten nach 1941/1944 im Kampf um die Freiheit zunächst gegen den Nazismus/Faschismus und dann gegen den Kommunismus) - oder eines legendären Kriegshelden wie z. B. Douglas MacArthur oder George S. Patton, die zwar als harte, aber durchaus glorreiche US-Heroen angesehen werden müssen (!)...
...entpuppen sich mehr und mehr als als eine Ansammlung von sich zwar konservativ gebenden, aber im Kern amoralisch-gewinngeilen Heuchlern, scheinheiligen Schranzen, Ja-Sagern und pseudochristlich-korrupten Hurenböcken.
Möge Uncle Sam sie überwinden! Ich wünsche es dieser großen Nation ausdrücklich.
Schneemann
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Zitat:Die, die vorgeben, Amerika wieder groß machen zu wollen im Sinne eines Roosevelt oder Truman ...
Das wollen die doch überhaupt nicht. Weder die Akteure noch ihre Wähler. Wir sollten nicht den Fehler machen und durch ein verzerrtes außenpolitisches Brennglas auf Geschichte der USA und die Absichten bzw. Motivationen der MAGA-Bewegung zu blicken.
Außenpolitik spielt überhaupt nur eine untergeordnete Rolle und die Vorstellung/Hoffnung das die USA doch bitte weiterhin als 'ordnende Weltmacht' auftreten sollen ist vieles, aber sicherlich nicht Bestandteil der MAGA-Bewegung. Eher mittlerweile außen- bzw. sicherheitspolitischer Fixpunkt der Demokratischen Partei und in der breiten Bevölkerung gerade eher weniger en vogue.
Es geht bei MAGA im Kern auch weniger um ein zurück und die Wiederherstellung des Paradieses irgendeines Jahrzehnts des letzten Jahrhunderts sondern um eine grundlegende Erneuerung der USA. Tatsächlich ist MAGA getrieben von den Umstand, dass das jetzige institutionelle und sozioökonomische System der USA an ihr Ende kommen. Die alte Ordnung funktioniert für zu viele Menschen spätestens seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr.
Der (schier unermessliche) Reichtum des Landes kommt nicht mal mehr bei der Mittelschicht an. Vom wirtschaftlichen Wachstum profitieren zunehmen nur noch die (wahrgenommenen) Eliten, Arbeiter und Kleinbürgertum bleiben auf der Strecke und können auch mit zwei Einkommen und vier Jobs den eigenen American Dream nicht mehr finanzieren. Laufende technologischen Megatrends und Disruptionen im Rahmen der Automatisierung und Digitalisierung verstärken und beschleunigen diese Entwicklung noch.
Der Staat und seine Institutionen sind überschuldet und gehen stehen spätestens in der nächsten Dekade vor dem Bankrott. Staatliche Sozial-, Gesundheits- und Rentensysteme werden ohne massive Kurskorrektur kollabieren und keine Capital Gains Tax der Welt wird daran noch etwas ändern.
Gleichzeitig ist der administrative Staat nicht nur völlig verkrustet und reformunfähig, die Regelungswut der Federal Agencies hat ein gesundes Maß schon lange überschritten und hat sich eine demokratischen bzw. legislativen Kontrolle längst entzogen. Es ist dabei auch noch völlig ineffizient und unfähig den eigenen Ansprüchen und Versprechungen gerecht zu werden und mit dem technologischen Wandel Schritt zu halten.
Das Vertrauen in die staatlichen Institutionen ist dabei nicht nur auf einen Tiefpunkt angelangt sondern droht in offene Feindschaft umzuschlagen. Die Politische Polarisierung ist dabei nicht Ursache sondern Symptom der oben geschilderten Probleme. Andere Faktoren wie (wahrgenommenen sinnlose) außenpolitische Abenteuer und verkorkste Kriege kommen hinzu.
Springender Punkt, es wird wie schon mehrmals in der US-Geschichte ein politischer und wirtschaftlicher Wandel kommen. Das ist völlig unvermeidbar, die Frage ist nur wohin es geht.
Was die Wähler wollen ist das eine - im Prinzip sozialdemokratische Politik. Mehr Wohlstand, weniger Arbeit und vor allen Dingen mehr staatliche Umsorgung.
Was sie bekommen werden ist noch offen, wahrscheinlich aber etwas sehr anderes.
MAGA unter Trump in der Ausführung 2024 stellt für die USA eine wahrscheinlich einmalige und letzte Chance da, die bestehende Ordnung umzuwerfen und neu auszurichten bevor der Staat und seine Institutionen auf ihren jetzigen Kurs mit der schon deutlich sichtbaren Wand kollidieren werden.
Man sollte hierbei nicht den Fehler machen und vorschnell davon ausgehen, dass die neue Trump Administration 2024 so zurückhaltend und moderat den Status Quo verwaltend wird wie es unter Trumop2016 jenseits des medialen Getöses effektiv der Fall gewesen ist. Nicht weil Trump der große Revolutzer ist, sondern weil die Kräfte die er nun um sich geschart hat wirklich disruptiv wirken und einige Heilige Kühe schlachten wollen.
Es wird immens spannend sein zu beobachten wie weit sie damit kommen und inwieweit es dem Administrativen Staat gelingt Veränderungen zu verhindern.
Sind sie erfolgreich können die USA eine regelrechte Renaissance erleben und werden den Rest der westlichen Welt wirtschaftlich völlig abhängen. Das wird dann aber sehr wahrscheinlich keine USA sein, die sich im Stile von Roosevelt und Truman... und Eisehower und Reagan... in der Welt groß ordnungspolitisch auftreten wird.
Scheitert Trump 2024 dagegen, wird es ein institutionelles Scheitern und einen gewaltigen Aufprall mit Folgen geben, gegen die dieses Happening am 6. Januar ein sehr laues Lüftchen sein wird.
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(05.12.2024, 10:29)Nightwatch schrieb: ....
Der (schier unermessliche) Reichtum des Landes kommt nicht mal mehr bei der Mittelschicht an. Vom wirtschaftlichen Wachstum profitieren zunehmen nur noch die (wahrgenommenen) Eliten, Arbeiter und Kleinbürgertum bleiben auf der Strecke und können auch mit zwei Einkommen und vier Jobs den eigenen American Dream nicht mehr finanzieren. Laufende technologischen Megatrends und Disruptionen im Rahmen der Automatisierung und Digitalisierung verstärken und beschleunigen diese Entwicklung noch.
Der Staat und seine Institutionen sind überschuldet und gehen stehen spätestens in der nächsten Dekade vor dem Bankrott. Staatliche Sozial-, Gesundheits- und Rentensysteme werden ohne massive Kurskorrektur kollabieren und keine Capital Gains Tax der Welt wird daran noch etwas ändern.
... und genau diese Probleme treibt DT nun auf die Spitze. Ich rede nicht von einem Strohfeuer, das die angekündigten Steuersenkungen für einige wenige Konzerne entfachen.
Erst mal eine Binsenweisheit: Wirtschaftswachstum kommt von Nachfrage.
1. Zollschranken:
Mit den angekündigten Zollerhöhungen (bis zu 60 % für China, 10 - 20 % generell) werden die Verbraucherpreise für Alltagsgüter - etwa für Textilien und Schuhe - massiv ansteigen. D.h., bis hin zur Mittelschicht steigen die Preise und sinkt die Möglichkeit zur Nachfrage.
Shoping-Malls (die ohnehin unter der Konkurrenz des Versandhandels leiden) werden noch mehr veröden - und mit Ihnen bzw. ringsum diese viele Innenstädte.
2. Massenabschiebungen von Migranten:
("Illegale") Migranten machen in den USA die "Ausbeuter-Jobs", mit deren Massenausweisungen kommt es zu sektoralem Arbeitskraftmangel, was die Produktionskosten noch weiter erhöht. Auch die Inlandsproduktion wird teurer, die Nachfrage sind weiter.
3. Eine sinkende Nachfrage führt zu Einnahmereduzierungen des Staates (weniger Steuern); zusätzliche Steuersenkungen reduzieren die Möglichkeit des Staates, selbst Nachfrage auszuüben.
Ganz abgesehen davon, dass der Staat gesamtwirtschaftlich nie soviel Nachfrage erzeugen kann wie sämtliche Privathaushalte:
der Staat ist prioritärer Nachfrager bei bestimmten Gütern wie etwa Waffensystemen für die Streitkräfte. D.h., die Ausstattung der US-Streitkräfte kann bei sinkenden Steuereinnahmen nicht mehr weiter finanziert werden.
Der US-Schirm wird "löcherig".
Stattdessen werden sich Staaten, die sich bisher auf die US-Unterstützung verlassen haben, selbst zu eigenen und höheren Anstrengungen durchringen müssen. Das fördert deren eigene Rüstungsindustrie (z.B. in Europa, aber auch in anderen Staaten und Schwellenländern - Japan, Südkorea, Türkei ... Brasilien ...) und schwächt die US-Hersteller noch mehr.
Das Ergebnis:
"MAGA-Verfechter" erzielen genau das Gegenteil von dem, was sie möchten: sie zerschlagen die tönernen Füße, auf denen die US-Leitrolle in der Welt beruht, vollständig und möglicherweise sogar irreversiebel.
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(05.12.2024, 13:00)Kongo Erich schrieb: 1. Zollschranken:
Mit den angekündigten Zollerhöhungen (bis zu 60 % für China, 10 - 20 % generell) werden die Verbraucherpreise für Alltagsgüter - etwa für Textilien und Schuhe - massiv ansteigen. D.h., bis hin zur Mittelschicht steigen die Preise und sinkt die Möglichkeit zur Nachfrage.
Shoping-Malls (die ohnehin unter der Konkurrenz des Versandhandels leiden) werden noch mehr veröden - und mit Ihnen bzw. ringsum diese viele Innenstädte.
Um nochmal diesen Punkt aufzugreifen. Zölle werden auf den Einkaufspreis gerechnet und nicht auf den Verkaufspreis an den Konsumenten, deshalb wird es auch nicht zu groß steigenden Verbraucherpreisen kommen. Der Zoll kann aber dafür sorgen dass die heimische Produktion wieder rentabel wird, da dafür schon eine geringe Preiserhöhung je Stück ausreichen kann. Gerade Textilien und Schuhe haben teils Gewinnmargen von über 90% für die Händler. Für ein US-Unternehmen welches Schuhe herstellt kann es aber entscheidend sein, ob es 1000 paar Schuhe für 5000 oder für 8000 USD an den Großhandel weitergeben kann.
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Zöller erhöhen den Einkaufspreis - und damit auch den Verkaufspreis für die Endkäufer. Da insbesondere im Großhandel die Margen meist niedrig sind, gibt es kaum eine Möglichkeit, die Spanne zwischen Einkaufspreis und Verkaufspreis zu reduzieren.
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(05.12.2024, 16:36)Kongo Erich schrieb: Zöller erhöhen den Einkaufspreis - und damit auch den Verkaufspreis für die Endkäufer. Da insbesondere im Großhandel die Margen meist niedrig sind, gibt es kaum eine Möglichkeit, die Spanne zwischen Einkaufspreis und Verkaufspreis zu reduzieren.
Für den Endverbraucher wird es maximal 1-3% teurer, wenn die Preiserhöhungen überhaupt weitergegen werden.
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Für den Endverbraucher wird es maximal 1-3% teurer, wenn die Preiserhöhungen überhaupt weitergegeben werden.
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(05.12.2024, 18:24)lime schrieb: Für den Endverbraucher wird es maximal 1-3% teurer, wenn die Preiserhöhungen überhaupt weitergegeben werden.
Verstehe ich nicht.
Beispiel Produktion in den USA mit Import von 50% der Teile von ausländischen Zulieferern (z.B. der Fall bei manchen PKW).
Sagen wir mal, Kosten der inländischen Produktion wären zufällig genauso hoch wie die aus dem Ausland zugekauften Teile.
Verkaufspreis an Grosshändler = Marge * (Kosten Inland + Teile Ausland)
Verkaufspreis an Filiale = Marge * VK an Grosshändler
Verkaufspreis an Endkunden = Marge * VK an Filiale
Kosten Inland = 50 US
Kosten Teile Ausland = 50 US
Marge jeweils 10%
Verkaufspreis an Grosshändler = 1.1 * (50 + 50) $ = 110 $
Verkaufspreis an Filiale = 1.1 * 110 $ = 121 $
Verkaufspreis an Endkunden = 1.1 * 121 $ = 133.10 $
Jetzt mit 25% Einfuhrzoll auf die importierten Teile:
Kosten Inland = 50 $
Kosten Teile Ausland = 1.25 * 50 $ = 62.50 $
Marge jeweils 10%
Verkaufspreis an Grosshändler = 1.1 * (50 + 62.50) $ = 123.75 $
Verkaufspreis an Filiale = 1.1 * 123.75 $ = 136.125 $
Verkaufspreis an Endkunden = 1.1 * 136.125 $ = 149.74 $
Im Vergleich ohne Einfuhrzoll wäre das eine Preiserhöhung von 16.64 $, was einer Erhöhung von 12.5 % entspricht. Wird das Produkt fertig aus dem Ausland importiert, würde der Importzoll sich voll auswirken, es sei denn, der Hersteller/Importeur, der Großhändler und die Filiale würden eine Reduktion der Marge akzeptieren. Warum sollten sie das? Der Markt regelt den Preis, wenn es da Luft nach unten gegeben hätte, hätte die Konkurrenz den Preis bereits gedrückt, bevor die neuen Importzölle kamen, d.h. die Flexibilität der Marge nach unten ist eher nicht gegeben.
Nur wenn der Anteil an importierten Teilen im fertigen Produkt sehr deutlich sinkt, kommt man in einen Bereich von 1-3 %.
ChatGPT:
Zitat:Fertigwaren: Laut der Federal Reserve und Handelsdaten enthalten etwa 60-75 % der in den USA verkauften Fertigwaren importierte Komponenten oder sind vollständig importiert. Dazu gehören Elektronik, Kleidung, Haushaltsgeräte und Maschinen.
Konsumgüter: Bei Konsumgütern (z. B. Kleidung, Elektronik und Spielzeug) sind etwa 80-90 % importiert oder enthalten bedeutende importierte Komponenten.
Automobile: Der Automobilsektor zeigt ein gemischtes Bild. Etwa 50-60 % der in den USA verkauften Fahrzeuge werden im Inland produziert, jedoch enthalten viele davon importierte Teile. Einige als „inländisch hergestellt“ bezeichnete Fahrzeuge können bis zu 50 % ausländische Komponenten aufweisen.
Lebensmittel: Importierte Lebensmittel machen etwa 15 % des Lebensmittelangebots in den USA aus, wobei der Anteil in bestimmten Kategorien höher ist, wie etwa bei Fisch und Meeresfrüchten (90 % importiert) und frischem Obst (ca. 50 %)
Hier noch ein Link mit ein paar interessanten Daten
https://think.ing.com/articles/revealed-...s-tariffs/
Beispiel Trump-Zölle auf Waschmaschinenimporte:
Zitat:Take, for example, the Trump administration’s tariffs on washing machines. In February 2018, a 20% tariff was implemented on all imported large residential washing machines. According to the Consumer Price Inflation report, there was no immediate impact for the first four months as retailers sold off their existing inventory that wasn’t subject to the tariff. However, consumer prices increased by 12% in the following months. Since US manufacturers produce washing machines that are not subject to these tariffs, it appears that consumers bore more than 60% of the tariff cost on foreign-made appliances. The remaining costs were absorbed by retailers’ profit margins or through price reductions by foreign producers. Over time, prices gradually decreased again as consumers began substituting domestically made washing machines and foreign manufacturers likely agreed to further price cuts.
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(05.12.2024, 13:00)Kongo Erich schrieb: 1. Zollschranken:
Mit den angekündigten Zollerhöhungen (bis zu 60 % für China, 10 - 20 % generell) werden die Verbraucherpreise für Alltagsgüter - etwa für Textilien und Schuhe - massiv ansteigen. D.h., bis hin zur Mittelschicht steigen die Preise und sinkt die Möglichkeit zur Nachfrage.
Shoping-Malls (die ohnehin unter der Konkurrenz des Versandhandels leiden) werden noch mehr veröden - und mit Ihnen bzw. ringsum diese viele Innenstädte. Zolldrohungen sind erstmal ein Verhandlungswerkzeug. Da ist erstmal offen was wann wie kommt.
Grundsätzlich sind Zölle aber geeignet die heimische Produktion zu steigern. D.h. in der Theorie, die Verbraucherpreise steigen, aber der formals Arbeitslose hat jetzt wieder einen Job in der Produktion, der in den Neunzigern nach Asien gegangen ist.
Zitat:2. Massenabschiebungen von Migranten:
("Illegale") Migranten machen in den USA die "Ausbeuter-Jobs", mit deren Massenausweisungen kommt es zu sektoralem Arbeitskraftmangel, was die Produktionskosten noch weiter erhöht. Auch die Inlandsproduktion wird teurer, die Nachfrage sind weiter.
Auch hier wieder, warte mal ab ob überhaupt in relevanten Größenordnungen abgeschoben wird. Wenn sich die Abschiebungen unter Trump auf das kriminelle Milieu konzentrieren werden sich die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in engen Grenzen halten.
Zudem auch hier wieder: Sektoraler Arbeitskraftmangel heißt, dass die Lähne erhöht werden müssen und mehr Amerikaner zu auskömmlichen Jobs kommen.
Zitat:3. Eine sinkende Nachfrage führt zu Einnahmereduzierungen des Staates (weniger Steuern); zusätzliche Steuersenkungen reduzieren die Möglichkeit des Staates, selbst Nachfrage auszuüben.
Ganz abgesehen davon, dass der Staat gesamtwirtschaftlich nie soviel Nachfrage erzeugen kann wie sämtliche Privathaushalte:
der Staat ist prioritärer Nachfrager bei bestimmten Gütern wie etwa Waffensystemen für die Streitkräfte. D.h., die Ausstattung der US-Streitkräfte kann bei sinkenden Steuereinnahmen nicht mehr weiter finanziert werden.
Der US-Schirm wird "löcherig".
Gelder die der Staat nicht einnimmt stehen der Privatwirtschaft für Investitionen zu Verfügung und steuern damit mehr zum Wirtschaftswachstum bei als Ausgaben für Rüstungsgüter.
Zitat:Stattdessen werden sich Staaten, die sich bisher auf die US-Unterstützung verlassen haben, selbst zu eigenen und höheren Anstrengungen durchringen müssen. Das fördert deren eigene Rüstungsindustrie (z.B. in Europa, aber auch in anderen Staaten und Schwellenländern - Japan, Südkorea, Türkei ... Brasilien ...) und schwächt die US-Hersteller noch mehr.
Die Realtiät ist viel eher, dass die Auftragsbücher auch der US-Rüstungsindustrie knallvoll sind und auch Drittstaaten fleißig in den USA einkaufen. Der Umstand, dass hochwertige Rüstungsindustrie profiliert ist dabei sicherlich nicht dem Umstand geschuldet, dass Uncle Sam zu wenig rüstet.
Zitat:Das Ergebnis:
"MAGA-Verfechter" erzielen genau das Gegenteil von dem, was sie möchten: sie zerschlagen die tönernen Füße, auf denen die US-Leitrolle in der Welt beruht, vollständig und möglicherweise sogar irreversiebel.
Wenn es der neuen Trump Administration gelingt ihre wirtschaftspolitischen und institutionellen Vorhaben umzusetzen wird das Gegenteil der Fall sein. FRreilich, wenn sie die Zölle so hochschrauben wie angedroht und ihr politisches Kapital darauf verschwenden eine Million Illegale abzuschieben und Tax Cuts durchzudrücken ohne den administrativen Staat massiv zurückzuschrauben wird das Gegenteil eintreten und sie werden in vier Jahren abgewählt sein.
Warten wirs ab, jedenfalls aber bestehen in meinen Augen Changen für eine wirklich positive Entwicklung, die es mit einem Weiter so unter Harris nie gegeben hätte.
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Dass ich anderer Meinung als Nightwatch bin, wird nicht überraschen. Ich möchte das nur an einem Punkt festmachen:
(05.12.2024, 20:52)Nightwatch schrieb: ...
Gelder die der Staat nicht einnimmt stehen der Privatwirtschaft für Investitionen zu Verfügung und steuern damit mehr zum Wirtschaftswachstum bei als Ausgaben für Rüstungsgüter.
... Wenn die Gelder "zur Verfügung stehen" heißt es noch lange nicht, dass die auch für Investitionen genutzt werden.
Welcher Investor steckt Geld in die Produktion, wenn die Marktnachfrage zusammen bricht? Das ist wirtschaftlicher Nonsense.
ODer - um es etwas ausführlicher zu begründen:
dass Zollschranken die nationale Produktion erhöhen ist ein Mythos. Volkswirtschaftlich bewiesen ist dagegen, dass durch den Verlust der "komparativen Kostenvorteile" die Güter für den Verbraucher teurer werden. Das reduziert die Nachfrage - weil sich viele nicht mehr das leisten können, was sie sich vorher gleistet haben.
Aber ansonsten stimme ich Dir vor allem hier zu: (05.12.2024, 20:52)Nightwatch schrieb: ...
Warten wirs ab - dann wer'n ma's scho sehn
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