05.10.2024, 15:31
(05.10.2024, 09:41)KheibarShekan schrieb: Dass es sich um völlig irrationale Akteure handelt, kann ich für beide Seiten eigentlich noch nicht final bestätigen...
(05.10.2024, 10:23)Quintus Fabius schrieb: Ich möchte mich an dieser Stelle anschließen und ebenfalls der These von Broensen widersprechen, dass auf beiden Seiten religiöse Fanatiker vorherrschend sind.Nichts davon habe ich behauptet. Aber es sind auf beiden Seiten Fanatiker am Werk, auch wenn sie nicht vorherrschend sind bzw. nicht zwangsläufig völlig irrational handeln.
Wobei man natürlich auch darüber streiten kann, ab wann jemand als religiöser Fanatiker zu klassifizieren ist. Für einen Radikallaizisten wie mich ist die Gründung eines Staates auf einem religiösen Fundament an sich schon im Grenzbereich zum Fanatismus und gewissermaßen bereits eine irrationale Handlung. Ebenso ist jede politische Entscheidung, die einer religiösen Argumentation folgt, in meinen Augen ebenso irrational.
Zitat:Meiner Ansicht nach sind sowohl Israel als auch der Iran beides rationale AkteureJa, im Rahmen der Möglichkeiten, die religiös begründete Staaten so bieten. Das meinte ich mit Akteuren, "die nur bis zu einem gewissen Punkt rational handlungsfähig sind". Aber bspw. kann ein israelischer Staatschef nicht einfach die heiligen jüdischen Stätten aufgeben, selbst dann nicht, wenn das eine rationale Entscheidung wäre. Er ist gezwungen, in Teilen irrational zu handeln, weil rationale Handlungen aus religiösen Befindlichkeiten heraus ggf. nicht in Frage kommen.
Da sind wir dann wieder bei dem Punkt, dass Rationalität im Auge des Betrachters liegt, den wir auch bei Putin bereits diskutiert haben.
(05.10.2024, 11:33)Schneemann schrieb: In Israel ist eine konservative Regierung am Ruder, in deren Kabinett auch ein paar rechtsextreme Hitzköpfe sitzen. Wenn Netanyahu aber nicht aufpasst, dann werden die Wählerinnen und Wähler ihn in die Wüste schicken und ggf. hat er auch manchen Prozess am Hals (wobei das juristische Gezerre in Israel teils auch innenpolitischem Zwist geschuldet sein mag). Und das ist die Eigenheit einer Demokratie. Und wenn die Regierung Mist baut, dann gehen rasch zehntausende Menschen auf die Straßen.Das widerspricht aber nicht meiner Aussage, dass es auf beiden Seiten bei den handelnden Personen religiöse Fanatiker gibt, die demzufolge auch nicht uneingeschränkt rational handeln können.
In Iran wiederum mag die offizielle Regierung zwar zwischen radikalen und halbwegs gemäßigten Kreisen wechseln (hier also demokratische Züge haben), aber a) ist der faktische Herrscher immer und nicht "wählbar" der Statthalter des sog. Rechtsgelehrten, somit ist es also eine Theokratie, und b) wird rein formal betrachtet sogar der 12. Imam al-Mahdi als Staatsoberhaupt definiert. Und das ist unabänderlich. Anzunehmen, dass dieses System durch das Volk verändert werden könnte, ist irrig. Und wenn hier die Menschen dennoch auf die Straßen gehen, ist mit gewaltsamer Unterdrückung bis hin zu hunderten oder mehr Toten zu rechnen.
Aber natürlich gilt das nicht für beide Staaten im gleichen Ausmaß, sondern...
(03.10.2024, 14:50)Broensen schrieb: ... Demokratie und Rechtsstaat sorgen in Israel dafür, dass solche Positionen sich eben nicht durchsetzen, auch wenn es da sicher das ein oder andere Problem geben mag.