(Luft) Tornado-Nachfolge
Zitat: Z.B. könnte eine nT-Zertifizierung des EF gerade rotgrün sehr gelegen kommen, denn wenn diese dann scheitert bzw. sich zu lange verzögert, kann man die Schuld dafür den Amis geben und ist die ungeliebte nT los, ohne als Vaterlandsverräter da zu stehen. Ich denke, hier wird alles dafür getan werden, dass man den Eindruck "Die SPD hat für Deutschland US-Atombomber gekauft" umgehen kann.

Das ist mal eine wirklich interessante Überlegung. Ich hatte mir schon den Kopf zerbrochen warum die neue Regierung das F/A-18 Geschäft doch wieder kippen will. Militärisch sachliche Gründe kann man da ja fast sicher ausschließen - item wäre das eine sehr gute Erklärung für den aktuellen Vorgang. Mit Absicht scheitern lassen damit man selbst gut da steht, ja das würde nur allzu gut passen!
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@Quintus:
Um mal etwas Klarheit in den Dschungel der Zahlen zu bringen. Aktuell verfügt die Luftwaffe über etwa 90 Tornados (nominell 93), davon 21 in der Version ECR. Diese sind verteilt auf die Standorte Büchel (Luft-Boden, NT) und Jagel (Aufklärung, SEAD, EloKa, Luft-Boden), plus die Versuchsflugzeuge der WTD61.

Es gibt mit dem GSLEP ein Nutzungsdauerverlängerungsprogramm für die Zellen, die den strukturellen Weiterbetrieb des Tornados über Jahrzehnte (!) sicherstellen könnte, das wird aktuell durchgeführt, ansonsten hätte die Ausmusterung der ersten Maschinen bereits beginnen müssen.
Daneben gibt es mit den ASSTAs Kampfwertsteigerungen (auch Waffenintegration) und Obsoleszenzbeseitigungen der Avionik, Sensorik, etc., mit denen der Tornado auch operativ einsatzfähig gehalten werden soll. Das Problem dabei ist allerdings, dass diese aufgrund finanzieller Einschränkungen in den vergangenen Jahren nicht in der nötigen Konsequenz umgesetzt und weiterentwickelt wurden. Der aktuelle Stand ist ASSTA 3.1, dieser soll einen Weiterbetrieb bis 2025 sichern, danach wird die Rate verfügbarer Maschinen aufgrund auftretender Obsoleszenzen sehr schnell stark absinken. ASSTA 4/4.1 sollte eigentlich schon vor etlichen Jahren definiert und ab 2022 umgesetzt sein. Zumindest ein Teil der Modifikationen wird auf jeden Fall kommen (Integration AARGM, IFF Mode 5, MIDS, usw.), ich bezweifel, dass das vollumfänglich umgesetzt wird. Damit wäre ein Weiterbetrieb bis 2030 möglich. Ursprünglich war auch noch ein ASSTA 5 bzw. ASSTA ff vorgesehen, dass den Tornado bis 2035 und gegebenenfalls darüber hinaus einsatzfähig gehalten hätte. Dieses Programm ist mit dem angesetzten Nutzungsdauerende 2030 nicht weiter verfolgt worden.

Die Festlegung des Nutzungsdauerendes auf 2030 erfolgte, nachdem die Entscheidung der Briten, den Tornado aufzugeben, absehbar war. Für jede zukünftige Maßnahme hätten sich die Stückkosten dramatisch erhöht, in einem Maße, dass eine Ersatzbeschaffung günstiger käme. Dummerweise hatte man dem Eurofighter die entsprechende Weiterentwicklung bis dahin immer verweigert, so dass dieser nicht als zeitnaher Ersatz zur Verfügung stand, anders als bei den Briten (wobei die natürlich ein anderes Anforderungsspektrum an die Maschine stellten). Diese ganze zögerliche Haltung bei der Befähigung des Eurofighters ist auf diese Ausgangssituation und das Versagen der Politik, damit umzugehen, zurück zu führen.

Die bisherige Ersatzbeschaffung sah 30 F/A-18F für die Rolle NT, 15 EA-18G für die Rolle EloKa und 40 Eurofighter mindestens Tranche 3B für die Rolle Jabo und Aufklärung vor. Zusätzlich wurden 15 weitere Eurofighter in einer möglichen ECR-Konfiguration zur Ergänzung der EA-18G in Aussicht gestellt. Meines Erachtens (aber das ist pure Spekulation) plante man Langfristig die Konzentration der Super Hornets und Growler auf einem Stützpunkt und in einem Geschwader, dass dann in enger Kooperation auch für IKM genutzt werden würde (also Luft-Boden und Aufklärung), während die neuen Eurofighter und die gegebenenfalls zu beschaffenden ECR-Eurofighter hätten kombiniert werden sollen. Zumindest hätte das logistisch und operationell meines Erachtens den meisten Sinn ergäben.

Da ich davon ausgehe, dass die 40 Eurofighter min. Tranche 3B als Tornado-Ersatz auch in der Aufklärerrolle sowieso beschafft werden (alles andere wäre sinnfrei), müsste man aus den aktuell etwa 90 Maschinen ein Fähigkeitserhalt bis 2030 ableiten. Klingt viel, aber nicht alle Maschinen sind gleichermaßen dafür geeignet, nicht alle durchlaufen das GSLEP, und die genannten 40 Eurofighter stehen auch nicht sofort zur Verfügung. Die weiteren darüber hinaus bestellten Maschinen auch nicht. Für den reinen Fähigkeitserhalt sollten meines Erachtens 12 bis 15 Flugzeuge je Rolle zur Verfügung stehen.

Es ist immer schwer, genaue Prognosen abzugeben, dafür müsste man einen genauen Zustandsbericht und die geplanten Modernisierungsmaßnahmen für die einzelnen Maschinen haben, bekannt sind aber nur allgemeine Sachstände. Das macht eine Bewertung schwierig. Ähnlich sieht es bei den Kosten aus, das sind alles nur öffentliche Schätzungen, die durchaus auch einer Agenda unterliegen.

Die Frage nach einem Ersatz durch Eurofighter ECR und Eurofighter NT wurde schon vor drei Jahren als ambitioniert bis unrealistisch abgetan, war das ein politisch-industrielles Spiel? Es reicht auf jeden Fall nicht einfach eine Modernisierung und Zertifizierung der Maschine, es müssen für ein neues Muster neue Verfahren entwickelt und diese dann auch entsprechend ausgebildet werden. Insofern geht es nicht darum, dass die Muster 2030 zur Verfügung stehen, damit der Fähigkeitserhalt erfolg hat, müssen die Muster 2030 operativ einsatzfähig sein, zumindest im Rahmen einer IOC, aber in nennenswerter Stückzahl.

Gegebenenfalls müsste man auch überlegen, ob nicht doch noch ein weiteres Update für den Tornado Sinn macht. Das wäre kurzfristig teurer, könnte aber langfristig (durch die Fokussierung auf den Eurofighter) auch Kostenvorteile mitbringen. Es bliebe das Risiko, dass die Leistungsfähigkeit des Eufi ECR nicht passt oder das Projekt aus der Bahn gerät.

Übrigens noch ein Wort zur F-35, weil die ja teilweise (lieben Gruß an GMP) als die Ideallösung angesehen wird. Eine einfache Beschaffung von der Stange ist da wenig zielführend, schlicht weil die F-35A nur per Boom betankt werden kann, und damit nicht kompatibel zu unseren A400M wäre. Grundsätzlich wäre eine Modifikation möglich, das wurde von Lockheed schon vor einem Jahrzehnt festgehalten, und die aktuellen Informationen rund um eine neue Modifikation (siehe F-35-Strang) könnten in diese Richtung gehen. Nur so nebenbei, weil das hier noch gar nicht angesprochen wurde.
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Ich will noch mal den Satz von Broensen heraus greifen weil er es am treffendsten zusammen fasst:

Zitat:Da sind wir dann aber wieder bei der Feststellung angelangt, dass genau das eben nicht kommen würde. Es wird bekanntlich nur nach dem festgestellten Mindestbedarf beschafft und der erhöht sich nicht, nur weil ein Muster günstiger ist als ein anderes.

Das war / ist hier mein primärer Denkfehler gewesen. Ich ging natürlich von ganz anderen Zahlen aus - setzt man diesen immer nur diesen Mindestbedarf gegenüber, dann ist auch meiner Überzeugung nach sowohl die F-16 als auch die F/A-18 eine Fehlentscheidung. Und die F-35 nur deshalb notwendig, weil die Politik (wie es hier bereits ausgeführt wurde) derart versagt hat.

Vielen Dank für deine Ausführungen und Zahlen im letzten Eintrag. Das lässt mich hier noch weiter Kul14 zuneigen, und für mich ist beschließend die Schlußfolgerung aus diesem ganzen Strang, dass wir auch die F-35 sein lassen sollten (über den größten Teil der Zeit war ich hier ja stets Pro-F35) und stattdessen mit so viel Hochdruck wie möglich den EF als Tornado-Ersatz voran treiben müssen. Wir benötigen eine Einheits-Flotte was die bemannten Kampfflugzeuge angeht bis das FCAS übernimmt, nicht weil das die beste Lösung wäre, sondern weil alle Chancen über so viele Jahre hinweg vertan wurden. Daher kann ich mich beschließend hier nur Kul14 anschließen.

Wenn der WILLE nur da wäre, könnte man auch den EF innerhalb der nächsten 8 Jahre für die NT zertifizieren. Davon bin ich zunehmend überzeugt, die technische und finanzielle Seite halte ich rein persönlich für machbar. Das sind 8 Jahre ! Wenn ich mir überlege wieviel Zeit das ist, dann kann man daraus nur schlußfolgern, dass wir in einfach allem viel zu langsam sind. Diese Langsamkeit ist im modernen Krieg inakzeptabel, sie ist kriegsunfähig. Damit ist schlußendlich eigentlich bereits alles gesagt.
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Warum sollten die USA gewillt sein den EF für dienT zu zertifizieren, wenn sie dafür auch Kampfflugzeuge verkaufen kann?
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(17.01.2022, 12:35)Helios schrieb: Übrigens noch ein Wort zur F-35, weil die ja teilweise (lieben Gruß an GMP) als die Ideallösung angesehen wird. Eine einfache Beschaffung von der Stange ist da wenig zielführend, schlicht weil die F-35A nur per Boom betankt werden kann, und damit nicht kompatibel zu unseren A400M wäre. Grundsätzlich wäre eine Modifikation möglich, das wurde von Lockheed schon vor einem Jahrzehnt festgehalten, und die aktuellen Informationen rund um eine neue Modifikation (siehe F-35-Strang) könnten in diese Richtung gehen. Nur so nebenbei, weil das hier noch gar nicht angesprochen wurde.

Besagter Boom ist aber Stange bei den A330 MRTT der MMF. Das sollte über die Inkompatibilität zur KC-130J und dem A400M hinweg trösten. Es ist ja auch kein KO-Kriterium des Eurofighters, dass die Maschine im Gegensatz zur F-35 einen Target Pod zur Bekämpfung von Bodenzielen benötigt.

Derartige Anpassungen haben den Preis beim CH-53K explodieren lassen. Daher bitte Finger weg von der Sonderausstattung, unserer Truppe reicht das FMS-Modell. Smile
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Die USA verkaufen keine Kampfflugzeuge, verdienen aber an der Zertifizierung. Davon abgesehen haben sie bereits klargestellt, dass sie genauso gewillt sind ein anderes Muster zu zertifizieren.

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Um noch einmal die Frage nach dem Zustand der Tornado-Flotte aufzugreifen, das hier stammt aus dem aktuellen "Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft":
"Die materielle Einsatzbereitschaft des TORNADO kann infolge seines Alters und der immer herausfordernderen Versorgung nur noch mit hohem Aufwand sichergestellt werden. Aufgrund des Alters des Systems haben sich die Instandsetzungszeiten enorm verlängert: In den 1990er und 2000er Jahren dauerte eine 300 Flugstunden-Inspektion noch knapp 60 Arbeitstage, heute sind dafür mehr als 180 Arbeitstage erforderlich. Für eine große Depotinspektion war ein TORNADO früher ca. acht Monate bei der Industrie, heute sind dafür aufgrund des Arbeitsaufwandes je Waffensystem ca. eineinhalb Jahre Abwesenheit zu veranschlagen. Darüber hinaus steigt die Gefahr nicht mehr zu beherrschender Obsoleszenzen mit jedem Betriebstag weiter an. Wie real dieses Risiko ist, haben im Berichtszeitraum z.B. die Risse an den Luftbetankungsauslegern oder die mangelnde Instandsetzungsfähigkeit von einzelnen Bauteilen, wie dem Taileron Actuator, vor Augen geführt. Es ist daher unausweichlich, angesichts des entschiedenen Nutzungsdauerendes des TORNADO in 2030 zügig eine Nachfolgeentscheidung zu treffen."

Ich bin mir nicht sicher, ob da wirklich ein nahtloser Übergang hergestellt werden kann, selbst wenn man jetzt schnell eine Entscheidung für den Eurofighter trifft. Die Maschinen müssten ab 2026/2027 bereitstehen, für alle Aufgaben, die aktuelle noch der Tornado bewältigt, und in hinreichender Stückzahl für eine Eingangsbefähigung. Parallel müssen auch noch die Tranche-1-Maschinen ersetzt werden. Das könnte schon rein auf Produktionsseite knapp werden.

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(17.01.2022, 14:57)GermanMilitaryPower schrieb: Besagter Boom ist aber Stange bei den A330 MRTT der MMF. Das sollte über die Inkompatibilität zur KC-130J und dem A400M hinweg trösten.

Eine derartige Inkompatibilität wäre meines Erachtens ein Armutszeugnis, weil es ein Pendelausschlag in exakt die Gegenrichtung wäre. Ich habe immer davor gewarnt, dass Anpassung an die eigenen Bedürfnisse und Goldrandlösungen zwei verschiedene Dinge sind, und man nicht zur Vermeidung von letzterem ersteres aufgeben darf.

Zitat:Derartige Anpassungen haben den Preis beim CH-53K explodieren lassen.

Das stimmt nicht und habe ich hier im STH-Strang ausführlich erläutert.
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Pro F-35 könnte man hier einmal erneut anführen, dass diese mit intern geführten Waffen eine wesentlich größere effektive Reichweite im Vergleich zu anderen Mehrzweckkampfflugzeugen hat, und dann deutlich weniger Luftbetankung benötigt.
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Eine kurze Zwischenfrage zur Anzahl der Flugzeuge :
Ich sehe es so (siehe STH - schwerer Transport Hubschrauber), dass zuerst ein Betrag als Bedarf ermittelt wird.
Der wird nach längerer Zeit dann genehmigt.
Dann muss man - Jahre später - schauen, wieviel Einheiten bekommen wir dafür?

Wäre jetzt die F 18 nicht in diesem Kontext die bessere Wahl?

Günstiger als die F 35 ist die immer, beim EF kommt es darauf an.
Wie sehen Sie das?
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(17.01.2022, 18:43)Nurso schrieb: Günstiger als die F 35 ist die immer, beim EF kommt es darauf an.
Wie sehen Sie das?

Halb Europa und die Hälfte unserer Nachbarländer fliegt bzw. beschafft die F-35. Neben den daraus resultierenden Synergien schafft das vor allem eins, Kostenersparnis und weiter sinkende Betriebskosten.

Auf der anderen Seite wären wir mit der F-18 der einzige europäische Nutzer und das schafft vor allem eins, hohe Kosten und bei unserer politischen und militärischen Führung die Gefahr unzureichender Einsatzbereitschaft des Waffensystems.

Dass die F-35 wieder mit in die Auswahl aufgenommen wurde ist das Resultat einer rein logischen Betrachtung.

Die F-35A ist bereits günstiger in der Anschaffung als ein Eurofighter. Es gibt keine Alternative mehr zu diesem Flugzeug. Daran werden ein fehlendes zweites Triebwerk, reine Boom-Betankung oder die black boxes nichts ändern.

Vielleicht an dieser Stelle ganz interessant:

10 Reasons the F-35 is Now More Advanced Than You Think

https://m.youtube.com/watch?v=jwSrNAb4LgU
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(17.01.2022, 16:39)Quintus Fabius schrieb: Pro F-35 könnte man hier einmal erneut anführen, dass diese mit intern geführten Waffen eine wesentlich größere effektive Reichweite im Vergleich zu anderen Mehrzweckkampfflugzeugen hat, und dann deutlich weniger Luftbetankung benötigt.

Das Angebot der F/A-18F Block III für Deutschland beinhaltet auch die konformen Zusatztanks auf dem Rumpfrücken, mit denen die Reichweite der Super Hornet bei gleicher Zuladung über jener der F-35 liegt. Eine ähnliche Option wird ja auch für den Eurofighter verfügbar sein. Aktuell ist die Super-Hornet auch das einzige der drei Muster, dass die Buddy-Buddy-Betankung ermöglicht - etwas, das mit dem Tornado regelmäßig geübt und im Einsatzfall praktiziert worden wäre. Den Eurofighter könnte man dafür qualifizieren, die F-35 braucht auch dafür den Rüssel. Eine weitere Entwicklungsrichtung sind zudem Luftbetankungsdrohnen in kleineren Maßstäben, die größere Tanker taktisch ergänzen sollen. Hier gilt das gleiche. Und die hohe Reichweite gilt halt bei der F-35 auch nur bei der internen Beladung, durch den höheren Luftwiderstand reduziert sich die mit größeren Lasten sehr deutlich.

Generell ist die Situation aber auch nicht so einfach, weil es bei den Luftbetankungsmöglichkeiten nicht nur um eine reine Erweiterung der Reichweite, sondern vor allem auch der Ausdauer geht. Da spielen ein paar Minuten mehr oder weniger nicht die große Rolle, deutlich längere Zeiten sind aber nur per Luftbetankung zu erzielen. Und die sollte von der gesamten zur Verfügung stehenden Flotte, und nicht nur von einigen wenigen Maschinen geleistet werden können.

In der Summe wäre die Integration bei der F-35A aber auch nicht das große Problem. Das System selbst steht ja in der F-35B/C bereits zur Verfügung, Lockheed hat auch die entsprechenden Vorkehrungen getroffen, um es bei einem möglichen Kundenauftrag in die F-35A zu integrieren. Letztlich ist es eine Modifikation, so wie bspw. Norwegen aufgrund der nordischen Bedingungen auf den Bremsfallschirm bestanden hat, den andere Nationen auch nicht führen.

Alternativ könnte man natürlich auch die Version B oder C anschaffen, die B-Version hätte gerade in der NT-Rolle sogar den Vorteil, dass man sie dezentral verwenden könnte und nicht zwingend auf die Flughafeninfrastruktur angewiesen wäre - für den einen Einsatz. Ich denke, das Abschreckungspotenzial dieser Variante wäre dadurch tatsächlich noch höher, wenn man denn entsprechende dislozieren regelmäßig trainiert.

(17.01.2022, 19:05)GermanMilitaryPower schrieb: Halb Europa und die Hälfte unserer Nachbarländer fliegt bzw. beschafft die F-35. Neben den daraus resultierenden Synergien schafft das vor allem eins, Kostenersparnis und weiter sinkende Betriebskosten.

Wie soll das konkret aussehen? Nach welchem Modell wird der Betrieb für uns günstiger, weil unsere Nachbarn das gleiche Muster fliegen?
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(17.01.2022, 19:05)GermanMilitaryPower schrieb: Dass die F-35 wieder mit in die Auswahl aufgenommen wurde ist das Resultat einer rein logischen Betrachtung.
Hoffen kann man das. Glauben tue ich es nicht. Ich halte politische Gründe da für sehr viel wahrscheinlicher.

(17.01.2022, 19:05)GermanMilitaryPower schrieb: Es gibt keine Alternative mehr zu diesem Flugzeug.
Ich bin selbst auch der Ansicht, dass die F35 unter den gegeben Umständen wohl ein Teil der sinnvollsten Lösung wäre, nur die Absolutheit deiner Aussage ist schlicht und einfach falsch.

(17.01.2022, 19:36)Helios schrieb: Alternativ könnte man natürlich auch die Version B oder C anschaffen, die B-Version hätte gerade in der NT-Rolle sogar den Vorteil, dass man sie dezentral verwenden könnte und nicht zwingend auf die Flughafeninfrastruktur angewiesen wäre - für den einen Einsatz. Ich denke, das Abschreckungspotenzial dieser Variante wäre dadurch tatsächlich noch höher, wenn man denn entsprechende dislozieren regelmäßig trainiert.
Ich hatte diesen Gedanken (F35B) auch schon mal und habe ihn aber direkt wieder verworfen, da ich die Kombination geringerer Zuladung und Reichweite mit dem Hauptzweck der nT und der sich daraus ergebenden Luft-Boden-Rolle als nicht zielführend erachtet habe. Lag ich da doch falsch? Die B-Variante böte ja schon wieder einen deutlichen Mehrwert nur durch ihr Alleinstellungsmerkmal.
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(17.01.2022, 20:08)Broensen schrieb: Ich hatte diesen Gedanken (F35B) auch schon mal und habe ihn aber direkt wieder verworfen, da ich die Kombination geringerer Zuladung und Reichweite mit dem Hauptzweck der nT und der sich daraus ergebenden Luft-Boden-Rolle als nicht zielführend erachtet habe. Lag ich da doch falsch? Die B-Variante böte ja schon wieder einen deutlichen Mehrwert nur durch ihr Alleinstellungsmerkmal.

Ich war und bin ein Freund von VTOL- oder besser STOVL-Kampfflugzeugen, weil ihre deutlich geringeren Infrastrukturanforderungen in einem künftigen Konflikt, der mit Abstandswaffen in großer Zahl geführt werden dürfte, enorme Vorteile hinsichtlich der Dislozierung bieten. Was da in den sechziger und siebziger Jahren so alles entwickelt wurde, ein Traum. Wink Aber sie sind halt deutlich teurer (Anschaffung und Unterhalt) und leistungsschwächer (Reichweite, Zuladung), so dass sie in der Masse keine realistische Chance haben.

Der Gedanke, die F-35B in der NT-Rolle einzusetzen hat allerdings einen skurrilen Reiz, denn wir werden ja sowieso nur eine kleine Teilflotte beschaffen, und die Zuladung ist für diese Aufgabe völlig ausreichend. Die geringere Reichweite ist ein Nachteil, der allerdings durch die Einsatzmöglichkeiten meines Erachtens aufgewogen wird. Man könnte sich durchaus zu der Aussage hinreißen lassen, dass speziell für die reine Abschreckung ein solches Muster aufgrund der möglichen Einsatzverfahren sogar besser geeignet wäre als CTOL-Flugzeuge.

Das große "Aber" kommt natürlich hinterher: in der Praxis ist das Geschwader 33 ein reguläres Einsatzgeschwader, und da besitzt die F-35B dann doch sehr deutliche Leistungseinschränkungen gegenüber der A-Version im regulären Betrieb, so wie er derzeit geplant ist. Will man die B-Version rechtfertigen, müsste man der Einheit einen konsequent darauf ausgerichteten Sinn geben, etwa in Form einer Zusammenarbeit mit Großbritannien und Italien zum Betrieb der Flugzeuge auch von deren Trägern aus (das könnte man natürlich auch mit Frankreich machen). Wie wahrscheinlich aber ist das? Noch unwahrscheinlicher wäre es, dass man gleich eine eigene Einsatzdoktrin entwirft, die deren Vorteile auch bei konventionellen Einsätzen ausnutzt. Letztlich müsste man durchaus auch die anderen Geschwader reformieren, theoretisch sogar umstrukturieren, um eine solche zusätzliche Einheit rechtfertigen zu können.

Nichts davon ist unmöglich, einiges könnte sogar durchaus Sinn ergeben, allein es fehlt jeder Realismus darin. In der Summe wird es auf einen konventionellen Vergleich hinaus laufen, und den kann die F-35B gegenüber der F-35A nur verlieren.
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Und mich anhalten näher an der Realität zu bleiben und deshalb im Wunschkonzert fortzufahren Wink

Aber mal ernsthaft: Die F-35B kann die taktischen Nuklearwaffen nicht intern mitführen und sie braucht dann bei einer so schweren externen Zuladung durchaus eine entsprechende Piste die auch nicht zu kurz sein darf. Die kann dann auch nicht senkrecht abheben, allenfalls nach dem Abwurf der Bombe woanders senkrecht landen. Primär interessant wäre sie dafür, wenn die Luftwaffeninfrastruktur von der aus sie operiert gerade angegriffen wird wenn sie zu dieser zurück kehren müsste. Dann kann sie relativ frei überall landen. Das heißt aber nicht, dass sie überall frei starten kann.

Und die F-35B hat keineswegs so geringe Infrastrukturanforderungen wie das hier impliziert wird. Die vergleichsweise aufwendige Infrastruktur für den Betrieb aller F-35 Varianten und der Betriebsaufwand sind ja schon seit Jahren ein Thema.

Daher halte ich die F-35B für ungeeignet als Ersatz für den Tornado und auch als ungeeignet für die NT. Es handelt sich auch um die schwerste, bulkigste und aufwendigste F-35 Variante, noch dazu der Preis. Das ist eine Spezialfähigkeit für leichte kompakte kleine Träger, da mag dass seinen Sinn haben, aber an Land ist die Sinnhaftigkeit hier meiner Meinung nach stark zu bezweifeln.

Zitat:Das Angebot der F/A-18F Block III für Deutschland beinhaltet auch die konformen Zusatztanks auf dem Rumpfrücken, mit denen die Reichweite der Super Hornet bei gleicher Zuladung über jener der F-35 liegt.

Aber nur bei einer externen Waffenlast, also wenn beide Flugzeuge extern Waffen dran hängen haben. Und wie du schon richtig geschrieben hast, wären solche Conformal Tanks auch für den Eurofighter verfügbar und wären ohnehin für die ganze EF Flotte eine der meiner Meinung nach wesentlichsten Kampfwertsteigerungen die unbedingt mit Hochdruck verfolgt werden müsste. Zudem wird es schon bald neue Triebwerke für die F-35 geben (wie es hier ja auch schon erwähnt wurde), welche die Reichweite erneut steigern und auch die F-35 kann zusätzliche Tanks verwenden.

Zitat:Aktuell ist die Super-Hornet auch das einzige der drei Muster, dass die Buddy-Buddy-Betankung ermöglicht - etwas, das mit dem Tornado regelmäßig geübt und im Einsatzfall praktiziert worden wäre. Den Eurofighter könnte man dafür qualifizieren

Was erneut für den Eurofighter und dessen entsprechende Weiterentwicklung spricht und nicht für ein Sondermuster in zu geringer Stückzahl.

Zitat:die hohe Reichweite gilt halt bei der F-35 auch nur bei der internen Beladung, durch den höheren Luftwiderstand reduziert sich die mit größeren Lasten sehr deutlich

Die F-35A kann die taktischen Nuklearwaffen intern führen. Und die interne Waffenlast der F-35A ist gelinde gesagt beeindruckend. Gerade aber das interne mitführen der Nuklearwaffen wäre meiner Meinung nach das primäre Argument für die F-35A als System für die NT. Das ist aber natürlich ja nur ein Vorteil und insgesamt betrachtet (militärisch, politisch, wirtschaftlich, zukunftsperspektiven) wäre eine größere Zahl von Eurofightern mit voller Ausstattung, vollen Fähigkeiten und einer steten Weiterentwicklung insgesamt einfach wesentlich besser.

Reizvoll wäre die Frage, ob die F-35B mit den geplanten neuen Triebwerken und bei einem gewissen möglichst geringfügigen Umbau des Innenraumes in die Lage versetzt werden könnte die taktischen Nuklearwaffen intern zu führen. Es scheint so, dass man bei der F-35 durchaus an dem internen Stauraum für Waffen noch einiges umbauen kann, wurde ja bereits auch gemacht und dadurch die Zahl der mitführbaren Raketen erhöht. Ob das bei der deutlich größeren Freifallbombe theoretisch auch noch gehen könnte entzieht sich aber meiner Kenntnis. Meiner rein privaten Einschätzung nach nein, aufgrund des Triebwerkes.
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Für die NT ist die Reichweite der Super Hornet, der F 35 und des EF arg gering. Als das Konzept "Nuklearwaffen in Büchel" entwickelt wurde, standen die Ziele zwischen Oder und Elbe. Jetzt stehen sie eher irgendwo zwischen Petersburg und Ostpreußen. Luftbetankung, Buddy to Buddy etc. interessieren da nicht groß: Wenn man Kernwaffen einsetzen muss, dann existiert die Supply Chain kaum mehr. Da hat Helios recht: Ein paar weit dislozierte F35B wären von den genannten Mustern noch am realistischsten. Zudem beherrscht die F35B Supercruise (hoffe ich doch), mithin können die Waffen wenigstens so rasch wie möglich ins Ziel gebracht werden. Ich hbe ehrlich keine Ahnung, wie weit der EF im Überschall kommt, aber von Büchel bis Tallin wird es wohl nicht sein.

Insgesamt plädiere ich jedoch für andere NT-Lösungen. Lösungsweg a): Wir kaufen von den Amis 100 bodengestützte, nuklearfähige Marschflugkörper. Freifallbomben sind sowas von 1960, und warum sollten wir ein ganzes Geschwader schweineteurer Jabos für eine Aufgabe verschwenden, die eine paar Marschflugkörperbatterien für 300 Mio besser hinbekommen?

Lösungsweg b) Wir verlegen nämliches Jabo-Geschwader von Büchel nach Danzig oder Tallin (dann kann die FDP auch behaupten, die BRD sei Kernwaffenfrei). Funmtioniert natürlich am besten mit der F35B...

Lösungsweg c) Wir kombinieren Jabos und Marschflugkörper. Doppelt teuer, aber Super Hornet und EFs brauchen die Marschflugkörper eh, um ansatzweise überlebensfähig zu bleiben, also...

Lösungsweg d): Wir streichen den "Ja" Part von Jabo und beschaffen endlich mal einen reinen Bomber. Sollte die B21 nicht eh bald in Dienst gehen - und haben die Amis dann nicht einen Haufen ganz passabler Bomber übrig? (Happy B1 &B2 noises)
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Die F-35 kann genau genommen keinen Supercruise. Sie kann (zumindest in der Variante A) etwas ähnliches und für ca 150 km weit auch Überschall durchhalten, dass war es dann aber auch schon. Die F-35B müsste weil sie klobiger und schwerer ist als die A da noch weniger Leistung haben.

Und mit einer außen (!) angehängten nuklearen Freifallbombe kann die F-35B sehr sicher keine solche Flugleistung abgreifen, dass halte ich für ausgeschlossen.

Wenn man die F-35B weiträumig disloziert, müssen auch die Nuklearwaffen weiträumig disloziert werden. Da diese de facto unter US Kontrolle stehen und dann eventuell geraume Zeit weiträumig verteilt und "vorne" aufbewahrt werden müssen stelle ich mir das rein praktisch extrem schwer vor. Zudem benötigt auch die F-35B (wie schon geschrieben) eine ganze Menge Infrastruktur um agieren zu können. Diese Infrastruktur steht auf einem Träger zur Verfügung, aber irgendwo in Ostpolen und dann auch noch bei einer starken Dislozierung der Flugzeuge ist das meiner Meinung nach nicht aufrecht erhaltbar.

Die Idee anstelle der Flugzeuge die NT mit einem anderen System (Marschflugkörper / Raketenartillerie / Boden-Boden Raketen) abzudecken halte ich jedoch für brilliant ! Das sollte man nochmal ausführlicher diskutieren. Es würde auch die ganze Problemstellung wie einen gordischen Knoten durchhauen und wir könnten nur noch EF beschaffen und hätten damit alle Fliegen auf eine Klappe erschlagen.
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