Gestern, 14:00
(Gestern, 13:12)Quintus Fabius schrieb: In diesem Kontext möchte ich hier mal eine meiner Meinung nach interessant These vorstellen:Das ist keine "interessante" These, sondern—ob bewusst oder nicht—ordinärer Antisemitismus.
Israelis wird schon im Kleinkindalter permanent der Holocaust eingetrichtert. Das ist das definierende Thema für die Juden in Israel. Nun gibt es heute aber keine Nazis mehr die man dafür hassen könnte. Deshalb überträgt sich dieser Hass dann auf andere. Da die israelische Propaganda fortwährend den Iran, die Hamas etc. als Nazis tituliert, überträgt sich die ohnmächtige Wut in Bezug auf den Holocaust dem folgend auf diese Feinde und kann damit von der israelischen Führung exploriert werdne.
Keine ethno-religiöse Gruppe wurde in der Geschichte so sehr verfolgt wie die Juden. Noch zu Lebzeiten von einigen zehntausend Menschen in Israel fand die größte organisierte Massentötung einer ethno-religiösen Gruppe in der Geschichte statt, nämlich die der Juden. Zwei Drittel aller Haushalte in Israel haben Opfer im Holocaust zu beklagen.
Ein solches Trauma ist unvermeidlich identitätsstiftend und sogar identitätsüberlagernd. Das lässt sich gar nicht verhindern, und von einem "Eintrichtern" kann keine Rede sein.
Davon mal abgesehen hatte Israel bis 1979 ein gutes Verhältnis zum damaligen Persien, wo auch eine bedeutende jüdische Gemeinde existierte. Es sah sogar zuerst so aus, als würde es die Revolution überdauern. Zum definitiven Bruch zwischen beiden Ländern kam es erst, als der Iran anfing, sich im Rahmen seines Revolutionsexportes zum Protektor der Hisbollah aufzuspielen, gegen die Israel seinerzeit vorging.
Du ignorierst, dass diese Feindschaft von einem islamistischen Regime initiiert wurde, dem ein (auch im Vergleich zu heute) säkulares und liberales Israel gegenüberstand, wo eine demokratische Wohlstandsgesellschaft einfach nur vor sich hin leben wollte.
(Gestern, 13:12)Quintus Fabius schrieb: Ich halte dies (rein persönlich) für einen der wesentlichen sozial-psychologischen Mechanismen in Israel der auch erklärt, warum die Juden so wenig Mitgefühlt für die Palästinenser haben (Stichwort TikTok, Scherzanrufe, jüdische Kinderchöre usw) und warum sie umgekehrt so viel Hass auf ihre Feinde haben. […] Soweit meine These dazu warum es in Israel für das Leiden der Palästinenser aktuell überwiegend Spott, Häme und Verachtung gibt.Das ist anekdotische Evidenz. Kannst Du solche Behauptungen wenigstens durch Umfragen oder andere verallgemeinerbare Indizien belegen? Was Du da auf TikTok und Co. beobachtest, dürfte eher die allgemeine Verrohung und Wohlstandsverwahrlosung einer Mediengesellschaft darstellen. Warum sollten ausgerechnet die Israelis diejenigen sein, die sich nicht im Internet am Leid anderer ergötzen? Das ist heute, leider, völlig normal.
(Gestern, 13:12)Quintus Fabius schrieb: Man überträgt hier das Ohnmachtsgefühlt und den Hass in Bezug auf den Holocaust auf heutige Gegner, welche entsprechend als Nazis tituliert werden und die man daher dann nicht nur für das bestraft was sie selbst tun, sondern aus tiefenpsychologischen Gründen auch für das, was die Nazis den Juden angetan haben.Das ist Küchenpsychologie. Vielleicht nennen die Israelis die Iraner einfach nur deshalb Nazis, weil die iranische Regierung sich einer Rhetorik bedient, die auch von Goebbels stammen könnte?
Davon abgesehen blendest Du in diesen Überlegungen eines völlig aus: Israel ist, dem Kern nach, eine westliche Demokratie, und Benjamin Netanjahu ist ein Rechtspopulist, der sich desselben Politikstils bedient wie ein Donald Trump, Nigel Farage oder Herbert Kickl. Warum sollten die Konsequenzen in Israel eine andere sein?