Bandenterror in Zentralamerika, den USA und in Europa
#38
Ich gehe in der Ansicht, dass wir hier immer noch in die falsche Richtung rennen. In Holland beziehen sich die meisten Drogen-, Kriminalitäts- und polizeilichen Probleme auf harte Drogen - also Kokain, Heroin, teils auch Crystal Meth etc. Und damit zusammen hängen dann wieder Geldwäsche, Prostitution, Waffenschmuggel, Gewalttaten und Gangunwesen. Irgendwelche Cannabis-Vorgänge fallen eigentlich kaum ins Gewicht.

Dass die Niederlande, ähnlich wie Belgien, Probleme mit der Mafia und harten Drogen haben, liegt auch daran, dass der Staat mit den Großhäfen wie Rotterdam eben ein Einfallstor, auch für südamerikanische Kartelle, ist. Und bei den Drogengangs und -laboren, die die niederländische Polizei im Inland durchaus und Jahr für Jahr hochnimmt, handelt es sich fast immer um solche, die harte Drogen herstellen oder "vertreiben" oder Kontakte nach Süd- und Mittelamerika haben (teils auch nach dem Osten oder nach dem Nahen Osten). Cannabis spielt dabei aber so gut wie nie eine Rolle.

Ähnlich ist es auch bei uns: Wenn wir nun dem Cannabis hinterherrennen und uns in Diskussionen verzetteln, übersehen wir, dass seit Jahren - gemessen an den Kokainrückständen im Abwasser - der Konsum an harten und synthetischen Drogen zunimmt. Und damit lassen sich auch die großen Gewinne der Kartelle erwirtschaften.

Weiterhin ist der Cannabis-Verbrauch in Europa eigentlich relativ gleichbleibend, die Zahl der geschätzten Nutzer (rund 23 Mio. europaweit) schwankt nur geringfügig, im Gegensatz dazu steigt schon seit Jahren die Nutzung von harten und synthetischen Drogen deutlich an.

Dazu:
Zitat:Drogenanalyse in 104 Städten

Koks in Europa auf dem Vormarsch – Crystal Meth ebenfalls

Nach der Pandemie steigt der Drogenkonsum wieder an – in einigen Städten besonders. Berlin liegt bei allen Drogen über dem Durchschnitt – besonders sonntags. [...] Während der Pandemie war der Kokainverbrauch in Europa leicht zurückgegangen. Nun hat er ein neues Allzeithoch erreicht.

Crystal Meth gewinnt ebenfalls an Bedeutung, insbesondere in Tschechien, im Osten Deutschlands und einigen nordeuropäischen Ländern. In Berlin steigen besonders Kokain-, Crystal-Meth- und Speedkonsum. [...] Die Studie basiert auf Daten von 2022 aus 104 europäischen Städten und ist die größte ihrer Art. Der Tagesspiegel und der europäische Rechercheverbund ECIJA haben die Daten vorab erhalten. Neben Kokain und Meth wurden auch MDMA, Cannabis und Amphetaminrückstände gemessen. Außerdem wurde erstmals auf Ketamin getestet. [...]

Der steigende Koks-Konsum ist nicht neu: „Seit 2015-2016 beobachten wir einen Anstieg der Kokainnachweise in Europa, mit einem nur geringen Rückgang während Covid-19. In diesem Jahr wird dieser steigende Trend erneut bestätigt“, sagt João Matias, wissenschaftlicher Analyst für Drogenkonsum bei der EMCDDA. Einen vergleichsweise starken Anstieg gab es vielerorts bei Methamphetamin, bekannt als Crystal Meth. [...] Zum Vergleich: Der Kokainkonsum stieg in der deutschen Hauptstadt im selben Zeitraum um 58 Prozent, der von Meth sogar um 70. [...]

2020 wurde in Europa eine Rekordmenge von 214,6 Tonnen Kokain beschlagnahmt, was auf ein wachsendes Angebot hindeutet. Weltweit ist das Kokainangebot so hoch wie nie zuvor, wie eine soeben von den Vereinten Nationen veröffentlichte Studie bestätigt. [...]

Bei MDMA, dem Hauptwirkstoff von Ecstasy, sind die Niederlande nach wie vor das Land mit den meisten Städten in den Top 10: Amsterdam, Eindhoven und Utrecht. Erhebungen, die zwischen 2015 und 2020 in 26 europäischen Ländern durchgeführt wurden, legen nahe, dass europaweit zwei Millionen (1,9 Prozent) junge Erwachsene zwischen 15 und 34 Jahren im letzten Jahr Ecstasy konsumiert haben, wobei der höchste Prozentsatz in den Niederlanden verzeichnet wurde: 8,5 Prozent. [...]

Bei Methamphetamin, auch bekannt als Meth oder Crystal, weisen die tschechischen Städte weiterhin die höchsten Rückstandskonzentrationen auf, wobei Ostrava, Prag und Karlovy Vary die Liste anführen. Und in allen drei Städten sind die Werte im Vergleich zu 2021 erneut gestiegen.
https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/d...ebenfalls/

Insgesamt gesehen konzentrieren wir uns also auf den "falschen Gegner". Der Cannabis-Konsum, ob er nun in geringfügigen Mengen erlaubt wird oder nicht oder ob nun ein 20-Jähriger bis zu 25 Gramm mit sich herumtragen darf, ist quasi nicht entscheidend. Hochproblematisch sind dagegen die harten und synthetischen Drogen, die seit Jahren Zuwachsraten hinsichtlich der eingeführten bzw. hergestellten Mengen verzeichnen. Und damit einher gehen auch die wachsenden Probleme mit der organisierten Kriminalität.

Gleichwohl ist kritisch zu fragen, ob denn diese geplante Legalisierung nun hilft, das organisierte Verbrechen oder das Bandenunwesen zu bekämpfen? Und hier sieht die Prognose eher düster aus - denn wenn ich etwas legalisiere, das sowieso nur einen sehr geringen Einfluss auf die Gewinne und Strukturen des organisierten Bandenunwesens hat, kann ich von ausgehen, dass die Legalisierung zwar Kleindealern das Geschäft vermiest, aber ansonsten die Drogenkartelle in ihren Umtrieben mit den harten und gewinnträchtigen Drogen nicht beeinträchtigen wird. D. h. der Kleindealer, der seine "Geschäftsbasis" verlieren wird, verkauft dann eben andere Drogen wie Crystal Meth oder Kokain, die für ihn deutlich lukrativer sind.

Insofern ist die Diskussion um das Für und Wider der Cannabis-Legalisierung eine Scheindiskussion. Und vor allem lenkt sie - leider - vom eigentlichen Problem ab. Es ist so, als wie wenn wir den Ladendieb an der Kasse festhalten und die Herausgabe eines gemopsten Kaugummipäckchens fordern, während im Hintergrund uns ein maskierter Trupp den kompletten Laden ausräumt...

Schneemann
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