21.08.2010, 20:08
Erich schrieb:
Hierzu mal ein Bsp. in Bezug auf den Küstenstraßen-Anschlag 1978:
PS: Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCstenstra%C3%9Fen-Anschlag">http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCste ... n-Anschlag</a><!-- m -->
Ferner als Hinweis auf den Libanon-Krieg: Von israelischen Okkupationsabsichten als Ursache kann man schlecht reden. Vielmehr hat sich Israel nach langem Zögern zum Losschlagen gegen die dortigen Terrorgruppen entschieden, nachdem mehrmals gezielt Schulkinder und Busse von palästinensischen Terroristen angegriffen worden waren und Dutzende Kinder getötet worden waren (wir reden hier über die 70er Jahre, nur am Rande, also lange vor Siedlungsstreit und dergleichen). Und wenn heute von „Widerstand“ geredet wird, der ja auf die „Besatzungsmacht“ zielt, so sollte man mal ganz vorsichtig darauf hinweisen, dass in der Zeit vor dem Libanon-Krieg die Palästinenser gezielt Zivilisten und Kinder angriffen, um Terror zu stiften (etwa in Ma’alot 1974), und keine Soldaten. Und ohne diese Massaker an Kindern in Schulen und Schulbussen hätte es keine Libanon-Offensive gegeben, dass muss man klar sagen.
Wegen Sabra und Schatila: Im Libanon hatten sich Christen und Palästinenser schon lange vor dem Libanon-Krieg die Köpfe eingeschlagen. Bereits in der Mitte der 70er Jahre war es bereits zu gegenseitigen Massakern und Übergriffen gekommen. Wobei – und das muss man auch klar sagen – die Probleme erst mit der Flucht der PLO in den Libanon zu Beginn der 70er Jahre angefangen haben, weil deren Auftreten das Machtgleichgewicht des Libanon durcheinander brachte (und auch, weil ihr Auftreten – wie übrigens in vielen anderen Nachbarstaaten auch – nicht gerade „diplomatisch“ war; dies lässt sich in anderen Ländern klar nachzeichnen). In diese Lage platzte nun der Libanon-Krieg der Israelis, der übrigens auch von der Fatah und der PLO durch die Terroranschläge, die ich oben kurz erwähnt habe, provoziert wurde, hinein. Nach dem Einmarsch in Beirut versuchten die Israelis, die beiden genannten Lager zu durchkämen (wobei wir hier keine klassischen „Lager“, sondern je eine Fläche von ca. 400 x 400 Metern in einer bebauten Stadt mit Favela-Charakter uns vorzustellen haben). Der „Versuch“ einer Durchsuchung kostete die Israelis vier Tote und rund 100 Verletzte, hauptsächlich durch RPG- und AK-Feuer. Da eine weitere Stürmung zu vermutlich höheren Verlusten und auch zahlreichen Zivilverlusten geführt hätte, riegelte die entnervte IDF die Bereiche schlicht ab und wartete.
Kurzerhand umstellte man die Komplexe und ließ stattdessen eine christliche Milizengruppe unter dem Berufsgauner Alie Hobeika einziehen, um die „Drecksarbeit“ zu machen. Oder andersherum: Um eigene Truppen zu schonen, ließ man die Verbündeten einrücken. Das ist zwar nicht die feine Art, aber durchaus weitverbreitet, egal bei wem. Laut Scholl-Latour wurde danach für rund 2-3 Std. lang im Lager herumgeschossen, was aber bei den Israelis vor Ort niemanden zunächst wunderte, da man vom Widerstand wusste.
Erst als in den Abendstunden das Schießen nicht abflaute und zudem Brände aufflackerten, wurde man misstrauisch und schritt ein – mit dem Ergebnis, das wir heute kennen. Ich will mich nicht darüber auslassen, wie viele Opfer es nun tatsächlich gab. Es dürften sicherlich zu viele gewesen sein. Fakt ist aber, dass der Widerhall stark war, und auch in Israel nicht folgenlos war. Sowohl Scharon als auch Kommandeure vor Ort mussten Konsequenzen tragen. Kleinigkeit am Rande: Hobeika, dessen Milizen die Taten begingen, wurde danach ganz eng von den Syrern eingespannt und diente acht Jahre lang als Minister. Soweit zur „Solidarität“ der Syrer mit ihren palästinensischen Kollegen (was wieder einmal den Standpunkt unterstützen würde, der besagt, dass sich die Nachbarstaaten wenig um die Palästinenser scheren und sie eigentlich nur als Mittel zum Zweck sehen).
Zur Folgen für die Presselandschaft: Selbstreflektion gab es auch schon davor, etwa bei der Jagd auf die Mörder der israelischen Olympia-Mannschaft. Nur war es so, dass es im Israel der 70er Jahre ziemlich viele andere Dinge gab (Olympia-Attentat, Yom-Kippur-Krieg 1973, diverse Massenmorde an Kindern durch Terroristen, etc.), welche das Land und die Presse in Atem hielten. Zudem bestand kein richtiger Grund für eine Selbstreflektion, da es keine israelischen Aktionen in jenen Tagen gab, die eindeutig zweideutige Wesenszüge trugen oder Kritik nötig machten. Das nach Sabra und Schatila dennoch hundertausende Israelis spontan protestierten, stellt nur einmal mehr den zivilgesellschaftlichen Charakter Israels heraus, der schon immer existiert hat und der sicher nicht erst 1982 begründet wurde (geschweige denn jetzt erst beginnt in der Presse zu fruchten). Der Versuch, dies aber so zu deuten, ist insofern schlicht nicht richtig. Vor allem, weil sich gesellschaftliche Einstellungen nicht über Nacht ändern oder wandeln. Die Tatsache alleine, dass quasi aus dem Nichts 300.000 – 400.000 Protestierende auf die Straße gingen, setzt voraus, dass sich dieses Potenzial bereits gebildet hatte (vor allem, weil es ca. 10% der damaligen Bevölkerung Israels waren).
Schneemann.
Zitat: Falsch: der palästinensiche Mörder, der mehrere Israeli umgebracht hat, sitzt nicht (wie der israelische Terrorist) gemütlich im Hausarrest und gibt Interviews, sondern (wenn er überhaupt noch lebt) atmet gesiebte Luft.Wobei du hier was verwechselst. Ich bezog mich auf palästinensische Terroristen und wie diese bei ihren Landsleuten behandelt werden (nämlich als Helden), nicht darauf, wie Israelis palästinensische Terroristen behandeln.
Hierzu mal ein Bsp. in Bezug auf den Küstenstraßen-Anschlag 1978:
Zitat: Als Küstenstraßen-Anschlag, im englischen Sprachraum auch als Coastal Road Massacre (Küstenstraßen-Massaker) bekannt, wird ein Terroranschlag der palästinensischen Fatah vom 11. März 1978 bezeichnet, bei dem 37 Zivilisten, davon 10 Kinder, getötet und weitere 76 Zivilisten verletzt wurden. Es war bis dahin die schlimmste terroristische Attacke in der Geschichte Israels und nach einer Kette von Anschlägen der unmittelbare Auslöser für eine israelische Militäraktion im Libanon.Das war 1978, eigentlich lange her. Müsste eigentlich vergessen sein. Oder doch nicht?
Zitat: Im Rahmen eines 2008 stattgefundenen Freilassung einiger israelischer Gefangener und der Rückführung der Gebeine von Ehud Goldwasser und Eldad Regev wurden auch die sterblichen Überreste Mughrabis und weiterer PLO-Kämpfer in den Libanon zurückgeführt. Die Rückführung der toten Terroristen wurde im Libanon wie auch von Seiten der Hisbollah triumphal gefeiert.[6]Tja, Kindermörder, die als Helden gefeiert werden. Und das nach 30 Jahren. Respekt. Soviel zum Thema des Umgangs der Palästinenser mit ihren Mördern...
PS: Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCstenstra%C3%9Fen-Anschlag">http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCste ... n-Anschlag</a><!-- m -->
Ferner als Hinweis auf den Libanon-Krieg: Von israelischen Okkupationsabsichten als Ursache kann man schlecht reden. Vielmehr hat sich Israel nach langem Zögern zum Losschlagen gegen die dortigen Terrorgruppen entschieden, nachdem mehrmals gezielt Schulkinder und Busse von palästinensischen Terroristen angegriffen worden waren und Dutzende Kinder getötet worden waren (wir reden hier über die 70er Jahre, nur am Rande, also lange vor Siedlungsstreit und dergleichen). Und wenn heute von „Widerstand“ geredet wird, der ja auf die „Besatzungsmacht“ zielt, so sollte man mal ganz vorsichtig darauf hinweisen, dass in der Zeit vor dem Libanon-Krieg die Palästinenser gezielt Zivilisten und Kinder angriffen, um Terror zu stiften (etwa in Ma’alot 1974), und keine Soldaten. Und ohne diese Massaker an Kindern in Schulen und Schulbussen hätte es keine Libanon-Offensive gegeben, dass muss man klar sagen.
Wegen Sabra und Schatila: Im Libanon hatten sich Christen und Palästinenser schon lange vor dem Libanon-Krieg die Köpfe eingeschlagen. Bereits in der Mitte der 70er Jahre war es bereits zu gegenseitigen Massakern und Übergriffen gekommen. Wobei – und das muss man auch klar sagen – die Probleme erst mit der Flucht der PLO in den Libanon zu Beginn der 70er Jahre angefangen haben, weil deren Auftreten das Machtgleichgewicht des Libanon durcheinander brachte (und auch, weil ihr Auftreten – wie übrigens in vielen anderen Nachbarstaaten auch – nicht gerade „diplomatisch“ war; dies lässt sich in anderen Ländern klar nachzeichnen). In diese Lage platzte nun der Libanon-Krieg der Israelis, der übrigens auch von der Fatah und der PLO durch die Terroranschläge, die ich oben kurz erwähnt habe, provoziert wurde, hinein. Nach dem Einmarsch in Beirut versuchten die Israelis, die beiden genannten Lager zu durchkämen (wobei wir hier keine klassischen „Lager“, sondern je eine Fläche von ca. 400 x 400 Metern in einer bebauten Stadt mit Favela-Charakter uns vorzustellen haben). Der „Versuch“ einer Durchsuchung kostete die Israelis vier Tote und rund 100 Verletzte, hauptsächlich durch RPG- und AK-Feuer. Da eine weitere Stürmung zu vermutlich höheren Verlusten und auch zahlreichen Zivilverlusten geführt hätte, riegelte die entnervte IDF die Bereiche schlicht ab und wartete.
Kurzerhand umstellte man die Komplexe und ließ stattdessen eine christliche Milizengruppe unter dem Berufsgauner Alie Hobeika einziehen, um die „Drecksarbeit“ zu machen. Oder andersherum: Um eigene Truppen zu schonen, ließ man die Verbündeten einrücken. Das ist zwar nicht die feine Art, aber durchaus weitverbreitet, egal bei wem. Laut Scholl-Latour wurde danach für rund 2-3 Std. lang im Lager herumgeschossen, was aber bei den Israelis vor Ort niemanden zunächst wunderte, da man vom Widerstand wusste.
Erst als in den Abendstunden das Schießen nicht abflaute und zudem Brände aufflackerten, wurde man misstrauisch und schritt ein – mit dem Ergebnis, das wir heute kennen. Ich will mich nicht darüber auslassen, wie viele Opfer es nun tatsächlich gab. Es dürften sicherlich zu viele gewesen sein. Fakt ist aber, dass der Widerhall stark war, und auch in Israel nicht folgenlos war. Sowohl Scharon als auch Kommandeure vor Ort mussten Konsequenzen tragen. Kleinigkeit am Rande: Hobeika, dessen Milizen die Taten begingen, wurde danach ganz eng von den Syrern eingespannt und diente acht Jahre lang als Minister. Soweit zur „Solidarität“ der Syrer mit ihren palästinensischen Kollegen (was wieder einmal den Standpunkt unterstützen würde, der besagt, dass sich die Nachbarstaaten wenig um die Palästinenser scheren und sie eigentlich nur als Mittel zum Zweck sehen).
Zur Folgen für die Presselandschaft: Selbstreflektion gab es auch schon davor, etwa bei der Jagd auf die Mörder der israelischen Olympia-Mannschaft. Nur war es so, dass es im Israel der 70er Jahre ziemlich viele andere Dinge gab (Olympia-Attentat, Yom-Kippur-Krieg 1973, diverse Massenmorde an Kindern durch Terroristen, etc.), welche das Land und die Presse in Atem hielten. Zudem bestand kein richtiger Grund für eine Selbstreflektion, da es keine israelischen Aktionen in jenen Tagen gab, die eindeutig zweideutige Wesenszüge trugen oder Kritik nötig machten. Das nach Sabra und Schatila dennoch hundertausende Israelis spontan protestierten, stellt nur einmal mehr den zivilgesellschaftlichen Charakter Israels heraus, der schon immer existiert hat und der sicher nicht erst 1982 begründet wurde (geschweige denn jetzt erst beginnt in der Presse zu fruchten). Der Versuch, dies aber so zu deuten, ist insofern schlicht nicht richtig. Vor allem, weil sich gesellschaftliche Einstellungen nicht über Nacht ändern oder wandeln. Die Tatsache alleine, dass quasi aus dem Nichts 300.000 – 400.000 Protestierende auf die Straße gingen, setzt voraus, dass sich dieses Potenzial bereits gebildet hatte (vor allem, weil es ca. 10% der damaligen Bevölkerung Israels waren).
Schneemann.