07.01.2012, 10:10
Makarna:
Sich über Doppelmoral aufzuregen hat so etwas rührend Naives. In der Politik zwischen Staaten gibt es schlicht und einfach gar keine Moral. Die Aufregung einfacher Türken über die gegen ihre Nation erhobenen Vorwürfe werden schlicht und einfach auch nur benutzt. Gerade in der Türkei liebt es die Regierung, durch solche künstlich noch angeheizte Aufregung von anderen, Problemen und Zielen abzulenken. Ebenso wie der Völkermord an Armeniern von der EU und anderen ebenfalls nur benutzt wird, die eigenen Interessen durchzusetzen, beispielsweise einen EU Beitritt der Türkei zu verhindern.
Rein geschichtswissenschaftlich werden Völkermorde nie durch ganze Völker begangen. Die Frage einer kollektiven Verantwortung kann man ja selbst bei den Deutschen im Zweiten Weltkrieg durchaus diskutieren. Es ist daher rein wissenschaftlich gesehen falsch zu behaupten: DIE Türken als Volk hätten DIE Armenier als Volk völkergemordet. Daher ist es natürlich ebenso falsch, die Türken als Volk abzustempeln.
Anbei hier ein Augenzeugenbereicht eines deutschen Konsularbeamten aus Ostanatolien:
......wird uebrigens unumwunden zugegeben, dass das Endziel ihres Vorgehens gegen die Armenier die gaenzliche Ausrottung derselben in der Tuerkei ist. Nach dem Kriege werden wir ,keine Armenier mehr in der Türkei haben‛ ist der wörtliche Ausspruch einer maßgebenden Persoenlichkeit. ..... Das tuerkische Volk selbst ist mit dieser Loesung der Armenierfrage keineswegs einverstanden ....
Man beachte den letzten Satz !
In einigen Fällen kam es übrigens auch zu Widerstandshandlungen türkischer Zivilisten gegen die Vertreibung ihrer Nachbarn bzw Freunde, auch das sollte man erwähnen. Und man sollte den deutschen General von Sanders erwähnen, der zusammen mit türkischen Offizieren die Armenier in Smyrna und Istanbul beschützte und ihnen das leben rettete. Dort stellten sich türkische Armeeeinheiten gegen die zur Auslöschung der Armenier dorthin kommandierten Einheiten, die vor allem aus Kurden und Strafgefangenen bestanden und vertrieben diese durch Androhung militärischer Gewalt.
Richtig hingegen ist, dass ein Völkermord an Armeniern von Türken durchgeführt wurde. Von einigen wenigen Türken also: wieviele Türken da tatsächlich daran beteiligt waren, lässt sich nicht mehr genau bestimmen, aber es wird wie immer bei solchen Fällen nur eine verblüffend kleine Anzahl gewesen sein, die dann eben eine verblüffend große Anzahl von Opfern erledigt haben.
Die türkische Führung musste nach ihren Niederlagen gegen die Russen (und armenische Einheiten in russischen Diensten) im Ersten Weltkrieg und angesichts der armenisch-russischen Freunschaft fürchten, dass weitere wesentliche Teile ihres Staatsgebietes verloren und einem armenischen Staat zugeteilt werden würden. Daher entschloss man sich eben zur ethnischen Säuberung. Bei diesem Entschluss war nicht einmal die gesamte türkische Führung, sondern nur Teile derselben beteiligt.
Bei dieser Ethnischen Säuberung kamen wohl insgesamt so viel Armenier um, wie schon vor dem Ersten Weltkrieg bei der Niederschlagung eines Aufstandes der Armenier Ende des 19 Jahrhunderts. Der primäre Unterschied ist also nicht die Zahl der getöteten (mehrere Hunderttausende) sondern die Frage der vollständigen Vertreibung.
Samun:
Genau genommen war es durchaus eine Routineangelegenheit völkerzumorden, insbesondere wenn man die heutige juristische Definition dafür zugrunde legt.
Sich über Doppelmoral aufzuregen hat so etwas rührend Naives. In der Politik zwischen Staaten gibt es schlicht und einfach gar keine Moral. Die Aufregung einfacher Türken über die gegen ihre Nation erhobenen Vorwürfe werden schlicht und einfach auch nur benutzt. Gerade in der Türkei liebt es die Regierung, durch solche künstlich noch angeheizte Aufregung von anderen, Problemen und Zielen abzulenken. Ebenso wie der Völkermord an Armeniern von der EU und anderen ebenfalls nur benutzt wird, die eigenen Interessen durchzusetzen, beispielsweise einen EU Beitritt der Türkei zu verhindern.
Zitat:Aber ein Volk als Völkermörder abzustemplen finde ich auch hart.
Rein geschichtswissenschaftlich werden Völkermorde nie durch ganze Völker begangen. Die Frage einer kollektiven Verantwortung kann man ja selbst bei den Deutschen im Zweiten Weltkrieg durchaus diskutieren. Es ist daher rein wissenschaftlich gesehen falsch zu behaupten: DIE Türken als Volk hätten DIE Armenier als Volk völkergemordet. Daher ist es natürlich ebenso falsch, die Türken als Volk abzustempeln.
Anbei hier ein Augenzeugenbereicht eines deutschen Konsularbeamten aus Ostanatolien:
......wird uebrigens unumwunden zugegeben, dass das Endziel ihres Vorgehens gegen die Armenier die gaenzliche Ausrottung derselben in der Tuerkei ist. Nach dem Kriege werden wir ,keine Armenier mehr in der Türkei haben‛ ist der wörtliche Ausspruch einer maßgebenden Persoenlichkeit. ..... Das tuerkische Volk selbst ist mit dieser Loesung der Armenierfrage keineswegs einverstanden ....
Man beachte den letzten Satz !
In einigen Fällen kam es übrigens auch zu Widerstandshandlungen türkischer Zivilisten gegen die Vertreibung ihrer Nachbarn bzw Freunde, auch das sollte man erwähnen. Und man sollte den deutschen General von Sanders erwähnen, der zusammen mit türkischen Offizieren die Armenier in Smyrna und Istanbul beschützte und ihnen das leben rettete. Dort stellten sich türkische Armeeeinheiten gegen die zur Auslöschung der Armenier dorthin kommandierten Einheiten, die vor allem aus Kurden und Strafgefangenen bestanden und vertrieben diese durch Androhung militärischer Gewalt.
Richtig hingegen ist, dass ein Völkermord an Armeniern von Türken durchgeführt wurde. Von einigen wenigen Türken also: wieviele Türken da tatsächlich daran beteiligt waren, lässt sich nicht mehr genau bestimmen, aber es wird wie immer bei solchen Fällen nur eine verblüffend kleine Anzahl gewesen sein, die dann eben eine verblüffend große Anzahl von Opfern erledigt haben.
Die türkische Führung musste nach ihren Niederlagen gegen die Russen (und armenische Einheiten in russischen Diensten) im Ersten Weltkrieg und angesichts der armenisch-russischen Freunschaft fürchten, dass weitere wesentliche Teile ihres Staatsgebietes verloren und einem armenischen Staat zugeteilt werden würden. Daher entschloss man sich eben zur ethnischen Säuberung. Bei diesem Entschluss war nicht einmal die gesamte türkische Führung, sondern nur Teile derselben beteiligt.
Bei dieser Ethnischen Säuberung kamen wohl insgesamt so viel Armenier um, wie schon vor dem Ersten Weltkrieg bei der Niederschlagung eines Aufstandes der Armenier Ende des 19 Jahrhunderts. Der primäre Unterschied ist also nicht die Zahl der getöteten (mehrere Hunderttausende) sondern die Frage der vollständigen Vertreibung.
Samun:
Zitat:Völkermord ist keine Routineangelegenheit der Geschichte von dem es hunderte Fälle gibt und völlig willkürlich nur bei diesem Fall etwas getan wird.
Genau genommen war es durchaus eine Routineangelegenheit völkerzumorden, insbesondere wenn man die heutige juristische Definition dafür zugrunde legt.