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Nightwatch schrieb:Sowohl israelische als auch amerikanische Dienste gehen von einem Atomwaffenprogramm aus. Geheimdienste behaupten immer wieder das eine oder andere, aus unterschiedlichen Gründen und meist um bestimmte Interessen mit Behauptungen zu untermauern; hier ist das gemeinsame Interesse die Destabilisierung des Iran
Nightwatch schrieb:Das NIE von anno dazumal ist Geschichte. ein NIE kann es nicht geben, weil niemand von uns in das nächste Jahrhundert blicken kann - aber zum jetzigen "Atomprogramm" ein Tip:
Da reden wir in zehn Jahren nochmal drüber.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://info.kopp-verlag.de/news/naechste-bush-luege-enthuellt-us-geheimdienst-bestaetigt-jetzt-der-iran-hat-kein-nuklearwaffen-pro.html">http://info.kopp-verlag.de/news/naechst ... n-pro.html</a><!-- m -->
Zitat:... Die Welt kann also von Glück reden, dass sie nicht noch einmal auf die Lügen der Bush-Regierung hereingefallen ist und einem weiteren – dieses Mal wohl weitaus schrecklicheren – Krieg entronnen ist, der so wie im Irak-Krieg nur auf Hirngespinsten, Lügen und Druck von konservativen amerikanischen und israelischen Politikern gründete.
Natürlich hat Israel damit ein Problem, denn wenn das gegenwärtig größte potentielle Feindbild bröckelt, stellt das die eigene »Opferrolle« in Frage. ...
Donnerstag, 21.05.2009
Akzeptiere es.
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Erich schrieb:Nightwatch schrieb:Sowohl israelische als auch amerikanische Dienste gehen von einem Atomwaffenprogramm aus. Geheimdienste behaupten immer wiede das eine oder andere, aus unterschiedlichen Gründen und meist um bestimmte Interessen mit Behauptungen zu untermauern; hier ist das gemeinsame Interesse die Destabilisierung des Iran Übersetzung: Mir passt es nicht ins Konzept das der Iran tatsächliche eine Bombe bauen könnte. Deshalb stelle ich die verwirrte Verschwörungstheorie auf, wonach es kein iranischen Atombombenprogramm gibt und das alles nur ein Tarnmanöver der pösen westlich-jüdischen Aggressoren ist.
Ich habs verstanden.
Erich schrieb:[ein NIE kann es nicht geben, weil niemand von uns in das nächste Jahrhundert blicken kann - aber zum jetzigen "Atomprogramm" ein Tip:
Da reden wir in zehn Jahren nochmal drüber.
Akzeptiere es. Lass es Hirn regnen.
NIE heißt National Intelligence Estimate
Darauf beziehen sich deinen ach so tollen Links.
Dieses NIE wurde aber in der Folgezeit mal so eben komplett auseinandergenommen. Britische und Israelische Dienste lehnten es rundweg ab. Und mittlerweile ist klar das dieses NIE fehlerhaft war und der Iran sein Waffenprogramm 2003 mitnichten auf Dauer eingestellt hat.
Das ist ein allgemein akzeptierter Fakt, selbst die jetzige US Regierung geht davon aus. Und das will was heißen.
Wenn man keine Ahnung hat und so weiter.
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Nightwatch schrieb:....
NIE heißt National Intelligence Estimate
.... und kann auch im deutschen Sinn des Wortes verwendet werden.
Lass es Hirn regnen.
Bei diesen gegenseitigen Spekulationen sind wir doch seit Jahren nicht weitergekommen.
Wenn man z.B. das unten folgende liest muss man überlegen, wann diese Zeilen veröffentlicht wurden:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.atomwaffena-z.info/atomwaffen-heute/unter-verdacht/iran/index.html">http://www.atomwaffena-z.info/atomwaffe ... index.html</a><!-- m -->
Zitat:Die USA und Israel verdächtigen den Iran, ein geheimes Atomwaffenprogramm zu betreiben. Tatsächlich förderten Untersuchungen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) zu Tage, dass der Iran mehr Uran angereichert hat und mehr Anlagen betreibt, als er dem Hauptsitz der Organisation in Wien gemeldet hatte. Die IAEO forderte die Einstellung des Anreicherungsprogramms. Deutschland, Frankreich und Großbritannien versuchen im Streit zu vermitteln und bieten die Lieferung angereicherten Urans an. Israel droht, die Anlagen im Iran zu zerstören, während die USA Sanktionen fordern. Der Iran drohte seinerseits, die Zusammenarbeit mit der IAEO zu beenden und den Atomwaffensperrvertrag zu verlassen. Bis heute beteuert er, keine Atomwaffen bauen zu wollen.
Der Iran strebt für sein ziviles Atomprogramm nach einem vom Ausland unabhängigen geschlossenen Brennstoffzyklus. ...
Der Iran ist Unterzeichnerstaat des Atomwaffensperrvertrags (NPT) und darf damit Atomenergie nutzen, solange das Programm alleine "friedlichen" Zwecke dient. Durch die Duldung weitergehender Kontrollmaßnahmen der IAEO darf auch Uran angereichert werden, obwohl dieser Vorgang auch der Entwicklung von Atomwaffen dienen kann. Die Kontrollmaßnahmen können absichern, dass das Uran nur für Reaktornutzung angereichert wird und nicht für Atomwaffen.
...
Der Iran ist nicht offen und ehrlich bei der Dokumentation seines Atomprogramms. Zugleich erklärt die IAEO, es gebe bisher keinen Beweis eines iranischen Atomwaffenprogramms. Dennoch ist sie nicht bereit, dem Iran Unbedenklichkeit zu attestieren.
und was hat diese Spekulation gebracht?
Nichts, die einen sagen so und die anderen sagen so - manche wie Deutschland sagen zumindest offiziell, dass sie nichts wissen, und manche wie US-Geheimdienste widersprechen sich auch mit der Zeit des öfteren mal.
Nightwatch schrieb:....
.... Wenn man keine Ahnung hat und so weiter. dann muss eine Analyse der gegenseitigen Behauptungen auch mögliche Motivationen und Interessen hinterfragen, und auch berücksichtigen, wie oft sich die Behauptungen der einen oder anderen Beteiligten als "schillernde Seifenblase" entpuppt haben, die bei erster Gelegenheit zerplatzt sind.
Ansonsten gilt es, neue Fakten abzuwarten, die immer wieder gewonnen werden können, hier z.B.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/503381/index.do?_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/index.do">http://diepresse.com/home/politik/ausse ... k/index.do</a><!-- m -->
Zitat:Atomstreit: Iran gewährt Inspektoren Zugang zu Reaktor
21.08.2009 | 18:19 | (Die Presse)
Europäer und USA wollen neue Sanktionsrunde, China und Russland nicht.
Teheran (Reuters, red.). ...: Teheran ... hat der IAEA erstmals seit einem Jahr wieder Zugang zu dem umstrittenen Schwerwasserreaktor in Arak gestattet, einem der Kernstücke seines Nuklearprogramms.
Zudem erlaubt es den Inspektoren offenbar erweiterte Kontrollen bei der Uran-Anreicherungsanlage in Natanz.....
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2009)
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Erich schrieb:Nightwatch schrieb:....
NIE heißt National Intelligence Estimate
.... und kann auch im deutschen Sinn des Wortes verwendet werden.
Lass es Hirn regnen.
Bei diesen gegenseitigen Spekulationen sind wir doch seit Jahren nicht weitergekommen.
Wenn man z.B. das unten folgende liest muss man überlegen, wann diese Zeilen veröffentlicht wurden: Du kannst weiterhin irgebdwelche willkürlichen Artikel als Nebelkerzen missbrauchen wie du lustig bist.
Ändert auch nichts an der Tatsache das die These das iranische Atomprogramm sein nur vorgeschoben zum Himmel schreiender Schwachsinn ist.
Zitat:dann muss eine Analyse der gegenseitigen Behauptungen auch mögliche Motivationen und Interessen hinterfragen, und auch berücksichtigen, wie oft sich die Behauptungen der einen oder anderen Beteiligten als "schillernde Seifenblase" entpuppt haben, die bei erster Gelegenheit zerplatzt sind.
Nö, dann muss man mal die Augen aufmachen und die Realität anerkennen. Es hilft nichts irgendwelche Motivationen und Interssen zu unterstellen und darauf aufbauend dann irgendwelche Agenden als Täuschungsmanöver entlarven zu wollen.
Diese Argumentationslinie ist auf Sand gebaut und offen gestanden vollkommen irr.
Zitat:Ansonsten gilt es, neue Fakten abzuwarten, die immer wieder gewonnen werden können, hier z.B.
Zuallererst sollte man mal über ein paar Basics bescheid wissen, also über das was dir seit jeher völlig abhanden kommt.
Mit dem Schwerwasserreaktor in Arak ist es theoretisch möglich Plutonium und Tritium im waffenfähigen Mengen herzustellen.
Da der Iran jedoch momentan an einer Uranbombe anstatt einer Plutoniumbombe bastelt und Boosting momentan auch noch nicht auf der Agenda stehen dürfte bringt die Inspektion dieses noch nicht in Betrieb genommenen Reaktors garnichts.
Das ist eine Investition in Hinblick auf spätere Phasen eines Waffenprogramms und hat mit den jetzigen Bestreben eine Implosionsbombe auf Uranbasis zu bauen nichts zu tun.
Aber das steht natürlich nicht in deinen Artikeln.
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Kriegt euch mal wieder ein.
Niemand von euch kann aufgrund der ihm bekannten - und von ihm für "korrekt" erachteten - Quellen in Anspruch nehmen die Wahrheit über das iranische Atomprogramm zu wissen.
Das ist einfach nur anmaßend.
Genug politische Gruppierungen haben ein Interesse daran, die Gefahr (?) durch ein iranisches Atomprogramm kleinzureden oder auch aufzubauschen.
Auch bei Nachrichten fließen genug Lobbyismus, Panikmache und mehr ein.
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Tiger hat durchaus recht, aber selbiges gilt auch für Nightwatch gerade was er übe Erichs Artikel sagt. Klar ist aber folgendes und das sollte man festhalten.
Erstens der Iran hält beharrlich an seinen Atomprogramm fest und baut es permanent aus obwohl es weit bessere und billigerer Alternativen für das Land gibt. Selbst die IAEO kann nicht ausschließen das ein geheimes Atomwaffenprogramm existiert und das die gesamte Zivilisierte Weltgemeinschaft also der Westen den Iran die Nummer mit der friedliche Nutzung nicht abkauft ist auch klar.
Zweitens besteht ein massives Raketenprogramm des Landes was das Ziel hat immer weitreichende Raketenwaffen zu produzieren und diese gelten dabei nicht Israel das ist schon in Iransicher Reichweite.
Die Israelis gehen davon aus das innerhalb der nächsten 3 biss 4 Jahre ganz Europa von Iranischen Raketen abgedeckt sein wird was auch als eine logische Entwicklung zu sehen ist kann man den europäischen Hühnerstall als Geisel nehmen gewinnt man schnell einen Fürsprecher.
Dazu:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.globalsecuritynewswire.org/gsn/nw_20090821_9557.php">http://www.globalsecuritynewswire.org/g ... 1_9557.php</a><!-- m -->
Was die Dramatisierung der Lage anbelangt so mag diese durchaus zutreffen einige US Generäle gehen schon jetzt davon aus das der Iran die Atombombe bauen kann. Selbst die Adepten des Messias der sicherlich kein Krieg in seiner Amtszeit möchte gehen von spätesten 20016 aus, man ist sich also ziemlich einig.
Krieg war und ist die einzige Lösung für das Problem neben des Akzeptieren das der Iran früher oder später die Atombombe haben wird und was die IAEO anbelangt so ist klar das diese Organisation sprichwörtlichen einen Dreck wert ist. Der IAEO gelang es nicht mal klar festzuhalten das die Nord Koreaner eine Bombe bauten biss diese Explodierte und dann zum zweiten mal explodierte.
Wer auf die IAEO vertraut denn ist nicht mehr zu helfen und selbst die spricht schon langsam davon das der Iran die Bombe bauen kann.
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revan schrieb:Selbst die IAEO kann nicht ausschließen das ein geheimes Atomwaffenprogramm existiert
Das ist eine Frage der Lesart. Die IAEO hat keinerlei Hinweise auf ein geheimes Atomprgramm vorort entdecken können. Und den Beweis das etwas nicht existiert kann man rein philosophisch schon nicht erbringen. Gibt's Aliens, nur weil Du niemals das Gegenteil beweisen kannst? Ok..haariges Thema für viele Amerikaner.
revan schrieb:Erstens der Iran hält beharrlich an seinen Atomprogramm fest und baut es permanent aus obwohl es weit bessere und billigerer Alternativen für das Land gibt.
Woas?
Ich vertrete zwar ohnehin die Auffassung, dass gerade der dual-use Charakter dieser Technologie sehr wertvoll ist. Aber was wäre denn bitte ein günstigerer Grundlaststrom als Atomstrom? Erst Recht bei gleichzeitigem Export von Gas und Öl. Effektiver geht es kaum! Das haben amerikanische Experten dem Shah schon so erklärt und ist deshalb doch heute nicht falsch, oder?
revan schrieb:Zweitens besteht ein massives Raketenprogramm des Landes was das Ziel hat immer weitreichende Raketenwaffen zu produzieren und diese gelten dabei nicht Israel das ist schon in Iransicher Reichweite.
Ich bin bestimmt kein Raketenexperte, aber das iranische Raketenprogramm habe ich trotzdem recht intensiv verfolgt. Die Reichweite hatte offensichtlich keine Priorität. Die Erweiterung der Reichweite von 1500km auf 2000km nach gut 15 Jahren Entwicklungszeit spricht da eine andere Sprache. Das liegt durchaus im Rahmen dessen, was man ohnehin durch leichtere Sprengköpfe und mehr Sprit erreichen könnte, wenn man denn müsste und größere Streuung wurscht wäre. Du kann dagegen vielmehr davon ausgehen, dass die verbesserte Zielgenauigkeit (GPS/INS), verkürzte Startzeit (Feststofftriebwerke), separierender RV und MIRV Kapazität wesentlich Besorgniserregnder gesehen werden dürfte. Das macht die Waffe erst wirklich effektiv. Damit verfolgt der Iran auch z.B. völlig andere Wege als Nordkorea, auf dessen Konstruktion die ersten iranischen Mittelstreckenraketen in der Klasse oberhalb der SCUD basierten.
Die Nordkoreaner verscherbeln den Iranern liebend gerne auch ihre weitreichenderen Raketen mit über 5000km Reichweite gegen Nahrung, Landmaschinen, Fahrzeuge, Öl und Devisen. Das Interesse an diesen sehr weitreichenden aber letzlich primitiven und ungenauen Raketen besteht aber offensichtlich nicht. Eine vermeintliche Bedrohung der USA und Europas ist daher mehr Dichtung, denn Wahheit.
Ich will damit übrigens nicht andeuten, dass sich relativ moderne Raketen mit Reichweiten von 2000km schlecht für eine Bestückung mit Atomsprengköpfen eigenen würden. Aber wenn es den Iranern darum ginge Europa oder die USA zu erreichen, hätte man das Programm ähnlich gefahen, wie die Nordkoreaner. Nicht so, wie es im Iran passiert ist. Mit der entwickelten Raketen kann man Irak, Israel, (Saudi) Arabien, Russland, Türkei, Pakistan und den Kaukasus von jedem Punkt im Inland aus, mit kurzer Vorwarnzeit, mobilen Startrampen und hoher Präzision und Schlagkraft erreichen. Genau darin besteht auch die militärische Anforderung an die iranische Shahab-3 Familie. Achja und vergleichsweise günstig und in Massen zu produzieren ist sie auch. :wink:
revan schrieb:Die Israelis gehen davon aus das innerhalb der nächsten 3 biss 4 Jahre ganz Europa von Iranischen Raketen abgedeckt sein wird was auch als eine logische Entwicklung zu sehen ist kann man den europäischen Hühnerstall als Geisel nehmen gewinnt man schnell einen Fürsprecher.
Das es sich dabei um ein politisch motiviertes Statement halten könnte, um die Europäer in ihr Sorgenboot zu ziehen kommt Dir nicht in den Sinn? Die facts on the ground, werter revan, sprechen eine andere Sprache.
Laut NTI (gleiche Quelle) haben die Iraner übrigens ~2000 Scud importiert. Neben der vorhandenen eigenen Produktion selbstverständlich hock: Leider ist diese chronoligische Auflistung der Importe nicht mehr online, oder ich finde sie nur gerade nicht.
revan schrieb:einige US Generäle gehen schon jetzt davon aus das der Iran die Atombombe bauen kann.
Vielleicht richtig. Ganz sicher heutzutage zum Überleben notwendig, wenn man diese Fähigkeit besitzt. Nicht dass der ein oder andere geistesgestörte Abenteuerer noch auf dumme Gedanken kommt und meint, es mit einem wehrlosen Gegner zu tun zu haben. :wink:
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://presstv.com/detail.aspx?id=104307§ionid=351020101">http://presstv.com/detail.aspx?id=10430 ... =351020101</a><!-- m -->
Zitat:Iran allocates $20m to expose US 'rights violations'
Sun, 23 Aug 2009 16:01:40 GMT
A majority of Iranian lawmakers have approved a bill that will fund a program intended to expose “breaches of human rights” in the US.
In a vote on Sunday, the parliamentarians voted by a margin of 189 to 21 to pass the bill which will allocate $20 million toward the efforts, reported the Iranian Labor News Agency.
"The Americans have repeatedly approved measures to assist Iranian opposition, especially recently [they approved] a $55-million allocation by the US Senate," said Alaeddin Boroujerdi, who head the influential Majlis National Security and Foreign Policy Committee.
...
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Zitat: Ganz sicher heutzutage zum Überleben notwendig, wenn man diese Fähigkeit besitzt. Nicht dass der ein oder andere geistesgestörte Abenteuerer noch auf dumme Gedanken kommt und meint, es mit einem wehrlosen Gegner zu tun zu haben...
Das ist zwar etwas Off-Topic, aber man sollte nicht den (Denk-)Fehler machen und annehmen, dass der Besitz der Atombombe automatisch Sicherheit gewährleistet, bzw. eine Art Abschreckung bewirkt. Die Zeit des Kalten Krieges, in der die gegenseitigen Vernichtungskapazitäten einen erzwungenen Frieden bescherten, sind zunehmend vorbei. Da nämlich die zunehmende Verbreitung von Massenvernichtungswaffen (speziell Atombomben) nicht aufzuhalten scheint (angeblich soll ja auch Myanmar an einer Bombe bauen), wird man zwangsläufig einen konventionellen Krieg auch bei Besitz einer Atomwaffe in Erwägung ziehen (müssen). Die alte Losung à la So, jetzt habe ich meine Bombe und kann mich getrost ausruhen, weil es keiner mehr wagt mich anzugreifen wird insofern langsam hinfällig werden, ja muss es auch werden.
Weil ehrlich gesagt gibt es auch keine befriedigende Antwort. Was soll man denn tun (als Diktator)? Angenommen, man wäre ein Diktator, der seine Macht mit einer Atombombe gesichert hat (besser: gesichert sieht), so nützt sie einem eigentlich nichts, wenn man dennoch von einem konventionell überlegenen Angreifer attackiert wird. Man hat die Wahl, die eigene Atomwaffe einzusetzen, aber würde a) sich dann als absoluter Paria und Atomkrieg-Beginner der Weltöffentlichkeit präsentieren (auch nicht schmeichelhaft, bzw. endgültig diskreditierend) und b) vom (weltweit weitgehend akzeptierten bis verständlichen) Gegenschlag von der Erdoberfläche gewaschen werden. Andererseits kann man sie auch nicht einsetzen und wird dennoch besiegt werden. D. h. die Atombombe gibt dem Besitzer insofern die Möglichkeit, sich zwischen zwei Niederlagen zu entscheiden, wenn der Gegner dementsprechend stark und entschlossen ist, wobei die eine Möglichkeit „etwas“ schadhafter ist als die andere.
Schneemann.
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@Schneemann
Zitat:Weil ehrlich gesagt gibt es auch keine befriedigende Antwort. Was soll man denn tun (als Diktator)? Angenommen, man wäre ein Diktator, ...
Was soll das denn?
Angenommen man wäre Vorzeigedemokrat, würde ein paar tausend Atombomben bauen und zwei davon auf Großsstädte des Gegner werfen und dem Rest der Welt damit drohen...
Dann ist Pearl Harbour und Kamikaze böse, der Russe ein Verbrecher und der selbst durchgeführte Massenmord die Rettung des "freien" Teiles der Welt. Natüüürlich. Also komm mir mal bitte nicht so mit Deiner verklärten Weltsicht.
Zitat:D. h. die Atombombe gibt dem Besitzer insofern die Möglichkeit, sich zwischen zwei Niederlagen zu entscheiden, wenn der Gegner dementsprechend stark und entschlossen ist, wobei die eine Möglichkeit „etwas“ schadhafter ist als die andere.
Das dichtest Du Dir so zurecht, ohne auch nur einen historischen Beweis liefern zu können. Seitdem es die Bombe gibt, gab sie dem Besitzer durch gegenseitige Abschreckung eine relative Sicherheit vor einem bewaffneten Konflikt der höchsten Eskalationsstufe auf eigenem Territorium. Auch ist bekanntlich in der Diskussion Nukleareinrichtungen zu bombardieren, was entsprechenden Fallout verursacht. Gleichzeitig kommt in den letzten Jahren vermehrt die Diskussionen auf, die Nuklearsprengköpfe zu miniaturisieren und in vermeintlich "konventionell" geführten Kriegen einzusetzen.
Man braucht daher rational gesehen schon die Fähigkeit, eine Bombe in kurzer Zeit zu produzieren, um derartige Abenteurer unattraktiv zu machen. Dazu reicht theoretisch eine sehr glaubhafte de facto Fähigkeit.
Natürlich wird auch weiterhin die primäre Verteidigungskraft eines Landes durch konventionellen Streitkräfte hergestellt. Das ist keine Frage.
Aber mal angenommen, die Bombe würde keinen Zweck erfüllen, wie Du sagst. Warum schaffen wir sie dann nicht ab? Israel hat z.B. 200-300stk. davon. Und zwar ohne jegliche Kntrolle einer internationalen Behörde, in den Händen von Radikalinskis. Führen wir die Diskussion über Irans Atomprogramm doch mal zweigleisig, dann könnte man u.U. sowas wie Glaubwürdigkeit erlangen.
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Zitat: Was soll das denn?
Angenommen man wäre Vorzeigedemokrat, würde ein paar tausend Atombomben bauen und zwei davon auf Großsstädte des Gegner werfen und dem Rest der Welt damit drohen...
Moment, das amerikanische Atombomben-Programm wurde nicht wegen oder gerade gegen Japan in die Wege geleitet. Man hat mit den Arbeiten begonnen, weil man davon ausging, das Hitlerdeutschland die Atomwaffe ebenfalls baut, bzw. in der Entwicklung schon weiter ist. Und das haben auch vorrangig nicht amerikanische Chefpropagandisten oder Politiker gesagt, sondern zumeist geflohene deutsche und europäische Wissenschaftler und Atomexperten, etwa Einstein, Szilárd oder Teller (aus Ungarn), die eindringlich davor warnten und welche sich glaubhaft mit der Materie auskannten. Erst dann, quasi um ein Gegengewicht zu haben, begannen die USA den Bau der Bombe. Die „Vorzeigedemokraten“ begannen also den Bau aus Furcht vor einem atomar bewaffneten Hitlerdeutschland, nicht, weil man gerade Lust darauf hatte.
Abgesehen davon würde das Erörtern des Atomeinsatzes gegen Japan hier dem Iran nicht ganz gerecht werden und gehört auch nicht hierher. Deshalb spare ich mir hier detaillierte Erklärungen und stelle das bei Bedarf ins Geschichte-Forum. Allerdings streiche ich den Satz ...dem Rest der Welt damit drohen hierbei raus, weil dieser einfach zu oberflächlich und erkennbar zu provokativ gemeint ist.
Zitat:Das dichtest Du Dir so zurecht, ohne auch nur einen historischen Beweis liefern zu können.
Nein. Erstens brauche ich dies nicht historisch zu belegen, weil dies eine Theorie von mir ist, die erst gegenwärtig interessant wird (Eigenmeinung), und zweitens dichte ich mir es auch nicht zurecht: Ein Atomkrieg dürfte einfach „schädigender“ sein als ein konventioneller. Und das weißt du genauso gut wie ich.
Zitat:Seitdem es die Bombe gibt, gab sie dem Besitzer durch gegenseitige Abschreckung eine relative Sicherheit vor einem bewaffneten Konflikt der höchsten Eskalationsstufe auf eigenem Territorium.
Jein. Während des Kalten Krieges funktionierte dieser Denkansatz sicherlich. Aber ob dieses Konzept auch in Zukunft funktioniert, wird sich zeigen. Man hat es dann nämlich nicht mit ganzen „weltumfassenden“ Machtblöcken, also in jenem Fall der NATO und dem Warschauer Pakt, wie zwischen 1947/49 und 1990 zu tun, sondern eher mit einer Gruppe autoritärer Einzelstaaten. Und da steht der Aspekt des globalen Overkills nicht mehr als Drohgespenst im Vordergrund, der die Abschreckung begünstigte. Dadurch nämlich, dass sich der Besitz der Atomwaffen zerfasert und verteilt, zerfasert sich auch ein möglicher Atomkrieg. Wäre früher ein nuklearer Krieg zwischen Ost und West fast zwangsläufig in eine Weltkatastrophe gemündet, so ließe er sich heute regional beschränken. D. h. also, dass die Proliferation der Atomwaffe nicht die Abschreckung begünstigt, die global anzusetzen ist, sondern sie im Gegenteil durch die Regionalität abschwächt.
Zitat: Auch ist bekanntlich in der Diskussion Nukleareinrichtungen zu bombardieren, was entsprechenden Fallout verursacht.
Richtig. Keine Frage. Darum ging es mir aber auch nicht.
Zitat:Gleichzeitig kommt in den letzten Jahren vermehrt die Diskussionen auf, die Nuklearsprengköpfe zu miniaturisieren und in vermeintlich "konventionell" geführten Kriegen einzusetzen.
Eine sicher sehr problematische Sache, die der Abrüstung einen Bärendienst erweist.
Zitat: Man braucht daher rational gesehen schon die Fähigkeit, eine Bombe in kurzer Zeit zu produzieren, um derartige Abenteurer unattraktiv zu machen. Dazu reicht theoretisch eine sehr glaubhafte de facto Fähigkeit.
Nein, genau das denke ich eben nicht. Siehe meine Ausführung unter dem 3. Zitat.
Zitat: Aber mal angenommen, die Bombe würde keinen Zweck erfüllen, wie Du sagst. Warum schaffen wir sie dann nicht ab? Israel hat z.B. 200-300stk. davon.
Also: Wenn es stimmen würde, das von einer Bombe der Abschreckungseffekt ausgeht, dann würden andere nicht die Bombe anstreben und zugleich dieses Land mit der Zerstörung bedrohen, von dem man weiß, dass es Atommacht ist. Die Tatsache, dass man dies aber dennoch tut, zeigt, dass der ach so oft zitierte Abschreckungseffekt eine Luftnummer ist.
Und: Du siehst ja übrigens selbst, dass in dem regional beschränkten „Kriegsschauplatz“ Naher Osten die atomare Abschreckung nicht wirklich funktioniert. Israel hat Atomwaffen. Und? Schreckt es irgendwen ab es anzugreifen? Iran rüstet vermutlich ebenfalls atomar auf und einige Politiker in Iran drohen offen mit der Zerstörung Israels. Hamas und Hisbollah haben keine Probleme damit, konventionell die Atommacht Israel anzugreifen. Und hier im Forum wird sogar schon spekuliert, was nach Mubarak kommt und wie etwa ein zukünftiger israelisch-ägyptischer Konflikt rein hypothetisch aussehen könnte. Ferner sollte man auch darüber nachdenken, dass die Israelis vermutlich seit Ende der 60er Jahre die A-Bombe haben, dass dies aber die Gegner im Yom-Kippur-Krieg von 1973 nicht wirklich davon abhielt, Israel konventionell anzugreifen (und man geht zumindest davon aus, dass die Ägypter vage Bescheid wussten). Kurz: Ein großartigen Abschreckungseffekt durch die israelische Atombombe kann man insofern nicht wirklich erkennen. Insofern sieht man auch, dass der Abschreckungseffekt abnimmt und langsam schlicht irrelevant wird; dass sich also autokratische Herrschaften innerhalb eines Regionalkonfliktes nicht auf ihn verlassen können/sollten.
Zitat: Führen wir die Diskussion über Irans Atomprogramm doch mal zweigleisig, dann könnte man u.U. sowas wie Glaubwürdigkeit erlangen.
Gerne.
Schneemann.
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Ich gäbe Schneemann völlig recht, auch sei grade in der Frage der Atomwaffen auch erwähnt das Atomwaffen nicht gleich Abschreckung bedeutet. Eine glaubwürdige Abschreckung zu garantieren bedeutet weit mehr als nur einige Atombomben in Kehler zu haben die man in besten Fahl als Lastwagen Bombe einsetzen kann und das auf eigenen Land.
Nein in Ernst selbst Länder wie China könnten von einer Großmacht wie Russland oder den USA unter gewissen günstigen Umständen ausgeschaltete werden und zwar soweit das die Chinesische Vergeltung minimal biss gar nicht mehr gegeben währe.
Die Entwicklung steht ja nicht still auch bei der Abwehr und ein Land wie der Iran wird auch wenn es stärker ist als Nord Korea da nicht mithalten können mit dem großen, genau genommen würde die Atombombe den Iran ohne glaubhafte Zweitschlagkapazitäten noch um weiten mehr gefährden.
Mal angenommen der Iran entwickelt die Atombombe und auch den entsprechenden Träger so währe der Träger immer noch ausschalt bar am besten durch einen Nuklearen Überraschungsangriff. Israel währe dazu in der Lage und die Nukleare Option währe betrachtet man die Iranische Rhetorik sogar verständlich aus Israelischer Sicht und die Erstschlags Waffen sind durchaus vorhanden.
Man mag als Konventionelle Macht augenscheinlich gefederter sein Opfer eines Angreiffes zu werden als Despot erst recht. Aber als Nuklearbewaffneter Despot lebt man auch nicht sicherer wen der Gegner eine Atommacht ist die den Namen zu recht trägt. So kann die vermeidliche Sicherheit der Keim des Untergangs sein, eine Atommacht wird kaum eine Atomwaffe gegen eine nicht Atommacht einsetzen aber eine Atommacht wird gegen eine andere Atommacht sehr wohl die Waffe einsetzen.
Für Atommächte gelten andere Spielregeln und der Nukleare erstschalg ist legitimes Mittel der Kriegsführung und bewegt sich noch in rammen der Akzeptanz. Atomwaffen bedeuten keine absolute Sicherheit sondern nur eine Änderung der Spielregeln und in diesen Spiel können Länder wie der rain kaum bestehen.
Den Iran wird es schlicht an einer Glaubhaften Zweitschlags Kapazität mangeln genau wie am Frühwarnsysteme effektive Träger und eine ausreichende Zahl an ICBMs. Anstatt nun einen Kostspieligen Konventionellen Krieg zu führen bedarf es nun nur eines begrenzten Entwaffnungsschlages mit Konventionellen und gegebenenfalls Atomwaffen. Die eigene Verluste beschränken sich dabei auf die verschossene Munition und die Nerven wie das Ansehen in der Welt während der Operation der Feind ist dagegen schwer geschädigt und entwaffnet.
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Dank meines bescheuerten Uni-WLANs darf ich nun meinen Kommentar zu Schneemanns Post nochmal verfassen.
Also nochmal...
Interessante Gedanken Schneemann, aber etwas zu "praxisfern".
Die Stilisierung der MAD als Kerninhalt der Abschreckung als puren Dualismus zweier atomarer Vormächte hatte strukturell schon im Kalten Krieg einen mächtigen Knacks bekommen, insbesondere als die damals als irrational gefüchteten kommunistischen Chinesen die Atombombe erwarben. Dann kamen auch Franzosen mit ihrer eigenständigen force de frappe, die Briten und die Israelis hinzu.
Und die Abschreckung funktionierte dennoch weiter, weil die strategisch-strukturelle Ausrichtung eben nie diffus, sondern klaren Macht- und Konfliktstrukturen folgten und folgen. Auch ein nukleares Nordkorea oder die neuen Mächte Indien und Pakistan, auch ein Iran, agieren als nukleare Mächte nicht in einem diffusen globalen Rahmen, sondern haben als Regionalmächte eine klare Axiomatik, eine klare Konfliktmatrix, in der nicht jeder irgendwie diffus jeden abschreckt, sondern eben schon je nach Macht bestimmte, klare Konfliktstrukturen existieren, die auch in den Fällen regionaler Autoritärer Regime meistens bililateral, höchtens trilateral strukturiert sind. Daher hat das Argument von der verschwindenden Kraft der Abschreckung bei einer zunehmenden Anzahl der Mächte im Einzelfall nicht so viel Relevanz. Pakistan und Indien beziehen sich beispielsweise aufeinander, höchstens China spielt da noch eine Rolle. Nordkorea referiert mit seiner Abschreckung ganz deutlich auf die Allianz USA/Südkorea und auch ein Iran würde mit seinen Atomwaffen einen klassischen Dualismus mit der engen Allianz von USA und Israel ausfechten.
Daher gibt es im Rahmen der strategischen Studien auch beispielsweise in den USA durchaus die Meinung, dass auch gegenüber dem Iran Abschreckung funktionieren würde.
Was nun die 2-Niederlagen-Theorie angeht, so würde ich auch sie bestenfalls als radikalen, nicht wünschenswerten Extremfall sehen. Denn: Auch im Kalten Krieg existierte die Idee des limitierten konventionellen Krieges, der Fakten schafft und keinen Atomkrieg wert ist. Bei krasser konventioneller Asymmetrie drängt sich dieser Gedanke vielleicht auch auf, allerdings unterschätzt man hier die Dynamik von Konflikten. Letztlich läuft es auf die Risikobereitschaft der Akteure und der Bedeutung der jeweiligen Konfliktgegenstände heraus: Aber die Misachtung gewisser "Grenzen" kann in einer Sogwirkung durchaus eine nukleare Kettenreaktion in Kraft setzen, insbesondere wenn die nukleare Drohung und Abschreckung als klare Drohung besteht und dies absichtlich mit konventionellen Attacken missachtet wird. Sowas ist ein Hasardspiel auf allerhöchstem Niveau und mit potentiell allerschlimmsten Folgen. Ob ein konventionell stärkerer Gegner tatsächlich solch hohe Verluste und Opfer in Kauf nehmen will, halte ich für zweifelhaft, zumindest für abhängig vom Kontext. Denn für den konventionell unterlegenen Gegner geht es nicht um die Frage nach welchen der 2 Niederlagen er eingeht, sondern ab wann die eigene Niederlage so weit geht, dass ein "nihilistische Remis" als einziger Ausweg bleibt. Und das risiko solch einer ultimativen Option macht das alleinige Vertrauen auf die konventionelle Überlegenheit zum Spiel mit dem Teufel. Sowas kann man heute schon im Konflikt Pakistan-Indien erahnen. Ich jedenfalls würde solche Überlegungen wie die von Schneemann als Eintrittskarte zu atomaren Apokalypsen ansehen und als wenig durchdacht bzw. als höchst riskant.
Was Israel angeht:
Zum einen kenne ich Publikationen, die bezüglich des Jom-Kippur-Krieges ganz klar von absichtlich begrenzten Aktionen sprachen. Man war sich des israelischen Atomwaffenarsenals bewusst und hatte daher auch den Krieg als begrenzte und vor allem symbolische Aktion gedacht. Es ging um einen begrenzten Krieg mit begrenzten Zielen.
Das widerspricht insofern nicht meinen obigen Aussagen, als dass eine sehr begrenzte konventionelle Auseiandersetzung zwar möglich ist, aber auch ein Spiel mit dem Feuer, deutlich ersichtlich daran, dass Israel den Einsatz von Atomwaffen zumindest kurzzeitig erwogen haben soll. Aber wie gesagt, Ägypten zumindest plnate von Anfang an eine begrenzte Aktion mit klaren "Grenzen".
Von daher sind militärische Auseinandersetzungen durchaus möglich auch und trotz Atomwaffen, aber wie gesagt, es geht um das Einhalten bestimmter "Grenzen" und die waren auch 1973 fast erreicht.
Ansonsten kann und muss man feststellen, dass alle Auseinandersetzungen Israels "begrenzt" waren, sofern es sich um staatliche Akteure handelte. Der Krieg mit Syrien 1982 war ein Vakuumkrieg um Libanon, kein Fall für die nukleare defensive Abschreckung. Alle anderen Auseinandersetzungen waren asymmetrische Auseinandersetzungen gegen halbstaatliche Organisationen und mit Verlaub, gegen die hilft nummal keine nukleare Abschreckung, das sollte doch klar sein. Weder der Vietcong noch die Mudschahedin haben sich um die Atomwaffen der Supermächte geschert, schlicht, weil das nicht in das "Gebiet" der nuklearen Abschreckung fällt.
Ergo: Im Falle Israels hat die Abschreckung funktioniert und wird weiterhin funktionieren. Alles andere halte ich für kontextlos.
:roll:
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Thomas Wach schrieb:
Zitat:Die Stilisierung der MAD als Kerninhalt der Abschreckung als puren Dualismus zweier atomarer Vormächte hatte strukturell schon im Kalten Krieg einen mächtigen Knacks bekommen, insbesondere als die damals als irrational gefüchteten kommunistischen Chinesen die Atombombe erwarben. Dann kamen auch Franzosen mit ihrer eigenständigen force de frappe, die Briten und die Israelis hinzu.
Teils, teils. Die reine duale Abschreckung hat sich zwar verändert auf eine auf mehrere Länder bezogene, aber sie war immer noch eine zweigleisige (sprich: Ost-West-Konfrontation), allenfalls dreigleisige (hierbei spreche ich vom miteinbezogenen sowjetisch-chinesischen Gegensatz in den 60ern parallel zum Ost-West-Gegensatz). Von einem Knacks möchte ich insofern (noch) nicht sprechen durch die atomare Aufrüstung dieser Staaten. Richtig zum Bruch kam es erst, als andere Länder, die sich nicht diesem Schema zurechnen lassen (auch wenn das Schema selbst seit 1990, zumindest im Osten, sich überlebte), atomar aufrüsteten, etwa Pakistan, Israel oder Indien und seit verschiedene Länder Ambitionen diesbezüglich ins Auge fassten (Iran, Syrien, Südafrika). Diese Länder kann man keinem direkten Bereich mehr zuordnen, auch wenn z. B. Israel vom Westen unterstützt wird oder Nordkorea von China Hilfen erhält. Insofern: Die Proliferationsproblematik hat erst seit 1990 sich so verändert, als das sie als "Knacks" herhalten könnte.
Zitat:Und die Abschreckung funktionierte dennoch weiter, weil die strategisch-strukturelle Ausrichtung eben nie diffus, sondern klaren Macht- und Konfliktstrukturen folgten und folgen. Auch ein nukleares Nordkorea oder die neuen Mächte Indien und Pakistan, auch ein Iran, agieren als nukleare Mächte nicht in einem diffusen globalen Rahmen, sondern haben als Regionalmächte eine klare Axiomatik, eine klare Konfliktmatrix, in der nicht jeder irgendwie diffus jeden abschreckt, sondern eben schon je nach Macht bestimmte, klare Konfliktstrukturen existieren, die auch in den Fällen regionaler Autoritärer Regime meistens bililateral, höchtens trilateral strukturiert sind.
Daher hat das Argument von der verschwindenden Kraft der Abschreckung bei einer zunehmenden Anzahl der Mächte im Einzelfall nicht so viel Relevanz. Pakistan und Indien beziehen sich beispielsweise aufeinander, höchstens China spielt da noch eine Rolle. Nordkorea referiert mit seiner Abschreckung ganz deutlich auf die Allianz USA/Südkorea und auch ein Iran würde mit seinen Atomwaffen einen klassischen Dualismus mit der engen Allianz von USA und Israel ausfechten.
Daher gibt es im Rahmen der strategischen Studien auch beispielsweise in den USA durchaus die Meinung, dass auch gegenüber dem Iran Abschreckung funktionieren würde.
Derzeit mag die Abschreckung noch teilweise funktionieren, aber wenn noch andere Länder nachziehen, wird sie, glaube ich, durch die zunehmende Zersplitterung an Einfluss auf politische und militärische Entscheidungen verlieren. Und ehrlich gesagt bin ich nicht so sicher, was passiert, wenn noch einige neue Atommächte sich versuchen zu etablieren. Selbst beim Iran sehe ich teils keine klaren Grenzlinien in Sachen Konfliktlogik/Konfliktmatrix, egal ob Afghanistan (Taliban), pakistanische Aktivitäten, teils der Irak, die eh verhassten Saudis oder Israelis oder gar Amerikaner. Und, mit Verlaub, Nordkorea scheint sich sowieso von jedem auf dem Planeten bedroht, verraten, etc. zu fühlen, hauptsächlich wohl die USA, Japan und Südkorea, was aber auch schon drei Staaten sind. Ohne größere Probleme würden andere Staaten, die sich ähnlich kritisch äußern, auch in den „Feindeskreis“ aufgenommen werden, einfach, weil sie Kontakte zu den Erstgenannten haben und die gleichen Sorgen teilen. Bei Indien und Pakistan magst du recht haben, dass beide stark aufeinander fixiert sind, es bleibt aber abzuwarten, wie sich das Verhältnis beider zu anderen entwickelt.
Zitat:Was nun die 2-Niederlagen-Theorie angeht, so würde ich auch sie bestenfalls als radikalen, nicht wünschenswerten Extremfall sehen. Denn: Auch im Kalten Krieg existierte die Idee des limitierten konventionellen Krieges, der Fakten schafft und keinen Atomkrieg wert ist. Bei krasser konventioneller Asymmetrie drängt sich dieser Gedanke vielleicht auch auf, allerdings unterschätzt man hier die Dynamik von Konflikten.
Ich unterschätze die Dynamik von Konflikten nicht, keineswegs, deswegen habe ich die 2-Niederlagen-Theorie auch ziemlich lange abgewogen. Allerdings: Hier kann man nicht das Bsp. des Kalten Krieges anbringen. In dieser Zeit wäre ein konventioneller Krieg schon und sicherlich ein nicht mehr zu beherrschendes Risiko gewesen, weil sich eben zwei Supermächte gegenüber standen. Im verkleinerten Maßstab, also im Konflikt mit einer Regionalmacht, sehe ich das Risiko hingegen nicht, ja denke, dass die 2-Niederlagen-Theorie durchaus funktioniert.
Zitat:Letztlich läuft es auf die Risikobereitschaft der Akteure und der Bedeutung der jeweiligen Konfliktgegenstände heraus: Aber die Misachtung gewisser "Grenzen" kann in einer Sogwirkung durchaus eine nukleare Kettenreaktion in Kraft setzen, insbesondere wenn die nukleare Drohung und Abschreckung als klare Drohung besteht und dies absichtlich mit konventionellen Attacken missachtet wird.
Welche nukleare Kettenreaktion soll in Gang kommen? Ich denke nicht, dass Russland, Indien oder China für irgendeinen Autokraten nuklear in die Bresche springen, nur weil man dessen Drohung konventionell ignoriert hat und dieser halsbrecherisch das nukleare Abenteuer sucht.
Zitat:Sowas ist ein Hasardspiel auf allerhöchstem Niveau und mit potentiell allerschlimmsten Folgen. Ob ein konventionell stärkerer Gegner tatsächlich solch hohe Verluste und Opfer in Kauf nehmen will, halte ich für zweifelhaft, zumindest für abhängig vom Kontext.
Nein, das sehe ich nicht so. Wieso sollten die Verluste denn hoch sein? Das setzt voraus, dass das betreffende Regime blind mit der Bombe um sich wirft. Aber das wird wohl eher nicht der Fall sein.
Nehmen wir das Thread-Bsp. Iran: Angenommen, der Iran verkündet morgen, dass er die Bombe hat und übermorgen erfolgt ein konventioneller Luftschlag gegen Ziele im Land. Was soll denn dann die Folge sein, ja was könnte passieren? Will man nun die nukleare Karte ziehen, etwa eine US-Basis in Kuwait zum Ziel eines Atomschlages machen, und sich vor der Weltöffentlichkeit total und endgültig diskreditieren und zum atomaren Abschuss freigeben, was dann den Untergang des Iran mit seinen Jahrtausende alten Zivilisationsgütern nach sich ziehen würde? Recht unwahrscheinlich. Obwohl man nicht mal den Gegner, d. h. dessen Land, richtig greifen kann (außer vielleicht Israel, das in Reichweite läge, wobei fraglich wäre, was man noch abschießen könnte und ob man nebenbei noch viele Tausend Palästinenser töten möchte), sollte man eine derart verhängnisvolle Entscheidung treffen? Ich denke eher nicht. Soll man bspw. einen Atomangriff auf den Irak ausführen, um dort Amerikaner zu treffen, aber nebenbei noch mehrere Zigtausend unschuldige Muslime töten? Oder versuchen, US-Schiff im Golf anzugreifen und die eigene Küste dabei selbst atomar verstrahlen? Nein. Kurz: Es erscheint zwar bitter, aber man wird nichts tun können, ohne das man sich selbst massiv mit dem eigenen Vorgehen schadet. In jeder Hinsicht. Deshalb wird dieses selbstmörderische Vorgehen auch aller Wahrscheinlichkeit nach keine Unterstützer (mehr) finden.
Kurz: Die „eigenen“ Verluste wären begrenzbar, ja überschaubar, wären vermutlich geringer als während des ganzen Irak-Konfliktes (da nur Lufteinheiten, evtl. Schiffe beteiligt sind) und das Ziel ließe sich höchstwahrscheinlich erreichen.
Zitat:Denn für den konventionell unterlegenen Gegner geht es nicht um die Frage nach welchen der 2 Niederlagen er eingeht, sondern ab wann die eigene Niederlage so weit geht, dass ein "nihilistische Remis" als einziger Ausweg bleibt. Und das risiko solch einer ultimativen Option macht das alleinige Vertrauen auf die konventionelle Überlegenheit zum Spiel mit dem Teufel. Sowas kann man heute schon im Konflikt Pakistan-Indien erahnen.
Das ist ein falscher Ansatz, denke ich. Es gibt in einem solchen Fall schlicht kein nihilistisches Remis. Es gibt nur Niederlage oder Niederlage. Das mag zwar bitter erscheinen, es ist aber so. Genau genommen hat die Atombombe in diesem Fall nicht einen wie auch immer gearteten Abschreckungseffekt erzeugt, sondern eine schlimme Zwickmühle eröffnet. Und selbst wenn es der jeweilige Machthaber nicht weiß, seine Generäle dürften es wissen. Sie haben die Möglichkeit zwischen zwei Übeln zu wählen. Und meisten wöllten in dem Fall schon erst mal sich selbst retten, bzw. – da sie auch von ihren Verbrechen wissen (was bei den meisten Diktaturen der Fall ist) – versuchen, ihre Chancen vor einem Tribunal zu verbessern und sich nicht mit halsbrecherischen Ideen endgültig abservieren. Dafür gibt es auch genügend historische Beispiele.
Zitat:Ich jedenfalls würde solche Überlegungen wie die von Schneemann als Eintrittskarte zu atomaren Apokalypsen ansehen und als wenig durchdacht bzw. als höchst riskant.
Das kommentiere ich jetzt mal nicht.
Schneemann.
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Ich halte nunmal die Perspektive, die Denkstruktur, die du hier nutzt für "gefährlich vorgeprägt", für etwas einspurig. Du kannst nicht im Vorhinein damit kalkulieren, dass Generäle beispielsweise schon mitten im Gefecht an ihr Tribunal durch die "unvermeindlichen" Sieger denken.
Das halte ich schlicht für Wunschdenken, das übersieht gezielt die Dynamik von Konflikten und die "Fehlerhaftigkeit des Menschen", auch wenn du anderes behauptet.
Aber später dann mal ausführlicher....
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Zitat: Ich halte nunmal die Perspektive, die Denkstruktur, die du hier nutzt für "gefährlich vorgeprägt", für etwas einspurig. Du kannst nicht im Vorhinein damit kalkulieren, dass Generäle beispielsweise schon mitten im Gefecht an ihr Tribunal durch die "unvermeindlichen" Sieger denken. Das halte ich schlicht für Wunschdenken, das übersieht gezielt die Dynamik von Konflikten und die "Fehlerhaftigkeit des Menschen", auch wenn du anderes behauptet.
Auf den ersten Moment sieht die These auch arg vakant aus, keine Frage. Und die Risiken scheinen einfach zu groß zu sein. Aber nur auf den ersten Blick.
Und: Natürlich kann man damit argumentieren, dass die „Fehlerhaftigkeit“ des Menschen die Risikoabwägung nicht möglich macht oder das ganze Gedankengebilde als zu riskant erscheinen lässt. Aber: Den Risikofaktor „Fehlerhaftigkeit des Menschen“ hast du immer, egal ob mit diesem Konzept oder ohne dieses. Sprich: Das ein wahnsinniger Diktator das Undenkbare tut, kann immer passieren, egal ob gerade ein Krieg tobt oder nicht. Und in dem Fall ist das Risiko, das er in dem Fall wenn der konventionelle Angriff stattfindet die Bomben-Option nutzt, das geringere und noch zudem das kleinere Übel. Weil: Wenn er im Grundsatz bereit ist, die Bombe einzusetzen, wird er das auch tun und von diesem Grundsatz nicht abweichen, egal ob gerade Krieg herrscht oder nicht. Und da muss auch angemerkt werden: Lieber lässt er sich vom Irrsinn leiten, wenn sein Potenzial eh schon weitgehend zerstört ist (durch einen Angriff auf konventioneller Basis), als dass er mit voll einsatzfähigem Potenzial aktiv wird. Die Auswirkungen wären dann nämlich in jeder Hinsicht schlimmer.
Schneemann.
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