Nordkorea
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Zitat:Nordkorea
Kims Kalkül

06.04.2013 · Wenn ein Dreißigjähriger den Vereinigten Staaten mit einem Atomschlag droht und sämtlichen Diplomaten mitteilt, sie dürften sich nicht mehr sicher fühlen, wirkt das ziemlich irre. Ist es das aber auch? ...

Es geht hier um die klassische Frage in den internationalen Beziehungen, ob sich ein Akteur rational verhält oder nicht. Rational in diesem Sinne bedeutet nicht, dass er nach unseren Maßstäben vernünftig handelt. Es heißt nur, dass der Akteur seine Mittel so einsetzt, dass sie einem bestimmten Zweck dienen - in der Regel: dem eigenen Überleben, dem Machterhalt. Solche Akteure sind berechenbar, selbst wenn sie Dinge tun, die uns unvernünftig erscheinen. Man kann sie verstehen und ihre nächsten Züge vorhersehen, wenn man sich auf ihre eigene Rationalität einlässt.

Kims sind Pragmatiker

Mal angenommen, Kim Jong-un meinte es ernst mit seinen Kriegsdrohungen: Dann könnte er mit seiner Artillerie zwar die Millionenstadt Seoul in Schutt und Asche legen, aber seine Panzer und Flugzeuge wären dem Süden und den Vereinigten Staaten hoffnungslos unterlegen. Kim müsste im Fall eines konventionellen Angriffs vielmehr mit dem Ende seines Regimes rechnen - und er dürfte nicht darauf zählen, neben seinem Vater und Großvater aufgebahrt zu werden. Das gilt erst recht, sollte er Atomwaffen einsetzen. Familie Kim macht aber nicht den Eindruck, als sei sie ihrer Herrschaft überdrüssig, der junge Führer scheint sich seines Lebens mit einer schönen Frau und jubelnden Groupies zu erfreuen. Dass er die Propaganda glaubt, die sein Regime produziert, ist überaus unwahrscheinlich. Die nordkoreanische Nomenklatur verfügt - dank moderner Informationstechnologie - über eine ziemlich realistische Einschätzung ihrer Lage. Obendrein haben sich die Kims ideologisch immer höchst beweglich gezeigt, messianisches Sendungsbewusstsein und apokalyptischen Opferkult gab es nur in der Propaganda.

Deshalb lässt das Regime seinen kriegerischen Worten auch keine Taten folgen.
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Nordkorea verhält sich rational

Nach westlichen Maßstäben ist das alles nicht vernünftig - nach nordkoreanischen dagegen sehr wohl. Das Regime demonstriert seine Wehrhaftigkeit und seinen Behauptungswillen, der Führer zeigt Stärke, das Militär Flagge. Und die Bevölkerung wird darauf eingestellt, dass der im vergangenen Jahr großspurig versprochene Wohlstand unter diesen Umständen auf sich warten lassen muss.
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Immerhin hielt sich diese Unberechenbarkeit bisher aber in einem berechenbaren Rahmen. Wenn der Norden ein Schiff versenkte oder eine Insel beschoss, tat er dies stets ohne Vorwarnung - nach Guerrillamanier. Das entsprach seiner militärischen Unterlegenheit und hatte eine begrenzte Vergeltung zur Folge. Falls diese Strategie weiter gilt, wäre ein Angriff gerade jetzt ausgeschlossen. Die westlichen Regierungen sind deshalb gut beraten, die Nerven zu bewahren - so schwer es angesichts der Drohgebärden auch fällt.
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