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Eine interessante Einschätzung zur innenpolitischen Lage in Israel, die wir hier ja auch schon einmal im Kontext der aktuellen Krise in Gaza angesprochen hatten. Und es geht ziemlich genau um das Thema, dass Netanjahu eben nicht - wie gerne kolportiert - als "Hardliner" blind zuzuschlagen gedachte, sondern den Druck in seiner Koalitionsmannschaft auszubalancieren suchte (und zugleich diesem standhalten wollte). Der Streit mit Israel Beitanu diese Woche zeigte ja schon die Problematik auf.
Und es wird recht schnell deutlich, dass Netanjahu eben keineswegs der brachiale "Falke" ist, sondern im Gegenteil die wirklichen Rechtsausleger und Scharfmacher um Lieberman, Bennett und Co. auf Distanz zu halten sucht, indessen aber auch zugleich versucht, seine vakante Koalition zusammenzuhalten. Und das zu einem Zeitpunkt, wo beständig Raketen auf Südisrael fallen. Man kann ihn insofern nicht für die Gesamtsituation beneiden, aber es wird deutlich, wie überlegt und zurückhaltend Netanjahu bislang agiert (hat)...
Zitat:Israel
Als Netanjahu der Kragen platzte
Der Konflikt mit der Hamas stellt die israelische Regierung auf die Probe. Kabinettsmitglieder fallen Ministerpräsident Netanjahu in den Rücken. Aber der lässt sich nicht alles bieten.
Am Dienstagabend hatte Benjamin Netanjahu genug. Er entließ den stellvertretenden Verteidigungsminister Danny Danon. Der Regierungschef hielt dem jungen Likud-Politiker „verantwortungslose“ Äußerungen vor, die zuletzt sogar die Hamas für ihre Zwecke benutzt habe. Danon gehört zu den israelischen Politikern, die sich wünschen, dass die Armee viel härter in Gaza durchgreift. Die Annahme des ägyptischen Vorschlags einer Waffenruhe nannte er deshalb „erniedrigend“. Er sei nicht bereit, die „schwache und linkslastige“ Politik des Ministerpräsidenten hinzunehmen, sagte er über Netanjahu [...].
Danon ist nicht der einzige Politiker, der trotz der laufenden Militäroffensive Netanjahu mit harten Worten attackiert. Obwohl Außenminister Avigdor Lieberman und Wirtschaftsminister Naftali Bennett das politische Dauerfeuer eröffnet haben, wagt Netanjahu nicht, ihnen den Stuhl vor die Tür zu setzen, denn das würde das Ende seiner Regierungskoalition bedeuten. Beide Minister hatten sich am Dienstag bei der Abstimmung über die von Ägypten vorgeschlagene Waffenruhe nicht nur der Stimme enthalten, sondern sogar dagegen votiert. [...]
Netanjahus zurückhaltendem Vorgehen im jüngsten Gaza-Konflikt können viele Israelis grundsätzlich etwas abgewinnen. Sogar Politiker linker Parteien loben ihn dafür, während sich seine eigenen Wähler viel schwerer damit tun - wie vielleicht auch er selbst.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/israel-als-netanjahu-der-kragen-platzte-13048981.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 48981.html</a><!-- m -->
Schneemann.
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Das kann man loben… innenpolitisch könnte es ihm jedoch Probleme bereiten. Es gibt Stimmen in den israelischen Medien, die einen weiteren Rechtsruck für möglich halten wenn Netanyahu den Waffengang nicht auf befriedigende Art und Weise zu Ende bringen kann.
Nach dem Split von Likud und Beitenu ist es in der dynamischen Parteienlandschaft Israels nicht undenkbar, dass nicht Likud sondern Bayit Yehudi oder eben Yisrael Beitenu stärkste Kraft wird. Der nächste Premierminister hieße dann Benett oder Liebermann, denn Netanyahu wird es kaum hinbekommen den Likud in eine Mitte Links Koalition mit Labor, Yesh Atid und den Religiösen zu bringen (wenn das dann überhaupt reichen sollte).
Und zur Stimmung im Land: Nach einer repräsentativen Umfrage lehnte eine absolute Mehrheit der Israelis den versuchten Waffenstillstand mit der Hamas ab. Das Volk will mehr – wenn Netanyahu nicht liefert wird man ihm die Schild geben wenn es in ein paar Monaten wieder von vorne losgeht.
(edit meint das steht auch sogar im Artikel)
Anyways,
Zitat:Call-up of 8,000 more reservists okayed
The cabinet approves the call-up of another 8,000 IDF reservists, Channel 2 reports, which would bring the maximum number to 50,000
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.timesofisrael.com/day-9-netanyahu-vows-intensified-strikes-after-hamas-rejects-ceasefire/">http://www.timesofisrael.com/day-9-neta ... ceasefire/</a><!-- m -->
Ich denke, dass das ein klarer Hinweis ist, die Bodenoffensive wird kommen. Gibt keinen Grund für diese Mobilisierung wenn man nicht reingehen und es bei Show of Force belassen will.
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Zitat:Israeli troops begin ground invasion of Gaza
Campaign launched to neutralize Hamas tunnels; US calls on Israel to ‘redouble efforts’ to protect civlians
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.timesofisrael.com/#ixzz37l1AXjGB">http://www.timesofisrael.com/#ixzz37l1AXjGB</a><!-- m -->
[...]
Dazu eine Erklärung des Primierministers:
Zitat:"The Prime Minister and Minister of Defense ordered the IDF to launch a ground operation in order to strike terror tunnels from Gaza into Israel. These are the very terror tunnels Hamas used to infiltrate Israeli territory this morning, in order to carry out a massive terror attack.
The Prime Minister and the Minister of Defense ordered the IDF to prepare for the expansion of their ground operation. The order for tonight's operation received the cabinet's approval after Israel accepted the Egyptian ceasefire proposal and Hamas rejected it.
In addition, Hamas did not respect the humanitarian ceasefire initiated by the UN, and continued to fire at Israel during the ceasefire. In light of Hamas's incessant criminal aggression, and the dangerous infiltration into Israel, Israel is obliged to protect its citizens.
Operation Protective Edge will continue until it fulfills its mission -- restoring quiet to Israel's citizens for a prolonged period of time while dealing a significant blow to the infrastructure of Hamas and the rest of the terror groups in the Gaza Strip."
von hier: <!-- m --><a class="postlink" href="https://www.facebook.com/Muqata">https://www.facebook.com/Muqata</a><!-- m -->
Zitat:IDF announces recruitment of extra 18.000 reservists
Ynetnews
Damit dürften seit beginn der Feindseligkeiten ca. 70.000 Mann mobilisiert worden sein. Das ist vergleichbar mit Pillar of Defense vor 2 Jahren.
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Ein ARD Reporter vor Gaza meldet aktuell gewaltige Panzerbewegungen: <!-- m --><a class="postlink" href="https://twitter.com/rc_schneider">https://twitter.com/rc_schneider</a><!-- m -->
Über 100 Panzerfahrzeuge sollen auf Gaza zurollen. Das wären wohl mindestens zwei Panzerbrigaden. Deutet wohl darauf hin, dass die Armee die totale Eskalation aktiv vorbereitet.
Wenn Hamas nicht bald die Kurve kriegt kann das bis zum bitteren Ende gehen.
Die politische mediale Situation ist jedenfalls so günstig für Israel wie selten, erst Recht nach dem Flugzeugabschuss gestern in der Ukraine.
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Ein Kommentar eines deutschen Journalisten in Israel ...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/nahostkonflikt-alle-zeichen-auf-krieg-1.2052536">http://www.sueddeutsche.de/politik/naho ... -1.2052536</a><!-- m -->
Zitat:19. Juli 2014 14:53
Nahostkonflikt
Alle Zeichen auf Krieg
Wenn es mit Gewalt nicht geht, versuchen wir es mit noch mehr Gewalt: Diesem alten nahöstlichen Macho-Motto folgt Israel mit der Bodenoffensive. Das Land kann dabei wenig gewinnen, aber viel verlieren. Mit jedem getöteten palästinensischen Kind bröckelt der internationale Rückhalt.
Ein Kommentar von Peter Münch, Tel Aviv ...
...
die israelische Armee hat jenseits aller Drohgebärden präpotenter Politiker den Bodenkrieg nicht gewollt: Er ist ihr aufgezwungen worden von der Hamas, die sie hineingezogen hat in diesen Krieg. Weil die Islamisten auch nach zehntägigem Bombardement aus der Luft noch keinerlei Zeichen der Schwäche zeigten, sollen sie nun am Boden in die Knie gezwungen werden. Das folgt einem alten nahöstlichen Macho-Motto: Wenn es mit Gewalt nicht geht, versuchen wir es eben mit noch mehr Gewalt. Wohin das führt, weiß keiner mehr vorherzusagen.
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat also aus gutem Grund gezögert, und aus ebenso guten Gründen hat er nun die Losung von einer "begrenzten Bodenoperation" ausgegeben: Vorrangiges Ziel der Aktion sei die Zerstörung von Tunnelanlagen. Doch wer einmal auf dem abschüssigen Weg in den Morast des Gazastreifen hineingerutscht ist, der wird sich der Dynamik des Konflikts kaum mehr entziehen können.
Die Invasion des Gazastreifens ist für Israel hoch riskant
Klar ist, dass die Hamas nun ein Heimspiel hat. Ihre mehr als 10 000 Kämpfer der Kassam-Brigaden bewegen sich im Gazastreifen wie die Fische im Wasser. Sie hatten genug Zeit, sich auf dieses Szenario vorzubereiten. Sie haben ihre Waffenlager und Verstecke, sie können auf die Unterstützung der Bevölkerung zählen. Ihr Ziel wird es sein, Israels Soldaten in einen Häuserkampf hineinzuziehen, um all diese Vorteile ausspielen zu können. Das Ergebnis ist dann ein schmutziger und blutiger Krieg - und der dürfte in erster Linie nicht zum Problem für die Hamas, sondern für Israel werden.
...
... und die derzeitigen Fakten ...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/ausweitung-der-israelischen-bodenoffensive-panzer-schaffen-pufferzone-im-osten-von-gaza-1.2054362">http://www.sueddeutsche.de/politik/ausw ... -1.2054362</a><!-- m -->
Zitat:19. Juli 2014 18:32
Ausweitung der israelischen Bodenoffensive
Panzer schaffen Pufferzone im Osten von Gaza
Trotz zahlreicher Opfer weitet Israel seine Bodenoffensive aus. Mittlerweile kontrollieren die Streitkräfte einen drei Kilometer langen Streifen im Osten des Gazastreifens. Zehntausende Bewohner von Flüchtlingscamps im Zentrum des Gazastreifens sind aufgerufen, die Lager zu verlassen.
....
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Nightwatch:
Zitat:Wenn es denn überhaupt existiert ist die Demographie ein sehr langfristiges Problem. Bis es mal wirklich relevant wird kann sehr viel passieren.
Die Demographie ist schon jetzt das Hauptproblem im Gazastreifen: Der Gazastreifen ist bereits hier und heute viel zu dicht besiedelt (zu viele Menschen, zu wenig Raum). Die Geburtenraten im Gazastreifen sind hoch. Die Bevölkerung von Gaza wird ständig jünger.
Bereits jetzt kann die Mehrzahl der Menschen im Gazastreifen unter keinen wie auch immer gearteten Umständen existieren, wenn sie nicht von Israel mit durchgefüttert werden würde.
Wohlstand, Arbeit etc oder was hier sonst noch für Phantasien von anderen Nutzern geäußert wurden sind somit unmöglich, Gewalt daher die zwingende Folge des demographischen Problems. Die Herrschaft der Hamas, die ganze Gewalt, die Raketen jetzt, alles Folgen der Demographie.
Und langfristig hat Israel da noch ganz andere extreme Probleme, ich meinte explizit nur die der Gegenwart. Die Palis sind bereits hier und jetzt viel zu viele und daher sind ihre Gebiete bereits hier und jetzt niemals lebensfähig oder funktionstüchtig. Daher kann jeder Pali Staat nur scheitern, insbesondere im Gaza-Streifen. Die zwingende Folge: immer extremere und immer häufigere Gewalt - eine Spirale der Gewalt die erst aufhören wird, wenn die demographische Spirale aufhört sich aufwärts zu schrauben und entsprechend wieder abwärts geht.
Zur Zeit hat Gaza fast 1,9 Millionen Einwohner (für die schon jetzt kein Platz da ist). Mehr als die Hälfte dieser Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt, ca 40% sind unter 12 Jahre alt. Das Durchschnittsalter der gesamten Bevölkerung in Gaza liegt bei 18 Jahren. Bevölkerungswachstum ca 3% pro Jahr (man beachte hier den "Zinseszins"), dass macht ca 33 Geburten pro 1000 Einwohner und trotz aller Gewalt gerade mal 3 Tote pro 1000 Einwohner, also ein Plus von 30 Menschen pro 1000 Einwohner und die Uhr beschleunigt sich ständig.
Nightwatch: erklär mir mal, wie Israel diese Entwicklung auf Dauer ohne Völkermord lösen will?! Den Völkermord und ethnische Säuberung sind die zwingenden Konsequenzen dieser wahnwitzigen Vermehrung!
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Quintus Fabius schrieb:...
Die Demographie ist schon jetzt das Hauptproblem im Gazastreifen: Der Gazastreifen ist bereits hier und heute viel zu dicht besiedelt (zu viele Menschen, zu wenig Raum). Die Geburtenraten im Gazastreifen sind hoch. Die Bevölkerung von Gaza wird ständig jünger.
Bereits jetzt kann die Mehrzahl der Menschen im Gazastreifen unter keinen wie auch immer gearteten Umständen existieren, wenn sie nicht von Israel mit durchgefüttert werden würde.
Wohlstand, Arbeit etc oder was hier sonst noch für Phantasien von anderen Nutzern geäußert wurden sind somit unmöglich, Gewalt daher die zwingende Folge des demographischen Problems. Die Herrschaft der Hamas, die ganze Gewalt, die Raketen jetzt, alles Folgen der Demographie.
Und langfristig hat Israel da noch ganz andere extreme Probleme, ich meinte explizit nur die der Gegenwart. Die Palis sind bereits hier und jetzt viel zu viele und daher sind ihre Gebiete bereits hier und jetzt niemals lebensfähig oder funktionstüchtig. ... nach Deiner Logik hätten z.B. Hongkong, Macao oder Singapur nie Wohlstand und Prosperität erreichen können.
Solange die Blockade aufrecht erhalten wird, hast Du recht. Eine dicht bevölkerte Stadt, die sich ohne Hinterland entwickelt, ist aber nichts ungewöhnliches. Entscheidend dafür ist, dass das fehlende Hinterland dann durch Kontakte "über See" ausgeglichen werden kann.
Ein Ende der Blockade ist also Voraussetzung für Prosperität.
Allerdings gibt es durchaus auch Stimmen, wonach Israel den Konflikt braucht, um sich als die moralisch überlegene Seite (Warnung der Palästinenser vor Angriffen) darstellen zu können.
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Quintus Fabius schrieb:Nightwatch: erklär mir mal, wie Israel diese Entwicklung auf Dauer ohne Völkermord lösen will?! Den Völkermord und ethnische Säuberung sind die zwingenden Konsequenzen dieser wahnwitzigen Vermehrung! Die Tendenzen die du beschreibst sind da, keine Frage. Es ist jedoch noch einiges Luft nach oben, sodass die Situation noch auf Jahrzehnte hinaus stabil gehalten werden kann.
Was kommt dann jenseits der Mitte des Jahrhunderts? Wer weiß das schon. Womöglich gibt es technologische Entwicklungen die dieses Problem lösen, oder die Zivilisation ist soweit zusammengebrochen, dass es niemanden interessiert was da passiert oder nicht passiert.
Du hast Recht, das die Situation wenn man sie von heute in die Zukunft extrapoliert nur kollabieren kann. Aber solche Prognosen sind genauso sinnig wie die der befürchtete Kollaps durch Pferdekutschen im letzten Jahrtausend.
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Einige Schlagzeilen von heute:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/gaza-israel-weitet-bodenoffensive-gegen-hamas-aus-a-981972.html#ref=rss">http://www.spiegel.de/politik/ausland/g ... ml#ref=rss</a><!-- m -->
Zitat:Bodenoffensive gegen Hamas: Menschen in Gaza flüchten zu Fuß vor Israels Panzern
Auf beiden Seiten steigen die Opferzahlen, doch die Kriegshandlungen gehen weiter: Israel hat am Morgen Gaza-Stadt beschossen, Tausende Bewohner fliehen.
Sonntag, 20.07.2014 – 07:27 Uhr ...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/international/israel-weitet-bodenoffensive-weiter-aus-1.18347131">http://www.nzz.ch/international/israel- ... 1.18347131</a><!-- m -->
Zitat:Luftangriffe auf den Gazastreifen
Israel weitet Bodenoffensive weiter aus
Vor 57 Minuten
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.blick.ch/news/ausland/tausende-auf-der-flucht-israel-bombardiert-gaza-stadt-id2996927.html">http://www.blick.ch/news/ausland/tausen ... 96927.html</a><!-- m -->
Zitat:Tausende auf der Flucht
Israel bombardiert Gaza-Stadt
GAZA - Die israelische Armee hat heute Morgen die Stadt Gaza unter massiven Beschuss genommen. Tausende Palästinenser flohen aus dem östlichen Stadtteil Schedschaija. Auf den Strassen lagen zahlreiche Leichen.
Publiziert: vor 35 Minuten, Aktualisiert: vor 3 Minuten
....
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Die IDF hat die Bodenoffensive in den letzten 12 Stunden noch einmal deutlich intensiviert. Man führt immer weitere Verbände heran und dringt tiefer in den Gazastreifen ein. Heute morgen kam es dann auch zu den schwersten Artillerieangriffen während der Offensive mit schweren Verlusten auf palästinensischer Seite.
Auch auf israelischer Seite gibt es Verluste, fünf tote Soldaten und an die 60 Verletzte sind bestätigt (darunter der drusische Kommandeur der Golani Brigade) und es gibt momentan Gerüchte von weiteren schweren Verlusten.
In diesem Zusammenhang gibt es wohl eine regional begrenzte zweistündige Feuerpause in Sajayia (Ortsteil von Gaza Stadt). Eine Feuerpause für den ganzen Gazastreifen wurde von Israel wohl zurückgewiesen.
Gestern gab es im übrigen auch Meldungen, wonach die IDF davon ausgeht, dass die Hamas die Hälfte ihrer Raketen verbraucht oder verloren hat. Mal sehen ob man am Ende dieser Operation irgendein Konstrukt findet, dass dann wenigstens mittelfristig die Situation mal ändert. Gibt dazu etwa den mE sehr interessanten Vorschlag die von Israel und den USA ausgebildeten Fatah Sicherheitskräfte im Philadelphia Korridor zu stationieren.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/gaza-angriffe-rotes-kreuz-und-hamas-wollen-drei-stunden-waffenruhe-a-981988.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/g ... 81988.html</a><!-- m -->
Zitat:Nach Angriffen auf Gaza: Hamas und Israel zu kurzer Feuerpause bereit
Dutzende Menschen starben bei den jüngsten Angriffen von Israels Armee auf Gaza-Stadt. Jetzt haben sich die Hamas und Israel zu einer Feuerpause bereit erklärt, damit Tote geborgen werden können.
tag, 20.07.2014 – 12:40 Uhr Hamburg - Auf Vermittlung des Roten Kreuzes haben sich die Hamas und die israelische Armee auf eine zweistündige Feuerpause in Schedschaija geeinigt, einem östlichen Stadtteil Gazas. Mit der Waffenruhe, die um 12.30 Uhr deutscher Zeit begonnen hat, soll Rettungswagen ermöglicht werden, Tote zu bergen und sich um Verletzte zu kümmern.
...
Auf die Angriffe auf Schedschaija angesprochen, hatte eine Sprecherin des israelischen Militärs gesagt, die Bewohner hätten zuvor Bandansagen erhalten, mit der Aufforderung, die Gegend zu verlassen.
...
da soll man sich nicht täuschen - ein Ende des Konflikts ist damit noch nicht eingeläutet. "Vorschläge", wie den von Israel ausgebildeten Fatah-Sicherheitskräften die Kontrolle in Bereichen von Gaza zu verschaffen, können aus Sicht der Hamas nur als Provokation und Aufforderung zur Kapitulation verstanden werden.
Die Fatah (säkulär wie die Baath-Partei) und die von Katar und der Türkei unterstützte Hamas (politisch auf islamischer Grundlage wie die Muslimbrüder) sind politische Rivalen. Der "lachende Dritte" wären die von den Saudis unterstützten Salafisten - oder gar islamistische Terroristen und Dschihadisten a'la ISIS.
Aber Israel braucht ja den Konflikt, damit sich die israelische Gesellschaft mit der zitieren "Aufforderung, die Gegend zu verlassen" als moralisch überlegen fühlen kann. Nur: wohin sollen die so gewarnten Zivilisten? Der gesamte Gaza-Streifen - halb so groß wie Hamburg oder Berlin, aber genauso dicht besiedelt - ist Kampfgebiet.
"Moralisch überlegen" wäre Israel, wenn es die Blockade beenden und der Bevölkerung des Gaza-Streifens zumindest über das Meer eine Anbindung an die Weltwirtschaft und damit eine entsprechende Entwicklungsmöglichkeit geben würde.
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Erich schrieb:] da soll man sich nicht täuschen - ein Ende des Konflikts ist damit noch nicht eingeläutet. "Vorschläge", wie den von Israel ausgebildeten Fatah-Sicherheitskräften die Kontrolle in Bereichen von Gaza zu verschaffen, können aus Sicht der Hamas nur als Provokation und Aufforderung zur Kapitulation verstanden werden.
Die Fatah (säkulär wie die Baath-Partei) und die von Katar und der Türkei unterstützte Hamas (politisch auf islamischer Grundlage wie die Muslimbrüder) sind politische Rivalen. Der "lachende Dritte" wären die von den Saudis unterstützten Salafisten - oder gar islamistische Terroristen und Dschihadisten a'la ISIS. Es wäre schon einiges gewonnen wenn die Hamas nicht mehr so schnell und gründlich nachrüsten kann.
Nachdem Ägypten schon einen Großteil der Schmuggeltunnel geschlossen hat, wären Sicherheitskräfte der Konkurrenzorganisation im Grenzgebiet eine weitere Möglichkeit, der Hamas die Aufrüstung zu erschweren. Zusätzlich wären sie dann wohl eher mit sich selber beschäftigt als mit Israel.
Natürlich birgt so ein Versuch das Risiko, dass durch eine zu weitgehende Schwächung der Hamas noch radikalere Kräfte Aufschwung gewinnen. Aber auch die hätten dann Probleme nachzurüsten und irgendwie muss sich die Situation auch mal weiterentwickeln.
Erich schrieb:Aber Israel braucht ja den Konflikt, damit sich die israelische Gesellschaft mit der zitieren "Aufforderung, die Gegend zu verlassen" als moralisch überlegen fühlen kann. Nur: wohin sollen die so gewarnten Zivilisten? Der gesamte Gaza-Streifen - halb so groß wie Hamburg oder Berlin, aber genauso dicht besiedelt - ist Kampfgebiet. Nö eben nicht. Es gibt von der IDF ausgewiesene Zonen in die man gehen soll. Diese Gebiete werden nicht angegriffen.
Erich schrieb:"Moralisch überlegen" wäre Israel, wenn es die Blockade beenden und der Bevölkerung des Gaza-Streifens zumindest über das Meer eine Anbindung an die Weltwirtschaft und damit eine entsprechende Entwicklungsmöglichkeit geben würde. Mit dem Ergebnis das die Hamas ungehindert aufrüsten kann. Das wird selbstverständlich niemals passieren.
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Zitat:IDF resumes shelling in Gaza's Shejaia area after Hamas breaks humanitarian cease-fire
Fighting resumed in the Gaza neighborhood of Shejaia on Sunday less than an hour after a "humanitarian truce" was agreed to allow the evacuation of wounded from the area.
The IDF said its forces were shot at shortly after the two-hour truce, facilitated by the Red Cross, had begun at 1:30 p.m., and that it had resumed combat operations. Hamas had no immediate comment on Israeli allegations it had breached the ceasefire.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.jpost.com/Operation-Protective-Edge/IDF-intensifies-artillery-and-air-attacks-in-Gazas-Shejaia-area-363532">http://www.jpost.com/Operation-Protecti ... rea-363532</a><!-- m -->
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Erich:
Zitat:nach Deiner Logik hätten z.B. Hongkong, Macao oder Singapur nie Wohlstand und Prosperität erreichen können.
Solange die Blockade aufrecht erhalten wird, hast Du recht. Eine dicht bevölkerte Stadt, die sich ohne Hinterland entwickelt, ist aber nichts ungewöhnliches. Entscheidend dafür ist, dass das fehlende Hinterland dann durch Kontakte "über See" ausgeglichen werden kann.
Ein Ende der Blockade ist also Voraussetzung für Prosperität.
Prosperität setzt mehr voraus als offene Grenzen und freien Handel. Die erheblichen Unterschiede zwischen den genannten Beispielen und dem Gaza-Streifen sollten dir als gebildetem Menschen eigentlich offensichtlich sein. Sei es die geographische Lage (Singapur), sei es der Sonderstatus als Stützpunkt ehemaliger Weltreiche (Singapur, Hongkong, Macao), sei es die Kultur (über Jahrhunderte gewachsene Stadtkultur - Macao), sei es der Umstand dass durch Handelsfirmen diese Städte groß und reich geworden sind, als sie noch ein Hinterland hatten (Hongkong vor den Kommunisten in China und Singapur zur britischen Kolonialzeit) usw usf
Niemals kann aus Gaza ansatzweise etwas vergleichbares werden.
Die Aufhebung der Blockade hätte meiner Meinung nach folgende Folgen: eine noch stärkere Zunahme der Bevölkerungsvermehrung, mittelfristig noch größere Armut, eine Stärkung der radikalen Kräfte und stärkere Bewaffnung derselben und zugleich eine zunehmende Auswanderung aus Gaza usw
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@Quintus: diese Diskussion sollten wir im Palästina-Thread führen.
<!-- l --><a class="postlink-local" href="http://www.forum-sicherheitspolitik.org/viewtopic.php?f=42&t=5194&p=175623#p175623">viewtopic.php?f=42&t=5194&p=175623#p175623</a><!-- l -->
Zurück nach Israel und zu den israelischen Angriffen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/nahostkonflikt-in-blutgetraenkter-arena-1.2053608">http://www.sueddeutsche.de/politik/naho ... -1.2053608</a><!-- m -->
Zitat:20. Juli 2014 11:59
Nahostkonflikt
Blutgetränkte Arena
Israel will nicht mehr als kraftstrotzender Aggressor gelten. Die politische Führung stellt die Offensive im Gazastreifen als Aktion gegen die "Terror-Tunnel" der Palästinenser dar. Premier Netanjahu galt bislang als besonnen - deshalb kann er nun ungehindert angreifen.
Es ist spät am Abend, exakt 22.38 Uhr, als die Panzer den Boden zum Beben bringen. Israels Führung hat den Befehl erteilt zum Einmarsch in den Gazastreifen, und gleich von mehreren Seiten aus ziehen die Truppen in den Kampf. Geschossen wird aus allen Rohren, am Boden, aus der Luft, vom Meer her. Die "Operation Schutzlinie", die zehn Tage zuvor mit heftigen Luftangriffen begonnen hatte, hat eine bislang noch schützende Linie überschritten. Nun wird Mann gegen Mann gekämpft in einer Arena, deren Boden ohnehin schon blutgetränkt ist.
...
Bekannt ist allerdings, dass in den vergangenen Tagen fast 50 000 Soldaten zusammengezogen worden waren, was eine beträchtliche Streitkraft ist. Als Einsatzgebiet nennt der Sprecher "Orte, von denen aus viele Terroraktionen ausgeführt wurden im Norden, Osten und Süden des Gazastreifens". Bedenkt man, dass im Westen nur Wasser ist, weil dort das Meer liegt, klingt auch das ziemlich weitgefasst.
Selten ist eine Offensive so defensiv angekündigt worden. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Israel will nicht wieder als kraftstrotzender Aggressor dastehen in dieser Auseinandersetzung, die ohnehin sehr schnell als unfairer Kampf zwischen David und Goliath erscheint - wobei die Nachkommen Davids nun eben als Riese dastehen und die Palästinenser als Zwerg.
...
Die stets versprochene Zurückhaltung allerdings wird konterkariert durch ein paar Zahlen und blutige Bilder: Schon bei den Luftschlägen sind 240 Tote und mehr als 1500 Verletzte auf palästinensischer Seite zu beklagen gewesen. Unterschiedlichen Angaben zufolge sind 50 bis 70 Prozent der Opfer Zivilisten - Alte, Frauen und mehr als 50 Kinder. Die Aufnahmen der vier Jungen, die am Strand von Gaza spielten und dafür mit dem Leben zahlen mussten, sind um die Welt gegangen und haben für Empörung gesorgt. Doch schon am nächsten Tag starben wieder vier Kinder in Gaza, drei davon aus einer Familie.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/politik/ausland/article130358731/Waffenruhe-in-Gaza-nach-wenigen-Minuten-gebrochen.html">http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... ochen.html</a><!-- m -->
Zitat: 13:55
Waffenruhe in Gaza nach wenigen Minuten gebrochen
Israel hatte am Mittag eine zweistündige Feuerpause für einen besonders von der Bodenoffensive betroffenen Teil von Gaza verkündet. Doch schon nach kurzer Zeit wird wieder geschossen.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-07/gaza-hamas-israel-waffenruhe">http://www.zeit.de/politik/ausland/2014 ... waffenruhe</a><!-- m -->
Zitat: Vereinbarte Waffenruhe hält nur wenige Minuten
Zwei Stunden sollten die Waffen schweigen, um Leichen und Verletzte im Gaza-Stadtteil Schedschaia zu bergen. Doch beide Seiten schossen bereits vor Ende der Pause.
20. Juli 2014 12:53 Uhr ....
inzwischen mehren sich die Meldungen, dass auch Israel im Häuserkampf massive Verluste hat
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/gaza-dutzende-tote-in-schedschaija-nach-angriff-israels-a-982003.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/g ... 82003.html</a><!-- m -->
Zitat:Israelische Offensive in Gaza: "Immer schlimmer und schlimmer"
Es war der blutigste Angriff auf Gaza seit Jahren: Tausende Palästinenser rannten um ihr Leben, mindestens 87 Menschen starben. Auch das israelische Militär hatte erstmals größere Verluste zu beklagen.
Sonntag, 20.07.2014 – 17:54 Uhr ...
...
Am Samstagabend hatte Israel seine Bodenoffensive gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen ausgeweitet. Schedschaija, das unweit der israelischen Grenze liegt, war dabei das Ziel, das offenbar am stärksten beschossen wurde. Ein israelischer Militärsprecher bezeichnete das Viertel als "Hochburg der Hamas". Die israelischen Truppen seien beim Vorrücken von allen Seiten mit Maschinengewehren und Panzerfäusten beschossen worden, sagte er.
...
Auch das israelische Militär hatte erstmals größere Verluste zu beklagen. 13 Soldaten der Brigade Golani seien bei den Gefechten in der Nacht getötet worden, teilte die Armee mit.
...
Endgültige Opferzahlen gibt es noch nicht, doch Israels Angriff auf Schedschaija gilt schon jetzt als ungewöhnlich massiv. In einem Krankenhaus im Gazastreifen sagten ältere Männer, solch schwere Angriffe hätten sie seit dem Sechstagekrieg von 1967 nicht mehr erlebt.
Der blutige Angriff schlug international hohe Wellen. US-Außenminister John Kerry forderte einen Waffenstillstand. Die palästinensische Politikerin Hanan Aschrawi warf Israel vor, in Gaza ein "Massaker" anzurichten: Israel übe mit seiner Offensive im Gazastreifen "Staatsterrorismus" aus. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte zuvor eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Nabil Elaraby, der Generalsekretär der Arabischen Liga bezeichnete die israelischen Angriffe als "Kriegsverbrechen".
Israels Premier Netanjahu zeigte sich unbeeindruckt. Er sagte in einem CNN-Interview, man werde die gegen Israel gerichteten Raketenattacken aus Gaza stoppen, unabhängig davon, welches Vorgehen dafür nötig sei.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/bombardement-von-gaza-stadt-humanitaere-waffenruhe-bricht-nach-einer-stunde-zusammen-1.2054362">http://www.sueddeutsche.de/politik/bomb ... -1.2054362</a><!-- m -->
Zitat:20. Juli 2014 16:50
Bombardement von Gaza-Stadt
Dutzende Palästinenser sterben bei neuer Angriffswelle
Es ist der opferreichste Tag seit Beginn der jüngsten israelischen Militäroffensive: Mindestens 87 Palästinenser sind am Sonntag in Gaza getötet worden. Das israelische Militär berichtet, (allein in der Nacht zum Sonntag ) 13 Soldaten verloren zu haben.
...
wenn von den Palästinensern - wie bisher - etwa 3/4 unbeteiligte Zivilisten sein sollten, dann wären etwa 22 Hamas-Kämpfer unter den Opfern. Die "killing rate" (ein furchtbarer Begriff aus dem Vietnam-Krieg) von 22 : 13 ändert sich da massiv zu Lasten der Israeli.
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