21.05.2013, 04:30
Allgemein:
Die Deutsche Marine war von ihrer ganzen Ausrichtung her auf die Defensive Littoral Warfare hin gerüstet und aufgestellt. Meiner Überzeugung nach wäre für die Zukunft eine organische Weiterentwicklung und Spezialisierung der Deutschen Marine in den Bereich Expeditionary Littoral Warfare am sinnvollsten und geboten, da hier innerhalb der NATO Marinen für einen konventionellen Krieg immense Fähigkeitslücken bestehen. Nur die US Marine hat hier Ansatzweise neue Ansätze, ansonsten beschränkt sich die Fähigkeit zur Littoral Warfare weiter überwiegend auf die Verteidigung der eigenen Küstengewässer.
Die US Marine ist in den letzten Jahren nun zu der Überzeugung gelangt, dass die Kriegsführung in weit entfernten und feindlichen Küstengewässern und Küstennahen Gewässern besondere Einheiten und Fähigkeiten braucht und hat deshalb sogar gleich zwei auf diese Kriegsführung spezialisierte neue Schiffsklassen entwickelt und eingeführt, die beide als Littoral Combat Ships bezeichnet werden.
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Die Erfahrungen mit diesen Schiffen zeigen aber klar die Beschränkungen solcher normaler Schiffe in besagten Gewässern auf. Insbesondere das Problem, dass entlang von Küsten selbst solche spezialisierteren Einheiten weite Teile der verfügbaren Flächen nicht befahren können, weil das Wassser zu flach ist, Watt, Lagunen, Marsch- und Mangrovengebiete im Weg sind, Strömungen und Untiefen das Manövrieren konventioneller Schiffe gefährlich machen und die Wege konventioneller Schiffe von einem vom Land aus operierenden Gegner vorhersagbar sind und die Minenkriegsführung (insbesondere auch von U-Booten und Unterwasserdrohnen aus) immer besser wird. Zudem sind die LCS zu schwach bewaffnet für einen konventionellen Krieg und können daher ihre Stärken primär im assymetrischen Krieg gegen Piraten ausspielen.
Bessere Entwürfe wie die Meko CSL:
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oder auch die Skjold-Klasse, Visby-Klasse usw
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zeigen klar die steigenden Anforderungen und notwendigen Fähigkeiten (Stealth, hohe Geschwindigkeit, geringe Größe, geringer Tiefgang, sehr hohe Wendigkeit und Manövrierbarkeit) in der Littoral Warfare auf, sind aber wiederum zu sehr auf die Verteidigung der eigenen Küsten hin spezialisiert. Von den besagten Entwürfen gefällt mir beispielsweise die Skjold Klasse am meisten (insbesondere wegen ihrer hohen Geschwindigkeit und ihrem sehr geringen Tiefgang).
spooky:
Spontan kann ich mich auch an kein Video erinnern, in dem ein Eurofighter oder eine Fregatte 124 im Sturm zu sehen ist. Können diese beiden daher nur bei Schönwetter agieren?! WIG sind heute eben keine Schönwettersysteme (mehr). Der primäre Grund warum WIG früher anfällig für schlechtes Wetter waren ist die schwierige Steuerung eines WIG durch einen menschlichen Piloten wenn der Untergrund uneben ist. Der Grund für die schwierige Steuerung ist, dass die Luftwalze unter dem WIG sich ständig ändert und ein Mensch diese ständigen Änderungen nur sehr schwer durch ständiges Gegensteuern ausgleichen kann.
Heute können moderne Sensoren und moderne Rechner dies bewerkstelligen und WIG können daher auch über unebenen Grund und bei starkem Wind, Seegang oder über Landgebiete mit diversen Hindernissen (Häuser, Bäume usw) agieren. Die Manövrierfähigkeit hängt primär von der Frage der Berechenbarkeit der Luftwalze ab und ob man das WIG jeweils an diese angepasst steuern kann und das können Rechner heute (so wie auch der Eurofighter ohne Rechner nicht fliegbar ist).
Natürlich kann ein WIG ebenfalls weiter detektiert werden. Genau wie ein Kriegsschiff auch (oder letztgenanntes noch viel mehr). Das ändert aber nichts an der allgemeinen Brauchbarkeit gerade dieses Konzepts für die Littoral Warfare.
Warum sollte ein WIG wehrlos sein? Im Gegensatz zu einem Flugzeug kann es eben eine erhebliche Zuladung an Waffen und Abwehrmitteln tragen. Die Bewaffnung wäre gleich der eines Kriegsschiffes. Es geht zudem nicht nur um die reine Maximalgeschwindigkeit sondern auch darum, dass ein WIG im Gegensatz zu einem Kriegsschiff in Küstengewässern Wege nehmen kann, die kein Schiff nehmen kann. Und damit auf geraden Linien agieren kann, die wegen der Gestaltung der Küste Schiffen verwehrt sind.
Die Reichweite der russischen Typen liegt übrigens bei ca 2000 km.
Gerade die hohe Reichweite macht WIG im Vergleich so interessant. Boeing plant beispielsweise seit einigen Jahren ein (großes) WIG mit einer Reichweite von 18 000 km (in 15 m Höhe über dem Wasser). Natürlich müssen WIG von irgendwo aus her kommen, aber das müssen Schiffe auch. Schiffe müssen ebenso irgendwo einen Hafen haben oder einen Versorger(verband) von dem aus sie operieren.
wig's sind in meinen augen einfach zu speziell um eine daseinsberechtigung zwischen flugzeugen und schiffen zu haben. in einzelfällen mag ein solches system sinnvoll erscheinen (z.b. kalter krieg scenario: schnelle amphibische operationen über die ostsee oder küstenverteidigung) aber für die nato und speziell für deutschland sehe ich das einfach nicht.
Gerade für den Angriff auf feindliche Küsten fehlen zunehmend Konzepte und es fehlen defintiv Einheiten die einen solchen Angriff führen könnten. Die zunehmende Stärke feindlicher Küstenverteidigung, die zunehmende Stärke von U-Booten/Torpedos und Minen/Unterwasserdrohnen machen die Expeditionary Littoral Warfare immer schwieriger. Ein WIG umgeht diese primären Gefährdungen und macht größere Gebiete der feindlichen Küste nutzbar für die Bewegung.
Bei einer Studie zur Littoral Warfare die ich schon vor ein paar Jahren gelesen habe wurden für die Zukunft vor allem möglichst hohe Geschwindigkeit und möglichst große Manövrierbarkeit mit möglichst geringem Tiefgang als primäre Eigenschaften genannt (welch Überraschung). Ein WIG bietet nun genau diese Eigenschaften in besonderem Maße, und zugleich eine sehr hohe Zuladung an Waffen und Abwehrmitteln im Vergleich zu einem Flugzeug. Auch die Panzerung kann viel stärker sein. Weil ein WIG sehr viel mehr Last tragen kann als ein Flugzeug, kann man es panzern und gut bewaffnen. Trotzdem ist es eben sehr viel weniger eingeschränkt in Küstengewässern als ein Schiff und hat eben eine geringere Signatur, ist also schlechter durch Radar ortbar (und durch Sonar gar nicht).
Amüsante Anmerkung zum Schluß: Die iranische Marine hat 2010 eine Reihe sehr kleiner WIG in Dienst gestellt, die sogenannten Bavar 2. Diese dienen primär als Aufklärungseinheiten, haben aber sogar eine (schwache) Bewaffnung und sollen in Schwärmen in der Küstenkriegsführung auch Störaktionen durchführen:
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Die Deutsche Marine war von ihrer ganzen Ausrichtung her auf die Defensive Littoral Warfare hin gerüstet und aufgestellt. Meiner Überzeugung nach wäre für die Zukunft eine organische Weiterentwicklung und Spezialisierung der Deutschen Marine in den Bereich Expeditionary Littoral Warfare am sinnvollsten und geboten, da hier innerhalb der NATO Marinen für einen konventionellen Krieg immense Fähigkeitslücken bestehen. Nur die US Marine hat hier Ansatzweise neue Ansätze, ansonsten beschränkt sich die Fähigkeit zur Littoral Warfare weiter überwiegend auf die Verteidigung der eigenen Küstengewässer.
Die US Marine ist in den letzten Jahren nun zu der Überzeugung gelangt, dass die Kriegsführung in weit entfernten und feindlichen Küstengewässern und Küstennahen Gewässern besondere Einheiten und Fähigkeiten braucht und hat deshalb sogar gleich zwei auf diese Kriegsführung spezialisierte neue Schiffsklassen entwickelt und eingeführt, die beide als Littoral Combat Ships bezeichnet werden.
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Die Erfahrungen mit diesen Schiffen zeigen aber klar die Beschränkungen solcher normaler Schiffe in besagten Gewässern auf. Insbesondere das Problem, dass entlang von Küsten selbst solche spezialisierteren Einheiten weite Teile der verfügbaren Flächen nicht befahren können, weil das Wassser zu flach ist, Watt, Lagunen, Marsch- und Mangrovengebiete im Weg sind, Strömungen und Untiefen das Manövrieren konventioneller Schiffe gefährlich machen und die Wege konventioneller Schiffe von einem vom Land aus operierenden Gegner vorhersagbar sind und die Minenkriegsführung (insbesondere auch von U-Booten und Unterwasserdrohnen aus) immer besser wird. Zudem sind die LCS zu schwach bewaffnet für einen konventionellen Krieg und können daher ihre Stärken primär im assymetrischen Krieg gegen Piraten ausspielen.
Bessere Entwürfe wie die Meko CSL:
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oder auch die Skjold-Klasse, Visby-Klasse usw
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zeigen klar die steigenden Anforderungen und notwendigen Fähigkeiten (Stealth, hohe Geschwindigkeit, geringe Größe, geringer Tiefgang, sehr hohe Wendigkeit und Manövrierbarkeit) in der Littoral Warfare auf, sind aber wiederum zu sehr auf die Verteidigung der eigenen Küsten hin spezialisiert. Von den besagten Entwürfen gefällt mir beispielsweise die Skjold Klasse am meisten (insbesondere wegen ihrer hohen Geschwindigkeit und ihrem sehr geringen Tiefgang).
spooky:
Spontan kann ich mich auch an kein Video erinnern, in dem ein Eurofighter oder eine Fregatte 124 im Sturm zu sehen ist. Können diese beiden daher nur bei Schönwetter agieren?! WIG sind heute eben keine Schönwettersysteme (mehr). Der primäre Grund warum WIG früher anfällig für schlechtes Wetter waren ist die schwierige Steuerung eines WIG durch einen menschlichen Piloten wenn der Untergrund uneben ist. Der Grund für die schwierige Steuerung ist, dass die Luftwalze unter dem WIG sich ständig ändert und ein Mensch diese ständigen Änderungen nur sehr schwer durch ständiges Gegensteuern ausgleichen kann.
Heute können moderne Sensoren und moderne Rechner dies bewerkstelligen und WIG können daher auch über unebenen Grund und bei starkem Wind, Seegang oder über Landgebiete mit diversen Hindernissen (Häuser, Bäume usw) agieren. Die Manövrierfähigkeit hängt primär von der Frage der Berechenbarkeit der Luftwalze ab und ob man das WIG jeweils an diese angepasst steuern kann und das können Rechner heute (so wie auch der Eurofighter ohne Rechner nicht fliegbar ist).
Zitat:ich würde mich nicht wundern wenn ein modernes luftgestützes überwachungsradar dann immer noch die wasserschleppe hinter dem wig detektieren könnte.
Natürlich kann ein WIG ebenfalls weiter detektiert werden. Genau wie ein Kriegsschiff auch (oder letztgenanntes noch viel mehr). Das ändert aber nichts an der allgemeinen Brauchbarkeit gerade dieses Konzepts für die Littoral Warfare.
Zitat:und unterm strich ist ein wig zwar sehr viel schneller als ein schiff aber auch deutlich langsamer als jedes flugzeug. und da ein wig im gegensatz zu einem schiff quasi wehrlos ist, wird es am ende auch eine leichte beute sein.
Warum sollte ein WIG wehrlos sein? Im Gegensatz zu einem Flugzeug kann es eben eine erhebliche Zuladung an Waffen und Abwehrmitteln tragen. Die Bewaffnung wäre gleich der eines Kriegsschiffes. Es geht zudem nicht nur um die reine Maximalgeschwindigkeit sondern auch darum, dass ein WIG im Gegensatz zu einem Kriegsschiff in Küstengewässern Wege nehmen kann, die kein Schiff nehmen kann. Und damit auf geraden Linien agieren kann, die wegen der Gestaltung der Küste Schiffen verwehrt sind.
Zitat:wenn man sich mal die reichweite der russischen typen anschaut (der einsatzradius dürfte zwischen 600 und 900 km liegen) stellt sich mir auch die frage nach einem vernünftigen einsatzkonzept bei den beschriebenen scenarien.
Die Reichweite der russischen Typen liegt übrigens bei ca 2000 km.
Gerade die hohe Reichweite macht WIG im Vergleich so interessant. Boeing plant beispielsweise seit einigen Jahren ein (großes) WIG mit einer Reichweite von 18 000 km (in 15 m Höhe über dem Wasser). Natürlich müssen WIG von irgendwo aus her kommen, aber das müssen Schiffe auch. Schiffe müssen ebenso irgendwo einen Hafen haben oder einen Versorger(verband) von dem aus sie operieren.
wig's sind in meinen augen einfach zu speziell um eine daseinsberechtigung zwischen flugzeugen und schiffen zu haben. in einzelfällen mag ein solches system sinnvoll erscheinen (z.b. kalter krieg scenario: schnelle amphibische operationen über die ostsee oder küstenverteidigung) aber für die nato und speziell für deutschland sehe ich das einfach nicht.
Gerade für den Angriff auf feindliche Küsten fehlen zunehmend Konzepte und es fehlen defintiv Einheiten die einen solchen Angriff führen könnten. Die zunehmende Stärke feindlicher Küstenverteidigung, die zunehmende Stärke von U-Booten/Torpedos und Minen/Unterwasserdrohnen machen die Expeditionary Littoral Warfare immer schwieriger. Ein WIG umgeht diese primären Gefährdungen und macht größere Gebiete der feindlichen Küste nutzbar für die Bewegung.
Bei einer Studie zur Littoral Warfare die ich schon vor ein paar Jahren gelesen habe wurden für die Zukunft vor allem möglichst hohe Geschwindigkeit und möglichst große Manövrierbarkeit mit möglichst geringem Tiefgang als primäre Eigenschaften genannt (welch Überraschung). Ein WIG bietet nun genau diese Eigenschaften in besonderem Maße, und zugleich eine sehr hohe Zuladung an Waffen und Abwehrmitteln im Vergleich zu einem Flugzeug. Auch die Panzerung kann viel stärker sein. Weil ein WIG sehr viel mehr Last tragen kann als ein Flugzeug, kann man es panzern und gut bewaffnen. Trotzdem ist es eben sehr viel weniger eingeschränkt in Küstengewässern als ein Schiff und hat eben eine geringere Signatur, ist also schlechter durch Radar ortbar (und durch Sonar gar nicht).
Amüsante Anmerkung zum Schluß: Die iranische Marine hat 2010 eine Reihe sehr kleiner WIG in Dienst gestellt, die sogenannten Bavar 2. Diese dienen primär als Aufklärungseinheiten, haben aber sogar eine (schwache) Bewaffnung und sollen in Schwärmen in der Küstenkriegsführung auch Störaktionen durchführen:
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