Ich hab vor allem bei ard.de immer mal wieder reingeschaut und mich jedesmal schwarz geärgert.
Im Frühjahr fand dann ein überraschender Umschwung in der Syrien-Berichterstattung statt, der kam so plötzlich dass man schier die Reifen quietschen hörte.
Beiträge: 1.743
Themen: 40
Registriert seit: Jul 2003
Schneemann schrieb:Und wenn du hierbei schon so derart kritisch ein Auge darauf wirfst, weswegen postest du dann vorzugsweise iranische Quellen, wo du ja selbst ob deines "kritischen Auges" entsetzt sein und wissen müsstest, dass dort fast nie Meldungen über Verbrechen des Assad-Regimes zu finden sind, weil sie schlicht unterdrückt werden... :wink:
An eurem Gegensatz wird aber schön deutlich, dass die deutschen Medien nicht über den Vorwurf der Meinungsmache oder eben weniger nett ausgedrückt, des Propagandabetriebs erhaben sind. Ich würde es auch als naiv bezeichnen, wenn man die deutschen Medien generell und auch diesen Konflikt betreffend, von jenem Vorwurf freisprechen würde. Gerade dann, wenn die politische Konstellation und Deutschlands Positionierung innerhalb dieser einem bekannt ist.
Die EU und USA haben sich schon in der Vergangenheit gegen den Iran und pro Saudi-Arabien positioniert. Es ist für den halbwegs denkenden(und ehrlichen) Beobachter augenscheinlich, dass man sich medial interessentechnisch auch in diesem Konflikt, der ja quasi ein proxy-war zwischen Iran und SA ist, entsprechend konsequent positioniert. Und westliche oder eben deutsche Medien sind definitiv nicht von dem Vorwurf freizustellen, dass Ganze, wie auch andere Sachverhalte, aus dem Blickwinkel nationaler Interessen zu vermitteln und zu kommentieren.
Ich würde auf keinen Fall die deutsche Berichterstattung/Presse mit der iranischen gleichsetzen, aber ich würde sie auch nicht in ihren abstrakten Intentionen entgegengesetzt, nach dem Motto "hier die bösen Propagandisten und dort die freie wahrhaftige Presse" einordnen.
Man hat sich, wie ich finde, schon noch (zu viel) Zeit gelassen, als bereits die Jihadisten in Syrien den Ton angaben, saudische Gelder flossen und Gräueltaten der Anti-Assadisten auf der Tagesordnung standen, mit der eindeutig kritischen Berichterstattung. Da haben Russen schon deutlich früher angefangen die Massenexekutionen und Verschleppungen der "Rebellen" aufzudecken. Wo man in Deutschland den Russen natürlich politisch motivierte Berichterstattung an dieser Stelle vorwerfen kann, weil sie nur die eine Hälfte der Wahrheit preisgegeben haben, wirft man den Deutschen im Ausland sicherlich das selbe bzgl. der anderen Hälfte vor. Berechtigt wie ich finde. Der Schwenk hat zu einem Zeitpunkt stattgefunden, an dem jede intelligente Presse in einem Land mit weitflächigem Internetzugang sich selbst seiner Glaubwürdigkeit beraubt hätte bei anhaltender Tendenz, da die weiter erstarkenden Jihadisten ihre immer öfter stattfindenden Gräueltaten sogar selbst über das Internet verbreitet haben.
Und darin liegt eben der deutliche Unterschied zwischen der russischen/iranischen und der deutschen Berichterstattung. Nämlich, dass man in Deutschland inzwischen geschickterweise tatsächlich umgeschwenkt hat. Ich würde weder die zu lange andauernde pro "Rebellen" Berichterstattung negieren, noch das aktuell ausgeglichenere Bild des Konflikts in den deutschen Medien. Und auch vorher gab es sehr vereinzelt kritische Meldungen über Jihadisten & Co., nur war das Verhältnis so dermaßen unausgeglichen, dass das Gegenbild eindeutig dominierte.
Beiträge: 13.951
Themen: 227
Registriert seit: May 2006
@Off-Topic
Patriot schrieb:
Zitat:An eurem Gegensatz wird aber schön deutlich, dass die deutschen Medien nicht über den Vorwurf der Meinungsmache oder eben weniger nett ausgedrückt, des Propagandabetriebs erhaben sind. Ich würde es auch als naiv bezeichnen, wenn man die deutschen Medien generell und auch diesen Konflikt betreffend, von jenem Vorwurf freisprechen würde.
Eine gewisse Differenzierung, was denn die deutschen Medien hierbei sind, könnte doch sehr hilfreich sein. Welche "deutschen Medien" machen den "welche Meinung"? Wir haben ein sehr breites Spektrum an Presseorganen, die von links bis rechts die gesamte Bandbreite abdecken, und dabei sehr unterschiedliche Standunkte haben. Insofern ist der Vorwurf der Meinungsmache "der deutschen Medien" schlicht nicht haltbar. Worin man hingegen eher einen Vorwurf sehen kann, ist, welche Meinungsmache man selbst (auch unbewusst) macht. Ich nehme mich nicht aus, und ich habe auch meine eigene Meinung. Also: Warum postet Schneemann denn gerne Spiegel-Online, und nicht die taz? Könnte man kritisieren, aber nicht per se auf die Medien hier in Deutschland einhauen...
Zitat:Ich würde auf keinen Fall die deutsche Berichterstattung/Presse mit der iranischen gleichsetzen, aber ich würde sie auch nicht in ihren abstrakten Intentionen entgegengesetzt, nach dem Motto "hier die bösen Propagandisten und dort die freie wahrhaftige Presse" einordnen.
Sicher nicht ganz falsch, aber man muss dennoch stark unterscheiden, ob hier eine freie Presselandschaft, auch wenn evtl. mit Tendenz und Eigenmeinungen, und auf der anderen Seite eine staatlichen Restriktionen und einer Zensur unterworfene Presse arbeitet. Ohne dies mit einzubeziehen, macht eine solche Gegenüberstellung überhaupt keinen Sinn.
Zitat:Ich würde weder die zu lange andauernde pro "Rebellen" Berichterstattung negieren, noch das aktuell ausgeglichenere Bild des Konflikts in den deutschen Medien. Und auch vorher gab es sehr vereinzelt kritische Meldungen über Jihadisten & Co., nur war das Verhältnis so dermaßen unausgeglichen, dass das Gegenbild eindeutig dominierte.
Das war ja auch richtig, bzw. den Tatsachen schlicht angepasst. Wieso sollte man zu einem Zeitpunkt (2011/2012), als höchstens 10-20% aller syrischen Rebellen islamistische Hintergründe hatten und der große Teil der Gewalt (noch) vom Assad-Regime ausging, 50% der Medienmeldungen mit Islamistenkommentaren füllen - und somit übrigens auch die Meinung zu Gunsten von Assad manipulieren? Heute sind wohl mittlerweile mehr als 35-40% der Rebellen den Extremisten zuzuordnen, deswegen haben sie auch einen deutlich höheren Meldungsanteil. Das hat insofern nichts mit umschwenken zu tun, sondern man richtet die Berichterstattung eben nun an den jetzigen Begebenheiten aus.
PS: Nur am Rande: Wir bewegen uns hier nun ziemlich im Off-Topic, insofern, auch wenn ich manche Antwort nicht gleich kaschieren möchte (bitte mit "Off-Topic" vermerken), sollten wir von der Medienkritik/Meinungsmache/Propagandathematik so langsam zurück zum islamistischen Terror finden. Danke.
@Topic
Schwerer Anschlag auf Schiiten durch mutmaßlich - auch wenn kein Bekennerschreiben etc. vorliegt - sunnitische Extremisten in Irak...
Zitat:Bomben in Bagdad und Mossul
Viele Tote bei neuen Anschlägen im Irak
Bei mehreren Anschlägen in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind Dutzende Menschen getötet worden. Die Angaben über die Zahl der Todesopfer reichen von 35 bis 49. Dutzende Menschen wurden verletzt. Laut Polizei und Ärzten explodierten zehn Autobomben in verschiedenen Stadtteilen, in denen überwiegend Schiiten wohnen. Niemand bekannte sich zu der Tat.
Auch in der nordirakischen Stadt Mossul gab es einen Anschlag. Sieben Menschen wurden getötet und 39 weitere verletzt, als eine Bombe vor einer Bank explodierte. Dort hatten sich Angehörige der Streitkräfte angestellt, um ihren Sold abzuholen.
In den vergangenen Monaten hatte die Zahl politisch und religiös motivierter Anschläge im Irak wieder zugenommen. Allein im September kamen nach Angaben der Vereinten Nationen fast 900 Zivilisten ums Leben.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/irak-anschlaege122.html">http://www.tagesschau.de/ausland/irak-a ... ge122.html</a><!-- m -->
Schneemann.
Beiträge: 10.452
Themen: 65
Registriert seit: Oct 2003
Zitat:on Dec 09, 2013 10:1
US, Allies Reach Out to Al-Qaeda Militants in Syria
TEHRAN (FNA)- The US and its allies have held direct talks with key Al-Qaeda-affiliated extremist militants in Syria, Western officials said, explaining that Sunni Wahhabi fighters long shunned by the US have gained on the battlefield and Washington needs to establish relations with them now.
At the same time, Saudi Arabia is taking its own outreach further, moving to directly arm and fund one more Wahhabi group, the Army of Islam.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://english.farsnews.com/newstext.aspx?nn=13920917001101">http://english.farsnews.com/newstext.as ... 0917001101</a><!-- m -->
Beiträge: 13.951
Themen: 227
Registriert seit: May 2006
Die Problematik, dass sich teils konvertierte Fanatiker, die auch ursprünglich nicht aus der Nahost-Region stammen, den in Syrien kämpfenden islamistischen Fundamentalisten (ISIS, al Nusra-Front u. a.) anschließen und später dann wieder in ihre früheren Heimatländer nach bspw. Europa - und auch nach Deutschland - oder in die USA zurückkehren und dort dann zu potenziellen "Zeitbomben" werden, wurde hier im Forum schon öfters thematisiert (u. a. auch von Shahab3 im Syrien-Strang). Einige Vorfälle in der letzten Zeit zeigen dieses Gefahrenmoment nun wieder drastisch auf und geben verstärkt Grund zur Sorge.
Zuerst genannt sei hier das Attentat auf das jüdische Museum in Brüssel vor einer Woche...
Zitat:Attentat von Brüssel: Tatverdächtiger kämpfte in Syrien
Der nach dem Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel verhaftete Franzose ist offenbar erst kürzlich von Kämpfen an der Seite syrischer Rebellen zurückgekehrt. Das haben die ermittelnden Staatsanwaltschaften in Belgien und Frankreich mitgeteilt. Der 29-Jährige war am Freitag in einem Busbahnhof in Marseille verhaftet worden. Bei sich trug er eine Waffe und Munition, wie sie bei dem Angriff auf die Besucher des Brüsseler Museums zum Einsatz gekommen war. [...]
Am 24. Mai war ein Mann in das Jüdische Museum in Brüssel gestürmt und hatte mit einer Kalaschnikow das Feuer eröffnet. Dabei tötete er eine Französin und ein israelisches Paar. Ein belgischer Museumsbesucher schwebt noch immer in Lebensgefahr.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.euronews.com/2014/06/02/attentat-von-bruessel-tatverdaechtiger-kaempfte-in-syrien/">http://de.euronews.com/2014/06/02/atten ... in-syrien/</a><!-- m -->
...ferner ein Vorfall in Syrien selbst, der vor allem auch in den US-Medien (wer sie denn zufällig verfolgt hat) für einige Aufregung sorgte...
Zitat:Bürgerkrieg in Syrien
Amerikaner verübt Selbstmordanschlag
Erstmals im syrischen Bürgerkrieg ist ein amerikanischer Bürger als islamistischer Selbstmordattentäter identifiziert worden. In Amerika und anderen westlichen Staaten wächst die Sorge vor radikalisierten Rückkehrer. [...]
Moner Mohammad Abu-Salha alias Abu Hurayra Al-Amriki werde verdächtigt, hinter einem Anschlag auf einen Lastwagen der syrischen Streitkräfte am Sonntag in der nördlichen Provinz Idlib zu stecken, sagte die Sprecherin des amerikanischen Außenministeriums. Sie bestätigte damit Berichte, die schon seit Tagen im Internet und in den Medien kursierten. [...] Laut „New York Times“ hatte er eine zweimonatige Ausbildung zum Dschihadisten in einem Trainingslager in Aleppo absolviert und sich der radikalislamischen Al-Nusra-Front angeschlossen, die von Washington als Terrorgruppe eingestuft wird. Ein anderer Al-Nusra-Kämpfer beschrieb den Mann als entschlossenen und engagierten Kämpfer, der nur gebrochen Arabisch sprach. Al-Amriki heißt auf Arabisch „der Amerikaner“. [...]
Zwischen 9000 und 11 000 Kämpfer sollen seit Beginn des Bürgerkriegs in das Land gekommen sein. Die meisten stammen aus Nachbarstaaten, aber auch 100 Kämpfer aus den Vereinigren Staaten sollen sich laut „New York Times“ dem Kampf der Rebellen angeschlossen haben.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/buergerkrieg-in-syrien-amerikaner-veruebt-selbstmordanschlag-12965847.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 65847.html</a><!-- m -->
Schneemann.
Beiträge: 10.452
Themen: 65
Registriert seit: Oct 2003
Wie bereits vor längerer Zeit im Syrien Thread geschrieben: Die Kämpfer die man relativ koordiniert gemeinsam mit der Türkei nach Syrien geschleust hat, werden wieder zurück kommen... und sie werden ihren heiligen Krieg hier fortsetzen.
Shahab3 schrieb:Wie bereits vor längerer Zeit im Syrien Thread geschrieben: Die Kämpfer die man relativ koordiniert gemeinsam mit der Türkei nach Syrien geschleust hat, werden wieder zurück kommen... und sie werden ihren heiligen Krieg hier fortsetzen.
Ob die dann immer noch als "Widerstandskämpfer", "Rebellen" und "Oppositionelle" betitelt werden ?
Beiträge: 13.951
Themen: 227
Registriert seit: May 2006
Festnahme eines französischstämmigen ISIS-Anhängers in Berlin...
Zitat:Isis-Kämpfer in Berlin festgenommen
Bundespolizei geht "dicker Fisch" ins Netz
Die Bundespolizei nimmt einen mutmaßlichen Islamisten in Berlin fest. Der Franzose wurde mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er war aus Syrien kommend über die Türkei nach Berlin eingereist. Was er in Deutschland wollte, ist noch unklar. [...] Der Mann sei aus Istanbul nach Berlin gereist und befinde sich seit Samstagabend im Gewahrsam, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Der Franzose soll nach Syrien gereist sein, um sich dort der Gruppe Islamischer Staat im Irak und in der Levante (Isis) anzuschließen. Weitere Details will die Bundespolizei am Montag bekannt geben.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.n-tv.de/politik/Bundespolizei-geht-dicker-Fisch-ins-Netz-article13025806.html">http://www.n-tv.de/politik/Bundespolize ... 25806.html</a><!-- m -->
Schneemann.
Beiträge: 13.951
Themen: 227
Registriert seit: May 2006
Die Gefahren, die von aus Kriegsgebieten in Nahost zurückkehrenden islamistischen Extremisten ausgehen, sowohl für die USA als auch vor allem für Europa, scheinen sich in den letzten Tagen und Wochen immer mehr medial reflektiert zu verdichten. Nun kommt ein Statement aus der Politik bzw. vom Verfassungsschutz...
Zitat:Berlin warnt vor Syrien-Kämpfern
«Konkrete tödliche Gefahr»
Deutschland muss nach den Worten von Innenminister de Maizière mit Anschlägen islamistischer Rückkehrer aus Syrien und dem Irak rechnen. Er sprach von mehr als 320 islamistischen «Gotteskriegern», die aus Deutschland kommen. [...]
Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maassen äusserte sich über unerkannte deutsche Jihadisten in Syrien besorgt. Es bestehe zu Recht die Befürchtung, «dass es Rückkehrer gibt, die wir nicht auf dem Radarschirm haben, wo unsere Partner im Ausland uns mal keinen Hinweis geben», sagte er. Diese Islamisten könnten nach Deutschland einreisen und hier oder in anderen Staaten Anschläge begehen. Nach Angaben der Sicherheitsbehörden haben inzwischen rund 2000 Islamisten Europa in Richtung Syrien verlassen, darunter über 320 Extremisten aus Deutschland. [...]
Vor einigen Jahren, als radikale Islamisten vor allem ins afghanisch-pakistanische Grenzgebiet ausgereist seien, hätten die Sicherheitsbehörden die meisten der Verdächtigen vorher gekannt, erklärte der Geheimdienst-Chef. Das habe sich geändert. «Heute stellen wir fest, dass junge Leute sich in Deutschland ohne Kenntnis der Sicherheitsbehörden radikalisieren», sagte Maassen. «Sie werden angesprochen bei Koran-Verteilaktionen. Ich würde sagen, sie werden angefixt bei Spenden- und Benefizveranstaltungen für Syrien.» In einigen Fällen habe der Verfassungsschutz erst durch die Mitteilung ausländischer Dienste erfahren, dass Deutsche in Syrien umgekommen seien.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/international/deutschland-und-oesterreich/konkrete-toedliche-gefahr-1.18325012">http://www.nzz.ch/international/deutsch ... 1.18325012</a><!-- m -->
Schneemann.
Beiträge: 7.382
Themen: 14
Registriert seit: Apr 2007
Was ich einfach nicht verstehe ist, dass man keinerlei Versuche unternimmt diese Personen nach §129a StGB einzusammeln.
Nightwatch schrieb:Was ich einfach nicht verstehe ist, dass man keinerlei Versuche unternimmt diese Personen nach §129a StGB einzusammeln.
Der Status als Rückzugs-, Finanzierungs- und Rekrutierungsraum für Terroristengruppen hat ja auch Vorteile für den Gaststaat.
Man ist relativ sicher vor Anschlägen, das Wohlwollen einiger Staaten ist einem auch sicher, und man hat Kommunikationskanäle zu den Spinnern offen für den Fall, dass man die Jungs mal wieder braucht.
Hab ich schon mal erwähnt, wie unappetitlich ich die deutsche Scheinheiligkeit finde ?
Beiträge: 13.951
Themen: 227
Registriert seit: May 2006
@Mitleser
Zitat:Der Status als Rückzugs-, Finanzierungs- und Rekrutierungsraum für Terroristengruppen hat ja auch Vorteile für den Gaststaat.
Man ist relativ sicher vor Anschlägen, das Wohlwollen einiger Staaten ist einem auch sicher, und man hat Kommunikationskanäle zu den Spinnern offen für den Fall, dass man die Jungs mal wieder braucht.
Dies müsstest du aber nun dringend ein wenig genauer herleiten. Inwieweit ist Deutschland sicher vor Anschlägen, weil rund 300 deutsche Islamisten/Konvertiten in Syrien und dem Irak herumirrlichtern? Und welcher Staat ist Deutschland damit bzw. deswegen wohlgesonnen? Aufgrund welcher Informationen gehst du davon aus, dass Deutschland bzw. deutsche Behörden "Kanäle" zu diesen Splittergruppen und vor allem Einzelgängern (s. Link) offenhalten, obgleich Politik und VS etwas anderes sagen?
Ferner:
Zitat:Terrorgefahr in Deutschland
"Ernsthafte Bedrohung" durch islamistische Einzeltäter
Islamistische Syrien-Rückkehrer stellen "eine ernst zu nehmende Gefahr in Europa" dar, sagte Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD). Im Deutschlandfunk machte er sich für die Vorratsdatenspeicherung und eine weitere Zusammenarbeit mit der NSA stark. [...] Auf die Frage nach einer weiteren Zusammenarbeit von deutscher Seite mit dem US-Geheimdienst NSA sagte Gall, er wünsche sich zukünftig eine noch engmaschigere Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden. "Wir sind auf Informationen ausländischer Geheimdienste angewiesen", so der SPD-Politiker.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.deutschlandfunk.de/terrorgefahr-in-deutschland-ernsthafte-bedrohung-durch.694.de.html?dram:article_id=289512">http://www.deutschlandfunk.de/terrorgef ... _id=289512</a><!-- m -->
Schneemann.
Schneemann schrieb:....
Dies müsstest du aber nun dringend ein wenig genauer herleiten. Inwieweit ist Deutschland sicher vor Anschlägen, weil rund 300 deutsche Islamisten/Konvertiten in Syrien und dem Irak herumirrlichtern? Und welcher Staat ist Deutschland damit bzw. deswegen wohlgesonnen? Aufgrund welcher Informationen gehst du davon aus, dass Deutschland bzw. deutsche Behörden "Kanäle" zu diesen Splittergruppen und vor allem Einzelgängern (s. Link) offenhalten, obgleich Politik und VS etwas anderes sagen?
...
Schau Dir die Geschichte der PKK in Deutschland an - die haben hier jahrelang die Bälle flach gehalten und still Geld gesammelt, bis zum Verbot. Dann kam die Randale. Die wären ja auch schön blöd gewesen, ihren Status zu gefährden.
Die Annahme, islamistische Organisationen würden sich da weniger rational verhalten kann eigentlich nur auf Vorurteilen gegenüber Religion im allgemeinen oder dem Islam im besonderen beruhen.
Welche Staaten mit der islamistischen Bewegung in Deutschland in Verbindung stehen und sie unterstützen, dachte ich eigentlich hier nicht erläutern zu müssen. Auf jeden Fall haben sie ne Menge Öl.
Und dass zu den militanten Spinnern eine ganze finanzielle und religiöse Infrastruktur gehört, bei der auf einigen Ebenen auch mit dem Gastgeberland kommuniziert wird (natürlich nur um des lieben Friedens willen), ist so naheliegend dass man eher das Gegenteil belegen müsste ....
Ich behaupte nicht, dass da ein böser Masterplan dahinter steckt. Es ergibt sich vermutlich einfach, und wer darin eine gefährliche Entwicklung sieht wird schnell als Berufspessimist betrachtet, wie bei allen düsteren Aussichten. Schließlich gehts uns ja gut, und wir sind obendrein ne Art Friedensweltmeister ...
Beiträge: 13.951
Themen: 227
Registriert seit: May 2006
Zitat:Schau Dir die Geschichte der PKK in Deutschland an - die haben hier jahrelang die Bälle flach gehalten und still Geld gesammelt, bis zum Verbot. Dann kam die Randale. Die wären ja auch schön blöd gewesen, ihren Status zu gefährden.
Die Annahme, islamistische Organisationen würden sich da weniger rational verhalten kann eigentlich nur auf Vorurteilen gegenüber Religion im allgemeinen oder dem Islam im besonderen beruhen.
Im Gegensatz zur säkularen PKK, der man i. d. T. in Deutschland schon arg viele Freiheiten eingeräumt hatte (mittlerweile aber auch nicht mehr), sehe ich dies bei radikalislamischen Gruppen überhaupt nicht. Im Gegenteil, diese - bzw. manche mutmaßliche Anhänger von diesen - beklagen ja den Druck und die "Intoleranz von Behörden" in Deutschland gegenüber ihren Aktion (s. Moscheedurchsuchungen, Polizeieinsatz bei Koranverteilung etc.). Ein "Hofieren" kann man wahrlich nicht erkennen.
Zitat:Welche Staaten mit der islamistischen Bewegung in Deutschland in Verbindung stehen und sie unterstützen, dachte ich eigentlich hier nicht erläutern zu müssen. Auf jeden Fall haben sie ne Menge Öl.
Nein, die deutschen Beziehungen etwa zu Saudi-Arabien hängen von reinen, meinetwegen nutznießerischen Interessen im Bereich Ölpreis (wenn überhaupt) und von wirtschaftlichen Interessen bzw. rüstungstechnischen Deals ab und evtl. vllt. davon, dass die Saudis eine Mittlerrolle am Golf einnehmen können sollen, vom staatlich sanktionierten Umschmeicheln von sunnitischen oder wahhabitischen Extremisten hingegen wohl kaum.
Zitat:Und dass zu den militanten Spinnern eine ganze finanzielle und religiöse Infrastruktur gehört, bei der auf einigen Ebenen auch mit dem Gastgeberland kommuniziert wird (natürlich nur um des lieben Friedens willen), ist so naheliegend dass man eher das Gegenteil belegen müsste ....
Dass zu den extremistischen Gruppen auch eine Infrastruktur der Versorgung gehört, ist mir schon klar. Aber wo siehst du diese denn bitteschön in Deutschland? Wenn, dann schieben vielleicht einzelne Privatpersonen Gelder durch die Gegend (man erinnere sich an Mamoun Darkazanli), aber eine fremdstaatliche Infrastruktur gibt es so nicht. Vor allem muss man auch beachten, dass manche Finanztransaktion von jemandem ausgeführt wird, der vllt. über drei Länder agiert, die wiederum mit Deutschland keine Abkommen haben, und dass der Täter im schlimmsten Fall sogar mehrere Staatsbürgerschaften oder gar einen Asylstatus besitzt. Und da beißen deutsche Behörden schnell auf juristischen Granit - d. h. man kann die Tatverdächtigen auch nicht einfach abschieben, schon gar nicht, wenn etwa im Heimatland X Folter und Krieg wüten/drohen würden -, wenn sie was unternehmen wollen. Nur hat das eben nichts mit gewolltem Tolerieren zu tun. :wink:
Schneemann.
Beiträge: 13.951
Themen: 227
Registriert seit: May 2006
@Mitleser
Aus dem ISIS-Strang:
Zitat:Was haben eigentlich die anderen Opfer islamistischen Terrors falsch gemacht ?
Z..B. die Pakistanis, Syrer, Libanesen, Israelis, Algerier, Afghanen, Chinesen, Spanier, ... etc
Die Opfer haben wohl fast nie etwas "falsch" gemacht, sie sind in erster Linie einmal Opfer. Aber ich verstehe nun den Kontext auch nicht ganz. Du hattest ja den Vorwurf formuliert, wonach man die Opfer islamistischer Terrorakte in Russland oder in China und jene im Westen in der hiesigen Presse selektiv bewerten/benennen würde. Und dem habe ich dahingehend widersprochen, dass ich sagte, dass die Opfer, egal wo, als solche bezeichnet werden (auch bei uns in der Presse), indessen die Hintergründe der extremistischen Bewegungen in China oder in Russland sehr oft andere sind als etwa bei denjenigen Gruppierungen, die westliche Ziele angreifen.
Zitat:Interessanterweise wird auch bei den Chinesen immer sehr genau geguckt, wie die ihre Terrorakte selbst verschuldet haben könnten:
"Uiguren fühlen sich unterdrückt":
Genau genommen sind die dortigen Terrorakte auf Grundlage anderer Entwicklungen zu erklären. Während der westliche Einfluss zwischen Nil und Euphrat erst mit dem 20. Jahrhundert langsam emminent wurde - der der USA gar erst nach dem Zweiten Weltkrieg und dem "Ölpakt" zwischen Eisenhower und Riad -, haben Russland bzw. die spätere UdSSR und China ihre muslimisch geprägten heutigen Regionen teilweise blutig unterworfen bzw. ihrem Staatsgebiet angegliedert und de facto besetzt gehalten. Das zaristische Russland hat den Kaukasus unterworfen und seinem Machtbereich angegliedert, ähnlich zerschlugen die Chinesen ab den 1860ern die islamischen Emirate im heutigen Gebiet Xinjiang. Später folgten in diesen Regionen teils ideologisch, teils ethnisch motivierte Säuberungen, Massaker und Deportationen. In der UdSSR wurden die zentralasiatischen und kaukasischen Gebiete zudem einer rücksichtslosen Russifizierung unterworfen, sogar Nachnamen mussten entsprechend Moskauer Vorgaben geändert werden. Obgleich diese versuchte Auslöschung der religiösen Identität, diese "sozialistische" Nivellierung der Gesellschaft zu teils fürchterlichen Exzessen führte, haben diese Bevölkerungsgruppen dort sich dennoch im Stillen eine Art Grundidentität durchaus erhalten, welche sich nach dem Kollaps des Ostblocks erneut Bahnen suchte. Hierbei fiel diese auf einen zunehmend um sich greifenden religiösen (islamischen) Erneuerungsgedanken, welcher außerdem noch mit dem Hass gegen die jeweils zentrale Macht aufgrund geschichtlicher Ereignisse und infolge halbaktueller und auch teils aktueller Repressionen gefüttert wurde. Und dies ist eben der Unterschied zwischen den genannten Regionen und dem "broader middle east".
Schneemann.
|