29.06.2012, 17:29
Erich schrieb:Es gibt im Islam derzeit zumindest drei große Strömungen
- den schiitischen Islam der Iraner
- den "klassischen sunnitischen" Islam, der durch so etablierte Hochschulen wie in Kairo oder der Türkei repräsentiert wird, und dem die Muslimbrüder genauso wie die AKP zugerechnet werden können,
- und den fundamentalistisch wahabitischen Islam der Saudis, der mit saudisichen Ölgeldern gefördert wird, und dem die Salafisten Ägyptens nahe stehen dürften.
Diese drei Strömungen wetteifern um Einfluss - und die türkischen "Seifenopern" wirken da wohl eher anziehend als die rigiden Vorgaben aus dem rigiden und totalitären Stammeskönigreich.
Dem schiitischen Iran ist die Religionszugehörigkeit sein Nachbarn und Partner egal, solang die weltlichen Ergebnisse zufrieden stellen. Grundsätzlich sehe ich das auch bei den gemäßigten sunnitischen Schulen. Den Salafisten und den orthodoxen und zionistischen Juden fehlt es aber vollkommen an entsprechender Toleranz. Sie haben den Religionskrieg fest im Programm. Daher der Mord und Totschlag in diesen Brennpunkten.
Zu Ägypten lässt sich sagen, dass im Iran natürlich die Hoffnung besteht, die bilateralen Beziehungen nach dem Sturz des pro-westlichen Despoten Mubarak und dem Wahlsieg eines islamischen Vetreters wieder deutlich zu verbessern. In dieser Richtigung gab es ja bereits auch im Vorfeld Annäherungsversuche. Im Gegenzug sorgt das natürlich für große Sorge im Westen und in Israel, der um den Erhalt der alten Machtbalance bangt. Irgendwelche Pressemeldungen und vermeintliche Analysen, wer was gesagt haben soll und was nicht, sind Begleiterscheinungen dessen.