Europa im frühen Mittelalter
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@Quintus
Zitat:Vom Schild Byzanz der es Europa überhaupt erst ermöglichte sich eigenständig weiter zu entwickeln bis hin zum massiven Einfluss von Byzanz auf die Kultur, die Wissenschaft und die technologische Entwicklung in Europa im Weiteren. Schlußendlich wurzelt das Europa der Gegenwart wie die gesamte vom westlichen Kapitalismus geprägte Gegenwart weltweit im europäischen Frühmittelalter.
Das geht sogar noch über den "Schild" hinaus. Byzanz war nicht nur der Türsteher, der es den abendländischen Reichen - bei allem Zwist untereinander und bei allen Feudalstreitigkeiten - erlaubt hatte, sich in einer relativen Ruhe zu entwickeln, sondern auch ein Kulturmittler. Vieles, was in der Antike erdacht wurde, blieb in den ersten Jahrhunderten nach Christus tatsächlich auf der Strecke (insofern waren die letzten Jahre Westroms und die Übergangsphase zw. 5. und 8. Jhd. tatsächlich recht finster), wurde aber in Byzanz konserviert - auch unter Mithilfe der bzw. durch Kontakte zur islamischen Welt - und dann später quasi wieder nach dem Abendland eingespeist (wenngleich, das muss man fairerweise sagen, natürlich das Papsttum ggü. Byzanz teils äußerst feindselig eingestellt war).
Zitat:Eine der interessantesten Entwicklungen im Frühmittelalter ist für mich immer die Ausbreitung der Normannen gewesen und welch erheblichen Einfluss diese dann auf die Entwicklung des Feudalsystems wie des Militärwesens in ganz Europa hatten....
Ein sehr interessanter Aspekt, vor allem wen man bedenkt, wie weit sich die Normannen ausgebreitet hatten. Sie fuhren ja nicht nur englische, deutsche und französische Flüsse hoch und belagerten Orte im Binnenland, sondern drangen über Gibralter auch ins Mittelmeer vor und eroberten ab ca. dem Jahre 1000 auch Sizilien bzw. Süditalien (was viele übrigens gar nicht wissen - und dann immer komisch gucken, wenn man von Wikingern in Süditalien erzählt).

Hochinteressant auch die Reisen von Normannen über die russischen Seen und Flüsse (zumeist ausgeführt Dänen und Schweden), also grob via Nowgorod, Peipus-/Ladogasee und dann meistens über den Dnjepr bis zum Schwarzen Meer und von dort nach Byzanz (wo Normannen eine Art Elite-Söldner-Funktion wahrnahmen). Es finden sich teils auch sehr dramatische Erzählungen, wie z. B. die damaligen Stromschnellen ab Saporoschschje von den Normannen überwunden wurden.

Wenn man so will, waren sie wahre Kulturbringer bzw. zumindest Entdecker und auch Handel treibende Kontaktgeber zwischen den nordischen Völkern, dem Mittelmeerraum und Russland. Und das war übrigens nicht einseitig: In Schweden hat man in Wikingergräbern immer wieder Münzen aus dem arabischen Raum gefunden. Es muss also einen regen Austausch gegeben haben, der über das "Schädelspalten" hinausging.

Schneemann.
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