30.07.2024, 12:56
Ich weiß nicht, wie gut Du türkisch sprichst.
Gute Bekannte von mir - die selbst aus der Türkei stammen - haben mir bestätigt, dass etwa die Azeris faktisch reines "osmanisches türkisch" sprechen, ähnlich wie sich Deutsche aus unterschiedlichen Dialektgebieten nicht zwingend über den regionalen Dialekt, aber problemlos über das gemeinsame Hochdeutsch verständigen können.
Schwieriger wird es - das gebe ich Dir gerne zu - mit zunehmender Entfernung. Die türkischen Sprachen haben sich ähnlich auseinander - und in einem vergleichbaren Zeitraum - entwickelt wie die romanische Sprachfamilie. Die nachfolgenden Generationen hätten immer behauptet, wie ihre Eltern zu sprechen - und trotzdem sind lateinische Dialekte und daraus unterschiedliche Sprachen entstanden, die von Portugal bis nach Rumänien recht unterschiedlich sind.
Dennoch gibt es ein durchaus verbreitetes Gefühl der "Zusammengehörigkeit" zwischen den einzelnen türkischen Völkern.
Dazu tragen verschiedene gemeinsame Abkommen genauso bei wie Unterhaltungsprogramme, die in einem einfachen türkisch (sagt man "leichte Sprache"?) über Satellit bis in die entfernten Winkel der turan-sprachigen Siedlungen ausgestrahlt werden. Und über die dann nicht nur die gemeinsame Sprache gefördert wird, sondern auch eine identitätsstiftende kulturelle Angleichung erfolgt - ähnlich wie die US-Sender (Radio, Musik) und Serien (TV) eine kulturelle Angleichung Europas mit den USA gefördert haben.
Zurück aber zum aktuellen Geschehen:
n-tv berichtet etwas polemisierend: Erdogans Kriegslust - der blutige Traum vom neo-osmanischen Reich und meint:
Jetzt aber unabhängig von all dem emotionalen verbalen Blitz und Donner. Erdogan ist vor allem auch eines - er ist Realist. Nur so hat er sich über so lange Zeit an die Spitze des Staates drängen und dort auch halten können.
Er ist gewissenlos, ja, und daher ohne Rücksicht auf Verluste auch risikobereit - aber bei allen seinen Aktionen auch kühl, um nicht zu sagen, kalt kalkulierend. Er geht - ähnlich wie viele andere - knallhart so weit, wie er (für sich selbst) relativ risikofrei gehen kann.
Er nutzt Erfolge im Ausland um innenpolitische Probleme zu übertünchen. Und da sich die Wirtschaftskrise nicht einfach wegdiskutieren oder kurzfristig lösen lässt, braucht er auch entsprechende Erfolge, die mit lautem Getöse angekündigt und untermauert werden.
Erdogan hat mir keinem Wort gesagt "wo" die Türkei "rein gehen" würde. Einen Angriff auf Israel selbst kann man getrost ausschließen. Auch eine Intervention in Gaza birgt zu viele Risiken.
Also bleibt - ähnlich wie in Syriens Norden - der Libanon übrig, und die Türkei in bester neo-osmanischer Manier als Schutzmacht in einem Streifen an der Grenze nach Israel.
Das "Getöse" soll den Weg bereiten, unter all dem Krach und Lärm analysiert und testet die türkische Regierung, wie weit sie vorgehen kann.
Und sie wird eine erfolgreiche Intervention im Süden des Libanon sicher auch als Muster für eine spätere Intervention im Gaza-Streifen analysieren. Aber nicht jetzt und nicht gleich. Die derzeitigen Machthaber sowohl in Israel wie bei der Hamas gewährleisten schließlich, dass sich die Chance für entsprechende "Friedensmissionen" immer wieder anbieten.
Gute Bekannte von mir - die selbst aus der Türkei stammen - haben mir bestätigt, dass etwa die Azeris faktisch reines "osmanisches türkisch" sprechen, ähnlich wie sich Deutsche aus unterschiedlichen Dialektgebieten nicht zwingend über den regionalen Dialekt, aber problemlos über das gemeinsame Hochdeutsch verständigen können.
Schwieriger wird es - das gebe ich Dir gerne zu - mit zunehmender Entfernung. Die türkischen Sprachen haben sich ähnlich auseinander - und in einem vergleichbaren Zeitraum - entwickelt wie die romanische Sprachfamilie. Die nachfolgenden Generationen hätten immer behauptet, wie ihre Eltern zu sprechen - und trotzdem sind lateinische Dialekte und daraus unterschiedliche Sprachen entstanden, die von Portugal bis nach Rumänien recht unterschiedlich sind.
Dennoch gibt es ein durchaus verbreitetes Gefühl der "Zusammengehörigkeit" zwischen den einzelnen türkischen Völkern.
Dazu tragen verschiedene gemeinsame Abkommen genauso bei wie Unterhaltungsprogramme, die in einem einfachen türkisch (sagt man "leichte Sprache"?) über Satellit bis in die entfernten Winkel der turan-sprachigen Siedlungen ausgestrahlt werden. Und über die dann nicht nur die gemeinsame Sprache gefördert wird, sondern auch eine identitätsstiftende kulturelle Angleichung erfolgt - ähnlich wie die US-Sender (Radio, Musik) und Serien (TV) eine kulturelle Angleichung Europas mit den USA gefördert haben.
Zurück aber zum aktuellen Geschehen:
n-tv berichtet etwas polemisierend: Erdogans Kriegslust - der blutige Traum vom neo-osmanischen Reich und meint:
Zitat:Der türkische Präsident ... positioniert sich als Heerführer des Islam. In Europa nimmt man seine Drohung kaum ernst. Das könnte ein fataler Fehler sein. Denn Erdogan ist skrupellos, hat die zweitgrößte Armee der NATO und ist wie Putin auf historische Taten aus.und berichtet auch über die Reaktion aus Israel:
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Der türkische Präsident droht Israel mit Krieg und positioniert sich als Heerführer des Islam. In Europa nimmt man seine Drohung kaum ernst. Das könnte ein fataler Fehler sein. Denn Erdogan ist skrupellos, hat die zweitgrößte Armee der NATO und ist wie Putin auf historische Taten aus.
Mit einer Truppenstärke von rund 450.000 aktiven Soldaten und 380.000 Reservisten stellt die Türkei nach den USA die zweitstärkste Streitmacht der NATO dar. Und Erdogan betreibt massive Aufrüstung. Im vergangenen Jahr stiegen die Rüstungsausgaben um 37 Prozent auf 16 Milliarden Dollar. Für das laufende Jahr sollen die Ausgaben gar um 150 Prozent auf gewaltige 40 Milliarden springen. Von den Bayraktar-Drohnen über die Kurzstreckenrakete "Tayfun"-bis zum Kampfjet namens "Kaan" reicht das selbst entwickelte, stolz präsentierte Waffenarsenal. Die massive Aufrüstung dokumentiere die Absichten Erdogans, seine gewaltige Militärmacht auch zu nutzen, warnen Militärexperten.
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Zitat:Israel will Türkei aus der NATO werfen
Jetzt aber unabhängig von all dem emotionalen verbalen Blitz und Donner. Erdogan ist vor allem auch eines - er ist Realist. Nur so hat er sich über so lange Zeit an die Spitze des Staates drängen und dort auch halten können.
Er ist gewissenlos, ja, und daher ohne Rücksicht auf Verluste auch risikobereit - aber bei allen seinen Aktionen auch kühl, um nicht zu sagen, kalt kalkulierend. Er geht - ähnlich wie viele andere - knallhart so weit, wie er (für sich selbst) relativ risikofrei gehen kann.
Er nutzt Erfolge im Ausland um innenpolitische Probleme zu übertünchen. Und da sich die Wirtschaftskrise nicht einfach wegdiskutieren oder kurzfristig lösen lässt, braucht er auch entsprechende Erfolge, die mit lautem Getöse angekündigt und untermauert werden.
Erdogan hat mir keinem Wort gesagt "wo" die Türkei "rein gehen" würde. Einen Angriff auf Israel selbst kann man getrost ausschließen. Auch eine Intervention in Gaza birgt zu viele Risiken.
Also bleibt - ähnlich wie in Syriens Norden - der Libanon übrig, und die Türkei in bester neo-osmanischer Manier als Schutzmacht in einem Streifen an der Grenze nach Israel.
Das "Getöse" soll den Weg bereiten, unter all dem Krach und Lärm analysiert und testet die türkische Regierung, wie weit sie vorgehen kann.
Und sie wird eine erfolgreiche Intervention im Süden des Libanon sicher auch als Muster für eine spätere Intervention im Gaza-Streifen analysieren. Aber nicht jetzt und nicht gleich. Die derzeitigen Machthaber sowohl in Israel wie bei der Hamas gewährleisten schließlich, dass sich die Chance für entsprechende "Friedensmissionen" immer wieder anbieten.