01.11.2025, 22:15
(01.11.2025, 19:22)Quintus Fabius schrieb: Aber praktisch gesehen wären die Brigaden bei mir Regimenter, denn ich würde ja auch die Brigaden verschlanken. Das ist immer das Problem mit diesen Begriffen.Ich halte mich da weiter an die Unterscheidung zwischen Verband (Regiment) und Großverband (Brigade) anhand der Verortung des Gefechts der verbundenen Waffen. Also gibt im Endeffekt -vereinfacht gesagt- die Aufhängung der Artillerie die Nomenklatur vor. Dort wo sie ist, beginnt für mich der Großverband.
Insofern waren die Brigaden im HEER2011 eigentlich gar keine solchen mehr, sondern eher eine seltsame Form von übergroßem Regiment. Und tatsächlich waren sie ja auch eher eine Friedensorganisationsform, als tatsächliche Einsatzverbände.
Zitat:Wenn die Division das Gefecht der verbundenen Waffen führen soll, machen klassische Brigaden dann Sinn, wenn die Division größer istDann ist die Brigade aber eben nur eine Halbdivision und kein "echter" Großverband.
Allerdings entspricht das natürlich nur der heutigen Interpretation der Begriffe, die sich ja erst aus der Verlagerung der Gefechts der verbundenen Waffen auf die Brigadeebene entwickelt hat. In einer Divisions-zentrierten Struktur wäre es entsprechend nur folgerichtig, Brigaden eher als eine Art "Mittelverband" zu betrachten, der zwar zwei oder drei Verbände, aber nicht das Gefecht der verbundenen Waffen führt.
Zitat:Da die Regimenter für den modernen Krieg aber eine gewisse Mischung aus Fähigkeiten haben müssen, könnte man sie natürlich auch einfach Brigaden nennen. Sie wären halt dann einfach eine neue Form von Brigaden - analog zu dem was früher Regimental Combat Teams warenJa, könnte man und mach' ich ja auch selbst immer wieder, um die Verwechselung mit den heutigen Regimentern ohne Bataillonsgliederung zu vermeiden.
Zitat:Und durch die binäre Gliederung fällt die Division auch dann sehr kompakt aus, wenn sie aus größeren RCT aufgebaut wird. So erreicht man die notwendige Fähigkeitsmischung und erzeugt trotzdem kompakte Divisionen.Naja, eigentlich sind es halt wieder ursprüngliche Brigaden.
Aber ja, klassische Brigaden sind dass dann nicht mehr und die klassische Brigade macht für solche kompakten Divisionen keinen Sinn mehr.
Ich bin insgesamt etwas hin- und hergerissen von der binären Gliederung, weil sie immer wieder Situationen generiert, in denen ein Führungselement nur ein Manöverelement einsetzt. Daher halte ich den Ansatz eines dritten "Pseudo-Manöverelements" in Form eines zusätzlichen Artillerie-, Kavallerie-, Infanterie- oder Drohnenelements für dringend geboten, um in einer binären Gliederung einen "Stabs-Überschuss" zu vermeiden.
Zitat:Im übrigen ist dieser Punkt ja auch der Grund, warum ich so oft einen Spähpanzer auf Basis des PUMA gefordert habe, respektive warum ich schwere Spähpanzer auf Kette für besser gehalten hätte als den "Luchs 2", schlicht und einfach weil sie konsequenter wären.Was allerdings den schwer/leicht-Mix in diesem konkreten Zusammenhang dann hinfällig machen würde.
Zitat:War dir wahrscheinlich schon bekanntNein, war es nicht. In der Historie der BW bin ich nicht so tief drin wie andere hier.
Zitat:Zweifelsohne, aber das führt hier nun zu weit weg vom Thema des Stranges, dass ja eigentlich eher die Korps-Ebene betrachten sollte.Kann man denn eine Korpsebene überhaupt für sich allein betrachten, ohne auch die ihr zugrundeliegende Verbandsgliederung zu erfassen? Vielleicht sollten wir den Strang bewusst dahingehend öffnen, dass er eine potentielle Korpsstruktur in ihrer Gesamtheit beleuchtet. Denn wie willst du festlegen, ob bspw. eine Kampfaufklärungsbrigade beim Korps Sinn ergibt, wenn unklar bleibt, welche Kampf- und Aufklärungskapazitäten auf den Ebenen darunter vorhanden sind? Unsere Debatte um den Luchs 2 hat das mMn deutlich aufgezeigt.
Zitat:Bei einer normalen Gliederung entstehen erst gar keine relevanten Räume zwischen den Divisionen bis hin zu den Korpstruppen welche dezidierte Einheiten von zum Kampf befähigten Spähpanzern benötigen würden.Was ist denn eine "normale" Gliederung? Außerdem ist es doch nicht die Gliederung, die darüber entscheidet, sondern der Einsatzraum durch seine Größe und Beschaffenheit im Verhältnis zu den eingesetzten Truppen. Muss unser Korps das gesamte Baltikum mit zwei schwachen Divisionen bespielen, entstehen zwangsläufig diese Räume. Der Bedarf für eine "Flanken- und Zwischenraum-Truppe" besteht also gliederungsunabhängig für den Einsatz in überdehnten Räumen. Daher bin ich ja auch der Überzeugung, dass dafür Elemente vorgesehen sein sollten, die eben nicht exklusiv dafür vorgehalten werden, sondern in anderen Szenarien andere Aufgaben haben.
Zitat:Desweiteren stellt sich die Frage, warum man für die Abdeckung dieser Räume zwischen den Divisionen überhaupt Spähpanzer nehmen sollte ?! Denn diese sind nicht so klar auf den Kampfauftrag hin ausgelegt wie sagen wir leichte Kampfpanzer etc. Darüber hinaus stellt sich die Frage, was für eine Art von Aufklärung sie in diesem Raum leisten sollen und was für einen Sinn diese Aufklärung haben soll, insbesondere da diese heute mit anderen Mitteln in den Räumen zwischen den Divisionen viel effektiver gewährleistet werden kann.Die diskutierte Luchs-Truppe ist ja nichts, was ich persönlich für erstrebenswert erachte, aber für begründbar unter den entsprechenden Voraussetzungen halte ich sie schon. Denn es geht dabei ja weder um die Bekämpfung schwerer Kräfte, noch um "kontaktlose" Überwachung aus der Distanz. Beides ist zwar ebenso möglich, aber dafür sind eben Kampftruppe und Artillerie zuständig, dafür braucht es keine Spähpanzer, da hast du natürlich recht. Ich würde aber zusätzlich ein gewisse Erfordernis sehen, einen solchen weiten Raum mit geringer Truppendichte gegen Einsickern u.ä. zu überwachen, wofür sich eben ausdauernde, aufklärungsstarke Kräfte am Boden anbieten, die zumindest gegenüber leichten Kräften ausreichend durchsetzungsfähig sind. Also genau das, was der Luchs 2 sein soll.
Aber natürlich könnte man das auch mit einer großen Menge von Drohnen durchführen oder bei Bedarf von den mKr übernehmen lassen.
Zitat:Interessante Randnotiz .... Das heißt praktisch: ich halte es auf Korps-Ebene für weniger effizient und für weniger effektiv, dezidierte Spähpanzer für diesen Auftrag vorzuhalten. Den Aufklärungsteil können viel leichtere, mobilere Einheiten besser bewerkstelligen als die Spähpanzer. Die Bekämpfung übernimmt die Kampftruppe mit Artillerie- und Luftunterstützung.Das ist ja eigentlich genau das entscheidende Beispiel: Das Gelände erforderte dort eine Überwachung am Boden, die jedoch gegen den Gegner selbst nur durchsetzungsfähig war, wenn der nicht in erheblicher Dimension auftrat. Wenn wir das auf Osteuropa übertragen, so kann da ein Fahrzeug wie der Luchs durchaus diese Rolle gut übernehmen, mMn effizienter als es leichte Infanterie o.ä. könnte. Es ist dann einfach eine Kosten/Nutzen-Abwägung und Verfügbarkeitsfrage, ob der Luchs dann auch effizienter ist als ein alternativer Drohnenwall.
Aber wie gesagt: ich würde das persönlich auch nicht so vorsehen, wollte es lediglich mal als Möglichkeit diskutieren.
Zitat:Im weiteren muss man sich davon lösen von Feinden in diesen Räumen mit geringer Truppendichte überhaupt ein Problem zu sehen. Stattdessen bietet das Möglichkeiten feindliche Einheiten recht sicher zu vernichten und die Vernichtung der Wehrkraft des Feindes ist das primäre Ziel vor allem anderen.Aufgeklärter und bekämpfbarer Feind sollte auch nicht das Problem sein, sondern verdeckt einsickernde Kräfte.
Zitat:Im übrigen führt eine binäre Gliederung dazu, dass auf der nächsthöheren Stufe im weiteren vier Einheiten sind.Für mich funktioniert diese Denkweise nicht. Das würde erfordern, dass die Zwischenebene nicht als raumverantwortliches Element genutzt wird, sondern nur als ein Art Führungshilfsmittel der höheren Ebene. Man hätte dann also eine defacto Karreedivision mit zwei zusätzlichen Führungsstäben und keine wirkliche Binärstruktur.
