06.04.2014, 09:50
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Zitat:Die russische Annexion der Krim hat die ukrainische Marine an den Rand ihrer Existenz gebracht.
Schon in der frühen Phase der Krimkrise hatten Russland und pro-russische Milizen den auf der Krim stationierten schwimmenden und landgestützten Einheiten der ukrainischen Marine jede Möglichkeit eines Ausweichens auf das ukrainische Festland verwehrt. Schiffe der Schwarzmeerflotte versperrten als schwimmende Barrikaden die Buchten von Sewastopol, Einheiten der Marineinfanterie und der Küstenverteidigungstruppen wurden in ihren Kasernen blockiert. Am 6. März versenkten pro-russische Milizen schließlich sogar den ausgemusterten russischen FK-Kreuzer OCHAKOV in der nur 200m breiten Zufahrt zum Donuzlawsee. Die in dieser „Förde“ im Marinestützpunkt Nowoozernoje stationierten Einheiten - unter ihnen eine Korvette der GRISHA-Klasse, alle Minensucher und die einzigen zwei größeren Landungsschiffe - liegen seitdem dort fest. Der Minensucher CHERKASY versuchte zwar einen Ausbruch, lief aber in der blockierten Zufahrt neben dem Kreuzerwrack auf Grund, wurde dort gekapert und in den Stützpunkt zurückgeschleppt.
Bemüht, jede Eskalation zu einem bewaffneten Konflikt zu vermeiden, verbot die ukrainische Marineführung von Beginn an jeden Waffengebrauch. Schon früh war klar, dass die Marinesoldaten in ihrer Loyalität gespalten waren, sich mit großer Mehrheit zu Russland hingezogen fühlten. Selbst der von der Regierung in Kiew eingesetzte neue Marinebefehlshaber RAdm Berezowksy wechselte nur einen Tag nach seiner Ernennung die Seiten. Während mehr oder weniger halbherzige Versuche pro-russischer Milizen zur Besetzung von Schiffen in den Stützpunkten noch scheiterten, setzten Besatzungen auf ersten Hilfsfahrzeugen bereits die russische Flagge. Einzig Flottenflaggschiff Fregatte HETMAN SAGAYDACHNIY (KRIVAK-III-Klasse) konnte sich entziehen, indem es nach einem Anti-Piraterieeinsatz vor Somalia nicht in den Heimathafen Sewastopol zurückkehrte, sondern gleich Kurs auf Odessa nahm.
Zwei Tage nach dem „Unabhängigkeitsreferendum“ (16. März) besiegelte Russlands Präsident Putin den „Anschluss“ der Krim, und danach vollzog sich die Entwicklung sehr zügig. Am 19. März übernahmen pro-russische Kräfte zunächst das ukrainische Marinehauptquartier in Sewastopol, in den folgenden Tagen sämtliche noch in Häfen und Stützpunkten auf der Krim liegenden Schiffe und Boote der ukrainischen Marine, Kasernen der Marineinfanterie und schließlich auch die im Sewastopoler Ozeanarium beheimateten „Kampf-Delphine“. Allen Soldaten und ihren Angehörigen wurde die Ausreise freigestellt, die meisten (bis zu etwa 90 %) wechselten aber die Fahne. Offenbar mochte sich nur die Besatzung der Korvette TERNOPIL (GRISHA-Klasse) mehrheitlich nicht mit den neuen Machthabern abfinden; 80 der 87 Mann verließen Sewastopol – wenngleich ohne ihr Schiff.
Nach einer am 26. März veröffentlichten Liste sind der ukrainischen Marine in ihrem nunmehr einzigen Stützpunkt Odessa ganze zehn Einheiten verblieben. Einzige „Kampfeinheit“ neben der Fregatte HETMAN SAGAYDACHNIY ist ein Wachboot der ZHUK-Klasse; der Rest sind kleine Hilfsfahrzeuge wie z.B. Taucher- und Schulboote.
Die in den Häfen und Buchten der Krim übernommenen Einheiten sollen nun bis Jahresende auf ihre Tauglichkeit für eine Eingliederung in die russische Schwarzmeerflotte geprüft werden. Sehr viele werden die technische Inspektion aber wohl nicht überstehen. Nach jahrelanger Unterfinanzierung und materieller Vernachlässigung sind nur wenige Schiffe und Boote uneingeschränkt nutzbar. Zu ihnen gehören die drei Korvetten der GRISHA-Klasse und das Führungsschiff SLAVUTICH. Auch die Landungsschiffe KONSTANTIN OLSHANSKIY (ROPUCHA-Klasse) und KIROVOGRAD (POLNOCNY-Klasse) sollen sich in relativ gutem Zustand befinden, bleiben allerdings bis zur aufwändigen Bergung des versenkten Kreuzers OCHAKOV sicher noch geraume Zeit im Donuzlawsee blockiert.
Am zunächst übernommenen einzigen ukrainischen U-Boot hat die russische Schwarzmeerflotte schnell das Interesse verloren. Die gerade erst mühsam - mit übrigens russischer Hilfe – instandgesetzte ZHAPOROSHIYE (Bj. 1970, FOXTROT-Klasse) sei technisch völlig veraltet und überdies auch nicht operativ einsetzbar. Das U-Boot soll nun „großzügig“ der Ukraine zur weiteren Verwertung zurückgegeben werden.