03.06.2021, 15:20
(02.06.2021, 20:26)Broensen schrieb: Die Konzeptstudien sahen zumindest damals so aus, als hätte man nur 'nen Meter Länge und eine Achse weggelassen. Da würde ich dann auch den Mehrwert infrage stellen, bzw. würde ich auf mein Argument verweisen, dass große Stückzahlen dieser leichteren Version nötig wären. Und bei gleichbleibendem Schutzniveau müsste natürlich das Missionsmodul gekürzt werden, wodurch der 6x6 nur für Anwendungen geeignet wäre, die weniger Nutzlast UND weniger Raumvolumen benötigen. Und ob davon dann genug Exemplare zusammenkommen würden, dass sich die Entwicklung rentiert...?
Um mal den Blick zurück zu werfen, Mitte der neunziger Jahre war bewusst auch aus Kostengründen ein 6x6 gefordert, damit haben sich die beiden Teams auch beworben. Dass der Boxer nun ein 8x8 ist lag an einem zusätzlichen Angebot, was deutlich höhere Leistungen mit nur geringen Kostennachteilen versprach. Ersteres stimmte zwar, letzteres konnte aber nicht eingehalten werden, die kosten stiegen deutlich. Nach der Festlegung auf 8x8 gab es meines Wissens keine offiziellen Studien mehr.
Ich habe mir mal den Spaß erlaubt, die Sache durchzurechnen und zu visualisieren. Zielsetzung war ein hinsichtlich des Schutzniveaus, der Geländeeigenschaften (inklusive Bodendruck und Leistungsgewicht) und des Fahrbereichs vergleichbares Fahrzeug. Herausgekommen ist folgendes:
[Bild: https://www.forum-sicherheitspolitik.org...%208x8.png]
Länge: 6,77 m statt 7,93 m
Leergewicht: ~ 19,2 t statt 25,4 t
Maximale Zuladung: ~ 5,5 t statt 7,8 t
Zulässiges Gesamtgewicht: ~ 24,7 t statt 33 t
Modulvolumen: 10,6 m³ statt 14,4 m³
Antrieb: MTU 6V199TE20 mit 430 kW statt 8V199TE20 mit 530 kW
Leistungsgewicht (Leer): 22,4 kW/t statt 20,9 kW/t
Leistungsgewicht (Maximal): 17,2 kW/t statt 16 kW/t
Abgesehen von den Triebwerksdaten, dem zulässigen Gesamtgewicht und dem Modulvolumen sind das natürlich nur Schätzwerte, die ich allerdings konservativ und ohne Einbeziehung von technologischen Fortschritten ausgelegt habe.
Bei dieser Variante identisch wären der komplette Fahrgastraum, die Fahrwerksteile, die Systeminfrastruktur im Fahrzeug und der Antrieb weitgehend. Ich gehe davon aus, dass die im Feld austauschbaren Teile zu 90% gleich sein könnten. Der Kostenvorteil der 6x6-Version läge bei Anschaffung und im Betrieb bei etwa 20% (natürlich auch nur geschätzt).
Interessant an der Version ist, dass man sie potenziell luftverladbar mit der C-130J machen könnte. Das spielt für die Bundeswehr vielleicht eine untergeordnete Rolle, könnte aber für den Exportbereich wichtig sein.
Zitat:Aber geht es bei den noch zu ersetzenden Füchsen nicht hauptsächlich um Rüstsatzträger?
"Rüstsatzträger" ist ja strenggenommen ein "leerer" Begriff, vom VW Transporter bis zum Boxer sind es in gewisser Hinsicht alle "Rüstsatzträger". Das Problem ist also, genau zu definieren, welches Modul welche Anforderungen hat, und warum es ursprünglich überhaupt auf dem Fuchs zum Einsatz gekommen ist, statt auf anderen Fahrzeugen (denn die verschiedenen geschützten Fahrzeuge als Plattform sind ja nicht grundsätzlich neu).
An der Stelle bin ich raus, denn da hören meine Kenntnisse vom Heer auf. Ich kann mich allerdings gut daran erinnern, dass es vor einiger Zeit ganz schöne Diskussionen darüber gab, wie sinnvoll es sei, das Panzeraufklärungsradar auf den Dingo zu setzen. Man wollte aufgrund des Schutzniveaus den Boxer. Soweit ich weiß gibt es schon seit anderthalb Jahrzehnten Bestrebungen für eine Fahrzeugklasse zwischen Dingo und Boxer (bspw. Grizzly), bisher ohne konkretes Ergebnis? <-- ernstgemeinte Frage
Mir geht es hier weniger darum zu sagen, dass eine 6x6-Version vom Boxer sinnvoll ist, sondern eher die technischen Daten einer solchen in den Raum zu stellen und Meinungen dazu zu hören, ob diese sinnvoll sein könnte.
(02.06.2021, 23:18)Quintus Fabius schrieb: Gerade für einen Panzermörser ist die höhere Zuladung eines GTK 8x8 wertvoll und deutlich überlegen. Nicht nur weil man mehr Munition dabei haben kann, so kann man auch beispielsweise eine eigene Drohne mitführen, eine größere Besatzung (Ersatzleute, durchgehende Einsatzbereitschaft), mehr Treibstoff und andere Verbrauchsmittel und dadurch insgesamt eine größere Durchhaltefähigkeit und Autarkie. Also gerade als Panzermörser macht der GTK mit 8x8 deutlich mehr Sinn.
Könnte er, aber so wird er von der Bundeswehr ja nun nicht eingeführt, vielmehr wird noch einmal der Fuchs bemüht. Zudem stellt sich die Frage, welchen der von dir genannten Vorteile der sinnvollste ist, denn alle Punkte (mehr Munition, mehr Besatz und zusätzliche Ausrüstung) übersteigen den realen Größenvorteil. Es würde also eher auf einen Aspekt hinaus laufen.
Das Problem ist in gewisser Hinsicht bei solchen Fragen ja auch immer, dass der Status Quo eine Idealisierung erfährt, ohne zu prüfen, in wie weit das der Fall ist. Wenn du etwa sagst, dass in diesem konkreten Fall mehr Volumen und mehr Zuladung besser sind, wäre ein noch größerer Boxer 10x10 die vielleicht noch bessere Lösung? Oder könnt nicht etwa auch ein Stückzahlvorteil eines Boxer 6x6 gegenüber dem 8x8 besser sein?
Das ist keine Argumentation, weil ich dazu operativ nichts beitragen kann, sondern echtes Interesse.
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Und bevor das jemand meint, noch mal explizit erwähnen zu müssen: ja, sowas wird nicht passieren, das ist mir auch klar.