18.01.2023, 20:20
(16.01.2023, 13:10)Quintus Fabius schrieb: ? Eigentlich habe ich keinen solchen Vergleich gezogen ?!
Ich habe diese Aussage als Vergleich zwischen LuWa und Bronco verstanden, und auch nach nochmaligem drüberlesen verstehe ich sie soch:
(14.01.2023, 01:39)Quintus Fabius schrieb: Aber mal ernsthafter: der ATTC AAV hätte eine größere Durchhaltefähigkeit als der Fennek. Und er unterscheidet sich vom Luwa erheblich, gerade in seinen für die Aufklärung besonders geeigneten Eigenschaften. Die Transportkapazität ist größer (und allein dadurch schon wieder die Durchhaltefähigkeit), der Bodendruck sehr viel geringer, die Querfeldeinbeweglichkeit selbst bei schwierigsten Bodenverhältnissen extrem viel besser, er ist schwimmfähig, er kann in zwei Teile aufgeteilt operieren, dass Vorderteil kann für sich allein operieren und ist dann deutlich leichter, dass Hinterteil kann ferngesteuert werden und damit unbemannt in besonders gefährliche Bereiche hinein operiert werden usw usf
Aber wie dem auch sei, um den LuWa soll es hier ja wirklich nicht gehen.
Zitat: Jede Art von leicht gepanzerten Aufklärungsfahrzeuge wie der Fennek kann ausgesprochen leicht vernichtet werden, wenn man ihn mal aufgeklärt hat.
Da besteht meinerseits kein Widerspruch, aber für mich ist dies gar nicht der relevante Aspekt. Das Aufklären ist eine aktive Handlung, die eine kontrollierte Situation voraus setzt. Und die Verhinderung des Aufklärens ebenso. Im Krieg kann man sich solche kontrollierten Situationen aber nicht voraussetzen (ein Standpunkt, den du ja in vielen Diskussionen hier explizit und meiner Ansicht nach völlig berechtigt immer wieder betonst), und deshalb ist für mich relevant, welche Gefährdung aus einer feindlichen Passivität heraus in welchem Umfang realistisch ist. Die Wahrscheinlichkeit, plötzlich mit schweren Waffen konfrontiert zu sein ist eher gering und im Gesamtkontext ein in meinen Augen in Kauf zu nehmendes Risiko, für typische Infanteriebewaffnungen bzw. generell weit verbreitete Waffen sieht das anders aus, und hier erscheint mir ein entsprechendes Schutzniveau eben durchaus berechtigt.
Zitat:Meiner Ansicht nach lässt du die vielen anderen von mir vorgetragenen Faktoren zu sehr außer Acht und überbetonst bestimmte Einzelaspekte (Panzerung).
Ich gehe auf die anderen Faktoren nicht ein, weil da kein diskussionswürdiger Dissens besteht. Ich halte alle von dir angeführten Punkte für valide und bewerte einzig den Aspekt der Panzerung in Relation dazu anders.
Zitat:Meiner Ansicht nach brauchen wir nicht nur eine wesentlich größere Bandbreite an Spähfahrzeugen (und Einheiten) - da gehe ich mit Broensen völlig im Gleichschritt - sondern wir benötigen auch schwere Panzerspäher und meiner Überzeugung nach auch wieder Panzerspäh-Einheiten welche auch dezidierte Kampfpanzer beinhalten.
Als Nebenaspekt dazu, ich habe vor Jahren mal einen Aufsatz vom USACAC gelesen (ich muss mal schauen, ob ich den noch mal wieder finde), der im Fazit von einem Paradox der Aufklärung sprach. Sinngemäß hieß es dort, dass Kommandeure dazu neigen, leichte Aufklärungsfahrzeuge aufgrund ihres vermeintlich hohen Gefährdungsgrades zurück zu halten, während schwere Aufklärungsfahrzeuge für Kampfaufgaben missbraucht wurden, so dass die tatsächliche Aufklärungsarbeit zu einem großen Teil gar nicht erledigt werden konnte.
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Nun aber zum eigentlichen Kernpunkt der Diskussion. Ich habe bewusst nach den Quellen zu den verschiedenen Zahlen gefragt, weil mir da so manche Angabe nicht nachvollziehbar ist, insbesondere auch wenn es um die Vergleichbarkeit geht. Während etwa der Fahrbereich des Fenneks mit den von dir genannten Werten angegeben wird (1.000 km Straße, 460 km Gelände), kann ich solche Aussagen nicht nachvollziehen:
"Und ich nannte nicht nur den Bronco (diesen vor allem wegen der Möglichkeit die Kabinen getrennt voneinander einzusetzen) sondern expliziter den BvS10, insbesondere weil die Bundeswehr diesen ja ohnehin beschafft. Und hier gibt der Hersteller auf Straße bis zu 1000 km Reichweite an. Wie beim Bronco auch bezieht sich das aber nur auf den normalen Standardtank und lässt Zusatztanks und zusätzlichen mitgeführten Treibstoff außer Acht."
Tatsächlich heißt es in der Broschüre bei BAE Systems:
"Range: 350 km (500 km optional)"
--> https://www.baesystems.com/en/product/bvs10
Dies deckt sich auch mit den Aussagen aus dem von dir verlinkten Dokument zum BvS10AUT:
"Reichweite 300 km bei konstant 50km/h im Straßenmarsch, 500 km Mit 2 Zusatzkanistern à 20 Ltr."
Insofern ist eine für mich beispielsweise diese Aussage absolut nicht nachvollziehbar:
"Der Fennek hat im Gelände eine Reichweite von 400 bis 500 km (je nach Gelände mit einer Tankfüllung) - diese Zahl haben mir mal Aufklärer selbst so genannt. Der Bronco hat im Gelände praktisch die gleiche Reichweite, der BvS10 je nach Version ebenfalls diese Reichweite oder eine deutlich höhere."
Tatsächlich ist es so, dass der Verbrauchsunterschied zwischen Straße und "Gelände" bei Kette niedriger ist als beim Rad, gleichwohl ist er vorhanden und derartige Reichweiten völlig unrealistisch. Zumal der Fahrbereich umso kleiner ausfällt, je schwieriger das Gelände wird.
Völlig richtig und entsprechend nachvollziehbar ist natürlich, dass sich aufgrund der Querfeldein-Eigenschaften kürzere Distanzen ergeben, aus eigener Erfahrung heraus jedoch keinesfalls in einem Maße, der zu einem tatsächlichen Reichweitenvorteil führt. Die Querfeldeinbeweglichkeit ist daher definitiv eher zur Verringerung der eigenen Aufklärbarkeit und für eine höhere Einsatzflexibilität relevant.
Dies führt zu dem Punkt, auf den ich eigentlich hinaus will. Wenn wir diese ganze Diskussion mal loslösen von konkreten Zahlen irgendwelcher konkreten Fahrzeuge (die wie du völlig sagst durch Umgestaltungen ja auch in einem gewissen Maße flexibel sind), dann kann man ganz allgemein festhalten, dass:
- ein Radfahrzeug bei gegebenem Wirkbereich signifikant kleiner und leichter ausfallen kann
- ein Kettenfahrzeug bei gegebenem Wirkbereich signifikant bessere Querfeldeinbeweglichkeit ermöglicht
Ebenso gilt es festzuhalten, keine Fahrzeugauslegung in beiden Aspekten gleichzeitig führend sein kann, es also immer eine Kompromissentscheidung zwischen diesen Faktoren sein wird.
Der Fahrbereich ist eine Forderung seitens der Bundeswehr, wobei es hier nicht um irgendwelche Kilometer-Angaben im Gelände geht, sondern um den realistischen Beweglichkeitsbereich (was der Auslegung als Kettenfahrzeug entgegen kommt). Folgerichtig spricht die Bundeswehr dabei auch von einem Bewegungsradius von 100 km bei einer Ausdauer von drei Tagen beim Fennek, und einem zu erreichenden Bewegungsradius von 300 km bei einer Ausdauer von sieben Tagen für den Nachfolger.
Die alles entscheidende Frage ist also, wie man diese in meinen Augen durchaus nicht unsinnigen Anforderungen mit einer höheren Querfeldeinbeweglichkeit in Einklang bringen kann. Und meiner bescheidenen Ansicht nach kann das zumindest nicht auf Basis eines bereits existierenden Modells erfolgen. Und deshalb halte ich sowohl den Bronco, wie auch den BvS10 oder irgendein anderes mir bekanntes Fahrzeug für ungeeignet, sofern es nicht um eine Ergänzungsbeschaffung oder Interimslösung geht (in wie weit eine solche dann jeweils sinnvoll ist, lasse ich offen).