Zitat:HundredReasons postete
Welche wirtschaftlichen Folgen könnte der schon seit einem halben Jahrhundert andauernden Konflikt zwischen China und Taiwan haben? Was würde sich im bilateralen Verhältnis zu anderen Staaten ändern und wie sieht es mit der Weltwirtschaft aus?
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Kann mir jemand bei diesen Fragen helfen und mir seriöse Links zu seinen Aussagen geben oder diesbezüglich Literatur empfehlen? Bräuchte dringend Hilfe, da ich unter diesem Punkt meiner Facharbeit meiner Ansicht nach noch zu wenig geschrieben habe. Nächste Woche Freitag ist Abgabe
für Abgabetermin Freitag ist das ganze in Sachen Literatur recht knapp, aber wenn Du auf <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.globaldefence.net/index.htm?http://www.globaldefence.net/deutsch/asien/china/dossier.htm">http://www.globaldefence.net/index.htm? ... ossier.htm</a><!-- m --> schaust, wirst Du einige Literaturempfehlungen sehen - besonders das China-Buch von Seitz würde ich Dir da empfehlen; Seitz ist ehemaliger (bis 1999) deutscher Botschafter in China und widmet das ganze Kapitel 39 den Wirtschaftsbeziehungen zwischen China, Taiwan und HK;
einige wenige Stichworte würde ich dazu noch geben wollen:
1.
Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Taiwan und China werden immer enger. Taiwan gehört wohl zu den größten Investoren auf dem Festland - gerade die lohnintensiven Produktionen der Taiwanesen werden zunehmend auf das Festland verlagert, hier vor allem in die küstennahen Provinzen südlich Shanghai gegenüber der Insel.
Diese sich immer mehr verzahnende Bindung würde abrupt zerrissen.
2.
In einem Ernstfall würde China (vergiss vorerst das ganze Invasions-Szenario - dazu sind die Chinesen wohl noch nicht in der Lage) mit größter Wahrscheinlichkeit erstmal die Insel abschneiden.
Durch Raketenbeschuss, die aus Festlandsbasen startende Luftwaffe und die Marine (U-Boote) dürfte es wohl gelingen, eine Blockade über Taiwan zu verhängen.
China befindet sich da in einer Situation gegenüber Taiwan die ähnlich der Lage der USA gegenüber Kuba wäre (Stichwort: Kuba-Krise).
3.
Mit zunehmender "Abschnürung" würden auch die küstennahen Gebiete Chinas zur Kriegszone. Taiwan würde seinerseits versuchen, zumindest die chinesischen Häfen zwischen Macao/Kanton/Hongkong und Ningbo/Shanghai/Nanking zu blockieren.
Auch wenn Taiwan nicht massiv eingreifen kann:
- Alleine die Befürchtung, Schiff und Ladung zu verlieren, würde dazu führen dass Reedereien dieses Krisengebiet meiden.
- Die Warenströme zu und von China könnten sich dann erstmal weg vom Krisengebiet nach Norden in Richtung Tianjin und Dalian verlagern - und diese Häfen und die Bahn- und Straßenverbindungen "verstopfen".
- Bahn- (Russland, Kasachstan, Vietnam) und Straßenverbindungen (+ Pakistan, + Indien, + Myanmar) werden nicht in der Lage sein, die Häfen an Chinas Küste zu ersetzen.
Besonders "eng" wird es, wenn die USA aufgrund ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Verteidigung Taiwans auch noch die Seeverbindungen zu den nordchinesischen Häfen - nun, sagen wir mal "stören".
Ein paar Durchsuchungen von Handelsschiffen und Tankern, eine Warnung an die Handelsschiffahrt - das würde schon reichen, um das zu erreichen.
Da Chinas Wirtschaft in großen Teilen von Importen (Erdöl, Rohstoffe) und Exporten abhängt würde das die Wirtschaft in den Küstenprovinzen massiv treffen. Bei der heutigen Produktionsmethode (just in time) wären auch die Güter betroffen, die mit chinesischen Zulieferungsteilen ausgestattet sind - und das ist im Zuge der Globalisierung wesentlich mehr als das, wo "made in China" draufsteht.
Ein schneller Eindruck ist im SPIEGEL SPECIAL - Globalisierung - Die Neue Welt" zu gewinnen, das gibst fast an jedem Kiosk. Da ist z.B. (S, 136 ff) beschrieben, wo die Einzelteile der elektrischen Zahnbürste "Sonicare Elite 7000" herkommen, u.a. auch aus China (Kupferfspulen, geätzte Platinen) und Taiwan (Nickel-Cadmium Zellen, Platinenkomponenten).
Chinas größter Exportkunde (2004) waren die USA (160 Mrd. $) vor Japan (87,4 Mrd.) und Südkorea (36,5 Mrd. $). Diese Märkte würden "wegbrechen".
Das erste wäre, dass die exportorientierten Fabriken (China ist inzwischen fast die "Werkbank der Welt") die Tore zumachen und ihre ArbeiterInnen nach Hause schicken (hire and fire). Dieses Heer von Arbeitslosen würde ein enormes Unruhepotential bedeuten - das könnte zu politischen Umwälzungen in China führen.
4.
(nehmen wir mal an der Konflikt würde sich verschärfen)
ist zu überlegen, dass China einen erheblichen Teil seiner Devisenreserven in $ - genauer gesagt US-Wertpapieren - angelegt hat; platt gesacht:
China finanziert mit seinen Deviseneinlagen die Schuldenwirtschaft der USA.
Wenn jetzt die Chinesen ihre Deviseneinlagen abziehen - etwa um Sozialprogramme oder gar eine Kriegswirtschaft für die Beruhigung der eigenen Bevölkerung (s.o.) zu finanzieren, geräte der US-$ völlig ins trudeln. Er stürzt erst mal ins Bodenlose.
Die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, in der dieser US-$ immer noch die Leitwährung darstellt,
- z.B.: Ölkontrakte werden überweigend in US-$ abgeschlossen
kann man sich vieleicht vorstellen.
5.
Mittel- und Langfristig werden die Internationalen Konzerne, die bisher in China produziert haben, sich andere Lieferanten suchen:
gewinnen könnten (wieder) westliche Standorte, vor allem aber Indien, Bangla-Desh, die ASEAN-Staaten, Osteuropa und Südamerika, die jetzt schon global in zunehmender Konkurrenz zu chinesischen Produktionsstandorten treten (z.B. Textilindustrie, Pharma, Elektronik usw.).
Mehr kann ich "auf die schnelle" nicht beitragen, zumal die Einschätzung der Auswirkungen, Wirkung und Wechselwirkung, immer komplexer wird.
Einige abschließende Links zu Diskussionsforen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.centurychina.com/index.html">http://www.centurychina.com/index.html</a><!-- m --> - da gibts auch ein Wirtschaftsforum (Anmeldung erforderlich)
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.china-defense.com/forum/index.php?showforum=5">http://www.china-defense.com/forum/inde ... howforum=5</a><!-- m -->
und ein Link mit u.a. offiziellen Darstellungen Chinas über seine Wirtschaftsdaten
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.china.org.cn/english/BAT/31.htm">http://www.china.org.cn/english/BAT/31.htm</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://german.china.org.cn/german/75830.htm">http://german.china.org.cn/german/75830.htm</a><!-- m -->
(durchfressen musste Dich selber)