Hi WideMasta,
WideMasta schrieb:Ist deine Aussage somit nicht obsolet? Denn wenn die HF - VHF und UHF Radaren nur zur Ortung eingesetzt werden und dann mittels des X-Band Feuerleitradar die Rakete ins Ziel gelenkt wird ist doch alles so wie es sein muss. Oder?
Sofern das Ziel eben
nicht LO/VLO ist, so ist alles in Ordnung. Ist aber das besagte Ziel aber dagegen
LO/VLO (und davon gehen wir ja hier aus) so wird
die kill-chain ja trotzdem unterbrochen. Sprich das VHF/UHF Radar ortet zwar ein Objekt, doch sein Such und Feuerleitradar (das ja in X Band arbeitet) kann das besagte Ziel aber trotzdem nicht auf relevante Distanz erfassen und folglich auch nicht auf relevante Distanz bekämpfen.
Sprich die F22, F35 oder PAK FA muss nur auf relevante Distanz gegen das in X-Band arbeitende Such und Feuerleitradar LO/VLO bleiben, um der Vernichtung zu entgehen. Einzig ein Bomber wie die B2 währe durch die Ortung auf große Distanz durch ein VHF/UHF wirklich gefährdet, da dies seine Bekämpfung durch Gegnerische Abfangjäger ermöglichen würde. Zur Veranschaulichung hier zwei sehr vereinfachte Beispiel Szenarien, eines gegen ein Legacy Ziel (z.b ein Rafale, EF2000, Su35) und ein gegen ein LO/VLO Ziel (wie etwa die F22, F35, PAK FA).
Scenario MEADS vs. Legacy:
Das SR-Radar (Suchradar) von MEADS erkennt in 300 Kilometer Reichweite zwei anfliegende Objekte worauf das MFCR (Feuerleitradar) von MEADS auf die zwei anfliegenden Objekte ausgerichtet wird. Das MFCR erfasst und verfolgt die Ziele und errechnet eine Feuerleitlösung worauf pro Ziel jäh zwei LVKs von Typ PAC3 MSE abgefeuert werden. Wenn nun die Feindlichen Gegenmaßnahmen versagen (sprich Ausweichmanöver, ECM, Täuschkörper etc.) werden die beiden Feind Ziele vernichtet.
Scenario MEADS vs. LO/VLO:
Das SR-Radar (Suchradar) von MEADs erkennt auf 300 Kilometer Reichweite zwei anfliegende Objekte worauf das MFCR (Feuerleitradar) von MEADS auf die zwei anfliegenden Objekte ausgerichtet wird
(soweit so gut). Das MFCR aber vermag es aber nicht die Ziele zu erfassen und zu verfolgen und damit folglich keine Feuerleitlösung für die LVK zu errechnen, sprich die Kill-Chain ist durch Stealth unterbrochen worden und das ganz ohne ECM.
Eine andere Möglichkeit ein LO/VLO Ziel auf Relevante Distanz zu bekämpfen ist das TVM (Track-via-Missile)Verfahren das neben S300/400 auch von Patriot/MEADS angewendet werden kann. Doch da alle Halbaktive und Aktive Radarsuchköpfe ebenfalls in X-band bzw. in noch höheren Ku-Band arbeiten ist auch dieses Verfahren gegen Stealth und das gerade in Verbindung mit ECM sehr anfällig.
Fazit: Auch wenn das VHF/UHF Suchradar ein potenzielles Ziel auf 300km erfassen kann, so wird die Bekämpfungsreichweite trotzdem immer noch von dem in X-Band arbeitenden Feuerleitradar bestimmt und dessen Reichweite kann gegen ein VLO Ziel das auch noch ECM einsetzt massiv absenken (unter 50km).
WideMasta schrieb:Dies soll nur als Referenzpunkt dienen, da die F-35 ja schließlich den derzeit höchsten Entwicklungsstand diesbezüglich darstellt.
Die F35 stellt nicht den derzeit höchsten Entwicklungsstand bezüglich Stealth dar. So weist die F22 z.b bessere Werte in Sachen X-band Stealth auf, von kleineren Stealth Abstandsflugkörper wie JSSAMs mahl ganz zu schweigen. Und geht es um all-aspect Stealth (also auch gegen VHF/UHF) so ist der B2 wohl immer noch der Platzhirsch.
Nachtrag:
Wir sollten auch nicht vergessen, dass Stealth Flugzeuge und Marschflugkörper ja nicht ohne Grund entwickelt wurden. Wie wir ja alle wissen dürften, findet ja ein permanenter Wettlauf zwischen Angriffs und Defensiv Waffen statt und auch hier ist es nicht anders. So ist Stealth bzw. LO/VLO Technologie auch nur eine weitere Reaktion auf immer bessere Radarsysteme und Raketen gewesen die klassische ECM Verfahren und Ausweich-Flugmuster (Hoch und Schnell oder Tiefflieger Angriffe) zunehmend ineffektiv erscheinen ließen. Und gegen Stealth wurde bislang auch keine Adäquate Gegenmaßnahme entwickelt weder in Sinne des Radars noch in dem von passiven Ortungsverfahren wie etwa IRST.
Zudem darf man Stealth bzw. LO/VLO Eigenschafften auch nie für sich alleine betrachten (was leider viele Leute ja trotzdem gerne tuchen) sondern man muss sie immer in Verbindung mit anderen Gegenmaßnahmen (z.b etwa ECM) sehen.
Daher stellt sich die besagte Frage Stealth vs. Legacy gar nicht erst, da eben eine Maschine mit Stealth stehst aufgrund ihrer LO/VLO Eigenschaften einer Maschine ohne Stealth Eigenschaften weit überlegen sein wird. Das beste Beispiel ist dabei wohl der kolossale Impact von Stealth auf die Effektivität von Gegenmaßnahmen wie etwa ECM, Täuschkörper, Düppel etc. Und neue Technologien wie etwa Gerichtete Energiewaffen oder auf sie basierende Gegenmaßnahmen (auch ASEA-Radare, Jammer und DRICM-Systeme sind als solche zu sehen)
haben die Effektivität von Stealth gegen über nicht Stealth Mustern massiv gesteigert und nicht etwa negiert!
Staaten (z.b etwa Russland und Rot China) und Rüstungshersteller (Airbus, Dassault, Boeing, Sukhoi, Mig etc.) die eben nicht über eigene Stealth Muster verfügen und so gezwungen sind ihre veralteten Legacy Produkte zu verkaufen. Versuchen natürlich stehst diese mit dem “Argument“ zu verschachern das diese eben über irgendwelche “Anti-Stealth“ Technologie bzw. Systeme verfügen würden. Der Punkt ist aber nun mahl der das es so etwas wie ein Anti-Stealth System gar nicht gibt und auch so nicht geben wird.
WideMasta schrieb:Und da Meads (A-,B- und C-Band) ja im Gegensatz zu Patriot (C-Band) mehrere Frequenzen zur Verfügung stehen die elektronische Verschleierung und Störung schwieriger wird. Ist das zutreffend?
Ja und nein, zwar ist MEADS das ja auch als Nachfolger für Patriot entwickelt wurde diesem auch in allen Belangen klar überlegen z.b etwa aufgrund von ASEA, 360 Grand Erfassung und weit stärkerer Prozessortechnik. Doch eben nicht vornehmlich aufgrund der zusätzlichen Frequenzen, da ja auch bei MEADS die Feuerleitung ja weiterhin über C-Band (bzw. X-Band) Frequenz erfolgt. Sprich A und B (bzw. VHF/UHF) sind nicht für die Feuerleitung zu gebrauchen (und auch nicht dazu gedacht) und dienen nur der Entdeckung des über das C-Band (X-Band) zu bekämpfenden Zieles.
Nachtrag zu MEADs vs. ASEA/PAAC 4/David Sling
Was jetzt aber das von Raytheon vorgeschlagene PAAC4 bzw. das angebotene Patriot mit GaN- ASEA und “ Stunner“ LVK betrifft, so wäre dieses System dagegen den aktuellen MEADS aber weit überlegen. Da ein ASEA mit GaN TR Module einen deutlich höheren Energie Output ermöglicht und folglich auch eine viel größere effektivere Reichweite aufweist als das ältere ASEA Radar von MEADS mit seinen GaAs TR Modulen. Und was die Stunner LVK in Vergleich zu PAC3 MSE LVK angeht so spielt diese Rakete in einer ganz anderen Liga und das egal ob es die Reichweite, den Speed, die Manövrierfähigkeit und nicht zu vergessen, die Störfestigkeit betrifft.Denn bei der Stunner LVK kommt anders als bei PAC3 MSE jedes aktuell existierende Lenkverfahren zum Einsatz.