27.06.2014, 09:58
Eine interessante Einschätzung, zeigt sie doch einen weiteren Aspekt auf, der junge Muslime jenseits von ISIS und Co. und den Kriegen in Nahost in die Hände von religiösen Scharfmachern geraten lässt. Eine Momentaufnahme aus Frankreich bzw. aus französischen Gefängnissen...
Schneemann.
Zitat:Muslimische Häftlinge in Frankreich<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/muslimische-haeftlinge-in-frankreich-alleingelassen-in-der-zelle-13010391.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 10391.html</a><!-- m -->
Alleingelassen in der Zelle
Häftlinge in Frankreichs Gefängnissen sind anscheinend leichte Ziele radikaler Prediger und empfänglich für das „Erlösungsversprechen“ des heiligen Kampfes in Syrien. Ein muslimischer Seelsorger warnt nach den jüngsten Attentaten vor „Nacheiferern“. [...] Mehdi Nemmouche, der mutmaßliche Attentäter vom Jüdischen Museum in Brüssel, hat sich im Gefängnis radikalisiert. Der 29 Jahre alte Franzose, der in Nordfrankreich in zerrütteten Familienverhältnissen aufwuchs, glitt frühzeitig in die Kriminalität ab. Doch erst im Gefängnis kam er in Kontakt mit radikalislamistischen Gruppen. Wie vor ihm Mohamed Merah, der sich in der Haft einem islamistischen Netzwerk anschloss und im März 2012 im Namen des „Dschihad“ in Toulouse und Montauban sieben Menschen tötete. [...]
[Foudil, Anm.: Vorname eingefügt] Benabadji ist einer von insgesamt 169 muslimischen Gefängnisseelsorgern in Frankreich. Obwohl in den staatlichen Haftanstalten das Prinzip der Laizität gilt, der Trennung von Religion und Staat, hat die Regierung 2005 eingelenkt und muslimische Gefängnisseelsorger zugelassen. [...]
Wachsender Einfluss radikaler Salafisten
Benabadji berichtet [...] von der „erschreckenden Unkenntnis“ der meisten Häftlinge in religiösen Fragen und insbesondere über den Islam. [...] Auch wenn er Verallgemeinerungen ablehne, habe er in den vergangenen 20 Jahren den zunehmenden Einfluss radikaler Salafisten beobachtet. „Die meisten Häftlinge sind isoliert und psychologisch fragil. Ihr Alltag ist langweilig und unangenehm, sie müssen auf engstem Raum mit anderen Leuten zusammenleben. Sie sind auf der Suche nach ihrer Identität, nach einem Projekt für die Zeit nach dem Knast. Wenn sich dann ein selbsternannter Imam für sie interessiert, dann können sie schnell in dessen Bann geraten“, sagt der muslimische Seelsorger. [...]
„Seit einigen Jahren hat sich die Strategie der radikalislamistischen Gruppen in den Haftanstalten verändert. Es werden nur noch kleine, konspirative Zellen gebildet, um nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen“, schreibt der Islamforscher Farhad Khosrokhavar, der das Buch „Der Islam im Gefängnis“ („L’Islam en prison“) veröffentlicht hat.
Schneemann.