02.08.2004, 22:35
MARINEFORUM AKTUELL
Zitat:SÜDKOREA - PERSONELLE KONSEQUENZEN NACH IRREFÜHRENDER BERICHTERSTATTUNG ÜBER ZWISCHENFALL MIT NORDKOREA
Ein erneuter Zwischenfall zwischen nord- und südkoreanischen Einheiten im Gelben Meer hat in Südkorea zu personellen Konsequenzen geführt.
Am 14. Juli überquerte ein Patrouillenboot der nordkoreanischen Marine die umstrittene Seegrenze südwärts. Die südkoreanische Marine behauptete zunächst, der Eindringling habe auf mehrere Anrufe über die erst kürzlich für gerade für derartige Zwischenfälle eingerichtete, gemeinsame Frequenz nicht reagiert und sei erst nach Abgabe von zwei Warnschüssen durch alarmierte südkoreanische Einheiten wieder nach Norden abgedreht.
Nur wenige Tage später erwies sich diese Darstellung als falsch. Tatsächlich hatte es zwischen Nord und Süd auf der "Hotline" Fernmeldeverkehr gegeben. Die südkoreanische Marine musste im Nachhinein zugeben, dass sie drei Funksprüche vom nordkoreanischen Boot erhalten hatte, den letzten sogar unmittelbar vor Abgabe der Warnschüsse. Angeblich habe der Eindringling versucht, sich als chinesisches Fischereifahrzeug auszugeben. In den unmittelbar nach dem Zwischenfall von der südkoreanischen Marine und schließlich auch im Generalstab erstellten offiziellen Berichten wurde dieser Funkverkehr allerdings mit keinem Wort erwähnt. Die Mediendarstellung lässt den Schluss zu, dass dies ganz bewusst erfolgte. Angeblich befürchtete der Chef der Operationsabteilung im zuständigen MHQ, bei Erwähnung der Funksprüche keine Genehmigung zur Abgabe von Warnschüssen zu erhalten.
Am 26. Juli wurde der Kommandeur des Militärischen Nachrichtenwesens, LtGen Park Sung-choon fristlos seines Amtes enthoben und wird den Dienst bei den Streitkräften quittieren. Pikanterweise allerdings nicht, weil er den lückenhaften Bericht verfasst hatte oder für die Vertuschung des Funkverkehrs verantwortlich war, sondern weil er den Vorfall unter der Hand an die Medien weitergeben hatte.
In der sofort aufflammenden öffentlichen Diskussion war dann aber nur einen Tag später der Verteidigungsminister nicht mehr haltbar. Cho Young-kil musste am 27. Juli seinen Rücktritt erklären. Der o.g. Chef der Operationsabteilung sowie ein weiterer Flaggoffizier (Chef des Intelligence Fusion Center) wurden vom Chef des Generalstabes mit schriftlichen Verweisen disziplinar bestraft.