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Zitat:Durch das bewusste Weglassen von Schlafsack, Unterlage, ...
Ich hatte bei Übungen unbekannter Dauer immer eine Rettungsdecke (funktioniert durch Aluminium-Beschichtung) mit. Die wiegt nicht ganz 60 Gramm und passt ungeöffnet in die Schenkeltasche - für andere nicht zu erkennen. Sie hatte aber zwei Nachteile: Einmal geöffnet, kriegt man sie nicht wieder so flach gefaltet zusammen. Sie passt zwar immer noch leicht in die Schenkeltasche, zeichnet sich aber bereits ab. Und sie knistert enorm.
Aber es ist wie bei allen Dingen von Relevanz: Kenne die Schwächen Deines Systems, richte Dich danach und genieße seine Vorteile.
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Ich bin immer wieder fasziniert davon, hier Menschen zu finden, die genauso einen an der Klatsche haben wie ich....
Was für Seiten ihr lest, einfach herrlich
Was deine Ausrüstung betrifft Q.F. stört mich eigentlich nur der Poncho als Rucksackersatz. Ja Rucksäcke können stören und haben zusätzliches Gewicht. Sind aber deutlich angenehmer zu tragen als " Gerödel" und ein zusätzlich rumbaumelnder Ponchorucksack. Würde da vielleicht eher in Richtung Kampfmittelweste und leichter Rucksack gehen.
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Im amerikanischen Bürgerkrieg wurden Umhängetaschen gegenüber Rucksacksystemen bevorzugt. Beides war gleichermaßen verfügbar. Kampfmittelwesten hatten ihre Geburt noch vor sich.
Im Gefecht war mit der Schultertasche alles notwendige sofort greifbar. Ich hatte damals mit dem Kampfgeschirr alles um die Hüfte, und wenn zusätzliches Material an den Feind "abgegeben" werden sollte (insbesondere Sprengmaterial) war das in einem alten deutschen Brotbeutel. Wir haben nichts zweckmässigeres gefunden.
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(04.02.2021, 23:44)Pogu schrieb: Im amerikanischen Bürgerkrieg wurden Umhängetaschen gegenüber Rucksacksystemen bevorzugt. Beides war gleichermaßen verfügbar. Kampfmittelwesten hatten ihre Geburt noch vor sich.
Im Gefecht war mit der Schultertasche alles notwendige sofort greifbar. Ich hatte damals mit dem Kampfgeschirr alles um die Hüfte, und wenn zusätzliches Material an den Feind "abgegeben" werden sollte (insbesondere Sprengmaterial) war das in einem alten deutschen Brotbeutel. Wir haben nichts zweckmässigeres gefunden.
Ich schon, muss dazu sagen bin staturmäßig eher Tour de France Fahrer. Koppel mit Stanbestückung passte nur wackelnd um die Hüfte, dazu das ABC Gebaumel, vor meinem eigenen Gebaumel bei tiefster Gangart, nun ja.
Kampfmittelweste von Mama enger genäht ging da besser. Zu meiner Zeit mussten wir das für rund 250,- DM aus Israel bestellen und hatten Glück dass unser Kompaniefeld der totale Freak war, deshalb durften wir überhaupt. Da waren hinten auch zwei kleine Taschen drauf. Gekniffen warst du da, wenn es hieß Rucksack geht mit
Aber wozu gabs Wäschebeutel, unter den Deckel und wenn es losging, einmal in die Taschen auf dem Rücken rein und los.
Die Bergen Rucksäcke mit den abnehmbaren Seitentaschen kamen erst später, das ging genauso gut.
Umhängetaschen musst du ständig festhalten, die Hände brauchst du aber zum gleiten, schießen oder Äste beiseite schieben. Brotbeutel sind aber Klasse ja, wenn genug Körper zum festmachen und Ideen, gingen ja auch hinten ans Gerödel zwei oder gar drei übereinander.
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06.02.2021, 09:27
Sehr geschätzter @Falli75, vielleicht klingt es etwas sloganhaft, aber nicht die Statur hat zur Ausrüstung zu passen, sondern die Ausrüstung zur Statur. Und mit der Statur eines Tour de France Fahrers bist Du ohnehin völlig exkulpiert.
Durch Deine Erwähnung des Bergen Rucksacks, sprichst Du wohl von schwerer Ausrüstung. Diese haben wir freilich auch in Rucksäcken getragen. Als Grenadiere erhielten wir unsere liebe Last aber in Form von Kampfmitteln und Munition. In den seltenen Fällen (es gab durchaus artfremde Ausbildungsthemen), in welchen wir mit vollem Gepäck marschieren und kämpfen mussten, haben wir uns im selben Moment des Rucksacks entledigt, in dem ein Gefecht losbrach.
Im Versuch dies an zwei Bildern zu zeigen, habe ich zwei Links platziert:
https://www.bilder-upload.eu/bild-dab5e6...6.jpg.html
Das war unsere Arbeitsmontur. Das Messer übrigens grundsätzlich am Schultergurt.
https://www.bilder-upload.eu/bild-0a4511...0.jpg.html
Hier nun mit vollem Gepäck in Allentsteig während der Unteroffiziersausbildung. Der Feinkostbeauftragte ganz rechts bin ich. In diesem Fall habe ich sogar den Stahlhelm am Kampfgeschirr. Eine gängige Praxis.
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(06.02.2021, 09:27)Pogu schrieb: Sehr geschätzter @Falli75, vielleicht klingt es etwas sloganhaft, aber nicht die Statur hat zur Ausrüstung zu passen, sondern die Ausrüstung zur Statur. Und mit der Statur eines Tour de France Fahrers bist Du ohnehin völlig exkulpiert.
Durch Deine Erwähnung des Bergen Rucksacks, sprichst Du wohl von schwerer Ausrüstung. Diese haben wir freilich auch in Rucksäcken getragen. Als Grenadiere erhielten wir unsere liebe Last aber in Form von Kampfmitteln und Munition. In den seltenen Fällen (es gab durchaus artfremde Ausbildungsthemen), in welchen wir mit vollem Gepäck marschieren und kämpfen mussten, haben wir uns im selben Moment des Rucksacks entledigt, in dem ein Gefecht losbrach.
Im Versuch dies an zwei Bildern zu zeigen, habe ich zwei Links platziert:
https://www.bilder-upload.eu/bild-dab5e6...6.jpg.html
Das war unsere Arbeitsmontur. Das Messer übrigens grundsätzlich am Schultergurt.
https://www.bilder-upload.eu/bild-0a4511...0.jpg.html
Hier nun mit vollem Gepäck in Allentsteig während der Unteroffiziersausbildung. Der Feinkostbeauftragte ganz rechts bin ich. In diesem Fall habe ich sogar den Stahlhelm am Kampfgeschirr. Eine gängige Praxis.
Wir sprachen aber ja ganz generell, über leichte Infanterie und ihre von schwerer Ausrüstung komplett befreite Montur. Ich muss gestehen auch ich bin dort abgedriftet, aber generell wollte ich damit auf die Möglichkeiten hinweisen, welche sich dort eher anbieten, als ein Poncho in den Ausrüstung verpackt und welcher sich dann über die Schulter geworfen wird. Eine Kampfmittelweste mit Rückentaschen ist, wie ich gestehen muss, allerdings auch nicht ideal, da Gepäck dann immer dabei. Auch wenn nicht gebraucht. In jedem Fall aber besser zu tragen , als " Gerödel" und Umhängetaschen. Der Art der Ausrüstung auf deinen Bildern und des von mir geschätzten Alters derselben nach, bezog sich deine Brottasche wahrscheinlich auf die große Umhängetasche , welche auch in der Bundeswehr in
" Vorflecktarnzeiten" in Gebrauch war. Ich hatte den Brotbeutel, welcher am Koppeltragegestell mittig saß , im Kopf. Davon passten mit Bastelei auch zwei oder gar drei übereinander an den Rücken, ließ man den Klappspaten weg. Die große Brottasche als Kampfmittelträger zusätzlich, da auch schnell abzulegen, war wahrscheinlich deine Idee. Eben aufgrund des Vorteils des schnellen Ablegens, hat das was, muss ich zugeben. Trotz Gebaumel.
Je mehr ich schreibe, desto mehr drängt sich mir auf , dass eben dieses , der generelle Vorteil auch eines
"Ponchogedönses" ist....
Auch ich verstehe nun, hat zugegebenermaßen gedauert
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Ich hatte so ein Modell dabei, wenn ich eine Verstaumöglichkeit brauchte:
Tasche
Die alten BW Ausrüstungsgegenstände waren wirklich außergewöhnlich robust. Und Robustheit war für uns das einzige Hauptgütekriterium für Qualität. Wenn es vom Anblick her nicht gegen die ausgegebene BH Ausrüstung schlägt, waren wir völlig frei "aufzuwerten". Generell waren das alte BW Ausrüstungsgegenstände oder russische. Von letzteren hatte ich ein Spektiv, das war nicht umzubringen und ich musste es ständig herleihen.
Insgesamt lag uns aber daran nicht viel zu brauchen, sondern viel zu haben. Und das geht nur mit vielseitigen Dingen.
Ach ja, eines noch:
Wir hatten nur Ponchos, nichts anderes.
Und es hat sich keiner was anderes zugelegt.
Der Grund ist, daß dieser Teil der ABC Schutzausrüstung war (er war also ständig am Mann), blitzschnell an- wie auszuziehen ist, und dazu noch einige Boni hinterher trug:
• Jeder einzelne hatte damit fortwährend eine Zelthälfte am Mann
• ein damit aufgespanntes Dach ist bei Regen schützender als sich direkt anregnen zu lassen
• Es ist sehr leicht die Poncho Plane mit Umgebungsschüttgut abzudecken um dann unterzuschlüpfen um so perfekt getarnt zu sein
• Auch sperriges Material (Laub für Geräuschteppiche, Brennmaterial, Beute etc.) ist damit, eingeschlagen wie in ein Leintuch, sehr gut zu transportieren
• Verwundetentransport ist ohne viel größeren Aufwand nur so möglich
• Ein aufgespannter Poncho, beschwert mit einem Stein in der Mitte, sammelt Taufeuchtigkeit (Österreich ist wasserreich, aber etwa im Jagdkampf befinden sich Lager besser abseits von, auch für den Feind, logistisch logischen Arealen)
• Wind- und Sichtschutz ist auch was wert
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Die Möglichkeiten und die Verfügbarkeit des Ponchos waren bei uns ja dieselben, zu meiner Zeit war das anlegen des Poncho allerdings schon verboten, entsprechend natürlich auch das Wassersammeln. Krebserregend ( man beachte die Ironie darin dass ein Ausrüstungsteil welches einen genau davor bei ABC Einsatz schützen sollte, genau dies verursacht! )
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Hahaha!! Ich hatte gegenüber 70 Jahre haltbarem Dosenbrot größeren Argwohn.
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Falli75:
Zitat:Was deine Ausrüstung betrifft Q.F. stört mich eigentlich nur der Poncho als Rucksackersatz. Ja Rucksäcke können stören und haben zusätzliches Gewicht. Sind aber deutlich angenehmer zu tragen als " Gerödel" und ein zusätzlich rumbau
Genau genommen ist das kein Rucksackersatz, sondern nur eine Zusatztragehilfe. Insgesamt ist die Ausrüstung so extrem leicht und passt größtenteils auch in die Jackentaschen etc, dass sie problemlos getragen werden kann. Andere Vorteile hast du ja selbst schon benannt.
Du musst mal sehen was 15 kg maximal alles in allem mit Waffen bedeutet. Das haben heute schon Helm und Weste zusammen - wenn nicht mehr. 15 kg Max ist extrem wenig und wenn man mal so ultraleicht unterwegs war will man nie wieder zu vollgestopften Rucksäcken und überladenen Chest Rigs zurück. Bin ja nun nicht mehr in der Blüte meiner Jahre, konnte aber erst dieses Jahr im Sommer hochfite und leistungsfähige junge Soldaten bei gefechtsmässigen Vorgehen und Gewaltmarsch über 70 km locker abhängen. Die waren danach komplett alle (und es war eine gewaltige Leistung das sie überhaupt ins Ziel gelangten) und hätten am nächsten Tag keinen Meter mehr marschieren können, ich hatte noch Reserven. Und um das nochmal zu betonen: die waren alle deutlich fitter als ich. Und umgekehrt hätte ich mit deren Ausrüstung das Ziel nicht mal erreicht!
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Pogu:
Zitat:Andererseits waren die Österreicher ganz begeistert von Ausrüstungsteilen, die sie selbst nicht haben. Ausgerechnet die Plattenwesten hätten ihnen aber jene taktische Verve genommen, die ihnen ihre so wunderbare Leichtigkeit überhaupt erst verschafft.
Das ist ein Aspekt der mich seit geraumer Zeit fasziniert: wenn man Soldaten in den aktuellen asymetrischen Kriegen die Wahl lässt, ob sie eine überschwere SK4 Weste tragen mit Helm und Rigg und weiterem Splitterschutz tragen wollen, oder ohne all das in einen Kampfeinsatz gehen wollen, entscheiden sie sich in der absoluten Mehrheit immer für die SK4 plus Zusätze. Will man selbst bewusst darauf verzichten wird man als verrückt betrachtet, scharf kritisiert und als Gefahr für die Einheit angesehen. Der Grund dafür ist auch ganz logisch: die aktuellen Einsätze werden von fast allen die dort sind als wertlos, sinnlos und schwachsinnig betrachtet. Dafür will man naturgemäß sein Leben nicht einsetzen, also will man dort gar nicht um alles kämpfen. Im Idealfall will man gar nicht kämpfen und wenn der Feind wegbleibt und/oder nicht gefunden wird, so wird das als Erfolg verbucht. Und natürlich will man alles unternehmen damit man selbst nicht für einen derartigen Schwachsinn ums Leben kommt.
Die Umstände welche diese Einstellung überhaupt erst produziert haben, halten ja weiter an und schon vor Jahren hätte man zu Recht niemanden mehr dazu überzeugen können dass zusätzliche Risiko für sich selbst einzugehen nur weil dies insgesamt den militärischen Erfolg befördern würde. Und jetzt, wo das Ende des Einsatzes (mit einer Niederlage endend) in Sicht ist, wird erst recht niemand ein höheres Risiko eingehen nur weil dies militärisch insgesamt überlegen wäre.
Der Verzicht auf Körperpanzerung bedeutet dass das Individuum eher einen Schaden erleiden kann, insgesamt aber die militärische Leistung steigt.
Die extreme Fixierung auf Panzerung, Körperschutz etc. ist daher gesichert auch ein Einfluss der in Wahrheit erheblichen Motivationsprobleme welche die Soldaten in Bezug auf unsere aktuellen Neo-Kolonialscharmützel haben. Und diese haben sie zu Recht !
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Der Kokon entsteht zuerst im Kopf, dann wird er zwangsläufig verkörperlicht. Irgendwann ist es nicht mehr zu übersehen ...
Für das allgemeine Verständnis der Leserschaft: Die "Leichtigkeit" der Leichten Infanterie ist keine Schikane. Sie ist sein Tarnumhang, sein fliegender Teppich und alles andere, das dem schweren Infanteristen märchenhaft anmutet. Der schwere Infanterist ist der Samurai, der leichte Infanterist ist der Ninja. Die haben sich ihre gesamte Ausstattung mit größtem Bedacht zusammengestellt. Sie haben es also bedacht ...
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Fortführung aus Schützenwaffen des 21 Jahrhunderts
Nelson:
Zitat:In meiner Vorstellung stirbt unser Infanterist während eines Großkrieges übrigens nicht in einem Schützenloch, sondern in einem Stau vor einer zerstörten Brücke, wenigstens dreißig Kilometer von jedem feindlichen Soldaten entfernt.
Vielen Dank für deine Darstellung, so verstehe ich besser wo die Unterschiede sind bzw. wie du es dir hier vorstellst. Wir haben eben nicht das gleiche Kriegsbild hier. Stau und Brücke, dass zeigt klar auf, dass du hier eine völlig andere Vorgehensweise andenkst.
Echte Leichte Infanterie steht nie in einem Stau, da sie keine Straßen benutzt. Sie benutzt allenfalls einen Stau von Zivilisten wenn sie selber in Zivil diesen zur Fuß für eine gedeckte Bewegung verwenden wollte (so geschehen im Libanon). Leichte Infanterie steht schon deshalb nicht im Stau, weil sie keine Fahrzeuge hat und benötigt daher auch keine Brücken.
In meiner Vorstellung stirbt unser Infanterist inmitten eines dichten Waldes in einem Gebüsch durch massives Artilleriefeuer nachdem eine Drohne trotz der Überdeckung eine Themalsignatur aufdecken konnte, wenigstens einen Kilometer von jedem feindlichen Soldaten entfernt (so geschehen in Berg-Karrabach).
Das Sterben wird aber nicht nur die Infanterie betreffen, es wird in allen Truppengattungen erheblich sein und überall größtenteils außer der Sichtweite des Gegners stattfinden. Das ist einfach völlig normal. Tatsächlich würde echte leichte Infanterie hier weniger gefährdet sein als Panzerbesatzungen und anderes Großgerät welches von der Abschusspriorität höher gewichtet wird und viel leichter aufzuspüren ist.
Zitat: In Europa sind die Truppenstärken zurückgegangen. In Europa ist allerdings auch alles andere zurückgegangen, was eine Kriegsführung ermöglicht.
Exakt so ist es. Und das führt zu der Frage, wie man mit den Mitteln welche real verfügbar sind eine möglichst große Kampfkraft bereit stellen kann. Dies kann aufgrund der Begrenzung der Möglichkeiten nur mit einem Primat auf der Defensive sein und mit einem Primat auf kosteneffizienten Lösungen. Für den Preis nur einer einzigen neuen Fregatte könnte man immense Mengen an Schützenwaffen, Minen und Sprengstoff beschaffen und eine erhebliche Zahl leichter Infanteristen auf ein sehr hohes Niveau hin ausbilden. Gleichzeitig bedroht eine solche Rüstung viel weniger als andere Ansätze (mechanisierte Verbände) und wirkt daher friedensstabilisierend, sie wird zudem unterschätzt und darüber hinaus kann sie auch in vielen anderen Szenarien, insbesondere in einem assymetrischen Geschehen viel besser eingesetzt werden als das was jetzt ist.
Allgemein geht heute die Tendenz hin zu einer Einheits-Infanterie, die de facto Panzergrenadiere sind. Die heutige Jägertruppe mit den GTK Boxer (selbst Gebirgsjäger erhalten GTK Boxer) ist ebenso in Wahrheit eigentlich eine Panzergrenadiertruppe wie das überall in den westlichen Streitkräften der Fall ist. Auch die Franzosen, Briten und andere rüsten ihre Infanterie mit immer stärkere gepanzerten Fahrzeugen aus und vereinheitlichen ihre Infanterie zu de facto Panzergrenadieren. Die Rolle leichter Infanterie fällt damit immer mehr an Spezialkräfte, welche aber quantitativ zu unzureichend sind. Es ist daher hier eine Lücke entstanden die man nicht nur besonders leicht und sehr kostengünstig schließen könnte, sondern deren Schließung darüber hinaus auch noch ein erheblicher militärischer Vorteil wäre.
Allgemein bin ich kein Freund einer Einheits-Infanterie, da zwingend das Gelände eine Spezialisierung erforderlich macht. Wir haben ja auch in allen anderen Bereichen spezialisierte Truppen, weil sie notwendig sind. Will man aber (aus Effizienz-Gründen etc) so weitgehend wie möglich vereinheitlichen, so sollte man eine echte leichte Einheits-Infanterie schaffen und eben nicht eine de facto mechanisierte Einheits-Infanterie. Da man Panzergrenadiere zwingend weiter benötigt so hat man schlussendlich zumindest zwei Typen von Infanterie (wobei ich Panzergrenadiere beispielsweise nicht mal als Infanterie sehe). Will man also aus kriegswirtschaftlichen Gründen vereinheitlichen, macht es am ehesten Sinn Truppen wie die Fallschirmjäger oder Gebirgsjäger abzuschaffen, dafür aber eben die Jäger-Truppe als leichte Einheits-Infanterie tatsächlich so aufzustellen, dass diese leichter strukturiert wird als dies heute selbst bei den Gebirgsjägern der Fall ist, also ohne Fahrzeuge, mit einer auf Nachschubunabhängigkeit spezialsierten Doktrin, Struktur, Bewaffnung und Ausrüstung.
Damit wird eine solche leichte Einheits-Infanterie zugleich uneingeschränkt Luftsturmtauglich.
Zitat:Derweil ist das Missverhältnis zwischen eigenen Kräften und Feindkräften im Baltikum so groß, dass es dort schlichtweg keinen Krieg geben wird. Entweder, die Russen marschieren ein - dann gibt es zwei bis drei Tage Lang Kämpfe um bestimmte militärische Anlagen und (falls die jeweiligen Regierungen dies riskieren wollen) die Hauptstädte. Derweil stehen unsere Truppen gleich welcher Art vor zerbombten Brücken und alle Augen richten sich auf Washington. Entweder, Washington gibt das Baltikum auf, oder es setzt Atombomben ein, oder wir sammeln einige Monate lang alle Kräfte, um dann Ostpreußen und die Suwalik-Enge anzugreifen. Am Wahrscheinlichsten ist Szenario A.
Solange wir die dortigen Militärs fast dazu nötigen ebenfalls mechanisierte Einheiten aufzustellen und ihnen GTK Boxer verkaufen (aus Gewinngier und nicht aus militärischer Sinnhaftigkeit) kann ich dir nur zustimmen. Tatsächlich aber wäre das Baltikum durchaus in der Art verteidigbar, dass die Russen erheblich länger brauchen würden es zu besetzen und dafür erheblich mehr Truppen benötigen würden.
Das Baltikum könnte Wochen und in Teilen sogar Monatelang Kampfplatz sein und erhebliche Zahlen russischer Einheiten binden, wenn man dort nur sinnvoll rüsten würde. Es wäre leicht möglich mit ganz anderen militärischen Konzepten das Baltikum in ein Gebiet zu verwandeln, dass schon im ersten Auftakt den russischen Streitkräften horrende Verluste zufügt und einen Gros der real vorhandenen russischen Militärkapazität bindet. Nur dadurch würden dann Alternativen zu Aufgeben oder mühsamer Rückeroberung aus weiter Ferne überhaupt erst möglich werden.
Zitat:Die Armee, die dem beschriebenen Ideal gerade am nächsten kommen dürfte, ist die Zahal.
Rein persönlich war ich immer von der Armee der Schweiz fast am meisten begeistert, aber auch in der Schweiz hat der Niedergang eingesetzt und man entfernt sich immer mehr von dem was in Kalter Krieg Zeiten noch da war.
Zitat:Ich verstehe deinen Ansatz, glaube aber nicht, dass er in größeren Maßstäben offensiv für die Bundeswehr umsetzbar ist.
Die Frage ist, was diese Bundeswehr so wie sie heute aufgestellt ist überhaupt leisten könnte. Das reicht ja weit über die Frage der Infanterie hinaus. De facto ist diese Bundeswehr hier und heute Kriegsunfähig. Verbleibt die Frage, wie man überhaupt zumindest in Bezug auf die Landesverteidigung und die Frage von assymetrischen Einsätzen im Inneren dieser Bundesrepublik eine ausreichende Kampfkraft an sich wieder herstellen soll. Man müsste zunächst erstmal hier die Defensiven Fähigkeiten stärken, von einer Offensivkraft sind wir aktuell derart weit entfernt, dass es eigentlich ohnehin ausgeschlossen ist, dass wir irgendwo in einem ernsthaften Krieg ernsthaft offensiv vorgehen könnten. Gerade deshalb mein Primat darauf, zuerst mal eine ausreichend große leichte Infanterie aufzustellen und dann erst mit anderen Dingen fortzufahren. Das reicht zudem wie geschrieben weit über die Frage eines großen konventionellen Krieges hinaus hin zur in den nächsten Jahrzehnten höchstwahrscheinlich zwingend notwendig werdenden Einsatz im Inneren hin zu sozialkulturellen Fragen.
Rein offensiv aber ist der Einsatz solcher Infanterie durchaus auch möglich. Heute hat die Kriegsführung aufgrund der immens gesteigerten Waffenwirkung in ihrer Geschwindigkeit abgenommen, Verbände stoßen nicht mehr so schnell vor weil dies gar nicht mehr möglich ist ohne inakzeptable Risiken. Die notwendige Dislozierung und das schwierige Zusammenführen der dislozierten Kräfte, die Notwendigkeit der Tarnung und das ebenfalls zwingend notwendige und stark beanspruchende ständige Verlegen auf taktischer Ebene ohne dass man dabei operativ voran käme – haben heute zwingend zur Folge, dass selbst vollmechanisierte Verbände operativ immer langsamer werden (Buchempfehlung in diesem Kontext: Military Power von Stephen Biddle). Das interessante ist, dass heute Infanterie zu Fuß ohne jede Fahrzeuge tatsächlich vom operativen Tempo mit mechanisierten Verbänden in etlichen Fällen mithalten könnte – das hängt aber natürlich wiederum stark vom Gelände ab.
Zitat: Aber bei offensiven Maßnahmen stellt sich doch die Frage: Wie manövrieren deine leichten Infanteristen den Gegner erst einmal so sehr aus, dass sie überhaupt nennenswert in die Tiefe des Raumes kommen? Und wenn sie in der Tiefe sind, wie versorgst du sie? …...die lützowschen Schaaren und ihre Zeitgenossen sind so ziemlich der letzte deutsche Verband, der meines Wissens nach in einem Großkrieg ansatzweise so operiert hat, wie Du es planst.
Amüsant dass du hier Lützow nennst, da die Schwarzen Jäger seit Jahrzehnten ein Thema sind welches mich begeistert und inspiriert hat. Tatsächlich war der Anteil der Jäger in seiner Einheit gar nicht so groß, aber gerade in dem Jäger-Detachment war der Anteil von Studenten besonders groß und gerade die Jäger machten den Gros der militärischen Leistung dieser Einheit aus.
Interessant und sehr aufschlußreich sind hier die Desertionsquoten: während allgemein im Freikorps fast jeder Vierte desertiert, waren es bei den von Studenten geprägten eigentlichen Jägern gerade mal nur jeder hundertste. Bereits die schwarzen Jäger zeigen auf, dass man gerade für die Infanterie die beste personelle Auswahl benötigt und hier das beste Menschenmaterial sammeln muss, statt wie es bei dieser Bundeswehr heute ist genau das Gegenteil zu tun.
Wie aber manövriert heute leichte Infanterie offensiv in den gegnerischen Raum hinein? Wenn die Umstände es gestatten (Flüchtlingsbewegungen, Gelände, Kriegslage, Abnutzung gegnerischer Großsysteme etc) schlicht und einfach zur Fuß. Wenn man 30 Kilometer am Tag zurück legt, ist man nicht viel langsamer als ein mechanisierter Verband heutzutage und hat man in einer Woche bereits 210 km zurück gelegt. Nach zwei Wochen 420 Kilometer und in der Zeitdauer des Berg-Karrabach Konfliktes beispielsweise (ca 4 Monate) könnte man ad extremum bereits 3360 Kilometer zurück legen. Das sind natürlich nur rein theoretische Werte, sie sollen lediglich aufzeigen, dass man heute die unspektakuläre Bewegung zur Fuß drastisch unterschätzt und die operative Geschwindigkeit mechanisierter Verbände drastisch überschätzt.
Noch darüber hinaus ist eine solche von allen eigenen Fahrzeugen befreite Infanterie jederzeit dazu in der Lage sich zivile Fahrzeuge in Feindesland zu requirieren, ebenso wie sie zivile Fahrzeuge in der Heimat requirieren könnte. Mit ensprechenden landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Fahrzeugen kann man teilweise besser querfeldein agieren als dies heute mit vielen militärischen Radpanzern möglich ist.
Noch darüber hinaus ist eine solche leichte Infanterie vollumfänglich und ohne Einschränkung der Kampfkraft lufsturmtauglich. In dem Ausmaß in dem nach relativ kurzer Zeit die feindliche Luftraumverteidigung Lücken aufweist und schließlich zumindest in bestimmten Räumen bzw. temporär zusammen bricht, werden aufgrund der Räume mit sehr geringer Truppendichte in Osteuropa Luftsturmoperationen möglich, welche beispielsweise genau die Achillesferse der russischen Armee, nämlich ihre Versorgungslinien und rückwärtigen Dienste bedrohen. Gerade weil die Russen sehr weitgehend auf Mechanisierung und Artillerie setzen und zugleich unterentwickelte und anfälligere Strukturen für die Versorgung derselben haben, sind diese selbst für relativ schwache Verbände sehr verwundbar. So könnte hier eine verstärkte Kompanie bereits ausreichen wenn sie an der richtigen Stelle angesetzt wird eine ganze russische Brigade weitgehend in ihrer Kampfkraft einzuschränken. Dazu treten dann noch weiter in die Tiefe reichende Angriffe auf die feindliche Infrastruktur (womit die Russen übrigens rechnen weshalb sie gerade eben einen so starken Wert auf die Schwimmfähigkeit ihrer Fahrzeuge legen und so große Truppenstärken bei Kräften der Inneren Sicherheit (Innenministerium, Grenzschutz, geschlossene Einheiten der Polizei, paramilitärische Verbände) aufgestellt haben.
Da sich mit dem Vordringen eine immer stärkere Dislozierung ergibt, ändern sich dabei auch die Ziele. Der Auftrag wechselt dann immer mehr vom Kampf gegen feindliche Einheiten hin zum Angriff auf rückwärtige Dienste des Feindes sowie dessen Infrastruktur und schließlich hin zur Aufklärung. Vor allem aber bindet selbst die Präsenz recht schwacher eigener Kräfte hier erhebliche Truppenzahlen des Feindes, welche dieser dann nicht an der Front zu einem Schwerpunkt gegen uns zusammen fassen kann und zieht automatisch die feindlichen Streitkräfte auseinander in deren eigenes Hinterland. Der Feind kann gar nicht anders als dann die an der Front befindlichen Gebiete noch weiter auszudünnen, da sonst seine Versorgungslinien zwingend beeinträchtigt werden würden und dadurch seine Kampfkraft „an der Front“ deutlich vermindert würde.
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In Österreich waren wir auf das Bedrohungsbild "Ost" ausgerichtet. Sowjetverbände waren ohne große Vorwarnzeit in der Lage in den flachen Ostteil unseres Landes einzufallen. Aller Berechnungen nach auch noch in Höchstgeschwindigkeit.
Unsere Jagdkampfverbände (taktisch waren das verstärkte Züge. Kompanien waren nur Verwaltungseinheiten.) hätten sich planmäßig NICHT überrollen lassen. Wir wären einfach allesamt überrollt worden. Da hat sich auch die NATO keine Illusionen gemacht. Und darauf aufbauend war alles hin konzipiert (Spannocchi-Doktrin). Eine Situation ganz ähnlich etwa Estland. Estland besteht militärgeographisch aus einer Stadt und einer Straße. Weder qualitativ noch qualitativ haben sie irgendetwas aufzubieten, das eine nachbarliche Großmacht bei einem etwaigen Einfall auch nur verlangsamen würde - geschweige denn aufhalten. Deshalb müssen sie sich was anderes einfallen lassen, und das tun sie durchaus auch. Das realistischste ist zugleich auch das produktivste: Minen! Minen und kreative Ideen sie anzuwenden und einzusetzen.
Mit unseren völlig veralteten Saurer Schützenpanzer hätten wir auch nicht gekämpft wie deutsche Panzergrenadiere. Das konnten wir einfach nicht. Und die moderneren Nachfolger sind ohnehin nicht mehr für einen Landesverteidigungskrieg vorgesehen gewesen.
Der Gruppenkommandant führte Grenadiergruppe und Schützenpanzer zugleich. Nur in Ausnahmefällen wurden die Schützenpanzer zusammengefasst. Wir hatten feindliche Kräfte mit unserem Verhalten (nach Möglichkeit) zu überfordern, nicht mit unserer Ausrüstung. Das österreichische BH ist sehr klein, wir müssen Opfer vermeiden, weil wir da keinerlei Ressourcen haben. Wir wissen eh, daß "der Russe" uns alles abdreht, was wir uns da organisieren wollen. Deshalb ist Österreich eher generös mit kleinen Ausrüstungsdepots ausgestattet gewesen. Deshalb war die größte Tugend des österreichischen Soldaten, und das hat man jedem Grundwehrdiener eingetrichtert, seine Fähigkeit zur Improvisation! Und wie man sieht, die Sowjets haben wir damit abgehalten! ;-)
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Ich habe noch etwas in den alten Fotos gekramt und kann das nun auch mit Fotos etwas besser zeigen:
¹ Die Gruppe sitzt ab. So weit so gut.
Absitzen
² Die Gruppe geht abgesessen vor. Man beachte den SPz, der von mir als GrpKdt sozusagen im Schlepptau gehalten wird. Vielleicht als Schwerpunktwaffe der Gruppe anzusehen.
Vorgehen
³ Hier bin ich mit Teilen meiner Gruppe (wir waren 10 Mann). Vorne und hinten sieht man jeweils einen Mann ohne Splitterschutzweste und ohne Messer an der linken Schulter stehen (Letzteres habe ich hier auf diesem Bild auch nicht. Ich kann mich nicht mehr erinnern warum). Das sind Fahrer und Bordschütze, die ebenfalls abgesessen den infanteristischen Kampf zu führen haben (Hochrealistische Übungsannahme: SPz ausgefallen).
Posieren
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