Indien vs. China
#85
@lime
Zitat:Ich verstehe nicht genau wo da eine Konkurrenz bestehen soll. Die Abwehr von Piratenangriffen kommt doch dem Handel so oder so zu Gute.

Hinzu kommt dass sich das indisch-chinesische Verhältnis zunehmend entspannt. Der Handel zwischen beiden Staaten wächst rasant, chinesische Firmen investieren gerade in den letzten Jahren verstärkt in Indien, während die Zahl indischer Studenten an chinesischen Universitäten stetig anwächst. Zum großen Showdown zwischen China und Indien wird es nicht kommen, da hat man wechselseitig inzwischen ganz andere Prioritäten und weiss dass beide Seiten dabei nur verlieren können.
Es ist sicher richtig, dass die Abwehr von Piratenangriffen dem Handel hilft, aber "zunehmend entspannt" ist das Verhältnis mitnichten. Oberflächlich scheint alles sich gut zu entwickeln, siehe Handelsvolumen, aber wenn man den Deckel anhebt, dann sollte man sehr vorsichtig sein.

Wir in einem recht entspannten und ggf. manchmal zu nachsichtigen Mitteleuropa mögen das vielleicht nicht sofort erkennen, aber trotz allem offiziellen Lächeln in Asien - und man möge sich nicht von einem Lächeln täuschen lassen - ist die Abneigung zwischen Indern und Chinesen sehr massiv, ja es ist teils blanker Rassismus, gepaart mit Überheblichkeit und Verachtung.

Hinzu kommen noch geographische Streitigkeiten im Himalaya (zuletzt hat man 2020/21 und 2022 mit dutzenden Toten aufeinander geschossen) und auch eine politische Abneigung, wobei hier besonders die Inder, die ja ihre Maoisten lange bekämpft haben und immer noch bekämpfen, sehr skeptisch nach Peking blicken. Dazu kommt noch die strategische Annäherung Pekings an Pakistan (das z. B. - nicht sonderlich überraschend - die chinesische Tibet- und Taiwan-Politik mitträgt), den klassischen Gegner Indiens. Das alleine schon lässt in Delhi sämtliche Alarmglocken schrillen. Und es waren nicht zuletzt die Machtambitionen Pekings, bis hin zur maritimen Seidenstraße, die die Inder bewogen haben, sich verstärkt mit den USA einzulassen und die Zusammenarbeit mit Washington zu intensivieren. Und das war etwas, was sie zuvor - als halbwegs blockfreier Staat, der aber gerne Waffen im Ostblock einkaufte - so eigentlich nie wirklich getan haben seit 1947.

Insofern: Ja, es ist ruhig. Und ja, der Handel wächst. Aber lasse einen Funken irgendwo aufglimmen und die alten und neuen Ressentiments sind sofort wieder da.

Schneemann
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