21.06.2005, 20:47
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Zitat:Der neue Informationskrieg
Der Kampf um den entscheidenden Blickwinkel
Von Marina Schmidt, tagesschau.de
In Doha laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Noch in diesem Jahr will Al Dschasira seine Sicht der Welt auch dem nichtarabischen Publikum näher bringen. Seit November 1996 betreibt der Satellitenkanal aus Katar rund um die Uhr ein Nachrichtenprogramm in arabischer Sprache, jetzt soll auch ein englisches Programm dazukommen. Damit geht der Kampf um die Deutungshoheit und Interpretation der Weltpolitik in eine neue Runde.
Professionell den anderen Blick verbreiten
"Wir werden aus einer anderen Perspektive berichten und zur Vielfalt der Medienlandschaft beitragen", sagt Nigel Parsons, der für das neue Programm verantwortliche Direktor, voller Überzeugung. Parsons ist ein Profi, der weiß, wovon er spricht. Der Brite ist seit gut 30 Jahren im TV-Geschäft, hat für namhafte Sender wie die BBC, aber auch in leitender Funktion für große Nachrichtenfilmagenturen gearbeitet.
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Parsons ist nicht der einzige arrivierte westliche Journalist, der für Al Dschasira arbeitet. Auch Riz Khan, lange Zeit bei CNN, ist mit einer eigenen Sendung aus Washington dabei. Doch nicht nur für den 24-Stunden-Kanal aus Doha arbeiten zahlreiche im Westen ausgebildete Journalisten, auch bei dem saudischen TV-Kanal Al Arabiya tummeln sich die "Kinder von BBC und CNN". Die meisten von ihnen sind Araber, ausgebildet im arabischen Programm der BBC.
Ammar Bakkar, der smarte Chefredakteur von Alarabiya.net, dem Internetportal des Nachrichtensenders, hat in den USA studiert. Er spricht heute wieder vom "nation building". Aber er spricht nicht vage vom anderen Blick, sondern direkt vom muslimischen: "Wir wollen die nationale und die islamische Identität stärken." Und zwar gegen die globalisierte, also die westliche Sicht der Welt.
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Ariel Cohen von der erzkonservativen Heritage Foundation.... wird nicht müde, durch die Welt zu reisen und mit seinen Vorträgen das Publikum von seiner Meinung über die arabischen Medien zu überzeugen. Cohen unterscheidet dabei nicht zwischen Zeitungen, staatlichen Fernsehanstalten, Satellitenkanälen oder gar dem Hisbollah-Sender Al Manar. Für ihn sind alle anti-amerikanisch, anti-israelisch und von den Saudis dominiert. Dabei macht er auch nicht davor halt, ihnen Nazi-Propaganda vorzuhalten und sie mit dem NS-Blatt "Der Stürmer" zu vergleichen.
Gegen den Hass im arabischen Äther
Dieser Kampf um die "wahre" Information hat Tradition und zeigt Parallelen zum Kalten Krieg. Damals versuchte Washington mit dem Radiosender Voice of America die Informations- und Propagandaschlacht gegen die Sowjetunion zu gewinnen. Nach dem 11. September 2001 wendete sich die Freude über das Fernsehbaby Al Dschasira um 180 Grad, denn der Antiterrorkampf schuf neue Fronten: Der Blick des Westens gegen die Sicht der arabischen Welt. Al Dschasira wurde zur Herausforderung, die es mit allen Mitteln zu bekämpfen galt. Washington stampfte dazu den Sender Al Hurra aus dem Boden, als Teil eines Versuches, den Hass auf Amerika in der islamischen Welt zu verringern. "Wir müssen der Propaganda begegnen, die den Äther der arabischen Welt füllt", sagte US-Präsident George W. Bush zum Start des Nachrichtenkanals im Februar 2004.
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Stand: 21.06.2005 16:25 Uhr