Polen
Andererseits waren gerade die Anschuldigungen gegen Tusk im Präsidentschaftswahlkampf auch nicht gerade politisch sauber. Die politische Instrumentarisierung seiner kaschubischen Herkunft sowie vermeintlicher Nazikollaberation seines Vaters wurde von der PIS genutzt um ihr nationalkonservatives Profil zu stärken und so ihre Wählerschaften im "Polen B" zu mobiliiseren gegen den liberalen "Deutschfreund".

Korruption ist in allen Transformationsländern ein Problem. Und je größer das Land ist, je größer der zu verteilende Kuchen ist, desto eher lockt der persönliche Profit. Dass die PIS dagegen nun vehementer vorgehen will, ist sicher gut und begrüßenswert. Ohne aber nun deutsche Ressentiments der Presse hier wiederzugeben, muss man sich bei der PIS aber gewisser Gefahren bewußt sein.

Viele auf Seiten der PIS versuchzen etwas zu sehr die nationalkonservative Schiene zu bedienen. Anstaat nun Polen B zu seinem Recht zu verhelfen, sollten Policys angewandt werden, um auch Polen B endlich zu modernisieren.
Ich kann gewisse Vorurteile gegen die neoliberalen Wohlstandsvertreter der PO teilen, nur muss man bei allem sozialen Gewissen auch klar machen, dass Polen weiterhin tiefgehende Reformen braucht. Auf dem Land bewegt sich relativ wenig und ich spreche da aus eigener Erfahrung und Kenntnis. Dass jetzt sich die PiS zusammen mit der LPR und gerade der Samoobrona als die Verfechter und Beschützer der kleinen Leute hochstilisiert, birgt die Gefahr, die immer tiefere Teilung Polens noch zu verstärken. Das wird auf lange Sicht Polen stark innerlich belasten. Man muss daher nicht nur auf die PO achten, sondern vielleicht auch hinterfragen, welche Haltung die PIS in einigen Punkten inne hat. Polen fehlt momentan eine echte integrative Kraft, gesellschaftlich und politisch. Das politische Spektrum geht vom neoliberalen Warschauer Börsenjuppie bis hin zum rechtsradikalen, antisemitischen Hassprediger. Das geht auf lange Sicht nicht gut und eine Koalitionsbildung mit der LPR und der Samoobrona läßt das Pendel nur jetzt auf die rechtsnationale Seite ausschwingen.
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