(Amerika) Streitkräfte der USA - allg. Sammelthread
Quintus Fabius schrieb:Mal ganz kurz nur ein paar Zahlen:

Die USAAF hatte ca 80 000 Flugzeuge real im Einsatz. Die USAF kommt heute wenn man absolut alles was fliegt mit dazu rechnet auf ca 5600. Der Anteil der Kampfflugzeuge war dabei früher deutlich höher als heute. Von der F-35 sollen irgendwann mal ca 2400 da sein und hier und heute sind es gerade mal 162 und davon der größte Teil nicht einsetzbar.
Ja und, was konnten diese Flugzeuge in der Praxis?
Eine B-17 kann bei einer Reichweite von ein paar hundert Kilometer vielleicht ungelenkte 4000kg Bomben bei einem CEP von bestenfalls 270m verbringen. Eine B-1B trägt bei der leicht zehnfachen Reichweite mehr als das fünffache dieser Sprengwirkung und kann dabei nicht ein Ziel vielleicht treffen sondern zwei Dutzend erfolgreich bekämpfen.
Die militärisch relevante Wirkung die früher hunderte von Strategischen Bombern mit Glück erzielten kann heute ein einziger strategischer Bomber garantieren.
Wie taxiert man den Wert einer B1-B, B-52H oder B-2A im Vergleich zu einer B-17? Ist es das zehnfache, zwanzigfache oder hundertfache?
Die strategische Bomberflotte der Amerikaner könnte heute in einer Nacht den militärischen Schaden anrichten für den die USAAF zwei Jahre über Deutschland gebraucht hat. Mit einem Promille der erzeugten Kollateralschäden.
Was interessiert da die Quantität?!

Wozu überhaupt diese Quantität wenn der Gegner überhaupt nicht die nötigen Ziele bietet?
Die Alliierten Jagdbomber haben im zweiten Weltkrieg zwischen 43 und 45 über 100.000 Fahrzeuge aller Art, an die 2.000 Lokomotiven und Gott weiß wie viele Abertausend Flugzeuge und sonstiges Zeugs zerstört.
Welcher Gegner bietet uns ein derartiges Arsenal zum zerstören an? Wo bitte sind die Panzerarmeen, Luftflotten und Fuhrparks für die wir heute Tausende an Jagdbombern benötigen?
Es ist eine simple Tatsache das die Quantität der verfügbaren Waffensysteme weltweit nach Ende des Kalten Krieges auf einen Bruchteil zurückgegangen ist.
Was willst du bekämpfen?
Unsere Problem ist es nicht, dass wir zu wenig Waffenträger haben. Wir können vielmehr nicht genügend Ziele ausmachen die wir sinnnigerweise bombardieren können.

Quintus Fabius schrieb:Die Luftwaffe hatte zeitgleich zur USAAF einen Höhepunkt bei ca 7600 Flugzeugen. Die Luftwaffe der Bundeswehr in Kalter Krieg Zeiten noch die Hälfte dieser Zahl und heute hat die Bundeswehr insgesamt noch 38 einsetzbare Tornado und 42 einsetzbare EF, zusammen also gerade mal ca 80 Kampfflugzeuge.

Und sollten wir uns wirklich darauf verlassen, dass die USA uns immer nach belieben heraus hauen werden und aufgrund der USA jeder Angriff auf uns ausgeschlossen ist ?
Es besteht hier im Forum wohl Einigkeit, dass die Lage bei der Luftwaffe desaströs und schandhaft ist.
Dennoch hilft es nicht, auf der anderen Seite vom Pferd zu sein und Szenarien zu kreieren die jenseits des politisch denkbaren liegen.
Nein, ich glaube nicht, dass die Bundeswehr in der nächsten dreißig Jahren allein gegen Russland aufmarschieren wird. Und ich glaube auch, dass die Zahlen die mal auf dem Papier stehen - 140 Eurofighter, 90 Tornados - ziemlich ausreichend sind. Unser Problem ist, dass der Klarstand jenseits von Gut Böse ist, den Maschinen wichtige Updates fehlen und die zu Verfügung stehende Munition weder Quantitativ noch Qualitativ heutigen Standards entspricht.
Und ich bin angesichts der Sachzwänge bei der Bundeswehr für die sofortige Ausmusterung des Tornados und für die volle Konzentration auf den Eurofighter.

Zitat:Das ist der größte Effekt in einem asymmetrischen Konflikt, aber in jedem symmetrischen Konflikt werden Verluste, Materialverschleiss, kurz und einfach rasant absinkende Zahlen das schnell in Frage stellen. Insbesondere wird es erheblich mühsamer, die feindliche Luftabwehr abzutragen und auch mit Massen von Marschflugkörpern und Boden-Boden Raketen wird dies nicht über Nacht geschehen zumal der Gegner ebenfalls über solche Systeme verfügt und wir uns die Zerstörung unserer Infrastruktur genau so wenig oder noch weniger leisten können als der Gegner. Darüber hinaus ist zu bedenken, wie schwach und kriegsunfähig die Bevölkerung in Europa in großen Teilen ist.
Einmal platt ausgedrückt: Wir haben mehr F-16 als der Russe einsatzbereite MBTs.

Wir haben doch keine drei sowjetische Armeegruppen abmarschbereit in der DDR stehen. Die vordersten polnischen Luftwaffenbasen sind 800km von der russischen Grenze entfernt. Die Basen in Deutschland, Dänemark und den Beneluxländern 1500 bis 2000km.
Iskander hat eine Reichweite von maximal gut 400km. Wo sind denn die Mittelstreckenraketen die Nato Basen in Europa bedrohen? Ich seh sie nicht.
Wie lange wird Russland ein Bombardement mit AS-15 aufrecht erhalten können? Wie effektiv wird es sein wenn diese Wunderwaffen schon durch simple AAMs bekämpft werden können?

Vielleicht verlieren wir die ein oder andere Basis, aber so what? Die Roten Horden sind nicht 250km vom Rhein entfernt, allerhöchstens ist das Tallinn von St. Petersburg.


Zitat:Das habe ich ja nicht bestritten. Aber angesichts der Größe des Raumes, der Vielzahl der feindlichen Ziele, deren Bewegung, Verstreuung und ständigen Veränderung der schlichten Anzahl der gleichzeitig im Luftraum verfügbaren Einheiten ist die Truppendichte einfach zu gering um eine durchgehende Abdeckung zu bieten und das noch ganz ohne die sehr leistungsfähige feindliche Luftabwehr, Sabotage, Anti-Satelliten-Waffen usw zu bedenken.
Für den Gegner ist der Raum doch genauso groß. Wenn er etwas erreichen will muss er sich dort entfalten wo wir sind oder seine strategischen Ziele liegen. Entsprechend verkleinert sich der relevante Raum dramatisch.

Zitat:Was bei der Zahl der real verfügbaren Maschinen zu wenig ist um damit einen hochmobilen Feind mit starker Luftabwehr sicher stoppen zu können.
Uhuh. Ich welchen Kontext hochmobil und stoppen?
Wenn der Russe aus dem Oblast Pskow gegen Tallinn und Riga antritt sind das jeweils 250km.
Die Amerikaner haben 2003 in der offenen Wüste bei totaler Luftüberlegenheit und bei lachhaften Widerstand mehr als eine Woche für diese Entfernung gebraucht und ihre Logistik war dabei am Anschlag.
Was soll da bittet hinter welchen Luftschirmen auffahren damit das nicht alles kurz und klein gebombt wird?
Ist garnicht solange her, da wollten wir mal auf geringere Entfernung mehrere Armeen aufhalten, vorzugsweise ohne Kernwaffen.
Die Israelis verzögerten schon vor Jahrzehnten mit krass unterlegenen Einheiten und intakten Gegnerischen IADS auf weniger als 50km ganze Panzerkorps.
Welche Wunderwaffen hat der Russe dem im Arsenal, dass wir nicht irgendwelche Panzerkolonnen auf baltischen Waldwegen mit 100 F-16 auseinandernehmen könnten?

Zitat:Das ist eben nicht der Fall. Es gibt am Boden jede Menge Systeme und Technologien welche nicht im Ansatz genutzt werden, die Kampfkraft von Bodeneinheiten aber drastisch erhöhen würden.
Und welche sollen das sein?

Zitat:Hier und heute vielleicht. Aber unsere Streitkräfte sollten sich nicht auf einen bestimmten Status Quo hin beziehen sondern die Gefahren Morgen berücksichtigen wenn die Lage bereits eine ganz andere ist.
Im Endeffekt wird die Situation auch dann nicht anders aussehen wenn wir 2000 F-35 auf dem Hof stehen haben und Putin sich über ebensoviele Armata freut.

Zitat:Exakt das meine ich, exakt darauf wollte ich hinaus. Darüber hinaus ist noch die Konzentration von zu viel Material und notwendigen Strukturen an wenigen Standorten zu bedenken welche in einem Pearl Harbour Szenario enden könnte, nur dass im modernen Krieg dann keinerlei Zeit mehr bleiben wird diese Verluste auszugleichen und der Krieg dann schon verloren ist. Dabei sollte man nicht nur feindliche Angriffe von Außerhalb berücksichtigen sondern auch Sabotage, Elektronische Kriegsführung, Spionage usw welche hier uns verblüffend Schaden könnten.
Gerade in Europa ist das aber doch ausgeschlossen. Ob die F-35 jetzt von Polen, Deutschland oder Großbritannien aus fliegen macht keinen größeren operativen Unterschied.

Wenn sich die von mir geäußerten Bedenken materialisieren verlieren wir dadurch nicht den Krieg. Was wir verlieren ist Zeit. Wir brauchen länger um das Gleiche (dann vielleicht schöner, besser, effektiver, moderner, vernetzter, cooler, überlegener) zu leisten. Aus Stunden werden Tage, aus Tage werden Wochen. Das kann in einem Geopolitischen Kontext gesehen natürlich Auswirkungen haben. Aber das ist dann ein Grundproblem, dass sich nicht über militärische Hardware lösen lässt.
Das eine Situation eintreten kann in der wir aufgrund Handlungen des Gegners keinen Luftkrieg mehr führen können sehe ich nicht.
Nicht bezogen auf Russland und auch nicht auf China.


Zitat:Um Schlagkraft einzusetzen muss diese auch räumlich in Reichweite sein.
Im operativen Kontext in Europa gesehen ist die Reichweite eines taktischen Kampfjets nur von den zu Verfügung stehenden Luftbetankungskapazitäten abhängig. Effektiv ist sie damit unbegrenzt.
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