(Allgemein) Traditionserlass der Bundeswehr
#31
Gibt es auch Heereseinheiten, die über eine solche Historie verfügen?
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#32
Das Wachbataillon, das sich, wenngleich auch über zwei Ecken, auf das 1. Garde-Regiment zu Fuß als Traditionsverband stützt.

Oder die Gebirgsjägerbrigade 23, die sich auf das 1805 gegründete Gebirgsschützenkorps des Königreiches Bayern stützt. (Darüber hinaus ist die Traditionspflege bei der Gebirgstruppe aber heikel, da es nach dem Krieg auch schönfärberische und geschichtsklitternde Versuche gab, die Gebirgsjäger als saubere Truppe im Zweiten Weltkrieg zu verkaufen, obwohl bekannt war, dass sich Gebirgstruppen an Massakern an Zivilisten in Griechenland und auf Kreta beteiligt hatten.)

Schneemann.
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#33
Hier noch ein Nachtrag zu diesem Thema:

"Deutsche Krieger" - Prof. Dr. Sönke Neitzel im Gespräch mit Dr. Stephan Huck"

https://www.youtube.com/watch?v=F9LF5Iluf_U

Der Beitrag an sich ist schon sehr interessant, besonders ab 39 min 45sec.
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#34
Hier noch ein Beitrag der FAZ zum gleichen Buch:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b...18262.html

Zitat:Man kann Soldaten, die Bilder von heldenhaften Landsern in ihren Kasernen hängen haben, schnell für Nazis halten. Zur Erklärung soldatischer Identitäten, heißt es in „Deutsche Krieger“, trage dieser Befund jedoch wenig bei. Untersuchungen von Verfassungsschutz und MAD zeigten, dass nur ein einstelliger Prozentsatz der Soldaten einem rechtsradikalen Milieu zuzuordnen sei.

Man geht übrigens in der Zivilbevölkerung von einem Anteil von mindestens 3% Rechtsextremen aus. In der Bevölkerung gibt es also 3 Mal so viele Rechtsextreme wie in der Bundeswehr.

Wir bilden junge Männer aus, um auf Menschen Bomben zu werfen. Aber ihre Kommandeure wollen ihnen nicht erlauben, das Wort "Fuck" auf ihre Flugzeuge zu schreiben, den das wäre obszön ......
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#35
(06.05.2021, 19:49)Quintus Fabius schrieb: Man geht übrigens in der Zivilbevölkerung von einem Anteil von mindestens 3% Rechtsextremen aus. In der Bevölkerung gibt es also 3 Mal so viele Rechtsextreme wie in der Bundeswehr.
Dass "einstellig" eine beliebige Zahl zwischen 1 und 9 ist ist aber schon bekannt?
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#36
Ahhhhhhrrggglll tatsächlich. Wie ärgerlich! in meinem allgemeinen Frust las ich eins.

Aber auch so bleibe ich bei meiner Aussage dass es in der Bundeswehr weniger echte Rechtsextremisten gibt als in der Bevölkerung. Ganz allgemein wird meiner Meinung nach unterschätzt wieviele solche Einstellungen es gibt:

https://de.statista.com/statistik/daten/...utschland/

Das Buch habe ich jetzt mal bestellt. Mal sehen.
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#37
Wenn ich über diesen Thread nachdenke fällt mir immer wieder dieses Zitat ein:

Zitat:„Den Charakter eines Volkes erkennt man daran, wie es seine Soldaten nach einem verlorenen Krieg behandelt.“

Leopold von Ranke
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#38
(06.05.2021, 23:18)lime schrieb: Wenn ich über diesen Thread nachdenke fällt mir immer wieder dieses Zitat ein:

Leopold von Ranke

In diesem Kontext auch sehr wichtig:

Zitat: Ehrenerklärung von Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer

vor dem Deutschen Bundestag am 3. Dezember 1952, für die deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg.

Bundeskanzler Dr. Adenauer: „Ich möchte heute vor diesem Hohen Hause im Namen der Bundesregierung erklären, dass wir alle Waffenträger unseres Volkes, die im Namen der hohen soldatischen Überlieferung ehrenhaft zu Lande, auf dem Wasser und in der Luft gekämpft haben, anerkennen. (Beifall bei den Regierungsparteien.).

Es muss unsere gemeinsame Aufgabe sein, und ich bin sicher, wir werden sie lösen, die sittlichen Werte des deutschen Soldatentums mit der Demokratie zu verschmelzen. Der kommende deutsche Soldat wird nur dann seiner deutschen und europäischen Aufgabe gerecht werden, wenn er von den Grundprinzipien erfüllt ist, auf denen die Ordnung unseres Staates ruht. (Beifall bei den Regierungsparteien.).

Diese Ordnung sichert zugleich die ethischen Werte des Soldaten vor erneutem Missbrauch."

Nach dieser Erklärung war aus den Kreisen der ehemaligen Waffen-SS an den Bundeskanzler die Frage gestellt worden, ob er auch die Angehörigen der Waffen-SS einbeziehe. Der Bundeskanzler hat dem Sprecher der Angehörigen der Waffen-SS, Oberst Gruppenführer (Generaloberst) a. D. Hausser, am 17. Dezember 1952 eine klare Antwort gegeben, diese hier nachfolgend ebenfalls im Wortlaut:

„Sehr geehrter Herr Generaloberst! Einer Anregung nachkommend, teile ich mit, dass die von mir in meiner Rede vom 3. Dezember 1952 vor dem Deutschen Bundestag abgegebene Ehrenerklärung für die Soldaten der früheren deutschen Wehrmacht auch die Angehörigen der Waffen-SS umfasst, soweit sie ausschließlich als Soldaten ehrenvoll für Deutschland gekämpft haben.

Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung bin ich Ihr

gez. Adenauer“

Adenauer dreht sich im Grab um bei dem korrupten und volksfremden Saftladen, der Deutschland heute dirigiert. Hätte Deutschland seine Kriegsaufarbeitung im Stil der Japaner begangen, wäre die deutsche Gesellschaft heute noch werteorientierter und weniger gespalten. Kein Land der Welt hat seine Soldaten nach zwei Weltkriegen so fallen lassen, wie unsere Gesellschaft; natürlich mit gehöriger Direktion von oben und einer ordentlichen Portion Siegerjustiz.
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#39
Ist das jetzt die Dolchstosslegende 2.0? Die Wiederbewaffnung ist nach meiner Erinnerung nicht auf grosse Probleme gestossen. Und die japanische Aufarbeitung der Geschichte klingt irgendwie auch nach „wir brauchen den Kaiser zurück“. Schliesslich: Wie darf ich „volksfremd“ verstehen? Die Ergebnisse der Landtags– und Bundestagswahlen geben das nicht her.
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#40
Ottone:

Es gab ganz im Gegenteil jahrelange massive Proteste gegen die Wiederbewaffnung, nicht nur seitens der Bevölkerung, auch von vielen namhaften Persönlichkeiten und Politikern. Das reichte bis hin zum Rücktritt von hochrangigen Politikern (in der heutigen Zeit systemischer Korruption und völliger Wertelosigkeit jenseits der Selbstbereicherung kaum noch vorstellbar).

https://www.bpb.de/politik/grundfragen/d...bewaffnung

Zitat:Gegen die Wiederbewaffnung regte sich breiter Protest in der Bevölkerung.

Zitat:Gesellschaftliche Proteste
Die Wiederbewaffnung erregte die Gemüter. Der Begriff der Remilitarisierung machte die Runde. Vehemente Proteste fanden hauptsächlich zwischen 1949 und 1955 statt; in der Phase bis 1965 stand dann vor allem die Atombewaffnung im Fokus der öffentlichen Auseinandersetzung.

Starke Persönlichkeiten waren berühmt für ihr öffentliches Eintreten gegen die deutsche Wiederbewaffnung. Martin Niemöller, Karl Kaiser, Gustav Heinemann zählten auf politischer Seite dazu, ebenso der Nobelpreisträger Albert Schweitzer, der katholische Priester Franziskus M. Stratmann oder auch der Philosoph Karl Jaspers. Sie alle suchten eine friedensorientierte europäische Lösung, auch der Einheit Deutschlands; sie verbindet das Ideal von Partizipation und Pazifismus, von der einzigartigen Würde des Menschen.

Große Resonanz fanden seit dem Frühsommer 1950 die Friedensaufrufe gesellschaftlicher Gruppen. Die Proteste der evangelischen Synoden und der kirchlichen Jugendverbände gegen die Aufrüstung und die Wehrpflicht wurden laut. Auch die Gewerkschaften, mit Nachdruck auf lokaler Ebene, folgten. Dann faszinierte, von England her, das Modell der Ostermarschierer; es gab die ersten Massendemos der Friedensbewegung. Die antimilitärischen Proteste spielten eine große Rolle in den Medien.

Adenauer organisierte eine massive Gegenpolitik und versuchte mit rigiden Kampagnen, Personen und Proteste zu diffamieren, dämonisiert als Gehilfen Moskaus. Beispielsweise sah Adenauer in der Evangelischen Kirche eine "Spielart der kommunistischen West-Infiltration". Der Kalte Krieg dominierte mit ideologisch eingesetzten Bedrohungsszenarien und dem Feindbild des Bolschewismus. Alte Ängste dienten als Projektionsfläche: der Feind von außen agierte zugleich als "fünfte Kolonne" im Innern. Auch wenn Adenauers Politik der Wiederbewaffnung am Ende erfolgreich war, führte sie zu beträchtlichen innenpolitischen Belastungen. Sie gelang nicht ohne Ängste und Unfreiheiten zu erzeugen.

Und umgekehrt hast du natürlich vollkommen recht, dass hier und heute eine absolute Mehrheit der Menschen in dieser Bundesrepublik strikt Anti-Bellizistisch ist, wenn man also von Volk sprechen will muss man festhalten, dass dieses Volk es genau so will. Das reicht ja weiter über die Wahlen hinaus. Auch Nichtwähler sind überwiegend strikt Anti-Bellizistisch.
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#41
Nach dem schrecklichen Krieg und den zwei Atombomben war es kein Wunder, dass die Menschen darauf keine Lust mehr darauf hatten, insbesondere die die als Soldat im Feuer standen. Soldaten sind oft die grössten Pazifisten, schon aus Eigenschutz.

„Völlige Wertlosigkeit“? Nein, nun wirklich nicht. Wenn die vorherrschenden Werte nicht den eigenen entsprechen, dann heisst das nicht, dass es keine Werte gibt. Auch hinter die Absolutheit von „systemischer Korruption“ mache ich für Deutschland ein dickes ? mit ! dahinter. Schon mal in Russland oder Rumänien gewesen? QF, mir ist nicht klar weshalb Du überall nur Untergang und Armageddon siehst bzw. Dir herbeizuwünschen scheinst.
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#42
Nunja, bei befragten Wehrmachtssoldaten waren 10-15% "überzeugte" NSler, was auch immer das heißen mag, da es jeder für sich selbst definierte. Viele nach dem kindlichen Motto "Addi macht(e) Deutschland stark!" - aus ihrer damaligen Sicht, gerade wenn ich an die heutige doch so angeblich aufgeklärte depperte Bevölkerung denke, mache ich dem Gros ganz sicherlich keinen Vorwurf... und jeder der sich denkt, er hätte anders gehandelt, jaja, sicher...
Bei Waffen-SSlern und Fallis oft die gesamte befragte Gruppe, lag aber in der Natur der Sache.

Ich sag mal so, ideologisierte UND FÄHIGE Soldaten sind nunmal, und das steht außer Frage, einfach leistungsfähiger wie "nur" fähige Soldaten.

Israelisch-arabische Kriege - Israel kann nur einmal verlieren, danach wäre Feierabend. Ideologischer Pluspunkt + die typisch-bekannte Unfähigkeit(en) der arabischen Militärs.

Hisbollah vs Israel 2006.
Die Israelis machten sehr, sehr viele Fehler (Insbesondere in der Auftaktphase und davor dieses "Schlafen") und die Hisbollah sehr viel richtig.
Allerdings unterscheiden sich reguläre Hisbollah (insbesondere deren Eliteeinheit Radwan) von den Durchschnittsorientalen was den "Kampf-IQ" angeht massivst.

5% (Westen/VSA, zumindest die Europiden) ca. "verbrecherisch" in den Streitkräften.
15-20% im Prinzip normale Menschen, nur bei denen kommen - insbesondere unter schwierigen Umständen, "unschöne" Seiten zum Vorschein (Vietnam, Afghanistan). Vielleicht auch genug der eigenen - wenn "aufhetzerisch" Propaganda geschluckt (Ostfront 41-45).
75-80% wie oben, nur eben "gefasster" und/oder feiger/zurückhaltender usw.
Das was die Mehrheit ausmacht.
Die schießen auf die anderen (Feinde) nur weil sie es so in der Ausbildung gelernt haben und jene, die mit ihnen die Stube teilen, also ihre Pseudo-Familie schützen wollen. Und ihr eigenes Leben natürlich.

Nur weil man selbst etwas was für moralisch hält, muss es das Gegenüber noch lange nicht und umgedreht.
Es existieren nunmal sozio-kulturell-rassische Unterschiede.
Daher auch immer die Sache mit "gut" und "böse".
In der Regel sollte es ja so sein dass ich das als "böse" empfinde was die Gesellschaft in der ich lebe als "böse" ansieht.

Das Problem ist dann, wenn man auf "Gegner" wie "die" Taliban/Neotaliban/Kalaschnikow-Afghanen die nix vom Westen wissen wollen, sondern evtl. einfach die Einwohner ihres Nachbardorf aufgrund "falscher Auslegung" des Islam oder ethnischer (rassischer) Gruppe einen Kopf kürzer machen wollen - trifft und dieser dem eigenen Weltbild vollkommen widerspricht und sich derart verhält das man nicht wirklich was gegen ihn ausrichten kann (Kampf ohne Uniform), außer man wirft seine, in Dekadenz/Utopia-versifftropa-geprägten Werte über Bord bzw. modifiziert sie dahingehend das man dem Pluderhosenträger effizient die Ohren langziehen kann/darf...
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#43
Es ist einfach schade, wie sehr die Gesellschaft sich ins Negative verändert und Grundsatzdiskussionen leider kaum noch geduldet oder erwünscht sind. Man kommt des Öfteren immer zum Ergebnis bevor eine sachliche Diskussion stattgefunden hat. Das ist leider seit ein paar Monaten auch innerhalb dieses Forums zu beobachten.
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#44
@reflecthofgeismar
Zitat:Nunja, bei befragten Wehrmachtssoldaten waren 10-15% "überzeugte" NSler, was auch immer das heißen mag, da es jeder für sich selbst definierte.
Es gibt Erhebungen zum Thema der nationalsozialistischen Durchdringung der Wehrmacht. Grob wurde auf Basis von US-Verhören und auch teils von Abhöraktionen von Kriegsgefangenen von ausgegangen, dass ca. 15% der Truppe aus überzeugten und lautstarken Nazis bestand, ca. 15% waren Anti-Nazis, die aber die Klappe hielten, um entsprechender Verfolgung zu entgehen, und eine große Menge von 70% äußerte sich lieber gar nicht.

@GermanMilitaryPower

Naja, die Lobhudelei Adenauers in Bezug auf Paul Hausser, egal wie gut er als Truppenführer war, muss man im Zeitkontext sehen. Die 1950er waren wesentlich andersartig-rigider als die heutige Zeit und es gab damals noch sehr viele alte Funktionäre und Militärs des NS-Regimes, die man zwangsläufig übernahm und integrierte in die neue Republik, weil man quasi niemanden anderen hatte. Das heißt aber nicht, dass man die Lobhudelei nun als Bsp. dafür nehmen kann, dass Leute wie Hausser als Vorbild dienen können.

Schneemann.
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#45
(07.05.2021, 16:02)Schneemann schrieb: @reflecthofgeismar
Es gibt Erhebungen zum Thema der nationalsozialistischen Durchdringung der Wehrmacht. Grob wurde auf Basis von US-Verhören und auch teils von Abhöraktionen von Kriegsgefangenen von ausgegangen, dass ca. 15% der Truppe aus überzeugten und lautstarken Nazis bestand, ca. 15% waren Anti-Nazis, die aber die Klappe hielten, um entsprechender Verfolgung zu entgehen, und eine große Menge von 70% äußerte sich lieber gar nicht.

@GermanMilitaryPower

Naja, die Lobhudelei Adenauers in Bezug auf Paul Hausser, egal wie gut er als Truppenführer war, muss man im Zeitkontext sehen. Die 1950er waren wesentlich andersartig-rigider als die heutige Zeit und es gab damals noch sehr viele alte Funktionäre und Militärs des NS-Regimes, die man zwangsläufig übernahm und integrierte in die neue Republik, weil man quasi niemanden anderen hatte. Das heißt aber nicht, dass man die Lobhudelei nun als Bsp. dafür nehmen kann, dass Leute wie Hausser als Vorbild dienen können.

Schneemann.

Er hat aber Recht damit dass dies damals lupenreine CDU-Politik war. Heute wäre Adenauer sicher ein "rechtsextremer Nazi". Um Verehrung ging es Adenauer auch gar nicht, was man aus dem Kontext herausarbeiten kann. Fakt ist auch dass die große Mehrheit der Soldaten auf deutscher und russischer Seite für ihre Heimat und ihre Angehörigen zu Hause gekämpft hat und nicht für die Trottel in der jeweiligen Führung.
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