@Nightwatch
Schön, dass man mal wieder etwas von dir hören kann, ich hatte mich schon gelegentlich gefragt angesichts der sich gegenwärtig überschlagenden Ereignisse, weswegen du nichts mehr geschrieben hattest? Aber der Umstand, wonach externe Themen einen sehr in Anspruch nehmen, ist mir sehr wohlbekannt. Geht mir teils aktuell genauso.
Zu deinem Beitrag:
Zitat:Die letzte Woche empfand ich als fast surreal.
Dieses Gefühl überkam mich schon 2022 beim Ukrainekrieg, als ich augenreibend überlegt habe, ob das eigentlich alles so passiert, was wir hier sehen. Aber vermutlich ist dies der eigenen Vita geschuldet, wenn man relativ sorgenfrei im Westen der hiesigen Republik aufwuchs und sich keine großen Gedanken machen musste, was alles passieren könnte. Und vielleicht ist es so, dass man deswegen die Zeitenwenden nicht mehr so kommen sieht oder wahrhaben will. Aber ja, wir stehen vor eben solchen. Und der Krieg gegen Iran ist auch so ein Punkt. Der Westen hat sich jahrelang um sich selbst gedreht und sich es schöngeredet. Und im Windschatten dessen haben sich manche finstere Kräfte formiert, die einen jetzt dazu zwingen zu handeln (bzw.: wir sehen, dass andere wegen unseres Versagens dazu gezwungen werden, während wir nur langsam aus den Startlöchern kommen). Insofern hatte ich ja auch die These aufgestellt vom abendländischen Revival.
Zitat:Ich bin gewiss, dass die Geschichte einmal gerechter über ihn urteilen wird, als wir es heute tun. Er ist ein Churchill unserer Zeit.
Vielleicht nicht unbedingt der Churchill unserer Zeit - Churchill hatte nochmals ganz andere Probleme vor sich -, aber ja, man wird ihn irgendwann fairer beurteilen, denke ich auch. Ich erinnere mich, dass man schon vor fast 30 Jahren auf ihn einprügelte wegen allem möglichen. Scholl-Latour sprach mal vom "beliebtesten Sündenbock" (und das war damals, als alle blind über Oslo jubelten, obwohl jeder wissen konnte, dass dies nicht funktionieren wird). Und da ist bis heute vieles haften geblieben. Sicherlich macht auch er Fehler, aber ich könnte mir aktuell keinen anderen Regierungschef in Israel vorstellen, der die Lage meistert. Wer sollte es denn sein?
Zitat:Auch Friedrich Merz hat es in diesen Tagen, spät, aber endlich, erkannt: „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht – für uns alle.“ Ich hoffe das diese Erkenntnis bleibt.
Es war nicht die feine englische Ausdrucksweise, aber es war v. a. die gar nicht so feine, aber medial mit Getöse als fein verkaufte Zurückhaltung, die uns die gegenwärtigen Miseren mit eingebrockt haben. Dass die Israelis jetzt zuschlagen mussten, ist auch dem jahrelangen Versagen der Westmächte, auch der USA, mit zuzuschreiben. Man hat es sich schöngeredet, dass man irgendwelche tollen Abkommen hat, aber man wusste im stillen Kämmerlein, dass man eigentlich keine Sicherheit hatte, was die Mullahs tatsächlich treiben. Gesagt hat man aber nichts, es winkten ja dicke Aufträge und ein Ende der Sanktionen. Shakehands und Lächeln vor der Kamera. Und die schrillen Warnungen aus Jerusalem wurden belächelt, obgleich man ahnte, dass man sich selbst anlügt.
Schneemann