13.07.2006, 16:47
Zitat:Mhm. Schau dir die polnische Geschichte an, schau dir die momentane Teilung des Landes an in polen A udn Polen B und vielleicht wird dir dann einiges etwas klarer. Für dich (West??)-Deutschen, der wenig weiß über Polen und Land und Leute und Verhältnisse, mag das ohne Verstand sein, für andere mag dies in bestimmte Kontexte passen.Nunja,
Es geht immerhin um ein Land, in dem jeder 5. Bürger (egal ob nun christlichen oder jüdischen Glaubens) während des 2. Weltkrieges ums Leben kam, solche Verlsute in Prozent hat kein anderes land verkraften müssen und nach dieser pein folgte zur Belohnung noch 45 Jahre sowjetische Herrschaft...
Mehr dazu will ich erstmal nicht sagen.
ich bin zwar kein Experte für polnische Geschichte, aber kenne mich durchaus ein wenig aus (Warschauer Aufstand durch die AK 1944, Polenfeldzug 1939), auch was Beweggründe und die Nachkriegszeit angeht. Und ich kenne auch Details der deutschen Besatzungspolitik und der Opfer in Polen. Aber: Gerade diese schlimmen Erfahrungen sollten einen doch davon abhalten, zweideutige und deplatzierte Vgl. zu ziehen. Denn gerade dadurch, dass man z. B. "taz" und "Stürmer" vergleicht oder Erinnerungen an den "Hitler-Stalin-Pakt" in Bezug auf die Ostsee-Pipeline aufkocht, relativiert man die Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Weil: Schnell sind manche verleitet zu sagen, dass die Pipeline zwar ärgerlich ist, aber zugleich der "Hitler-Stalin-Pakt" ja eigentlich nicht so schlimm und verhängnisvoll für Polen gewesen sein kann, wenn selbst polnische Politiker eine eher harmlose Pipeline mit ihm vergleichen. Manche könnten sagen: Auch ist der "Stürmer" wohl vielleicht ein relativ harmloses Blatt gewesen, dass zwar polemisch war, aber wohl eher unwichtig und lästig war, wenn man selbst in Polen, dass neben Weißrussland wohl am heftigsten unter der NS-Herrschaft zu leiden gehabt hat, die "taz" mit diesem Blatt vergleicht.
Kurz: Irgendwelche Vergleiche dieser Art sind unpassend, geschichtlich falsch, unverantwortlich und schaden Polen selbst. Warum? Weil man schnell verleitet sein könnte, die Verbrechen an Polen im Zweiten Weltkrieg zu verharmlosen à la "Klar, war schon schlimm, aber so schlimm war's wohl nicht, wenn man selbst in Polen jeden noch so harmlosen Käse im Ausland mit Ereignissen während des Zweiten Weltkrieges vergleicht!" Und das dürfte dann wohl in Polen auf argen - und verständlichen - Widerspruch stoßen und man wäre zutiefst empört.
Zitat:Radikale rechte Parteien haben in Frankreich mit le Pen große Erfolge gefeiert, waren in Italien unter Berlusconi mit an der Regierung beteiligt (Liga Nord und die ehemaligen Faschisten), sie sind in Dänemark in populistisch-konservativer Version mit an der Regierung und auch in den Niederlanden, zumindest bis Balkenende zurücktrat. Rechtspopulistische Parteien haben fast überall in Europa ihre Bedeutung, nicht zu vergessen Österreich. Da ist Polen absolut keine Ausnahme.Das ist mir bekannt. Aber ich mag Vergleiche in der "Schiene", dass andere europäische Länder ja auch rechte Parteien haben, nicht sonderlich. Sie sind unpassend und gehen in die "Wenn alle in den Fluß hüpfen, dürfen wir ja auch reinhüpfen!"-Richtung. Kurz: Wenn alle das so falsch machen, machen wir das bitte auch falsch. Und zumindest stellen in den genannten europäischen Ländern die Rechtspopulisten nicht gleich (beide) Regierungschefs, wenn, dann sind es Regierungsbeteiligungen.
Und: Ich finde, dass man z. B. auch hier in Deutschland froh sein sollte, dass wir hier - trotz lahmender Wirtschaft, vielen Arbeitslosen und einer verstärkten Parteienpolarisierung - keine extremen Rechten im Bundestag sitzen haben. Das ist doch auch was wert. Und das haben diverse französische Medien auch hervorgehoben (u. a. hat sich Alfred Grosser in diese Richtung auch geäußert). Insofern finde ich solche Vgl. in Polen auch etwas deplatziert und kritisiere sie.
Schneemann.