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Das Problem ist, dass in Deutschland von der Politik nur moralisch überhöht diskutiert und entschieden wird. Das nationale Interesse ist nur von untergeordneter Bedeutung. Begründet wird alles immer mit dem 2. Weltkrieg und dem Nationalsozialismus, obwohl mittlerweile 77 Jahre vergangen sind. Selbst der Amtseid wird missachtet. Die Welt schüttelt den Kopf ...
Tritt der Schutz des deutschen Volkes in den Vordergrund, kann es aus meiner Sicht nur eine Entscheidung geben:
Deutschland muss selbst atomar abschrecken.
Im Zweifelsfall kann man sich auf niemanden verlassen. Die USA oder auch FR oder UK würden niemals eigene Großstädte riskieren (Annahme, die Drohung stände im Raum) um auf eine ausgelöschte deutsche Großstadt zu reagieren.
Kaum einem anderen Land wird man die defensive Grundhaltung so abnehmen wie uns. Die Waffe selbst ist nie böse - nur die Hand, die sie bedient.
Der Atomausstieg ist ein Kardinalfehler, in jeglicher Hinsicht und wird irgendwann revidiert werden. Die Energiewende erinnert an einen Mieter, der auf der Suche nach einer schöneren Wohnung schon mal auszieht, ohne aber eine neue Wohnung schon zu haben. Das alles kann man nur mit Dummheit und Ideologie begründen. Für mich unglaublich, dass eine Partei mit nicht mal 14% die Macht hat, so weitreichende Entscheidungen zu treffen - hier ist ein Fehler im poliitischen System. Strukturkritische Entscheidungen sollten eine 2/3- Mehrheit im BT benötigen. Aber das alles gehört woanders hin ...
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Es fällt mir schwer, dazu eine wirklich gefestigte Meinung zu entwickeln.
Eigentlich war ich immer der Ansicht, wir sollten eine nukleare Teilhabe mit Frankreich statt den USA aufbauen. Davon komme ich immer mehr ab. Ob nun in den USA Trump oder in Frankreich Le Pen an der Macht sind, man kann sich heute einfach nicht mehr darauf verlassen, dass der "nukleare Stolperdraht" auch auslöst.
Bei Frankreich kommt nun hinzu, dass im V-Fall Deutschlands Frankreich entweder voll mit dabei und selbst gefährdet ist - und dadurch auch ohne eine nT entsprechend reagieren würde - oder sich eben raushalten würde, wodurch ein Einsatz von französischen Nuklearwaffen dann auch nicht über eine formelle nT sichergestellt wäre.
Daher komme ich immer mehr zu dem Schluss, dass die nT nur so wie sie aktuell existiert funktionieren kann, weil sie einen interkontinentalen Stolperdraht darstellt, den man mit Frankreich so nicht herstellen könnte. Und auch der funktioniert eher dadurch, dass hier große US-Truppenkontingente stehen UND Atomwaffen lagern, als durch das eigentliche Konstrukt der nT an sich.
Für die Beurteilung einer deutschen nuklearen Abschreckungsmöglichkeit muss man erstmal zwischen taktischen und strategischen Systemen unterscheiden. Erstere halte ich in diesem Zusammenhang für überholt. Auch im Rahmen der nT haben sie eher dadurch Relevanz, dass sie in Büchel lagern, als durch ihren militärischen Wert. Dass Deutschland taktische Nuklearwaffen in Osteuropa oder bei einem Expeditionseinsatz einsetzt, halte ich einfach nicht mehr für realistisch. Dass ein westliches Bündnis oder eine der bestehenden Atommächte dies tun würden, kann ich nicht ausschließen, aber eine deutsche Regierung wird das sicher nicht entscheiden. Somit kommt für mich eine taktische Nuklearabschreckung nur auf europäischer Ebene in Frage. Das wäre durchaus wünschenswert und vermutlich auch hinsichtlich des Nichtverbreitungsabkommens der gangbarste Weg. Aber dafür müsste sich in Frankreich einiges bewegen, was nicht so bald zu erwarten ist. (Wir diskutierten das mal mit dem voyageur)
Also wenn überhaupt eine nationale Nuklearbewaffnung für Deutschland diskutiert wird, dann ginge es für mich dabei um eine strategische Abschreckung im Sinne von SLBM, bodengestarteten Mittelstreckenrakten oder maximal noch taktischen Marschflugkörpern. Sinnvoll wäre das wahrscheinlich. Politisch realistisch eher nicht. Wenn, dann auf europäischer Ebene, wozu es aber noch einiges an Fortschritt in der europäischen Einigung bedarf.
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(05.11.2022, 11:49)Fox1 schrieb: Im Zweifelsfall kann man sich auf niemanden verlassen. Die USA oder auch FR oder UK würden niemals eigene Großstädte riskieren (Annahme, die Drohung stände im Raum) um auf eine ausgelöschte deutsche Großstadt zu reagieren.
Ich gebe dir da vollkommen recht. Ich selber glaube keine Sekunde daran, dass irgendjemand die eigene Vernichtung riskiert um Vergeltung für eine deutsche Großstadt zu üben, es sei denn, wie du sagtest, dass sie davon ausgehen müssen sowieso atomar mit rein gezogen zu werden.
(05.11.2022, 14:36)Broensen schrieb: Eigentlich war ich immer der Ansicht, wir sollten eine nukleare Teilhabe mit Frankreich statt den USA aufbauen. Davon komme ich immer mehr ab. Ob nun in den USA Trump oder in Frankreich Le Pen an der Macht sind, man kann sich heute einfach nicht mehr darauf verlassen, dass der "nukleare Stolperdraht" auch auslöst.
Für die Beurteilung einer deutschen nuklearen Abschreckungsmöglichkeit muss man erstmal zwischen taktischen und strategischen Systemen unterscheiden. Erstere halte ich in diesem Zusammenhang für überholt. Auch im Rahmen der nT haben sie eher dadurch Relevanz, dass sie in Büchel lagern, als durch ihren militärischen Wert. Dass Deutschland taktische Nuklearwaffen in Osteuropa oder bei einem Expeditionseinsatz einsetzt, halte ich einfach nicht mehr für realistisch.
So bitter es ist, wir dürfen es nicht ignorieren, dass in Frankreich bei der letzten Parlamentswahl sehr viel Links (NUPES) und Rechts (RA) gewählt und beide mit deutschlandfeindlichen Äusserungen aufgefallen sind bzw. deutschlandfeindlich sind. Das sollte man auch bei einer weiteren militärischen Zusammenarbeit mit Frankreich genau beobachten. Sich zu sehr auf die USA zu verlassen ist meiner Meinung nach auch ein großer Fehler, sei es nuklear oder konventionell. Dazu ist die politische Lage dort leider nicht mehr stabil genug.
Taktische Atomwaffen machen auch kaum Sinn für uns da die russische Föderation nach der ganzen aktuellen Aufrüstung in Europa und der NATO-Mitgliedschaft von Finnland und Schweden uns für lange Zeit konventionell himmelweit unterlegen ist.
Wir sollten entweder alleine, oder wenn andere mitmachen wollen auch mit denen zusammen, eine Atomstreitmacht für die strategische Abschreckung aufbauen.
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Zitat:Aber dafür müsste sich in Frankreich einiges bewegen, was nicht so bald zu erwarten ist. (Wir diskutierten das mal mit dem voyageur)
Das grundsätzliche Probleme der Nuklearen Teillhabe ist doch das die Rede von Macron in den Foren diskuitiert wurde, aber nicht auf Regierungsebene. Abgesehen von AKK, die wohl, wenn meine Erinnerung richtig ist, sagte "die Kontrolle der französischen Atomwaffen nach Brüssel, und den Sitz im UN Sicherheitsrat gleich mit".
Was die französischen Atomwaffen angeht, wir haben ca 300 Sprengköpfe. Aber keine taktischen Waffenträger mehr.
Die Köpfe verteilen sich auf die M51 (Uboots) Raketen und die ASMP >Luft (Flugkörper).
Forengerüchten zufolge soll der Sprengkopf skalierbar sein.
In jedem Falle in den französischen Doktrin gibt es "nur" "le dernier avertissement" -die letzte Warnung.
Was die "europäische" Teilhabe angeht. Ich denke das Macron die Nase voll hat immer einseitige Verpflichtungen einzugehen.
Der Spiegel meinte das Macron sich zum Thema Ukraine verplappert hatte, ich denke eher nicht, die Worte waren millimetergenau ziseliert.
Zitat:"Frankreich hat eine nukleare Doktrin", die "auf den sogenannten grundlegenden Interessen der Nation beruht. Und die sind sehr klar definiert. Und so geht es überhaupt nicht darum, wenn es zum Beispiel einen nuklearen ballistischen Angriff in der Ukraine oder in der Region gäbe", was keinen [französischen] nuklearen Gegenschlag erfordern würde, denn "wir haben einen Rahmen für das, was uns betrifft", bekräftigte er.
Mit seiner Aussage, er schließe einen Gegenschlag auf einen Atomschlag gegen die Ukraine und ihre Region aus, scheint Macron also seine Worte, die er 2020 an der École de Guerre geäußert hatte, zurückzunehmen. Denn wenn Kiew noch nicht Teil der Europäischen Union [EU] ist, gilt dies nicht für seine Nachbarn [Polen, Rumänien, Slowakei] und sogar für Bulgarien, wenn man diese Nachbarschaft auf das Schwarze Meer ausdehnt. Was wird unter diesen Umständen aus der "europäischen Dimension" der "vitalen Interessen Frankreichs"?
Von letzteren ist offenbar nicht mehr die Rede, da Macron von "grundlegenden Interessen" sprach, was nicht das Gleiche ist. Und wie Jean-Dominique Merchet in L'Opinion betonte, ist es richtig, dass sie klar definiert sind, da sie in Artikel 410-1 des Strafgesetzbuchs aufgeführt sind.
Zitat:"Die grundlegenden Interessen der Nation umfassen im Sinne dieses Titels ihre Unabhängigkeit, die Integrität ihres Territoriums, ihre Sicherheit, die republikanische Form ihrer Institutionen, die Mittel ihrer Verteidigung und ihrer Diplomatie, den Schutz ihrer Bevölkerung in Frankreich und im Ausland, das Gleichgewicht ihrer natürlichen Umwelt und ihrer Umgebung sowie die wesentlichen Elemente ihres wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Potenzials und ihres kulturellen Erbes", heißt es in dem Text.
Und damit kommen wir wieder wie beim FCAS zum Thema "völkerrechtlich verbindliche Verträge abschließen". Und zwar verbindlich für beide Seiten. Was dann auch die berechtigten Fragen zu einer Le Pen oder Melenchon Mehrheit , aber auch die berechtigte Frage was passiert, wenn die Afd in Deutschland an die Macht kommt.
Und auch Fragen behandeln, was passiert wenn Deutschland Liechtenstein annektieren will. Was einer Relaität in Zypern sehr nahe kommt.
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Ob nun wegen der von Frankreich (womöglich zurecht) empfundenen Einseitigkeit oder der unsicheren politischen Mehrheiten, eine französisch-deutsche nT wäre nichts weiter als ein Ausweg für Deutschland aus der US-Rüstungs-Abhängigkeit (F-35), aber eher keine Verbesserung der Sicherheitslage. Der Effekt einer US-nT ist stärker als der einer FR-nt. Politisch unsicher sind sie beide.
Bei der notwendigen "Bewegung" in Frankreich könnte es also sinnvollerweise nur auf eine Europäisierung eines Teils des französischen Kernwaffen-Potentials hinauslaufen, um so die Bedingung des Nichtverbreitungs-Vertrags zu umgehen. Ob das nötig und sinnvoll wäre, ist eine andere Frage.
(05.11.2022, 11:49)Fox1 schrieb: Im Zweifelsfall kann man sich auf niemanden verlassen. Die USA oder auch FR oder UK würden niemals eigene Großstädte riskieren (Annahme, die Drohung stände im Raum) um auf eine ausgelöschte deutsche Großstadt zu reagieren.
Diese Aussage finde ich schwierig. Sollten wir gemeinsam mit diesen Partnern in einem Konflikt stehen, dann wäre es im Fall einer nuklear vernichteten Großstadt wahrscheinlich egal, in welchem Land diese liegt, denn dann müssten auch diese Partner eigentlich "quasi-präventiv" darauf reagieren, entweder mit Gegenschlag oder Kapitulation. Alles andere ist für mich kein realistisch denkbares Szenario.
Droht Deutschland aber ein atomarer Angriff OHNE dass eine der Nuklearmächte auf unserer Seite mit im Konflikt beteiligt ist, dann reden wir über ein ganz anderes geopolitisches Umfeld als es heute vorherrscht. Und dafür braucht man sich nicht vorbereiten, wenn man wie Deutschland aufgrund eigener wissenschaftlicher Expertise problemlos in der Lage wäre, entsprechende Fähigkeiten mit vergleichsweise geringer Vorlaufzeit selbst zu erlangen, falls sich die Welt derart verändern sollte. Dafür muss man nicht von deutscher Seite proaktiv/präventiv atomare Aufrüstung entgegen bestehender Verträge betreiben.
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Ich halte das für zutiefst unrealistisch. Keine Regierung, egal aus welchen Parteien, wäre in der Lage D atomar zu bewaffnen. Dabei spielt es aus meiner Sicht keine Rolle wie gut die Argumente pro Atomwaffen sind.
Hier würde ein öffentlicher Druck kontra Atomwaffen entstehen, vor dem jede Regierung einknicken würde. Anfangen von den öffentlich rechtlichen Sendern, über die selbsternannten Meinungsführer bis zu Gewerkschaften, Kirchen usw. würde das eine Art Friedensbewegung 2.0, nur deutlich größer. Als Argument kommt dann eine Mischung aus Vergangenheit und wenn das nicht mehr ausreicht, dann die Moral.
Im Umkehrschluss würde wahrscheinlich kaum jemand für die Beschaffung von Atomwaffen auf die Straße gehen.
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@Fox1
Zitat:Im Zweifelsfall kann man sich auf niemanden verlassen. Die USA oder auch FR oder UK würden niemals eigene Großstädte riskieren (Annahme, die Drohung stände im Raum) um auf eine ausgelöschte deutsche Großstadt zu reagieren.
Ich denke in einem solchen Fall, egal wer nun den Angriff ausführt, haben wir bereits den Umstand vorliegen, dass die NATO mit einem solchen Akteur im Krieg wäre, was dann weitere Spekulationen, ob es eine Reaktion seitens Paris oder London gibt, relativ überflüssig macht, d. h. ich gehe mal von aus, dass die Bündnismechanik hier schon längst greift. Hinzu kommt wohl auch der Umstand, dass bei einem atomaren Schlagabtausch reine Staatsgrenzen quasi irrelevant sind, da der Fallout auch die Staaten im Umfeld betreffen würde.
Und der Sachverhalt einer "ausgelöschten Großstadt" ist natürlich schon das Nonplusultra der Eskalation, mir geht es im Grunde eher nur um die reine Drohung im Vorfeld, also das Erzwingen eines Ziels durch eine Bedrohung Deutschlands und somit auch um umgekehrt die Abschreckung deutscherseits - d. h. ohne dass es einen Angriff gegeben hat -, und hier wäre sehr viel mehr die Frage, wie sich die einzelnen Staaten aufstellen würden? Oder überspitzt formuliert: Wenn uns Indien die atomare Pistole auf die Brust setzt und die bedingungslose Herausgabe der ostfriesischen Inseln fordert, würde dann London den Indern mit atomarer Vergeltung drohen?
@26er
Zitat:Hier würde ein öffentlicher Druck kontra Atomwaffen entstehen, vor dem jede Regierung einknicken würde. Anfangen von den öffentlich rechtlichen Sendern, über die selbsternannten Meinungsführer bis zu Gewerkschaften, Kirchen usw. würde das eine Art Friedensbewegung 2.0, nur deutlich größer. Als Argument kommt dann eine Mischung aus Vergangenheit und wenn das nicht mehr ausreicht, dann die Moral.
Es würde so oder so natürlich Proteste und Demonstrationen dagegen geben. Allerdings glaube ich, dass diese Proteste innerlich und politisch anders strukturiert wären als z. B. die Anti-Atom-Proteste der 1980er Jahre. Waren es damals hauptsächlich linke, teils sozialdemokratische, grüne, gewerkschaftsnahe und kirchliche Gruppen, die vor dem "Atomtod" warnten und die hunderttausende, ja vermutlich sogar Millionen von Menschen erreichten, so habe ich die Befürchtung und die Vermutung, dass sich (mögliche) heutige Demonstrationen inhaltlich wesentlich wirrer und inkohärenter artikulieren würden, weil irgendwelche Populisten die Menschen mit wirren Verknüpfungen in den sozialen Medien aufhetzen würden.
Angenommen Hr. Putin würde uns mit Atomwaffen bedrohen, was er indirekt verklausuliert ja schon praktiziert hat, und wenn Berlin dann (spekulativ, wenn wir die Option hätten) quasi eine Gegendrohung äußern würde, so rechne ich damit, dass es Demonstrationen in deutschen Städten geben würde, wo Menschen einerseits für die Abschaffung von Atomwaffen demonstrieren, aber andererseits in Umkehrung von Ursache und Wirkung gleichzeitig z. B. Slogans auftauchen wie Putin, rette uns vor dem deutschen Atomwaffenwahn! Insofern: Ja, es würde Proteste geben, aber sie wären inhaltlich chaotischer, unlogischer und stärker von Verschwörungsmythen durchsetzt als die Proteste der 1980er Jahre, was aber wiederum bedeutet, dass sie auch weniger Menschen erreichen würden. Folglich würde eine Regierung auch eher in der Lage sein, ihre Position zu halten...
Schneemann
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(06.11.2022, 11:39)Schneemann schrieb: Und der Sachverhalt einer "ausgelöschten Großstadt" ist natürlich schon das Nonplusultra der Eskalation, mir geht es im Grunde eher nur um die reine Drohung im Vorfeld, also das Erzwingen eines Ziels durch eine Bedrohung Deutschlands und somit auch um umgekehrt die Abschreckung deutscherseits - d. h. ohne dass es einen Angriff gegeben hat -, und hier wäre sehr viel mehr die Frage, wie sich die einzelnen Staaten aufstellen würden? Fox1 hat da in sofern einen Punkt, dass die Abschreckung im Vorfeld nur durch Glaubwürdigkeit funktioniert. Nur, wenn man sich sicher sein kann, dass GB/FR/US zurückschlagen würden, verhindert auch die Abschreckung einen Angriff auf D. Und damit sind wir wieder bei politischen Führern, die wechseln können und leider nur allzu oft von Populismus und nationalen Egoismen getrieben sind. Da kann es durchaus zu einem Szenario kommen, in dem ein Premierminister oder Präsident am Ruder ist, bei dem man davon ausgehen muss, dass er sein Nuklear-Potential nicht für Verbündete einsetzen wird. Somit ist eine nT nur dann zuverlässig, wenn auch der Teilhabegeber vom Angriff mit betroffen ist, so wie die USA mit ihren Truppen in Deutschland und Italien. Oder Frankreich, für den Fall, dass Saarbrücken ausradiert wird. Aber wenn bspw. Berlin und München taktisch getroffen werden, wäre eine britische Vergeltung nicht zwangsläufig zu erwarten.
Trotzdem halte ich das für sehr theoretische Szenarien, die nicht unseren Atomwaffen-Kurs bestimmen sollten. Für einen solchen Bruch des europäischen Zusammenhalts müsste schon noch einiges passieren.
Zitat:Ja, es würde Proteste geben, aber sie wären inhaltlich chaotischer, unlogischer und stärker von Verschwörungsmythen durchsetzt als die Proteste der 1980er Jahre, was aber wiederum bedeutet, dass sie auch weniger Menschen erreichen würden. Folglich würde eine Regierung auch eher in der Lage sein, ihre Position zu halten...
Dieser Analyse stimme ich zu, der zunehmende Bruch zwischen Vernunft und vermeintlichem Widerstand in Deutschland würde eine solche Debatte in ganz andere Bahnen lenken als in der Vergangenheit. Und ich glaube, es könnte tatsächlich ein Umdenken diesbezüglich geben, wenn gewisse Umstände eintreten. Also bspw. ein weiteres Vordringen Russlands, auch in EU-Gebiete, unter steter nuklearer Drohung bei gleichzeitigem Rückzug von Trump II aus der NATO. In so einem Fall würde ggf. die Mehrheit der Deutschen eine eigene Nuklearbewaffnung befürworten.
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(06.11.2022, 11:39)Schneemann schrieb: Oder überspitzt formuliert: Wenn uns Indien die atomare Pistole auf die Brust setzt und die bedingungslose Herausgabe der ostfriesischen Inseln fordert, würde dann London den Indern mit atomarer Vergeltung drohen?
Oder etwas weniger überspitzt: die Ampel zerbricht, es gibt Neuwahlen, die CDU regiert mit den Grünen und will Kampfpanzer liefern. Moskau nimmt das als Anlass zu einer Eskalation und droht im Falle der Lieferung mit dem Einsatz von Nuklearwaffen auf dem Gebiet der BRD. Es muss dabei ja nicht gleich Berlin ausgelöscht werden.
Wie reagieren unsere Verbündeten?
Nuklearwaffen zu haben bedeutet Unabhängigkeit von anderen und die Möglichkeit eigenständige strategische Entscheidungen zu treffen.
Der Knackpunkt sind hier vor allem die USA. Sobald Trump oder ein/e Trump 2.0 an die Macht kommt können wir uns nur noch bedingt oder sogar gar nicht auf die USA verlassen. Der Eigenbau von Nuklearwaffen wird aber Jahre dauern, da dabei erst politische Widerstände überwunden werden müssen. Falls das überhaupt möglich ist. Technisch könnte das aber sicher schneller gehen.
Deshalb sollte man schon jetzt anfangen dieses Brett zu bohren.
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(06.11.2022, 15:16)Kos schrieb: Wie reagieren unsere Verbündeten? Artikel 5. Wenn die NATO nicht reagiert dann ist sie selbst Geschichte weil instantan wertlos. Deutschland könnte die Tornados aus Büchel irgendwohin losschicken, vielleicht nach Kaliningrad, oder mit Tankern auf die Krim.
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Vorab noch ein kleiner Einschub:
Zitat:Ich bin nun kein "Erdferkel" (nicht negativ gemeint), so wie Quintus, der mit dem Messer zwischen den Zähnen am Boden an den Gegner heranrobbt, nein, selbst aber bin ich durchaus ein unverbesserlicher Idealist, der sich freut, wenn auf dem Achterdeck eines Lenkwaffenkreuzers eine Kapelle von weißgekleideten Menschen die deutsche Nationalhymne, die Marseillaise oder das Star-Spangled Banner spielt
I´d like to have two armies: one for display, with lovely guns, tanks, fanfares, marching bands, staffs, distinguished and doddering generals, and dear little regimental officers who would be deeply concerned over their general´s bowel movements or their colonel´s piles: an army that would be shown for a modest fee on every fair-ground in the country.
The other would be the real one, composed entirely of young enthusiasts in camouflage battledress only, who would not be put on display but from whom impossible efforts would be demanded and delivered. In which everyone is concerned with everything and with everyone else and that a mere corporal feels he is responsible for the conduct of the war. Away with the privilege, away with the sumptuous treatment of cabinet ministers and inspecting generals. Everyone in the shit with the same box of rations. What we need is this true army commanded by leaders of its own choice.
Zu deutschen Atomwaffen:
Solange diese Bundesrepublik und noch weniger die Bundeswehr nicht mal in der Lage sind im Rahmen der nuklearen Teilhabe über mit US Bomben ausgerüstete deutsche Marschflugkörper zu diskutieren, ist jede Diskussion über deutsche Atombomben eigentlich sinnfrei.
Dessen ungeachtet: Ja, eigentlich würden wir eigene strategische Nuklearwaffen benötigen. Und entsprechende Trägersysteme. Und beides in ausreichender Anzahl und aufgrund seiner Verbringungsmittel dergestalt, dass in jedem Fall und gegen jeden davon auch welche durchkommen.
Aber solche Fähigkeiten werden uns von allen anderen in keinem Fall zugestanden werden, selbst wenn wir solche Waffe beschaffen wollten. Denn wir müssten dafür selbst wenn alle anderen Hemmnisse nicht wären noch den Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland aufheben und für ungültig erklären mit allem was dann daraus sonst folgt.
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Zitat:Wäre Deutschland in der Lage, Kernwaffen in ausreichender Zahl zu entwickeln, um einen potentiellen Angreifer abzuschrecken? Was lange ein Tabu war, wird seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine und der wiederholten nuklearen Drohung Moskaus an die NATO hierzulande offen diskutiert.
[...]
„In Deutschland betreibt das Unternehmen Urenco eine Anlage in Gronau, allerdings ausschließlich für Kernkraftwerke und andere zivile Zwecke“, sagt Clemens Walther, Radioökologe an der Leibniz Universität Hannover. Zur Gewinnung größerer Mengen an waffenfähigem Uran sind die Anlagen bei Urenco, die noch Standorte in den Niederlanden und England hat, nicht ausgelegt.
[...]
Für Deutschland bliebe als Quelle für Plutonium-239 nur der Weg über die abgebrannten Brennelemente in den Zwischenlagern. „Das darin enthaltene Plutonium müsste aus den Brennelementen in Wiederaufarbeitungsanlagen im Ausland extrahiert werden.“In Europa gibt es derzeit nur in La Hague in Frankreich eine solche Einrichtung.
[...]
Für Uranbomben bietet sich die sogenannte Kanonenanordnung an: Zum Zünden benötigt man zwei getrennte unterkritische Massen an Uran-235, die, wenn man sie mit herkömmlichem Sprengstoff aufeinanderschießt, eine kritische Masse bilden.
[...]
Gleich für welchen Bombentyp man sich auch entschiede, man bräuchte ein geeignetes Testgelände für die ersten Prototypen. Das wird in Deutschland kaum zu finden sein. Israel hat seine Bombe allerdings ohne bestätigte Tests gebaut. Und will man nukleare Sprengköpfe im Ernstfall an ihren Bestimmungsort transportieren, benötigt man geeignete Trägersysteme. Zwar verfügt die Bundeswehr über ausreichend Kampflugzeuge, die aufgrund der nuklearen Teilhabe mit nuklearen Waffensystemen der USA ausgerüstet werden können, aber sie hat derzeit weder Langstreckenbomber noch Raketen für mittlere und längere Reichweiten.
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Für eigene Atomwaffen braucht Deutschland vor allem ein glaubwürdiges Abschreckungspotential, d.h es müssen erst Raketen entwickelt werden die Russland erreichen können. Im Prinzip ist die deutsche Industrie dazu ohne Probleme in der Lage, Zweitschlagfähigkeiten sind auch notwendig. Die bisherigen konventionellen U-Boote sind bedingt für die Rolle geeignet. Sie können höchstens SLCM mit einer Reichweite von 1000 km + aus Torpedorohren abschießen. Ein glaubwürdiges Abschreckungspotential braucht auch hyperschallfähige Trägersysteme die moderne ATBM Systeme umgehen können.
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Ich denke, wenn es einen Konsens in dieser Richtung geben sollte, müsste dies über ein EU Projekt laufen und ggf. auf das Französische Programm aufbauen.
Was hier dagegen spricht sind die nationalen Tendenzen und unsicheren Strukturen in der Zukunft. Ich würde mich nicht darauf verlassen wollen, dass Frankreich sich einen Entscheid nach Wahlen anders überlegt. Auch ist es für mich nicht vorstellbar, dass evtl. Bomben in Ländern wie Polen oder Ungarn lagern (bezogen auf die dortigen Europafeinde.
Ggf. könnte es einen Mittelweg geben. EU oder auch nur die großen Kernnationen wie D und I beteiligen sich an den Kosten in Frankreich. Ein gewisses Kontingent der Waffen könnte dann entsprechend in den anderen Ländern lagern. Ich denke hier vor allem an zu entwickelnden taktischen Waffen.
Die strategische Variante sollte weiter von Frankreich gestellt und teils von der EU finanziert werden. Eine parallele Entwicklung ist finanziell einfach ein Fass ohne Boden und schwächt die konventionelle Verteidigung, welche die wichtigere ist. Die Abhängigkeit von Frankreich wäre ähnlich wie nun von dem USA. Ein Vorteil wäre, dass die strategischen Interesse aufgrund der regionalen Nähe naturgemäß höher liegen als mit dem USA.
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Hinter den Kulissen sollen derartige Gespräche in Europa derzeit geführt werden, aus offensichtlichen Gründen.
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