15.08.2007, 16:52
Zitat:Dein letzter Punkt - ist das nicht (nur) die Sicht der ehemals sowjetisch geprägten, atheistischen Nomenklatur, die heute noch an den Machthebeln sitzt?
Tja..das ist es ja.. Alle Länder in Zentralasien haben solche Machthaber und Regierungen.
Zitat:Ich habe den Eindruck, dass in breiten Kreisen (beim einfachen Volk und im Mittelstand) schon längst eine Re-Islamisierung eingesetzt hat, dass sich Saudi-Arabien (Wahabiten), Iran (Schiiten) und eben auch die Türkei mit ihrem "sunnitischen Staatsislam" ein "Wettrennen" um den Einfluss auf die Imame und das Volk auch in den zentralasiatischen Staaten geliefert haben (und vielleicht auch liefern).
Jup.. Aber da würde ich noch keine Kücken zählen. Man träumt zwar von altem Glanz, als Zentralasiatische Länder sehr große Rolle in islamischer Welt gespielt haben. Das liegt aber sehr gleich mit der Angst vor Afghanisch-Tchechenischen Verhältnissen auf der Waage.
Ausserdem, so wie ich es sehe, versucht man seit neuestem die nationale und ethnische Indentität von der Relligion abzukoppeln. Schlechter Beispiel Turkei; wo du muslim sein muss, wenn du Turke sein willst. Was die bevölkerungsarme Zentralasitische Länder vor einer massiven Abwanderung stellt. Und da sind eigenen Heiden und Christen viel lieber als fremde machtbesessenen Muslime oder Chinesen.
Die Kazakhen und Kirgisen zB. betonnen seit kurzem sehr laut ihre heidnische und christliche Vergangenheit. (Es gab sogar regen Kontakte zwischen Moghulistan und Vatikan zu seiner Zeit) Und wir sollen nicht vergessen; Diese Länder sind nicht unbeding froh, dass man die mit Schwert und Feuer zum Islam bewegte. (Die Kirgisen z.B. haben sehr lange uzbekisch-muslimischen Eroberer getrost.)
"wuhahabit" ist ein Schimpfwort in Zentralasien.(bedeutet; verrückt, wahnsinnig, kopfloser idiot) Saudische Sekten haben in der Relligion von Zentralasien nur geldmässig was zu sagen.(Man stampft Mouscheen aus dem Boden, egal ob man die braucht oder nicht. Im Norden von Kazakhstan sind die zum "Heirathaus" verkommen und im Süden sind mehr "Shiiten mit almatischen Kosmopoliten". An sich sind "ehemaligen" Nomaden mental sehr anderes drauf was Islam angeht.)
Shiiten halten sich daraus weill Iran sich keinem ideologisch-politischen Feind im Norden leisten kann. In den 90'er als die Soviet Union Geschichte geworden war, hat Iran versucht sich in Zentralasien breit zu machen, dies wurde aber mit sehr großem Einsatz von lokalen Abwehrdiensten unterbunden. Seit dem herrscht dort Status Quo.
Zitat:im Endeffekt ist beides nichts anderes als die Wiederbelebung der historischen Seidenstraße mit modernen Mitteln - und rein geographisch sind Europa und China am jeweiligen Ende dieser Handels- (und Wirtschafts-) -trassen,
Ist nicht nötig.. Die Seidenstrasse, "lebt und bebt" wie niemals zuvor. Um was es geht, ist mehr geo-politische und ekonomische Stabilisierung auf zwischenstaatlicher Ebene. Lokale Ebene hat dies schon längst überholt und ist davon gerauscht.
Zitat:sowohl der Landtransport wie auch der Schiffstransport über Schwarzes Meer und Mittelmeer führen über türkisches Hoheitsgebiet.
nun. sorry aber das stimmt nicht. Turkei ist mehr eine Zwangslösung gewesen. (Und die ist auch nicht jedem in Zentralasien lieb geworden.)
Da sind noch Wege über Russland und nach China.
Demnächst werden noch Wege durch Pakistan, Iran und Indien umgesetzt. (Afghanistan weiss ich wirklich nicht) Dazu kommt noch Georgien(Wo man Pipeline unter kaspischem und schwarzem Meeren nach EU werfen kann.)
Im Vergleich zu den 90'er hat/kennt Zentralasien viel mehr und viel bessere Alternativen als Turkei und "turkischer way of life". Da sind noch EU, Russland, China, Indien, und sogar USA.