Globalisierung
@FAZ-Artikel

Die Theorie, dass Konservative automatisch protektionistisch sind und Linke nicht, ist falsch. Die Republikaner in den USA sind überwiegend für auf Freihandel mit möglichst wenig Restriktionen. Die US-Demokraten dagegen fahren eine eher protektionistische Politik.
Insofern ist die FAZ da keine Instanz für mich.

Nun zum Artikel selbst:

Aus meiner Sicht widerspricht der Autor nur der niedersten Ebene der Ängste vor China. Er setzt sich im Grunde mit Stammtischparolen auf akademischen Niveau auseinander. Beispielsweise wird erklärt, dass Direktinvestitionen nichts mit Auslagerungen zu tun haben. Darüber sind wir aber schon hinweg.
Uns interessiert eher der Verlust industrieller Wertschöpfung an Fernost und worin dieser begründet ist.

Weiterhin ist dieser Satz im 6. Absatz ist der absolute Witz:
Zitat:Auch viele deutsche Konsumenten haben nicht das Gefühl, daß sie ärmer werden, wenn sie in den Textil- oder Elektroniksupermärkten billige Ware aus Fernost kaufen und somit China oder Indien zu Wohlstand verhelfen.
Kein Kommentar :wall:

Nach diesem Fall ins Bodenlose steigt das Niveau auf ein erträgliches und nährt die Hoffnung, dass mit einer baldigen Währungaufwärtung sich das Kostenverhältnis China-Industrieländer zungunsten letzteren verschieben wird. Diese Einschätzung ist nicht ganz abwegig, ein guter Diskussionspunkt.

Die letzten drei Absätze sind wirtschaftspolitsiches Appeasemant.
Der Autor lehnt jegliche gemeinsame Aktionen von EU und USA ab, um den Chinesen und Indern zu begegnen. Stattdessen verweist er auf die Welthandelsrunde. Haha. Das Problem an diesem Wunschdenken ist, dass die Chinesen aus eingenem Antrieb keinen Grund sehen, ihr Verhalten zu ändern, da ja alles rund läuft. Gemeinsamer Druck aus Westen würde ihnen eine handfeste Motivation zu geben, die strikte Restriktionspolitik ihrerseits zu ändern. Der Autor redet hier dauernd über Freihandel, dabei sind die Chinesen dessen größte Bremse :pillepalle:

Dass die europäische Volkswirtschaften die Koreaner und Japaner übelebt haben, ist kein Grund sich vor China nicht in Acht zu nehmen: Japan und Korea sind vergleichsweise kleine Länder, in denen das Lohnniveau bei zunehmender Industrialisierung rasch steigt. China dagegen hat eine "industrielle Reservearmee" von mehreren 100 Mio Landarbeitern. Das kann einige Zeit dauern bis die unter Lohn und Brot in Fabriken stehen. Und den Aufstieg Japans und Koreas haben wir auch nicht ganz unbeschadet überstanden. Die heimische Unterhaltungselektronik-Industrie ist praktisch verschwunden.
Außerdem gab es in Korea und Japan nie derartige Verletzung von Urheber- und Handelsrechten wie in China heutzugtage.

Und zum Schluss unser China Rundum-Experte Helmut Schmidt mit einem Satz besonderer Weisheit:
Zitat:„Einige deutsche Publizisten und Politiker meinen, China müsse doch endlich demokratischer werden. Weder der jüdische noch der christliche Gott hat einen von ihnen ermächtigt, die Kultur der westlichen Nationen für überlegen und China westlichen Belehrungen für bedürftig zu erklären oder umgekehrt Angst vor China zu verbreiten.”
Da muss ich ihm Recht geben. Gott hat mich nicht dazu ermächtigt Rolleyes
Mehr muss man dazu glaube ich nicht sagen.

Insgesamt bin ich von dem Artikel doch etwas enttäuscht. Bisher habe ich die FAZ für 'ne Qualitätszeitung gehalten.
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