(See) Indische Atom U-Boote

[Erich]

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Mit gehöriger Verspätung hat das erste in Indien gebaute nuklear angetriebene U-Boot ARIHANT mit ersten Erprobungen in See begonnen.

Unter den Augen von Ministerpräsident und Verteidigungsminister und gesichert von Schiffen und Flugzeugen passierte die ARIHANT am 15. Dezember im Morgendunst die Mole des Marinestützpunktes Visakhapatnam und lief in den Golf von Bengalen aus.

Die getaucht etwa 6.000 ts verdrängende ARIHANT soll als nuklear-strategisches U-Boot (SSBN) bei den indischen Streitkräften eine seegestützte Nuklearkomponente begründen. Hauptwaffensystem werden zunächst insgesamt zwölf nuklear bestückbare ballistische Flugkörper B-05 (früher K-15) Sagarika. Die 8,56 m lange, 4,6 t schwere Rakete basiert auf dem landgestützten ballistischen FK Prithvi und benötigt als Submarine-launched Ballistic Missile (SLBM) senkrecht angeordnete Startröhren. Auf der ARIHANT sollen in vier Startschächten jeweils drei Startröhren installiert sein. Sagarika hat noch eine begrenzte effektive Reichweite von 700 – 750 km. Nachfolgesysteme K-4 (3.000 – 3.500km) und K-5 (5.000km) sind aber offenbar bereits in der Entwicklung.

Beim Stapellauf der ARIHANT in 2009 war die Indienststellung bereits für 2012 abgekündigt worden. Experten winkten schon damals zweifelnd ab, und sie sollten Recht behalten. Vor allem die Fertigstellung des vom Bhabha Atomic Research Centre (BARC) entwickelten 83-MW Antriebsreaktors verzögerte sich immer wieder. Offenbar konnten Probleme bei der für den Einsatz auf einem U-Boot notwendigen Miniaturisierung der Reaktoranlage nur allmählich und mit tatkräftiger russischer Hilfe überwunden werden. Erst Mitte 2013 konnte der Reaktor auf dem U-Bootneubau schließlich angefahren werden. Nun wollte man Anfang 2014 mit Erprobungen in See beginnen, aber verschob diese mit Hinweis auf „100-prozentige Sicherheit beim Nuklearantrieb“ immer wieder.

Jetzt fährt die ARIHANT endlich zur See, wenngleich noch ohne Flugkörper und auch ohne die dazu gehörenden Führungs-/Waffeneinsatz-Systeme. Vielleicht wird die indische Marine das U-Boot mit Blick auf die Öffentlichkeit schon relativ zügig formell in Dienst stellen, aber bis zur operativen Einsatzreife dürften noch mindestens zwei weitere Jahre vergehen. Die ARIHANT soll kein Einzelboot bleiben, auch wenn es zunächst sicher die Funktion eines Prototypen übernehmen muss, bei dem sich in der Praxis die Notwendigkeit zu Designanpassungen zeigen wird. Zwei weitere Boote dieses Typs sind bereits bewilligt, möglicherweise sollen insgesamt fünf beschafft werden. Schon 2009 (als ARIHANT mit dem Stapellauf die Bauhalle in Vishakhapatnam frei gemacht hatte) wurde mit dem Bau eines Schwesterbootes begonnen. Die ARIDHAMAN sollte eigentlich 2014 zu Wasser gelassen werden, ist zurzeit aber angeblich noch „weit entfernt von einem Stapellauf“.

Kritische Analysen erkennen in der ARIHANT nur einen begrenzten Einsatzwert. Bei relativ geringem Wirkungsgrad der Reaktoranlage reiche der nukleare Brennstoff nur wenige Jahre. Experten befürchten, dass die ARIHANT vielleicht schon alle fünf Jahre zu einem aufwändigen und längeren Brennstoffwechsel in der Werft liegen wird. Vermutlich werde das U-Boot maximal ein Fünftel seiner Dienstzeit tatsächlich für operativen Einsatz / nuklearstrategische Patrouillen verfügbar sein. Um seegestützte nukleare Abschreckung „rund um die Uhr“ zu gewährleisten, werde die indische Marine nicht um den Bau von mindestens fünf Booten herumkommen. Ob die Mittel dafür verfügbar sein werden, bleibe fraglich.

(ganze Nachricht, da MARINEFORUM und nur kurz im Netz - noch mehr News auf der hp des MF und im Heft)