03.05.2004, 17:06
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Wenig neue Aufträge auf dem erweiterten Rüstungsmarkt
Für die kleine tschechische Firma ERA war es eine gute Nachricht: Das 140-Mann-Unternehmen aus dem Städtchen Pardubice habe ein passives Radar entwickelt, das den US-Tarnkappenbomber F-117 aufspüren könne, hieß es kürzlich in Medienberichten.
Wenig neue Aufträge auf dem erweiterten Rüstungsmarkt
Für die kleine tschechische Firma ERA war es eine gute Nachricht: Das 140-Mann-Unternehmen aus dem Städtchen Pardubice habe ein passives Radar entwickelt, das den US-Tarnkappenbomber F-117 aufspüren könne, hieß es kürzlich in Medienberichten.
Zitat:DÜSSELDORF.Das Hightech-Gerät „Vera-E“ kann den US-Superbomber zwar nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen entdecken, und auch Großbritannien hat schon mit der Technologie experimentiert. Doch ERA hat den innovativen Sensor am kostengünstigsten zur Marktreife gebracht.
Der Erfolg von ERA täuscht darüber hinweg, dass die Rüstungsunternehmen in den neuen EU- und Nato-Ländern kaum mit der westlichen Konkurrenz mithalten können. „Dort geht es jetzt vor allem darum, sich an die Nato-Standards anzupassen, das geht aber nur mit Hilfe westlicher Unternehmen“, sagt Sascha Lange, Militärexperte bei der Stiftung für Wissenschaft und Politik. Die Konzerne helfen gern. Längst versorgen sie lokale Firmen über Kooperationen mit Know-how und stellen sich so für die Zukunft auf.
Große Aufträge sind allerdings kurzfristig nicht zu erwarten. Den größten Erweiterungs-Deal, einen Milliarden-Auftrag über neue F 16-Jets für Polen, konnte sich der amerikanische Boeing-Konzern sichern. Viel mehr steht zurzeit nicht an. „Die Militärbudgets sind sehr gering. Ich sehe daher dort kurzfristig keine Absatzmärkte für neue Produkte“, sagt Tom Enders, Chef der Rüstungssparte von EADS. Der Ansatz, vorhandenes Gerät anzubieten und Lücken zu schließen, sei deshalb der Weg, um eine langfristige Partnerschaft aufzubauen. So rüstet EADS beispielsweise alte polnische MIG-29 auf. Riesige Gewinne verspricht das aber nicht.
EADS setzt wie viele Konkurrenten auf Präsenz in den Beitrittsländern. „Der Weg, über Kooperationen oder Akquisitionen Fuß zu fassen, ist schon wegen der Nähe sehr wichtig“, sagt Enders. Die europäische Rüstungsfirma hat die Mehrheit am ältesten polnischen Flugzeughersteller Warszawa Okecie, heute PZL, gekauft. Die Tochter Eurocopter produziert in Rumänien.
Auch das Düsseldorfer Rüstungsunternehmen Rheinmetall hat den Markt der Beitrittskandidaten für sich entdeckt. Der Konzern hat sich seit Mitte der 90er Jahre in einer Reihe von Projekten als Partner engagiert. Gemeinsam mit der slowakischen Firma Detec haben die Düsseldorfer das leicht gepanzerte Fahrzeug AMV entwickelt. Unter anderem rüstet Rheinmetall die ungarische und rumänische Armee mit Flugabwehrsystemen aus – Auftragsvolumen ein zweistelliger Millionenbetrag. Einen großen Anteil des Geschäftes nimmt die Wartung und Umrüstung der gebrauchten Leopard II Kampfpanzer ein, die Polen von der Bundeswehr erhalten hat: "Die Märkte haben sich geöffnet", heißt es bei Rheinmetall. Man rechne mit weiterem Wachstum.
Ganz anders ist die Strategie des Konkurrenten Krauss-Maffei Wegmann (KMW) vorbei. Der Münchener Konzern, der gemeinsam mit Rheinmetall unter anderem den Leopard baut, habe die Erweiterung regelrecht "verschlafen", meint ein Beobachter. KMW sieht das anders: Man wolle einfach weiter abwarten, heißt es dort.
Beim Blick nach Osten schauen die Rüstungsfirmen schon weiter in Richtung Russland: "Vor allem in der militärischen Grundlagenforschung sind die Russen nach wie vor sehr gut", sagt Rüstungsexperte Lange. In Bereichen wie Elektronik und Flugzeugbau können auch Größen wie EADS von Kooperationspartnern lernen: Russische Firmen verfügen über eine lange Erfahrung beim Bau großer Turboprop-Triebwerke, wie sie jetzt beim Militärtransporter A 400 M zum Einsatz kommen sollen. "So etwas gibt es nicht im Westen", sagt Lange. Für EADS ist Russland längst ein Schlüsselmarkt: "Wir kooperieren in Mittel- und Osteuropa mit einer Reihe von Partnern auf technologischer Ebene", sagt Enders. "Das schließt natürlich auch Russland mit ein."