Die Armeen und Geschichte der Inka
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Zur Frage der Bewaffnung der Inka finde ich insbesondere die Frage der Verwendung von Bronze für Waffen interessant. Man ließt in vielen Büchern wie im Internet, dass die Inka Bronzewaffen verwendeten. Tatsächlich aber habe ich noch nie eine Waffe aus Bronze gesehen, die eindeutig von den Inka stammt.

Die Inka kannten sehr wohl Kupferlegierungen, die ihre Waffen aus Kupfer härter machten, und damit für den Kampfeinsatz tauglich, aber richtige Bronze habe ich noch nie gesehen.

Die typischen Waffen der Inka waren aus Stein, Knochen, Kupfer und Kupferlegierungen.

Die meisten Krieger des Inka-Reiches verwendeten Keulen, Streitkolbenähnliche Waffen, Äxte und Speere sowie Lanzen. Als Beiwaffe waren Dolche aus Kupfer weit verbreitet. Kämpfer aus bestimmten Regionen des Reiches führten "Schwerter" aus Holz.

Als Fernwaffen waren Schleudern, Bolas und Wurfspeere am weitesten verbreitet, Speerschleudern und Bögen wurden nicht so oft und wie schon von Tiger erläutert vor allem von Kämpfern aus den (und daher primär in den) östlichen Landesteilen verwendet.

Die Armee war nach dem Dezimalsystem gegliedert. Den Kern der Armee bildeten im Endeffekt Milizen, zu diesen traten dann die Streitkräfte bzw Stammeskrieger unterworfener Völker. Söldner bzw fremde Kämpfer wurden anscheinend nicht oder nur in sehr geringem Umfang verwendet.

Die Armee bestand aus Divisionen, die äußerst heterogen zusammen gesetzt waren und ungefähr 10 000 Mann umfassten. Auf dem Höhepunkt des Reiches vor der Pockenepedemie gab es insgesamt vermutlich um die 20 Divisionen (also um die 200 00 Mann).

Das Kommando über eine solche Division führte immer ein hoher Inka Adeliger der mit dem Herscher näher verwandt war. Die Division gliederte sich dann in zwei Untereinheiten zu je 5000 Mann die ebenfalls je von Inka Adeligen geführt wurden, die mit dem Herscher verwandt waren. Diese 5000 Mann unterteilten sich dann in Einheiten zu je 1000, diese in Einheiten zu je 100, diese dann in Einheiten zu je 50 und diese dann in 10 Mann Gruppen die die kleinste Einheit darstellten.

Wie andere präkolumbianische Staaten setzten die Inka stark auf numerische Überlegenheit und versuchten den Feind durch eine zahlenmäßig überlegene Menge eigener Kämpfer aus dem Feld zu schlagen. Auf der strategischen Ebene waren zudem der Bau von Festungen und "Burgen" und die systematische Anlage von Straßen wesentliche Merkmale der Kriegsführung der Inka. Die Inka bauten in wenigen Jahrzehnten mehr Straßen, als das römische Reich während seiner gesamten Existenz, mehr als 40 000 km.

Einhergehend mit dieser unfassbaren Ausdehnung des Straßennetzes wurde viel Wert auf die Marschfähigkeit und Disziplin der Truppen gelegt. Plünderungen und Vergewaltigungen waren streng verboten, die Truppen lebten fast nie aus dem Land sondern wurden aus Magazinen und durch Nachschubkolonnen versorgt, was sie zugleich von der Versorgungslage vor Ort unabhängig machte und verhinderte, dass Feinde durch die Zerstörung der Ernte vor Ort die eigenen Operationen behindern konnten.

Außerdem waren die Inka im Krieg auf der strategischen Ebene sehr beharrlich, und verfolgten oft langfristige Pläne zur Eroberung eines Gebietes. Sie setzten sich systematisch in strategisch wichtigen Gebieten fest und nutzten dann über viele Jahre hinweg langsam aber sicher den Feind ab während sie zugleich Kolonisten aus anderen Teilen des Reiches ansiedelten. Die religiöse Natur ihrer Kriege (bzw der Umstand das die Religion als Grund für Eroberungen vorgeschoben wurde) führten dazu, dass die Truppen der Inka sich im Endeffekt auf einer Art Kreuzzug für ihren Glauben wähnten. Man kämpfte also nicht einfach gegen einen Feind, sondern gegen Ungläubige, denen man die eigene Religion bringen musste. Der Feind war kein politischer Gegner, sondern ein zu Bekehrender den man durch seine Bekehrung zugleich zu erretten suchte. Die feindliche Zivilbevölkerung wurde daher meistens (nicht immer) eher geschont, da man der Überzeugung war, durch die Auslöschung der Feinde sich selbst zu schaden, da die Gegner von jetzt schon Morgen die neuen Untertanen sein würden.

Trotzdem gab es Inka Herrscher die Massaker verübten, aber das hatte dann meistens religiöse Gründe. Nicht militärischer Widerstand eines noch nicht unterworfenen Volkes, sondern Aufstände bzw Aufruhr von schon "Bekehrten" führten dann oft doch zu extremen Reaktionen der Inka.

Aufgrund der heterogenen Struktur der Streitkräfte, ihrer Zusammensetzung aus vielen verschiedenen Völkern und Stämmen war für das Funktionieren der Armeen und die Aufrechterhaltung der Disziplin der Inka Adel (also die mit dem Herscher oder dessen Vorgängern Verwandten Adeligen) wesentlich. Wenn die Führung durch die Inka selbst ausfiel, zerfielen die Armeen der Inka in vielen Fällen oder konnten nicht mehr koordiniert werden. Der Erfolgt der Truppen waren dadurch zugleich stark abhängig von der Befähigung der Adeligen die sie führten. Da aber für die Führung der Truppen mehr der Verwandschaftsgrad zum Herrscher als die tatsächliche militärische Befähigung entscheidend waren, muß es immer wieder vermeidbare militärische Niederlagen aufgrund Unfähiger Befehlshaber gegeben haben.

Auch im Bürgerkrieg zwischen Atahualpa und Huascar spielte dieser Umstand eine große Rolle, da die Generäle von Huascar offenbar militärisch unfähig waren - obwohl sie über den größeren Teil der zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen Truppen verfügten. Wären die Befehlshaber Huascars militärisch Könner gewesen, hätten weder Atahualpa noch die Spanier in irgendeiner Form siegen können.
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