Zukunft des Irak
#67
inzwischen hat sich auch Michael Wolffsohn, Historiker und Publizist, und von 1981 bis 2912 Prof für "neuere Geschichte" an der Bundeswehr Uni in München in einer Kommentierung in der Süddeutschen Zeitung geäussert:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/umbruch-im-nahen-osten-syrien-ist-nur-der-anfang-1.1446065">http://www.sueddeutsche.de/politik/umbr ... -1.1446065</a><!-- m -->
Zitat:Umbruch im Nahen Osten
Syrien ist nur der Anfang


21.08.2012, 14:55 Ein Gastbeitrag von Michael Wolffsohn

"Assad, ja oder nein?", das ist im syrischen Bürgerkrieg nicht mehr die entscheidende Frage. Sie lautet: Wie sieht die Landkarte des Nahen Ostens aus, wenn der Arabische Frühling beendet ist? Frieden wird erst herrschen, wenn die kolonialen Grenzen eingerissen sind.

Geschichte, Vergangenheit rächt sich in der Gegenwart. Das beweist der syrische Bürgerkrieg. Er ist Vorbote großer Umgestaltungen innerhalb und außerhalb des Nahen Ostens. Längst geht es nicht mehr um "Assad, ja oder nein?". Über kurz oder lang ist mit einer völligen Umformung der nahöstlichen und teils auch außernahöstlichen Staatenwelt zu rechnen. Auseinanderbrechen wird, was auseinanderbrechen will. Zusammenwachsen wird, was zusammengehört und will, doch nach dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg nicht durfte.
...
Wolffsohn teilt in vielen Dingen meine Ansicht von der nötigen "Kantonisierung" der ethnisch und religös unterschiedlichen Regionen, auch wenn ich seine Ausweitung des Ansatzes nicht überall für aktuell halte.
Allerdings möchte ich einige seiner Beiträge einfach wiedergeben:
Zitat:...
Syrien entstand nach dem Ersten Weltkrieg als Folge der Zerschlagung des osmanisch-türkischen Reichs, das bekanntlich ein Vielvölkerstaat war. "Selbstbestimmung der Völker", hier der Araber, hieß die Etikette. Es war meistens ein Etikettenschwindel. In Nahost führten dabei Großbritannien und Frankreich die Regie.
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In einen Syrien genannten Rahmen wurde die sunnitische Mehrheit mit quasi-schiitischen Alawiten, Christen und Kurden zusammengebracht. Nur eine Sache einte sie: Sie wollten nicht in einem staatlichen Verbund zusammenleben. So wenig wie die Christen im nun ebenfalls von Frankreich formierten und gelenkten Libanon mit Sunniten, Drusen und Schiiten.

Seit der Entstehung der Kunststaaten gärt es

Großbritannien presste Schiiten, Sunniten, Kurden und Christen zum Kunststaat Irak zusammen. Die jeweiligen Bevölkerungsgruppen waren über diese fremdgesteuerte "Selbstbestimmung" so begeistert wie ihre arabischen Brüder in Syrien, Libanon und Palästina,
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Seit der Entstehung dieser Kunststaaten gärt es. Konflikte wurden mehrfach ausgefochten, nicht nur mit Worten, oft auch mit Gewalt. Doch nie war das Binnengefüge der Kunststaaten so fragil wie jetzt. Ihr Zusammenbruch ist nur noch eine Frage der Zeit. Die Staatenkarte des Nahen Ostens wird dann ganz anders aussehen. Das ist durch Demografie, Ethnologie und Theologie der Region programmiert.
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So könnte der Nahe Osten aussehen 21.08.2012, 14:55

Wie könnte die neue Nahost-Staatenwelt aussehen? Sie wird nicht mehr zentralistisch, sondern eher föderativ, bundesstaatlich, teils auch konföderativ sein. Die syrischen, libanesischen und irakischen Sunniten formen einen neuen Staat. Die quasi-schiitischen Alawiten Syriens bilden mit den Schiiten Libanons eine Föderation. Die in Irak autonomen, fast schon unabhängigen Kurden werden sich mit den syrischen und über kurz oder lang türkischen sowie iranischen Kurden zu einer Kurdischen Bundesrepublik oder Konföderation zusammenschließen.
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Föderale Strukturen wird auch Libyen aufbauen müssen. Andernfalls zerbricht dieser Kunststaat, wie Sudan bereits in Nord und Süd und Mali zerbrochen ist. Gleiches steht den meisten Kunststaaten Nordwestafrikas bevor. Längst hat die Arabische Revolution auch Bahrain und Saudi-Arabien erfasst. Nur zur Explosion ist es noch nicht gekommen. Das ist nur eine Frage der Zeit.

Zuerst dürfte Bahrain kippen. Hier wird die schiitische Mehrheit die Macht übernehmen und einen wie auch immer gearteten Verbund mit dem schiitischen Iran und den Schiiten Saudi-Arabiens bilden. Diese leben im Osten des ölreichen Königreichs, wo das schwarze Gold der Saudis liegt.
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