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(08.09.2021, 19:15)Schneemann schrieb: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/...n-101.html
Das Ganze zeichnet eine sehr verfahrene Lage. Ich kann es irgendwo verstehen, wenn man sagt (auch bei uns im Forum), man solle alle Unterstützung für Afghanistan einstellen. Aber die Frage bleibt, ob ich damit a) nicht die treffe, die ich nicht treffen will, und b) ob der Westen damit nicht genau den gleichen Fehler macht wie vor 30 Jahren? Nach dem Abzug der Russen aus Afghanistan 1989/90 - nachdem also die zuvor mit Geld und Waffen hofierten Mudschahedin inkl. Haqqanis und Hekmatjar ihre Aufgabe erfüllt hatten -, haben sich damals die USA auch vom Land eher desinteressiert abgewendet (unter Vater Bush und dann Clinton) und den Pakistanis mehr oder minder alles überlassen. Das Ergebnis war ein Bürgerkrieg und eine Etablierung von Taliban und dann später al Qaida als Machtfaktoren im Land. Die Folgen kennen wir...
Schneemann.
Ich kann es absolut nicht nachvollziehen wie man es überhaupt noch in Erwägung ziehen kann den Taliban Gelder im besten Fall (an den ich nicht glaube) auch nur indirekt zur Verfügung zu stellen und somit ihre Herrschaft noch zu stabilisieren. Syrien hat der Westen dagegen viele Jahre aufs Härteste sanktioniert und tut es bis heute noch. Da fehlt mir im Vergleich jedwede Verhältnismäßigkeit. In der neuen Talibanregierung sitzen auf den wichtigen Posten teils gesuchte internationale Terroristen und der Rest sind Hardcore Islamisten.
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Genau genommen verstehe ich deinen Hinweis. Und auch in mir sträubt sich innerlich alles, wenn ich höre, dass den Taliban, diesem steinzeitlichen Banditen-Regime - ich habe dieses Bild dieses Typen mit glasigem Drogen-Blick und einem M4 vor Augen (glaube, es war die Tagesschau am 19. August) -, auch noch Unterstützung zugeht. Keine Frage...
Ich habe nur aktuell das recht alte Buch von Ahmed Rashid "Taliban" von 2001 herausgekramt (nach dem und im Kontext des 11.09.2001 war es auf deutsch erschienen) und nochmals gelesen - lag lange bei mir im Schrank. Und dort sind die Fehler, die der Westen, zumal die USA, nach 1989/90 gemacht haben, en détail geschildert. Die Interessenlosigkeit, das Nicht-Wissen-Wollen, ist enorm gewesen. Und zumindest Rashid vertritt die These, dass es dieses Desinteresse war, dass den 11. September letztlich möglich gemacht hatte.
Das war mein Hintergedanke.
Schneemann.
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(08.09.2021, 10:06)lime schrieb: Nur wird genau dies nicht passieren. Der Talibanstaat wird wenn er sich erst vollständig etabliert hat nur dazu führen dass Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan destabilisiert werden.
Vorerst werden die Taliban alles tun, um es sich nicht mit dem Iran zu verscherzen, das glaube ich auch.
Bei der Destabilisierung sehe ich die nördlichen Nachbarn gar nicht so gefährdet. Etablierte Diktaturen mit russischer und chinesischer Rückendeckung ohne nennenswerte paschtunische oder andere besonders Taliban-affine Bevölkerungsanteile. Steigende Kriminalität in den Grenzregionen sind denkbar, aber größere Instabilität sehe ich da nicht kommen.
Ganz anders Pakistan. Denen wird ihre selbst eingebrockte Suppe noch um die Ohren fliegen.
(08.09.2021, 20:27)Schneemann schrieb: die Fehler, die der Westen, zumal die USA, nach 1989/90 gemacht haben... Die Interessenlosigkeit, das Nicht-Wissen-Wollen, ist enorm gewesen.
Man muss eigentlich alles tun, einen Weg zu finden, in dem humanitäre Hilfe ausschließlich an den Taliban vorbei geleistet wird, auch wenn sie viele dann einfach nicht erreicht. Deshalb halte ich auch einen starken Wiederstand im Land für wichtig. Auf keinen Fall darf Hilfe aus dem Westen als Leistung der Taliban beim Volk ankommen.
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Allgemein:
Und was viele hier im Westen anscheinend nicht verstehen wollen ist, dass ein Taliban-Staat ganz andere Machtmittel und Ressourcen haben wird als bloße Terrorgruppen und dass der von ihm ausgehende destabilisierende Effekt daher viel größer sein wird als wenn man da einen Nicht-Staat hat in dem sich halt irgendwelche Terrorgruppen tummeln. Deshalb meine Forderung diesen Staat vollständig zu zerstören und daher bin ich hier auch ganz deiner Meinung dass es schon an Geisteskrankheit grenzt jetzt Afghanistan noch irgendwelche Hilfe zuzusenden. Nichts aber auch gar nichts darf mehr nach Afghanistan gelangen was die Taliban stabilisieren könnte oder ihnen auch nur ansatzweise hilft.
Und da es mal einfach nicht möglich ist Hilfe an den Taliban vorbei zu leisten, führt jede Hilfe von uns nur dazu, dass die Taliban sie vor Ort als ihre Leistung ausgeben. Die einzig logische sinnvolle Schlußfolgerung wäre ein systematischer, präziser und selektiver Luftkrieg um dort die Errichtung eines Staates zu verunmöglichen. Dann versinkt zugleich das Gebiet in einen Bürgerkrieg und wird bedeutungslos. Das ist allein schon deshalb notwendig um die Pläne der Paschtunen für Pakistan abzuwürgen.
Broensen:
Hab noch vergessen darauf zu antworten:
Zitat:Der Norden war ja lange Zeit Hoffnungsträger für ein friedliches Afghanistan. Hätte man seitens des Koalition dort nur das Minimum an Freiheit, Menschenrechten und Gedöns angestrebt, hätte hier die Chance auf einen weiteren Verbündeten Islamischen Staat bestanden, den man dann auch gegen einen paschtunischen Nachbarn hätte verteidigen können.
Ich sag' ja auch nicht, dass es zwingend die Spitzen-Lösung gewesen wäre. Nur denke ich halt, die Chancen für einen Ausgang der Sache nach unserem Interesse wären so deutlich größer gewesen.
Der Norden war und ist durchsetzt von lauter paschtunischen Enklaven. Da leben auch überall kleine paschtunische Gruppen. Ohne eine ethnische Säuberung hätte das nicht funktioniert. Zudem können auch die verschiedenen Gruppen im Norden keineswegs so gut miteinander wie du dir das vielleicht vorstellst und beschließend bleibt die Frage, was den überhaupt unsere Interessen in Afghanistan gewesen sein sollen?
Diese Frage ist die alles entscheidende. Abgsehen von der öffentlich daher gefaselten Propaganda und vagen verschwommenen Phantasien gab es überhaupt gar keinen realistischen Plan was man dort erreichen wollte. Dein Vorschlag hat zumindest den Vorteil demgegenüber, dass er überhaupt ein Plan gewesen wäre. So aber hat man im Endefffekt sich dort getummelt ohne überhaupt ansatzweise ein erreichbares Ziel damit zu verfolgen. Aber um den wesentlichsten Punkt gegen deine Idee hier noch mal anzuführen: Pakistan hätte einen solchen Staat "Nordafghanistan" niemals und unter gar keinen Umständen geduldet. Indien wäre sofort eingestiegen um diesen Staat zu schützen. Die Sache hätte dazu geführt dass die Lage zwischen Indien und Pakistan gefährlich eskaliert.
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Ich finde Du treibst die Dinge zu sehr auf die Spitze: Wenn man Afghanistan in Grund und Boden bombt (von wo aus, und für wie lange?), welche Länder müssten wir dann gleichermassen bedienen? Einige.
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Du stellst dir das vermutlich zu sehr 2WK artig vor, das wäre stattdessen sehr selektiv und gezielt. Man bombt auch nicht das ganze Land in Grund und Boden, sondern zerstört einfach nur gezielt ganz bestimmte Punkte, womit der Rest in einer Abwärtsspirale von selbst kollabieren würde. Von wo aus? Vom indischen Ozean aus. Ein paar wenige B2 reichen da völlig aus und könnten von niemanden dort aufgehalten werden. Für wie lange? So lange bis dort entsprechende Abwärtsspiralen jede Art von Staat verunmöglichen. Das würde übrigens gar nicht so lange dauern, derart prekär wie die Lage bereits jetzt dort ist. Um es bildlich auszudrücken: man müsste den Gegenüber der ohnehin am Rand steht einfach nur ein wenig über die Klippe schupsen.
Der Unterschied zu anderen Ländern ist nun, dass in Afghanistan der Westen nicht militärisch besiegt wurde, dort wurde unsere Idee von Zukunft, die Europäische Idee an sich vernichtend geschlagen. Die Fernwirkungen dieser Nicht-Militärischen Niederlage sind noch gar nicht absehbar, sie werden aber selbst im günstigsten Fall katastrophal sein. Wenn ein Feind einen derartigen Sieg erringt, so muss dies Konsequenzen haben, den ansonsten wird allein der Gesichtsverlust den wir dadurch erleiden untragbare Folgen nach sich ziehen.
Und natürlich überspitze ich hier, dass ergibt sich einfach daraus, dass ich wesentlich konsequenter bin als dies heutzutage üblich ist. Heute will man ja gerade eben nirgends mehr wirklich konsequent sein und genau dieser Mangel an Konsequenz war auch hauptverantwortlich für die Niederlage in Afghanistan.
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Zitat:Der Unterschied zu anderen Ländern ist nun, dass in Afghanistan der Westen nicht militärisch besiegt wurde, dort wurde unsere Idee von Zukunft, die Europäische Idee an sich vernichtend geschlagen.
Nee, es betrifft eher die vor allem in Deutschland beheimatete Idee das Gutmenschen alles mit Reden und Scheckbuch regeln können . Aber dieser Spuk ist geographisch begrenzt und dank der Taliban wird er immer lächerlicher.
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Die Luftwaffe hat weder B2 noch Bomben.
Gewinnen kann man so nichts und nix, und wir können uns denken wie die Reaktion der Taliban aussehen würde. Vor allem aber, „wir“ (USA) vereinbaren Abzug und Übergabe des Landes on Doha, nur um danach die Zunge rauszustrecken und „April April“ mit Zünder und Sprengstoff zu sagen? Auch ein Weg um die eigene Glaubwürdigkeit in Hinblick auf das Einhalten von Vereinbarungen und Verträgen zu demontieren.
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Über die deutsche Luftwaffe brauchen wir hier natürlich gar nicht reden, obwohl es theoretisch möglich wäre A400M als Langstreckenbomber zu benutzen. Selbstverständlich rede ich daher hier nur über die NATO insgesamt, spezifischer über die USA. Und es ist Fakt, dass die Taliban den Vertrag von Doha bereits mehrfach gebrochen haben, so dass die Frage der Legalität hier kaum ein Problem darstellt, noch weniger die Frage der Legitimität. Eines der Kernelemente des Vertrages ist, dass die Taliban für den Abzug der westlichen Truppen zusagen, keine Al Quaida Präsenz in den von ihnen kontrollierten Gebieten zuzulassen. Und schon haben sie den Vertrag gebrochen: hier und heute ist in mehr als einem Viertel aller afghanischen Provinzen die Al Quaida aktiv. Noch darüber hinaus haben die Taliban selbst gar kein Interesse daran diesen Vertrag einzuhalten, sie wollen und sie werden ihn in Kürze loswerden indem sie einfach behaupten die USA hätten ihn gebrochen. Damit ist er dann ohnehin null und nichtig.
https://www.aljazeera.com/news/2021/9/9/...peace-deal
voyageur:
Der französische Versuch sich auf Counter-Terrorism zu konzentrieren läuft auch nicht so gut. Zugegebenermaßen weil die Aufgabe herkulisch ist und Frankreich hier alleine und im Stich gelassen wird. Immerhin war Frankreich so intelligent bereits 2012 abzuziehen was wir auch spätestens zu diesem Zeitpunkt hätten tun sollen. Frankreich hat es zudem hingekriegt ebenfalls historisch einzigartig niedrige Verluste einzufahren - es sind ja gerade mal 88 französische Soldaten in Afghanistan gestorben. Ganz allgemein sind die geringen westlichen Verluste gerade zu verblüffend und weisen meiner Meinung nach auf das eigentliche Problem hin, dass man es dort eigentlich nie wirklich ernsthaft versucht hat.
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Ganz allgemein sind die geringen westlichen Verluste gerade zu verblüffend und weisen meiner Meinung nach auf das eigentliche Problem hin, dass man es dort eigentlich nie wirklich ernsthaft versucht hat.
Versucht was zu machen ????
Am Anfang war doch die Aufgabe Al Quaida zu bekämpfen und das wurde gemacht. Dann ging es los mit Nation building, Brunnenbohren, Frauenrechten etc.
Und Talibanbekämpfung ... Welch ein Witz, Ich bin ja wirklich kein Sarkozyfan, aber als nach dem afganische Auszubildene auf Ausbilder geschossen hatten, er den Unsinn der Sache erkannte und die französischen Truppen anfing zurückholen, war das die richtige Entschedung. Wenn mann damals wie heute die Taliban richtig bekämpfen will muss man das Problem Pakistan angehen.
Und das französische Blut wurde vor allem während der reellen Kampfphasen vergossen
https://fr.wikipedia.org/wiki/Pertes_mil...fghanistan
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(09.09.2021, 17:50)voyageur schrieb: Wenn mann damals wie heute die Taliban richtig bekämpfen will muss man das Problem Pakistan angehen.
Da gebe ich Dir Recht. Ohne westliche Hilfsgelder wäre Pakistan nie zu dem Problem geworden welches es inzwischen geworden ist. Die Hauptbrutstätte des islamistischen Terrorismus.
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lime:
Die real ca. 9 Milliarden Euro im Laufe der gesamten Zeit (mehr war es nämlich gar nicht) sind in keinster Weise dafür verantwortlich was Pakistan hier alles getan oder gar dass es dies tun konnte. Allein für den ständigen Kleinkrieg entlang der Tribe Territories haben die Pakis das Zehnfache an eigenen Geldern ausgeben müssen, nur mal so am Rande. Pakistan ist deshalb ein Problem geworden, weil unsere ganze Strategie in Afghanistan die Pakis in diese Rolle gezwungen hat, sie konnten gar nicht anders handeln. Die Sache hätte auch komplett anders laufen können - hier und heute aber ist vor allem anderen relevant, dass sich das Problem nicht auf Pakistan ausweitet.
voyageur:
Zitat:Wenn mann damals wie heute die Taliban richtig bekämpfen will muss man das Problem Pakistan angehen.
Oder Pakistan zur Lösung anstelle eines Problems machen, oder die Taliban gar nicht bekämpfen sondern sich mit ihnen verbünden, oder lediglich verhindern dass die Taliban einen Staat erhalten und somit auf einem niedrigeren Niveau verbleiben auf welchem wir sie ignorieren können, und es wäre früher auch noch sehr viel mehr möglich gewesen, einschließlich einer Niederlage der Taliban.
2012 war der Zug natürlich schon abgefahren und wir hätten am besten mit Frankreich zusammen abziehen sollen. Hätte eine Menge Geld und Zeit gespart. Aber zu Beginn war hier in Wahrheit sehr viel offen. Man hätte in Afghanistan durchaus komplett andere Entwicklungen erzielen können, hätte man es nur wirklich gewollt und tatsächlich durchgezogen. Ohnehin eine ganz interessante Fragestellung: Wie hätte man in Afghanistan "gewinnen" können? Was wäre überhaupt erreichbar gewesen und was wäre dort maximal erzielbar gewesen und auf welche Weise hätte man diese (realistischen) Maximalziele erreichen können?
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(09.09.2021, 20:35)Quintus Fabius schrieb: lime:
Die real ca. 9 Milliarden Euro im Laufe der gesamten Zeit (mehr war es nämlich gar nicht) sind in keinster Weise dafür verantwortlich was Pakistan hier alles getan oder gar dass es dies tun konnte.
Damit meinst Du aber nur "Entwicklungshilfe" aus Deutschland. Meines Wissens hat Pakistan alleine aus den USA 200 Milliarden in den letzten 20 Jahren kassiert. Behaupten zumindest Amerikaner aus meiner Verwandtschaft.
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Ich spreche ausdrücklich von reiner Militärhilfe. Deutschland hat in diesem Bereich Pakistan 0 Euro gezahlt, die USA haben seit 2001 insgesamt 18 Milliarden zugesagt, davon sind aber nur 9 Milliarden ausgezahlt worden. Mehr ist das nicht. Die Briten haben nochmal ca 700 Millionen Pfund dazu getan und es gibt noch ein paar von Pakistan missbrauchte Sonderzahlungen und zinslose Kredite usw, insgesamt keine nennenswerte Summe alles in allem vermutlich um die 12 Milliarden die tatsächlich real Militärhilfe gezahlt wurden. Und das über etliche Jahre hinweg. Pro Jahr lag das bei 1 bis 2 Milliarden.
Es ist daher abstrus zu behaupten die Pakis hätten ihre Stellung und ihre Möglichkeiten aus ausländischen Zahlungen erhalten. Tatsächlich konnte nachgewiesen werden, dass ein Gros dieser Zahlungen veruntreut und gestohlen wurde und nicht für den angedachten Zweck verwendet wurde was hauptursächlich dafür war, dass die Zahlungen ab 2011 massiv gekürzt wurden.
Hab grad den Artikel wiedergefunden in dem steht, dass sogar 70% der Zahlungen de facto falsch ausgegeben oder sonstwie vergeudet wurden:
https://www.theguardian.com/world/2008/f...kistan.usa
https://www.nytimes.com/2007/12/24/world...itary.html
Wie nicht unüblich also ein höchst ineffektives Verschwenden von Geldern für relativ wenig Leistung. Und wie schon geschrieben: um die Paschtunen in Pakistan halbwegs ruhig zu halten gibt Pakistan ein vielfaches dieser Zahlungen aus und dass bis zum heutigen Tag. Nicht dass das viel nützen würde, die Lage an der Grenze wird auch ständig schlechter und etliche Gebiete sind da de facto inzwischen unter alleiniger Kontrolle der Taliban oder irgendwelcher Krawall-Stämme. Wild Wild Wild East wie die US Special Forces das Gelände nennen.
Beschließend: Bei diesen ganzen Zahlungen - das gilt auch für Afghanistan - ist ein Hauptproblem mit den Zahlen, dass die genannten Werte nicht dem entsprechen was real wirklich ausgezahlt wurde. Man sagte beispielsweise so und so viele Milliarden zu, real zahlte man aber nur einen Teil dieser Summe wirklich aus. Als Leistung wird aber immer primär das "Zahlungsversprechen" genannt. Beispielsweise behauptete Trump vor kurzem, dass die USA seit 2001 insgesamt 33 Milliarden Euro an Pakistan gezahlt hätten. Das beinhaltet in Wahrheit Entwicklungshilfen und anderes noch dazu - und es sind die bloßen Absichtserklärungen, real wirklich ausgezahlt wurde viel weniger. Das gleiche in Afghanistan. Man hat hier vieles zugesagt, riesige Summen genannt, davon nur einen Teil real ausgezahlt und dass wurde dann größtenteils unterschlagen, veruntreut, versaubeutelt und sonstwie vernichtet. Nur ein wirklich kleiner Bruchteil der Gelder welche der Westen hier investiert hat kam tatsächlich bei der Bevölkerung an.
Rein persönlich vertrete ich sogar die These, dass mehr Geld aus dem Ausland ein Rentensystem darstellt und das die Korruption und Ineffektivität erhöht. Je mehr man Hilfszahlungen leistet, desto schlechter wird alles. Deshalb bin ich beispielsweise gegen jede reguläre Entwicklungshilfe, wir sollten sofort aufhören auch nur einen Euro Entwicklungshilfe zu zahlen. Mit dieser Meinung stehe ich übrigens nicht allein:
https://thediplomat.com/2016/10/does-mor...ghanistan/
Zitat:Afghanistan falls at the bottom of Transparency International’s Corruption Perception index. Afghanistan ranked 166th out of 168 countries, topping only North Korea and Somalia, in the 2015 index. Corruption is one of the most consistent themes found in Afghanistan. From the elite class to the grassroots level, corruption permeates almost all aspects of Afghan society. Endemic corruption in Afghanistan, a donor aid dependent country, has the capacity to derail the country’s future growth prospects.
Over the past decade Afghanistan has evolved into a kleptocracy, in which the government is self-organized for officials’ enrichment. Powerful elites and the mafia have blocked efforts to dismantle this kleptocracy. Meanwhile, the United States and international community have widely failed to enforce mutual accountability that will help deal with the problem of corruption.
Warum sollte die Mehrheit der Afghanen eine zutiefst undemokratische, mafiöse und schwerkriminelle und extremst bis ins lächerliche korrupte Kleoptokratie unterstützen welche ihnen auch noch vom Ausland aufoktroyiert wurde und wie zum Hohn erzählt der Westen zu diesen absurden Zuständen noch, diese würden den Menschenrechten, den Frauenrechten und der Förderung von Freiheit und Demokratie dienen. Als Afghane käme ich mir nur noch verhöhnt vor angesichts der realen Zustände im Land und ich sage es mal ganz offen: als Afghane hätte ich mich für die Taliban entschieden, weil diese wesentlich besser sind als das was wir dort fabriziert haben.
Man kann nicht einen derartigen Sauhaufen dort etablieren, den Menschen erzählen dieser grenzenlos korrupte Dreck sei zu ihrem Wohl und für die Frauenrechte und dann erwarten dass irgend jemand dafür sein Leben einsetzt. Es ist eher erstaunlich wie lange die Afghanen das mitgemacht haben, und dass haben sie nur aufgrund unserer militärischen Präsenz und weil viele die Taliban halt auch nicht wollten. Stichwort Wie siegen?
Hätte man auch nur ansatzweise den Afghanen eine ernsthafte Alternative zu Kleptokratie oder Taliban geboten, sie hätten sie sofort und entschieden genommen.
https://www.businessinsider.com/corrupti...ert-2021-9
Stattdessen haben wir den Afghanen einen Staat aufoktroyiert dessen Polizeibeamte an Checkpoints irgendwelche Knaben einfingen um diese Gruppenzuvergewaltigen und wie zum Hohn den Familien dieser Knaben parallel erzählt die Polizei sei hier um die Frauenrechte zu schützen. Erstaunlich ist allein, wie mühsam es für die Taliban war angesichts dieser Umstände zu siegen. Sind halt anscheinend auch nicht die kompetentesten.
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In gewisser Weise mag die Idee, das Taliban-Regime durch Luftangriffe zu destabilisieren, recht verlockend sein. Und zugegebenermaßen haben sie ja auch durch die Erbeutung zahllosen Materials eine eigene Verwundbarkeit generiert. Je mehr Fahrzeuge etc. vorhanden sind, desto mehr Logistik brauche ich, und diese kann ich aus der Luft sehr wohl treffen bzw. man könnte sie stärker treffen als früher. Indessen glaube ich nicht, dass die Zerstörung ihr Regime ins Wanken brächte. Auch die Bombardierung von den wenigen Straßen, Brücken oder E-Werken dürfte zwar den Unmut über sie erhöhen, aber genauso den Unmut über diejenigen, die bombardieren, was ihnen dann wieder Leute zutreiben könnte. Zumal dann nicht wirklich die Taliban im Dunkeln sitzen und hungern - die werden sich ihre Pfründe sichern -, sondern wieder einmal die einfachen Menschen im eh schon recht einfachen Land. Und das wiederum wird wieder eine neue Flüchtlingswelle verursachen, was wir auch nicht als wünschenswert ansehen. Kurzum: Eine Luftoffensive brächte uns keine nennenswerten Vorteile, eher würden wir uns weltweit dem Vorwurf aussetzen, dass wir eine humanitäre Notlage in einem sowieso schon verarmten Land verursachen - von dem Ärger, wenn zufällig dann doch mal wieder ein Flüchtlingslager oder ein Krankenhaus getroffen wird, ganz zu schweigen...
@Quintus
Zitat:Frankreich hat es zudem hingekriegt ebenfalls historisch einzigartig niedrige Verluste einzufahren - es sind ja gerade mal 88 französische Soldaten in Afghanistan gestorben. Ganz allgemein sind die geringen westlichen Verluste gerade zu verblüffend und weisen meiner Meinung nach auf das eigentliche Problem hin, dass man es dort eigentlich nie wirklich ernsthaft versucht hat.
Ich nehme nun mal dieses Bsp.: Insgesamt sind in 20 Jahren am Hindukusch rund 3.600 Soldaten aus westlichen Ländern gestorben - davon rund 2.500 Amerikaner. Das ist insgesamt für 20 Jahre eine sehr geringe Zahl.
Ist sie nun ein Beispiel dafür, dass man es nicht "versucht" hat? Nein, ich denke, dies wäre zu verallgemeinernd. Man hat Compounds ausgebaut, die Straßen kontrolliert und darüber eine Luftglocke gestülpt. Der Höchststand an Truppen lag bei rund 140.000 in 2011. Und dennoch ist man gescheitert. Genauso wie die Sowjets (Truppenhöchststand etwa 120.000 Mitte der 1980er), die sich genauso auf Compounds, Straßen und Luftunterstützung stützen wollten - die aber in zehn Jahren rund viermal so viele Soldaten verloren. Und dies, obgleich sie mit wesentlich größerer Ruppigkeit ihre Feuerkraft einsetzten und manche Dörfer kurzerhand zerbombten, ja Landstriche auslöschten (egal, wer nun dort lebte) und ganze Gebiete mit Minen verseuchten und ein brutales Lokalregime mit einem noch brutaleren Geheimdienst (KHAD) etablierten.
Dass die westlichen Staaten es also nicht versucht hätten, halte ich für nicht zutreffend, sie haben sich sogar relativ gut geschlagen, aber sie haben eben versucht, es bei einer vergleichbaren Truppenstärke und mit gezielteren Aktionen und einer besseren Technik auf andere Weise zu erreichen (und dazu kann man auch "winning hearts and minds", das gerne despektierlich kommentierte Brunnenbohren und den Bau von Schulen zählen). Und dass sie dabei nicht wie die Sowjets (vermutlich) 1,5 Mio. Menschen in zehn Jahren massakriert haben, sondern "nur" vermutlich 300.000 Tote in 20 Jahren verursachten, dies mag ich einfach nicht als Fehler auslegen oder als Beleg für ein Nichtversuchen deuten wollen.
Schneemann.
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