15.09.2023, 09:40
Interessante Ausführungen, vielen Dank dafür.
Drei Gedanken dazu:
1. du lässt meiner Meinung nach die psychologische Seite des ganzen zu sehr außer Acht. Was meine ich damit:
Du hast den Bewegungskrieg als eine Belagerung auf freiem Feld beschrieben, bei welchem das Abschneiden der Versorgung, dass Einkessseln des Feindes usw. dazu führt dass dieser "ausgehungert" wird. Dies ist aber das schlechtesmögliche Ergebnis, und rein persönlich halte ich nicht einmal etwas davon einen Feind sofort vollständig einzuschließen, stattdessen sollte man ihm explizit von uns gesteuerte und kontrollierte Fluchtmöglichkeiten belassen und dann in die fliehenden feindlichen Verbände hinein stoßen.
Tatsächlich erfolgt ein Kollabieren feindlicher Verbände im Bewegungskrieg im Idealfall vor allem aus psychologischen Gründen, dient der ganze Bewegungskrieg / die Manöverkriegsführung der psychologischen Manipulation des Feindes und ist diese die Hauptaufgabe in jeder Art von Kriegsführung und dienen alle anderen Methoden eigentlich nur diesem Zweck (wenn man vom Standpunkt der Manöverkriegsführung aus auf den Krieg blickt).
2. Meine Aussagen bezüglich der zu defensiven Ausrichtung bezogen sich primär auf den Gesamtkomplex (Reconaissance -Strike) und nicht auf die Aufklärung für sich allein selbst. Im weiteren ist das primäre Mittel der offensiven Aufklärung im modernen Krieg die Infiltration und ganz allgemein erstaunt es mich immer wieder, wie wenig die Infiltration auch sonst als Methode der Kriegsführung heute Verwendung findet, dabei ergeben die Umstände des modernen Krieges dies eigentlich wie von selbst. Offensive Aufklärung durch Kampf führt demgegenüber ebenso zu hohen Verlusten auch wenn dafür kampfstarke Einheiten eingesetzt werden.
Umgekehrt kann man auch relativ starke Kampfeinheiten per Infiltration durch oder an feindlichen Verbänden vorbei bringen - "hinter" diesen dann wieder zusammen ziehen und damit dann im rückwärtigen Raum offensiv vorgehen. Entsprechend kann man auch offensiv Aufklärung betreiben ohne dass wie von dir hier angeführt die Truppe dafür primär als Hauptaufgabe auf die Verwendung Kampf hin ausgelegt sein muss. Dies führt weiter zu
3. meiner Meinung nach beschränkst du dann hier die Frage der Aufklärung zu sehr auf Bodeneinheiten (naturgemäß, da es hier um einen Fennek-Nachfolger geht) und schließlich zu sehr auf die Frage des Saber vs Stealth (zum Kampf befähigte Aufklärungspanzer vs Aufklärungsfahrzeuge). Das wird sowohl in den US Streitkräften wie den Britischen wie auch in der Bundeswehr immer als Gegensatz begriffen und schon seit Beginn der Bundeswehr in dieser Weise, also dialektisch diskutiert (siehe beispielsweise die Klassische Russen vs Afrikaner Diskussion in der Aufklärungstruppe der Bundeswehr).
Man hält also diese beiden Verwendung als entgegen gesetzt und geht davon aus, dass eine Auslegung in die eine oder die andere Richtung die jeweils andere negativ beeinflusst. Entsprechend wurden und werden leichte Aufklärungseinheiten primär Defensiv verwendet (man siehe die Erfahrungen der USA im Irak etc, wo entsprechende Systeme meist hinter der Kampftruppe herum gurkten um nur gelegentlich mal an deren vorderen Rand zu spähen - und zwar um Verluste zu vermeiden). Und genau diese Position teile ich so nicht, dass diese defensive Auslegung zwingend wäre.
Hier kommen wir zum Problem der Front und der Truppendichte im Verhältnis zum Raum, meinem alten Lieblingsthema: der Kampf in der Ukraine täuscht mit seinen starren Fronten darüber hinweg, dass die Menge der Truppen im Raum dergestalt ist, dass in jedem größeren Krieg in Osteuropa zwingend immense Räume entstehen die praktisch frei von feindlichen Truppen sind, während sich die Großkampfverbände in diesen leeren Räumen eher wie Inseln in einem Meer verhalten. Auch in der Ukraine ist dies in Wahrheit der Fall und hinter der Front kommt auch dort jeweils gar nichts und kann diese Front auch nur aufgrund der extrem speziellen und besonderen Umstände so gehalten werden und existiert teilweise auch nur aufgrund der Unfähigkeit beider Seiten.
Entsprechend müssen Aufklärungsverbände keineswegs eine Front durchbrechen oder sich mit einer Front konfrontieren wie das deine Ausführungen meiner Meinung nach implizieren, dass gilt sowohl für leichte wie auch kampfstarke Aufklärungseinheiten.
Entsprechend ergeben sich die Anforderungen an einen Fennek-Nachfolger meiner Meinung nach mehr aus der Frage der Beweglichkeit und der Reichweite, dem Kampf gegen das Terrain selbst und muss ein Fennek-Nachfolger vor allem anderen auch darauf hin ausgelegt sein. Während du dies als Nebenaufgaben deklarierst und eine Hauptverwendung im jeweiligen Bereich Kampf oder Aufklärung siehst. Meiner Ansicht nach aber ist der Kampf gegen das Terrain gleichauf wichtig und muss daher jeder Fennek-Nachfolger vor allem auch darin weit überlegen sein um möglichst viel Gelände nutzen zu können (befahrbarer prozentualer Anteil der Gesamtfläche) und um in diesem befahrbaren Anteil möglichst weit zu kommen ohne versorgt zu werden (maximierte Reichweite). Deshalb halte ich auch die aktuellen Forderungen der Aufklärungstruppe nach Schwimmfähigkeit und nach extrem hoher Reichweite und deutlich mehr Geländegängigkeit im Vergleich zum Fennek für so absolut wesentlich und eben keineswegs für eine Nebenaufgabe.
Deshalb ist es meine These, dass in diesem Aspekt die "Nebenaufgabe" die gleiche Leistungsfähigkeit wie die Hauptaufgabe der Aufklärung benötigt, gerade eben um diese wirklich wahrnhmen zu können. In einer ganzheitlichen Betrachtung ermöglicht meiner Meinung nach die "Nebenaufgabe" überhaupt erst die Hauptaufgabe und gerade der Fennek ist meiner Ansicht nach ein gutes Beispiel wie sehr die Nebenaufgabe die Hauptaufgabe einschränkt.
Deshalb ja meine seit langen Jahren schon gehegten Ideen von einer Aufklärungsversion eines Bandvagn und aus diesem Grund halte ich so etwas wie den Pandur Evo sogar für die absolute Untergrenze der Querfeldeinbeweglichkeit.
Drei Gedanken dazu:
1. du lässt meiner Meinung nach die psychologische Seite des ganzen zu sehr außer Acht. Was meine ich damit:
Du hast den Bewegungskrieg als eine Belagerung auf freiem Feld beschrieben, bei welchem das Abschneiden der Versorgung, dass Einkessseln des Feindes usw. dazu führt dass dieser "ausgehungert" wird. Dies ist aber das schlechtesmögliche Ergebnis, und rein persönlich halte ich nicht einmal etwas davon einen Feind sofort vollständig einzuschließen, stattdessen sollte man ihm explizit von uns gesteuerte und kontrollierte Fluchtmöglichkeiten belassen und dann in die fliehenden feindlichen Verbände hinein stoßen.
Tatsächlich erfolgt ein Kollabieren feindlicher Verbände im Bewegungskrieg im Idealfall vor allem aus psychologischen Gründen, dient der ganze Bewegungskrieg / die Manöverkriegsführung der psychologischen Manipulation des Feindes und ist diese die Hauptaufgabe in jeder Art von Kriegsführung und dienen alle anderen Methoden eigentlich nur diesem Zweck (wenn man vom Standpunkt der Manöverkriegsführung aus auf den Krieg blickt).
2. Meine Aussagen bezüglich der zu defensiven Ausrichtung bezogen sich primär auf den Gesamtkomplex (Reconaissance -Strike) und nicht auf die Aufklärung für sich allein selbst. Im weiteren ist das primäre Mittel der offensiven Aufklärung im modernen Krieg die Infiltration und ganz allgemein erstaunt es mich immer wieder, wie wenig die Infiltration auch sonst als Methode der Kriegsführung heute Verwendung findet, dabei ergeben die Umstände des modernen Krieges dies eigentlich wie von selbst. Offensive Aufklärung durch Kampf führt demgegenüber ebenso zu hohen Verlusten auch wenn dafür kampfstarke Einheiten eingesetzt werden.
Umgekehrt kann man auch relativ starke Kampfeinheiten per Infiltration durch oder an feindlichen Verbänden vorbei bringen - "hinter" diesen dann wieder zusammen ziehen und damit dann im rückwärtigen Raum offensiv vorgehen. Entsprechend kann man auch offensiv Aufklärung betreiben ohne dass wie von dir hier angeführt die Truppe dafür primär als Hauptaufgabe auf die Verwendung Kampf hin ausgelegt sein muss. Dies führt weiter zu
3. meiner Meinung nach beschränkst du dann hier die Frage der Aufklärung zu sehr auf Bodeneinheiten (naturgemäß, da es hier um einen Fennek-Nachfolger geht) und schließlich zu sehr auf die Frage des Saber vs Stealth (zum Kampf befähigte Aufklärungspanzer vs Aufklärungsfahrzeuge). Das wird sowohl in den US Streitkräften wie den Britischen wie auch in der Bundeswehr immer als Gegensatz begriffen und schon seit Beginn der Bundeswehr in dieser Weise, also dialektisch diskutiert (siehe beispielsweise die Klassische Russen vs Afrikaner Diskussion in der Aufklärungstruppe der Bundeswehr).
Man hält also diese beiden Verwendung als entgegen gesetzt und geht davon aus, dass eine Auslegung in die eine oder die andere Richtung die jeweils andere negativ beeinflusst. Entsprechend wurden und werden leichte Aufklärungseinheiten primär Defensiv verwendet (man siehe die Erfahrungen der USA im Irak etc, wo entsprechende Systeme meist hinter der Kampftruppe herum gurkten um nur gelegentlich mal an deren vorderen Rand zu spähen - und zwar um Verluste zu vermeiden). Und genau diese Position teile ich so nicht, dass diese defensive Auslegung zwingend wäre.
Hier kommen wir zum Problem der Front und der Truppendichte im Verhältnis zum Raum, meinem alten Lieblingsthema: der Kampf in der Ukraine täuscht mit seinen starren Fronten darüber hinweg, dass die Menge der Truppen im Raum dergestalt ist, dass in jedem größeren Krieg in Osteuropa zwingend immense Räume entstehen die praktisch frei von feindlichen Truppen sind, während sich die Großkampfverbände in diesen leeren Räumen eher wie Inseln in einem Meer verhalten. Auch in der Ukraine ist dies in Wahrheit der Fall und hinter der Front kommt auch dort jeweils gar nichts und kann diese Front auch nur aufgrund der extrem speziellen und besonderen Umstände so gehalten werden und existiert teilweise auch nur aufgrund der Unfähigkeit beider Seiten.
Entsprechend müssen Aufklärungsverbände keineswegs eine Front durchbrechen oder sich mit einer Front konfrontieren wie das deine Ausführungen meiner Meinung nach implizieren, dass gilt sowohl für leichte wie auch kampfstarke Aufklärungseinheiten.
Entsprechend ergeben sich die Anforderungen an einen Fennek-Nachfolger meiner Meinung nach mehr aus der Frage der Beweglichkeit und der Reichweite, dem Kampf gegen das Terrain selbst und muss ein Fennek-Nachfolger vor allem anderen auch darauf hin ausgelegt sein. Während du dies als Nebenaufgaben deklarierst und eine Hauptverwendung im jeweiligen Bereich Kampf oder Aufklärung siehst. Meiner Ansicht nach aber ist der Kampf gegen das Terrain gleichauf wichtig und muss daher jeder Fennek-Nachfolger vor allem auch darin weit überlegen sein um möglichst viel Gelände nutzen zu können (befahrbarer prozentualer Anteil der Gesamtfläche) und um in diesem befahrbaren Anteil möglichst weit zu kommen ohne versorgt zu werden (maximierte Reichweite). Deshalb halte ich auch die aktuellen Forderungen der Aufklärungstruppe nach Schwimmfähigkeit und nach extrem hoher Reichweite und deutlich mehr Geländegängigkeit im Vergleich zum Fennek für so absolut wesentlich und eben keineswegs für eine Nebenaufgabe.
Deshalb ist es meine These, dass in diesem Aspekt die "Nebenaufgabe" die gleiche Leistungsfähigkeit wie die Hauptaufgabe der Aufklärung benötigt, gerade eben um diese wirklich wahrnhmen zu können. In einer ganzheitlichen Betrachtung ermöglicht meiner Meinung nach die "Nebenaufgabe" überhaupt erst die Hauptaufgabe und gerade der Fennek ist meiner Ansicht nach ein gutes Beispiel wie sehr die Nebenaufgabe die Hauptaufgabe einschränkt.
Deshalb ja meine seit langen Jahren schon gehegten Ideen von einer Aufklärungsversion eines Bandvagn und aus diesem Grund halte ich so etwas wie den Pandur Evo sogar für die absolute Untergrenze der Querfeldeinbeweglichkeit.