(Luft) Tornado-Nachfolge
(23.01.2022, 00:04)Quintus Fabius schrieb: Taurus CL könnte im Prinzip auf der Stelle in Produktion gehen und rein von der Leistungsfähigkeit her könnte dieser Marschflugkörper eine B-61 Nuklearwaffe tragen.

Nur könnte er sie auch weit genug tragen? Wir werden ja wohl nichts an der Lagerung in Büchel ändern können. Also müsste man im Ernstfall dann die B61 in Büchel von den Amis übernehmen, die Marschflugkörper damit "beladen" und diese dann per LKW durch Deutschland nach Osten fahren, um in Zielreichweite zu gelangen. Klingt für mich nicht zielführend. Die müssten schon vom Lagerort aus direkt starten können.
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Die Taurus CL ist nicht fertig entwickelt und kann nicht "im Prinzip auf der Stelle in Produktion gehen", bis zu einem IOC kann man gut und gerne fünf Jahre einkalkulieren. Eine Anpassung zur Aufnahme einer B61 halte ich zwar grundsätzlich für möglich (weil die Maße recht ähnlich sieht), eine Designanpassung muss es aber trotzdem geben, was dem vorgenannten Zeitraum voran gestellt werden muss. Zudem braucht es auch da die entsprechende Zertifizierung. Bei den bisher veröffentlichten Informationen würde mich nicht wundern, wenn wir hier von 10+ Jahren sprechen. Und das für einen Flugkörper, mit dem wir dann im Zweifel von Büchel aus Berlin einäschern können. Wink
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Lange dauern wird alles, als ob irgendeine der bisher hier genannten Lösungen nicht auch 10 Jahre brauchen würde bis sie vollauf verfügbar ist.

Bezüglich des Lagerort: wenn die taktischen Nuklearwaffen selbst im Fall eines großen konventionellen Krieges welcher ein tatsächliches Risiko für eine nukleare Eskalation hat immer noch einfach nur in Büchel geballt gelagert werden, dann ist die ganze NT nicht nur eine politische Farce wie im Augenblick, dann ist sie auch eine militärische Farce im Einsatz. Es ist doch abstrus zu erklären, im Fall eines potentiellen Nuklearkrieges würde man dennoch weiterhin all diese Waffen nur von Büchel aus starten dürfen und können.

Darüber hinaus schrieb ich explizit, dass man Taurus ja auch vom EF aus abfeuern kann, womit sich das Reichweitenproblem relativiert und man die Sache (Marschflugkörper mit NW) auch viel eher dem Bürger verkaufen kann.

Im übrigen sind die übertrieben langen Zeiträume für alles sehr zu hinterfragen. Das alles so endlos dauert ist nicht allein rein technischen Faktoren geschuldet, und folglich könnte man entsprechende Zeiträume deutlich verkürzen, wenn es nur wollte. Aktuell zögert ja selbst die Industrie jede Lieferung so lange wie möglich hinaus und streckt diese über einen so großen Zeitraum wie möglich um über Jahre hinweg Einnahmen zu generieren, statt alles so schnell wie technisch möglich zu liefern. Die ganzen Verzögerungen haben daher vor allem auch politische, wirtschaftliche und bürokratische Gründe, die technische Seite des ganzen ist da noch der geringste Teil.

Wenn der Tornado-Nachfolger nicht auch wieder nur eine politische Farce sein soll, und im Einsatz auch eine militärische Farce, muss insbesondere die NT hinterfragt werden.

Allgemein:

Ich konnte mich gestern mit einem Luftwaffenoffizier unterhalten, der anscheinend beim ASP ist und sich offenkundig auch recht viel mit der NT beschäftigt hat. Er war wie Helios der Ansicht, dass man die F-35B für den Transport der taktischen Nuklearwaffen verwenden könnte und sie aufgrund ihrer Eigenheiten seiner Ansicht nach die beste Wahl wäre, weil man sie dann in Richtung Osten viel stärker dislozieren könnte und somit Zitat: zumindest eine Chance bestünde dass dann im Ernstfall noch ein paar von denen überhaupt erfolgreich eingesetzt werden können. Im Prinzip genau das was Helios hier schon beschrieben hat. Er verwies auch auf mir nicht zugängliche Studien der USA für den Einsatz von F-35B von kleinen Inseln im Pazifik aus, wobei dann der Plan anscheinend ist dort Treibstoff hinzubringen und auf Winzflugfeldern die F-35B zu dislozieren um dann von diesen Inseln aus damit zuzuschlagen. Das könnte man dann so auf Osteuropa übertragen und dort vorhandene eigentlich unzureichende Infrastruktur in abgelegenen Gebieten nutzen. Er verwies beispielsweise auf alte Flugfelder an der Nordgrenze der Slowakei die man mit einer F-35B nutzen könnte, aber mit keinem anderen modernen Kampfflugzeug.

Ich hab da weiterhin meine Zweifel, man müsste halt beim Hersteller und der US Regierung erfragen, ob das (technisch / zertifizierung) tatsächlich möglich wäre.

Im übrigen bin ich der Meinung dass Marschflugkörper viel besser wären.
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(23.01.2022, 10:59)Quintus Fabius schrieb: Darüber hinaus schrieb ich explizit, dass man Taurus ja auch vom EF aus abfeuern kann, womit sich das Reichweitenproblem relativiert und man die Sache (Marschflugkörper mit NW) auch viel eher dem Bürger verkaufen kann.

Womit das Zeitproblem aber noch weiter verschärft würde, weil man nicht nur einen "nuklearen" Taurus entwickeln und bauen, sondern diesen dann auch noch für den Eurofighter zertifizieren müsste.

(23.01.2022, 10:59)Quintus Fabius schrieb: Er verwies auch auf mir nicht zugängliche Studien der USA für den Einsatz von F-35B von kleinen Inseln im Pazifik aus, wobei dann der Plan anscheinend ist dort Treibstoff hinzubringen und auf Winzflugfeldern die F-35B zu dislozieren um dann von diesen Inseln aus damit zuzuschlagen.

Die Doktrin ist ja schon bekannt gemacht worden, und auch die damit einhergehenden Änderungen etwa an den Staffelgrößen (zwei Konzepte mit 10 bzw. 16 Maschinen). Solch ein Konzept ist rein technisch durchaus übertragbar, es müsste aber ein Verfahren für die Kooperation mit den US-Streitkräften gefunden werden.

Zitat:Im übrigen bin ich der Meinung dass Marschflugkörper viel besser wären.

Die Zeit für die "beste" Lösung ist allerdings vorbei, es geht jetzt nur noch um kurzfristig realisierbare Lösungen. Und dazu zählen Marschflugkörper nicht.
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(23.01.2022, 10:59)Quintus Fabius schrieb: Bezüglich des Lagerort: wenn die taktischen Nuklearwaffen selbst im Fall eines großen konventionellen Krieges welcher ein tatsächliches Risiko für eine nukleare Eskalation hat immer noch einfach nur in Büchel geballt gelagert werden, dann ist die ganze NT nicht nur eine politische Farce wie im Augenblick, dann ist sie auch eine militärische Farce im Einsatz. Es ist doch abstrus zu erklären, im Fall eines potentiellen Nuklearkrieges würde man dennoch weiterhin all diese Waffen nur von Büchel aus starten dürfen und können.
Wir reden hier immer noch über das Prinzip der nuklearen Abschreckung. Bei ganzen 20 B61 in Deutschland geht es um eine begrenzte Option, die aber sehr kurzfristig bereit stehen muss, gerade mit Blick auf die Verletzlichkeit eines bekannten ortsfesten Lagers. Natürlich könnte es in einem längeren Konfliktverlauf zu präventiven Dislozierungen und Vorverlegungen kommen, aber die Abschreckungswirkung eines Systems, das nach der sicherlich nicht allzu frühzeitig getroffenen Einsatzentscheidung erst noch über Hunderte von Kilometern in Stellung gebracht werden muss, führt ihren Hauptzweck nur noch weiter ad absurdum. Ein bodengestarteter MFK geeigneter Reichweite wäre da eventuell sogar besser als ein luftgestütztes System, nur haben wir den halt nicht.

(23.01.2022, 10:59)Quintus Fabius schrieb: Darüber hinaus schrieb ich explizit, dass man Taurus ja auch vom EF aus abfeuern kann, womit sich das Reichweitenproblem relativiert und man die Sache (Marschflugkörper mit NW) auch viel eher dem Bürger verkaufen kann.
Mein Kritik bezog sich ja auch nur darauf, als kurzfristigere Lösung den CL vorzusehen, da diese einfach in keiner Weise den Anforderungen unter den gegebenen Umständen entsprechen würde.
Die B61 in einen MFK zu packen, ist an sich absolut erstrebenswert, hilft aber nur begrenzt, die aktuellen Schwierigkeiten zu lösen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die USA bei der Zertifizierung eines MFK wie der Taurus als Trägersystem für die B61-12 dann auf die Zertifizierung des Trägersystems dieses MFKs verzichten würden. Also kostet das ganze nur mehr Zeit, die wir leider nicht haben.
Mittelfristig könnte ich persönlich mir zwar gut vorstellen, dass man nur eine minimale Übergangslösung F35 mit einer Partnernation beschafft, parallel eine entsprechende Zertifizierung Taurus+EF(Tr.4a/5) angeht und die F35 dann schnellstmöglich weiter verkauft, real zu erwarten ist das aber natürlich auch nicht.
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Helios:

Zitat:Womit das Zeitproblem aber noch weiter verschärft würde, weil man nicht nur einen "nuklearen" Taurus entwickeln und bauen, sondern diesen dann auch noch für den Eurofighter zertifizieren müsste.

Deshalb schrieb ich ja auch explizit, dass dies als zweites kommt und eine Lücke besteht bis dies zur Verfügung steht, welche mit bodengestützten Marschflugkörpern gedeckt wird.

Zitat:Die Zeit für die "beste" Lösung ist allerdings vorbei, es geht jetzt nur noch um kurzfristig realisierbare Lösungen. Und dazu zählen Marschflugkörper nicht.

Wir haben Taurus im Bestand. Die Taurus wurde und wird hergestellt. Sie ist ja ein System das real vorhanden ist. Sie ist in der Lage mit dem Air Burst Modi eine "Submunition" vom MFK aus abzuwerfen. Das könnte eine taktische Nuklearwaffe sein. Rein technisch kann das nicht so kompliziert sein den MFK entsprechend her zu richten.

Und die anderen Lösungen sind auch keineswegs kurzfristig, selbst eine F/A-18 braucht noch Jahre bis sie hier "auf dem Hof" einsatzbereit steht und ebenso muss sie erst zertifiziert werden. Es gibt daher meiner Meinung nach gar keine kurzfristig realisierbaren Lösungen mehr, weshalb wir uns von diesem Grundgedanken: Kurzfristig - lösen sollten. Es wäre hier sinnvoller mehr Zeit zu investieren, selbst wenn dadurch eine Lücke entstehen sollte.

Das möchte ich völlig gelöst von meiner Bevorzugung von MFK verstanden wissen, es gilt genau so für jedes Kampfflugzeug. Da man es ohnehin vergeigt hat, sollte man nun nicht aus Hektik und dem Versuch es irgendwie wieder gerade zu biegen die nächsten Fehler begehen.
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(23.01.2022, 23:24)Quintus Fabius schrieb: Es gibt daher meiner Meinung nach gar keine kurzfristig realisierbaren Lösungen mehr, weshalb wir uns von diesem Grundgedanken: Kurzfristig - lösen sollten. Es wäre hier sinnvoller mehr Zeit zu investieren, selbst wenn dadurch eine Lücke entstehen sollte.

Ich persönlich hätte nichts dagegen, eine Lücke bei der nT hinzunehmen. Die Frage wäre, ob die Amerikaner das auch so sehen oder in dem Fall einfach die Vereinbarung aufkündigen, woran sie uns natürlich die Schuld geben würden. Das wäre ja der Vorteil bei der Lizensierung von EF oder F18, dass man eine entsprechende Verzögerung einfach den US-Lizensierern in die Schuhe schieben könnte.
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(23.01.2022, 23:24)Quintus Fabius schrieb: Rein technisch kann das nicht so kompliziert sein den MFK entsprechend her zu richten.

Keine einzige Lösung scheitert an der grundsätzlichen technischen Komplexität, aber ein bodenstartfähiger, atomarer Marschflugkörper, selbst wenn man hier Taurus als Basis nähme, wäre mit Abstand die technisch aufwändigste Variante. Und meines Erachtens die mit dem größten Zeithorizont, weil neben der reinen Zertifizierung eine Teilneuentwicklung stattfinden müsste. Insbesondere auch, um eine adäquate Reichweite zu erhalten.
Die von dir erwähnte Variante zum Einsatz von Submunition wäre meines Erachtens übrigens nicht die richtige Ausgangsbasis für eine solche Weiterentwicklung, zum einen, weil die Anpassungsarbeiten meines Erachtens noch größer wären (die Submunition ist deutlich kleiner), zum anderen, weil das Anflugprofil zum Einsatz der B61 nur bedingt passt.

Zitat:Und die anderen Lösungen sind auch keineswegs kurzfristig, selbst eine F/A-18 braucht noch Jahre bis sie hier "auf dem Hof" einsatzbereit steht und ebenso muss sie erst zertifiziert werden.

Die F/A-18F Block III ist aber fertig entwickelt, die ersten Maschinen würden bei einer Auftragserteilung am heutigen Tag Mitte 2024 zur Verfügung stehen, ein gesamtes Geschwader kann bis Mitte 2026 ausgeliefert sein. Die Ausbildung am Flugzeug kann sofort beginnen, die Integration und Zertifizierung kann sofort starten. Ich behaupte, noch kurzfristiger ginge es grundsätzlich nur, wenn man Flugzeuge und Piloten "mieten" würde.
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Der letzte Satz ist auch noch ein interessanter Gedanke den ich in diesem Kontext noch nie gehört habe.

Wäre das theoretisch denkbar? Das wir (analog wie andere Länder russische Flugzeuge und Piloten mieten) eine kleine kompakte Staffel F/A-18 für die NT de facto leasen, um dadurch Zeit zu gewinnen um den EF für die NT zu zertifizieren?

Es ist so schade, dass ich mich mit der ganzen Luftkriegsführung nicht besser auskenne, ich beschäftige mich eigentlich erst seit kurzem damit ernsthafter. So viele faszinierende Aspekte!
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Leasing ist bei Kampfflugzeugen zwar immer noch unüblich, wäre aber nichts neues. Saab beispielsweise hat die Gripen an Tschechien und Ungarn verleast, Italien hat sich übergangsweise Tornado von Großbritannien und anschließend F-16 von den USA geleast, es waren auch für Schweiz und Österreich Leasing-Möglichkeiten im Gespräch. Grundsätzlich unmöglich wäre es also nicht, ein entsprechendes Muster zu leasen, um für eine langfristige Lösung mehr Zeit zu haben. Es braucht dafür nur jemanden, der Interesse hat, das entsprechende Flugzeuge zu verleasen bzw. es zu einen späteren Zeitpunkt zu übernehmen (falls es sich um neu gebaute Maschinen handelt).

Allerdings gibt es natürlich auch Einschränkungen. Bei einem neuen Kampfflugzeug muss man mit fünf Jahren bis zur Einsatzreife rechnen, das ist unabhängig davon, auf welche Art und Weise dieses beschafft wird. Bis man das Flugzeug wirklich kennt dauert es noch länger. Bei einer Leasingdauer von zehn Jahren hat man vermutlich eine dauerhafte Doppelbelastung, die ersten fünf Jahre parallel zum Vorgänger, die letzten fünf Jahre parallel zum Nachfolger. Das verursacht deutliche Mehrkosten. Darüber hinaus hat der Leasinggeber in der Regel Mitspracherecht hinsichtlich der Einsätze, was rein bei der Aufgabe NT kein Problem wäre, bei den sonstigen Aufgaben (reguläre Jabo-Einsätze, EloKa und Aufklärung) unter Umständen schon. Auch das muss man bedenken. Bei unserer bisherigen Politik würde es mich nicht wundern, wenn man kurz nach einem solchen Leasing die eigenen Nachfolgeentwicklungen aus Kostengründen aufgibt, nur um dann nach ein paar Jahren festzustellen, dass man dringend einen Ersatz benötigt weil der Leasingvertrag ausläuft. Dann wird schnellstens zu schlechten Konditionen verlängert, und man gibt am Ende mehr Geld aus als eine eigene Anschaffung gekostet hätte, mit der man zudem hätte freier agieren können.

In Tschechien ist es fast so gelaufen, man hat die Gripen für zehn Jahre geleast um Zeit für eine Dauerlösung zu haben, nur um dann festzustellen, dass man die nicht bezahlen möchte. Stattdessen wurde der Leasingvertrag verlängert. In Italien hat man mit dem Tornado ADV den Starfighter kurzfristig ersetzt, der Eurofighter wurde aber nicht schnell genug fertig, der Tornado war auch zu teuer im Unterhalt, also hat man einen neuen Vertrag über alte F-16 abgeschlossen, und am Ende sehr viel Geld verpulvert um nach 20 Jahren zum Ziel zu kommen. Aber klar, wie es kommt konnte man vorher nicht wissen (und die Versprechungen hinsichtlich des Eurofighters waren ja auch andere).

Den grundsätzlichen Gedanken zum Leasing habe ich hier schon mal irgendwo erwähnt, das kann je nach Aufwand bei den Tornados Sinn ergeben, sofern die echte Nachfolgelösung politisch gleich mit auf den Weg gebracht wird. Piloten leasen halte ich übrigens für ausgeschlossen Wink Theoretisch könnte man den Service auslagern, bloß verliert man dadurch eigene Fähigkeiten, die man im Anschluss teuer wieder aufbauen darf (das erleben wir ja jetzt gerade nach der Sparphase in den vergangenen Jahrzehnten).
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Zitat:Den grundsätzlichen Gedanken zum Leasing habe ich hier schon mal irgendwo erwähnt, das kann je nach Aufwand bei den Tornados Sinn ergeben, sofern die echte Nachfolgelösung politisch gleich mit auf den Weg gebracht wird.

Also nehmen wir einmal an, wir entscheiden uns parallel hier und heute die NT durch den EF abzudecken - und leasen dafür einige F/A-18 bis der EF dafür zertifiziert ist - also beides parallel, dann könnte dies schließlich zu der angestrebten reinen EF Flotte führen - und dabei noch Geld sparen, vorausgesetzt man entscheidet sich zugleich für beides und begreift das eine (Leasing) als Voraussetzung für die Realisierung des anderen?

Könnte das tatsächlich günstiger kommen? Das wäre dann ja eine recht gute Lösung um EF für die NT zu realisieren.
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Das Problem bei der Finanzfrage ist folgendes: langfristig werden etwa 40+ Maschinen für das Geschwader 33 gebraucht, völlig egal ob das nun F/A-18F oder Eurofighter sind. Wenn wir davon ausgehen, dass beide Typen in etwa die gleichen Kosten verursachen, dann spielt es rein finanziell keine Rolle, was langfristig beschafft wird. Bei der Super Hornet ist die langfristige auch die kurzfristige Lösung, es würden also über diese Beschaffung hinaus keine weiteren Kosten entstehen. Folgerichtig ist das unter den aktuell realistischen Alternativen (F-35 ausgenommen) die günstigste.

Der Eurofighter wird im besten Fall (wenn eine Zertifizierung schnell erreicht werden kann) maximal gleich teuer, wahrscheinlich aber teurer, weil irgendeine kurzfristige Lösung zur Überbrückung gebraucht wird. Das kann eine abermalige Modernisierung des Tornados sein, oder eben das Leasing eines anderen Typs sein.

Man muss also über die reine Finanzfrage hinaus den Nutzen sehen, genauso wie bei der EloKa-Lösung auch (eine EA-18G dürfte günstiger sein als ein noch zu entwickelnder Eurofighter ECR). Dann geht es nur noch darum, ob es günstiger wäre, den Tornado noch am Leben zu erhalten, oder das Leasing eines neuen Typs. Und hier würde mich nicht wundern, wenn am Ende die Variante Tornado der bessere Weg darstellt (weil man sich neben der einen Anschaffung auch die Umstellung spart und eine einfachere Kontinuität herstellt). Aber das ist reine Spekulation, dafür kenne ich den genauen Zustand der Tornado-Flotte zu wenig, und dafür müsste erstmal ein Angebot für das Leasing auf den Tisch. Wer weiß, vielleicht würde man sich ja für eine Übergangslösung doch für eine andere Maschine entscheiden, und F-16C/D aus dem Bestand der USAF verwenden. Die wären vermutlich deutlich günstiger zu bekommen als "neue" F/A-18E/F.

Wenn man sich umschaut, dann ist Leasing bisher nur der absolute Notnagel oder eben eine mehr oder weniger langfristige Strategie gewesen bzw. geworden.
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(24.01.2022, 12:29)Quintus Fabius schrieb: Also nehmen wir einmal an, wir entscheiden uns parallel hier und heute die NT durch den EF abzudecken - und leasen dafür einige F/A-18 bis der EF dafür zertifiziert ist

Da stellt sich dann auch wieder die Frage, bei wem wir diese Maschinen leasen könnten. Wir bräuchten ja jemanden, der sie uns hinterher wieder abnimmt. Bei der F/A-18 dürften die Interessenten da nicht unbedingt Schlange stehen, zumal zu einem Zeitpunkt, an dem dieses Muster dann wohl nicht mehr produziert wird. Außerdem erfordert diese Lösung mangels anderer europäischer Nutzer eine komplett eigene Infrastruktur als Teil des Leasing-Deals.
Daher wäre das eigentlich nur wieder mal ein pro-F35-Argument. Denn für die wird gerade überall um uns herum die Service-Infrastruktur aufgebaut, in die man sich einmieten könnte, und es würde sich bestimmt die ein oder andere Nutzernation finden lassen, die ihre laufende Bestellung aus Kostengründen gerne um ein paar Jahre verzögern bzw. strecken würde, wenn wir ihnen die Maschinen gegen eine gewisse Leasinggebühr quasi "einfliegen". Über die zahlreichen positiven Nebeneffekte solch einer Kooperation haben wir ja schon gesprochen.

Die Alternative, vorübergehend alte Gebrauchtmaschinen abzufliegen, wäre tatsächlich ein interessanter Ansatz, sofern man hierzu dann ein attraktives Servicepaket bekommen kann. Insofern wäre da vielleicht eine Kombination mit dem Leasingansatz denkbar, so dass bspw. LM Gebrauchtmaschinen ankauft und der Bundeswehr dann ein Kontingent an Flugstunden verkauft.
Interessant wäre dabei auch, wie lange die USAF noch F16 in Spangdahlem behalten wird, und ob man sich da logistisch mit einer nT-Staffel einklinken könnte.
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Zu Marschflugkörpern noch eine Idee: man kann eine GLCM ja auch direkt von einer Art Gestell aus abfeuern (bei einer containerisierten GLCM wäre im Container ja auch nichts anderes). Daher stellte sich mir die Frage, ob, man solcherart versehene GLCM mit einem Hubschrauber verlegen könnte statt mit einem Lkw. Man könnte sie dann sehr viel schneller sehr viel weiter dislozieren und dies auch recht ad hoc von einem Standort weg, vorausgesetzt man hält dort entsprechende Helis vor.

Damit meine ich explizit nicht, dass diese vom Heli aus abgefeuert werden, der transportiert sie nur, setzt sie am Boden ab und von dort werden sie dann abgefeuert.

Gab es überhaupt schon mal irgendwo Versuche in so eine Richtung? Also Hubschraubergestützte Marschflugkörper?

Noch was dazu: die Aussage, dass die Reichweite der Taurus zu gering sein soll kann ich auch nicht ganz nachvollziehen. Zum einen haben Kampfflugzeuge mit außen angehängten Freifallbomben auch keine so große Reichweite und bedürfen daher Tankflugzeugen etc, welche in dem Fall dass wir bereits so weit sind Nuklearwaffen einzusetzen in vielen Fällen auch nicht mehr zur Verfügung stehen würden, zum anderen stellt sich die Frage unter welchen Bedingungen man überhaupt solche Systeme einsetzt, aber dass diskutiere ich noch in dem Strang über die NT, da es hier ja zu weit wegführen würde.
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(24.01.2022, 17:27)Quintus Fabius schrieb: Daher stellte sich mir die Frage, ob, man solcherart versehene GLCM mit einem Hubschrauber verlegen könnte statt mit einem Lkw. ... Zum einen haben Kampfflugzeuge mit außen angehängten Freifallbomben auch keine so große Reichweite und bedürfen daher Tankflugzeugen etc, welche in dem Fall dass wir bereits so weit sind Nuklearwaffen einzusetzen in vielen Fällen auch nicht mehr zur Verfügung stehen würden

Ich kenne zwar keine verlässliche Reichweitenangabe für die Taurus CL, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass diese deutlich über dem Einsatzradius eines B61-tragenden JaBos liegen dürfte, wahrscheinlicher liegt sie im Vergleich mit Zusatztanks eher bei weniger als der Hälfte. Das bedeutet, dass sich für einen Heli-gestützten Nuke-Einsatz dieser nur mittelprächtig zu schützende "Gefahrgut"-Hubschrauber mindestens genauso nah an das Ziel begeben muss wie die Luftbetankungsplattform des Vergleichs-JaBo, wahrscheinlich sogar deutlich näher. Während die Luftbetankung in diesem Sonderfall sogar über gleichwertig geschützte "buddy"-Plattformen gelöst werden kann.

Ich kann dem GLCM-Konzept für die nT zwar auch einiges abgewinnen, aber die Taurus CL kann das einfach nicht leisten.
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